I love Tiersen!

...Nachdenklich stimmt, dass das Oeuvre von Tiersen sowohl bei Klavierwettbewerben (Jugend musiziert bis hin zum Tschaikowski-Wettbewerb) als auch bei Konzertexamina an Musikhochschulen sagen wir mal unterrepräsentiert ist. Entweder liegt hier eine himmelschreiende Ungerechtigkeit vor, oder sie taugen nicht in diesem Rahmen. Ich tendiere vorsichtig dazu, letzteres anzunehmen...

:D:D:D

Sehr schön diplomatisch formuliert, rolf.

Ein weiterer Gedanke kommt mir bei Thiersen (Tiersen?). Die unmusikalischen Eltern loben ihren Sprössling in den Himmel, wenn er die Comptine runterjodelt. Da kann man ja irgendwie nie rausfliegen, und wenn man drüberpfuscht, merken die's sowieso nicht. Anders bei Bartok, Kabalewski, Chopin, Tschaikowski usw.

Für die Zuhörer ist also Thiersen meist interessanter, da kann sich der Schüler sozusagen auch mal erlauben, körperlich ne Show abzuziehen (siehe das Supertalent), da hat gleich das Auge viel mehr davon, als wenn er bei der Bach-Invention 3 mal stecken bleibt und von vorn beginnen muss.

Mit dieser geballten Motivationsbremse (Eltern, Klassenkameraden, potentielle Freundinen) möchte ich mal den Klavierlehrer sehen, dem es nicht schwer fällt, seinen Schüler Thiersen auszureden.

Dass das unerhört ist, ist mir klar, und ich wünschte es wäre nicht so, aber es ist leider Realität.

@rolf: Ich bin übrigens großer Comic-Liebhaber :p

Euer Morn
 
bin ich jetzt ein Banause?

hallo liebe clavianer!

bin ich jetzt ein Banause oder einfach komplett ungebildet - aber bis zu diesem Forum hab' ich noch nie was von Tiersen gehört ;-)

muß mir jetzt einmal was auf youtube anhören um mitreden zu können....

wobei, über Schwierigkeitsgrade und Techniken kann ich nicht lang reden, da ich selbst blutige Anfängerin bin!


LG,
Adora
 
hallo liebe clavianer!

bin ich jetzt ein Banause oder einfach komplett ungebildet - aber bis zu diesem Forum hab' ich noch nie was von Tiersen gehört ;-)

liebe Adora,

nein nein, Du bist weder Banausin noch ungebildet - vielmehr befindest Du Dich im paradiesischen Urzustand der Unschuld: als hüte Dich wohl, wenn die Schlange meuchlings mit Tiersennoten im Gewande auftaucht... ... :D:D

Gruß, Rolf
 
hallo liebe clavianer!

bin ich jetzt ein Banause oder einfach komplett ungebildet - aber bis zu diesem Forum hab' ich noch nie was von Tiersen gehört ;-)

Hi Adora
weder noch...:p

ist halt Musik, die durch den Film: "Die fabelhafte Welt der Amélie" bekannt wurde.
Der Film zeigt ein idealisiertes, reduziertes Klischeebild von Paris und genauso klischeehaft und reduziert ist die Musik.

LG NewOldie

edit.
Die Reduktion ist aber wichtiges Stilmittel im Film und auch in der Musik.
Und darüber lässt der Regisseur den Betrachter nicht im Unklaren.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Eine gute Freundin von mir (spielt seit 8 Monaten Klavier), die klassische Musik schätzt und gern zuhört, hat mal ihre Klavierlehrerin gefragt, ob sie nicht mal 1 Stück von Tiersen zur Abwechslung machen könnten. Die Lehrerin verdrehte die Augen und zeigte so gar keine Lust, daß besagte (rücksichtvolle) Freudin das Thema nicht mehr ansprach.
Ergebnis ? Frustration, und sie macht’s jetzt allein. Ich frage mich, ob diese Art von Reaktion wirklich ein gutes Signal von Lehrer zu Schülern ist, und ob nicht doch beim Einüben dieses Stücks etwas hätte beigebracht werden können.


Ich will mal einen Vergleich anstellen, da von Musik als "Nahrung der Seele" oft gesprochen wird, bietet sich hierfür die Nahrung des Körpers gerade zu an ....... ist es so, daß wir uns alle tagtäglich mit gastronomischen Höhepunkten kulinarisch verwöhnen ? Die Antwort wird wohl nein lauten - wir (Menschen) nehmen auch mal (mehr oder weniger gern) anspruchslosere Nahrungsmittel zu uns: sei es der BigMac , weil die Kinder es so toll finden, die Curry-Wurst um die Ecke, die fetten Pommes dazu, der geschmacks- und (weil?!) geruchsneutrale Käse, die Pizza-vom-schnell-bring-service, was weiß ich....
Und Gründe dafür gibt es viele, ein nicht unerheblicher Grund dabei ist sicherlich die Abwechslung - Nun mögen Leute sich ausschließlich anspruchslos ernähren, andere tun's nicht unter 1 Michelin-Stern und andere wiederum mögen's abwechslungsreich – So what ?

Dass sich ein Klavierspieler 3,4, mehr Wochen mit Tiersen beschäftigen möchte, in Kenntnis oder auch im Unkenntnis des musikalischen Wertes dieser Stücke, wird wohl kaum seiner Seele schaden. Und wenn er in dieser Zeit Spaß hat, und - nicht ausgeschlossen - etwas lernt, ist doch klasse! Schließlich wird sich kaum einer sein Leben lang ausschließlich damit beschäftigen.

Geschenkt: das Einüben/Einstudieren dieser Stücke wird ihm (möglicherweise) nicht dabei unterstützen, seine Sinne und seine Sensibilität für musikalische Sphären zu schärfen bzw. weiter zu entwickeln. Aber deshalb totale Ablehnung ?

Wer noch nie in Deutschland eine Wurst von der fetten Bude nebenan gegessen hat, der werfe der erster Stein !

Gruß, Alia
 
Ah, danke für die Auskunft - den Film hab' ich noch nie gesehen - hab' ihn allerdings vor kurzem bestellt - d.h. der "paradiesische Zustand der Unschuld" wird nicht mehr lange dauern ;-)
dann kann ich mir mal meine Meinung bilden...

lg, Adora

Hi Adora
weder noch...:p

ist halt Musik, die durch den Film: "Die fabelhafte Welt der Amélie" bekannt wurde.
Der Film zeigt ein idealisiertes, reduziertes Klischeebild von Paris und genauso klischeehaft und reduziert ist die Musik.

LG NewOldie
 
(...) und ob nicht doch beim Einüben dieses Stücks etwas hätte beigebracht werden können.
(...)

liebe Alia,

da stellt sich natürlich dem interessierten Leser die Frage, was dort speziell eingeübt werden könnte... und wie Dein Vergleich mit qualitativ höchst unerschiedlichen Nahrungsmitteln nahezulegen scheint, wirkt Tiersens Oeuvre auf Dich eher wie der BigMac (was schon sehr lobend ist)...

Gruß, Rolf

@Adora
aha... :D Du bahnst also der Schlange den Weg :D aber nicht dass Du anschließend wie Adam und Eva Buhuhu machst :D
 
Wer noch nie in Deutschland eine Wurst von der fetten Bude nebenan gegessen hat, der werfe der erster Stein !

gestattest Du mir, wenn auch zu keinem Wackerstein, so immerhin zu einem flachen Kiesel (vgl. Life of Brian) zu greifen? Die Currywurst musikalischer Provenienz habe ich zumindest bei Sächelchen aus dem 19. und frühen 20. Jh. immerhin mal gekostet (Fantaisie-Impromptu, Gebet einer Jungfrau, F-Dur Idylle von Sibelius, auch die Elise), aus Gründen der Erheiterung...
 
Gestattet !
Und Erheiterung ist ein ziemlich guter Grund Musik zu spielen.... dabei schöpft die heutige Klavierschaft (Neuwort-Schöpfung Leserschaft/Klavierschaft - nicht pejorativ) halt aus dem 21. Jahrhundert ;-)
Gruß, Alia

Fisherman, ich fürchte ja !!!
 
Interessante Diskussion.

Dass die Menschheit immer fauler wird und ständig auf der Jagd nach der schnellen Genugtuung ist, würde den Diskussions-Rahmen hier wohl sprengen.

Aber zurück zu Tiersen, ich verstehe Gomez' standpunkt, finde ihn aber etwas übertrieben.
Tiersen's Musik kann naiv, melancholisch, minimalistisch (mit sehr populären Harmonien zugegeben) sein, das alles kann sie dafür recht gut. Sie ist so eine Art Ph.Glass/E.Satie für musikalisch etwas weniger gebildete Jugendliche. für diesen Zweck ist sie allerdings recht wertvoll, und zwar als geschickt ausgewählte Ergänzung zu den großen Meistern, um jene Jugendliche motiviert zu halten.

Es ist natürlich klar dass man aus einem 5-jährigen Studium von ausschließlich Tiersens Musik nicht gerade einen komplexen Sinn für kunstvolle Struktur, Form, Motiv-Verarbeitung usw. bekommen würde. aber Tiersens Musik hat definitiv ihren Platz und Wert im heutigen Unterricht.

der Vergleich mit goethes Faust spricht mir aus der seele. umso mehr weil ich selbst die ersten 4 jahre meines Klavier-Lebens das wort üben gar nicht kannte, meine Eltern wollten das klavier verkaufen und auch die musikschule nicht mehr zahlen - wofür auch? klavier war einfach (noch) nicht meine leidenschaft, ich konnte auch gar nicht ahnen, was für ein kosmos mir dadurch (vorerst) verborgen blieb.
plötzlich fiel mir ein heft mit "populären" stücken in die hände, und ich saß 4 stunden am klavier. klavier blieb also im haus, innerhalb kürzester zeit verbesserte sich mein spiel, meine technik enorm. allmählich spielte ich auch schwerere klassische stücke und entdeckte dabei: DAS ist es, diese Musik ist unglaublich, das Instrument ist unglaublich. nicht allzu viel später trat ich in die Musikhochschule ein.

ich gehe so weit zu sagen: Das alles nur wegen dem "motivierenden" Heft mit Popular-Musik (es war übrigens Rhythm and Blues von Schaum).
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

@tirolerhut

sehr schönes Post! So sehe ich das auch.

Tiersen ist definitiv nichts, womit man 5 Jahre herum kriegt. Aber es gibt durchaus 12-jährige, die heftigst Notenlese üben müssen und dann, wenn sie das Zeug dann gelernt haben müssen sie noch in die Geschwindigkeit hinein üben. Dabei lernen sie auch: üben!

Ja nach Handgröße spiele ich die Comptine d'ete nach ca 4 Monaten Klavierunterricht. Also auch schon mal mit Achtjährigen, wenn sie die Oktave hin kriegen. Und dann müssen die Kleinen durch die vielen Seiten ihre Konzentration schulen... also ich finde das schon mal bewundernswert.

@Alia
Eine gute Freundin von mir (spielt seit 8 Monaten Klavier), die klassische Musik schätzt und gern zuhört, hat mal ihre Klavierlehrerin gefragt, ob sie nicht mal 1 Stück von Tiersen zur Abwechslung machen könnten. Die Lehrerin verdrehte die Augen und zeigte so gar keine Lust, daß besagte (rücksichtvolle) Freudin das Thema nicht mehr ansprach.
Ergebnis ? Frustration, und sie macht’s jetzt allein. Ich frage mich, ob diese Art von Reaktion wirklich ein gutes Signal von Lehrer zu Schülern ist, und ob nicht doch beim Einüben dieses Stücks etwas hätte beigebracht werden können.
Kommt auf das Alter der guten Freundin an... wenn sie 17 ist kann sie durchaus sich ein wenig damit beschäftigen, auch wenn sie sich mit der Pedalbenutzung und der zweigeteilten Hand überfordert fühlt und sich da Fehler einüben wird. Hat man dagegen schon einig Ausbildungsjährchen auf dem Buckel, so finde ich die Haltung der KL total super, denn dann kann man alles selbst. Das trainiert!

Ich weiß noch, wie ich meiner Professorin von mir erstellte Transkriptionen von Oskar Peterson vorspielte, höllenschweres Material teilweise, alleine auf das Raushören war ich stolz. Diese Jazz-Akkorde... puh. Bei einigen musste mir mein Vater helfen (er ist Jazzpianist aber damals gab es in diesem Genre keinerlei notierte Sachen!). Meine Professorin hüstelte nur abwertend und meinte dann, dass ich jetzt wieder etwas "richtiges" spielen sollte... ich hätte echt heulen können...

Es war dieses Stück aber in einer etwas anderen Version:
Place St. Henri

DAS war für sie einfach nur: SCHROTT!

Nun ja, ich finds heute immer noch gut.
 
Ihr Lieben,
ist bei Thiersen, Heumann und Co. wirklich nur die "Qualität" der Musik wichtig??? Viel wichtiger, als sich darüber aufzuregen, dass ein Klavierschüler (in Euren Augen) "minderwertige" Musik spielt, sollte doch sein, sich darüber zu freuen (und vielleicht den Schüler zu loben?), dass sich eben dieser Schüler aus eigenem Antrieb mit etwas beschäftigt.
Viele haben doch ständig die Kopfhörer des MP3-Players im Ohr, machen aber selbst keine Musik, sehen Sportsendungen im Fernsehen, können sich aber nicht mal dazu aufraffen zum Kiosk um die Ecke zu Fuss zu gehen, bestellen sich etwas beim Lieferservice anstatt selbst zu kochen oder leben gleich den größten Teil Ihres Tages in Second-Life anstatt sich in der Realität mit Menschen zu treffen und auseinanderzusetzen. Da ist es doch schon mal etwas wert, wenn sich ein Schüler aufrafft und selbst nicht nur etwas konsumiert, sondern auch "produziert".

Wäre dies ein Sportforum, so käme kein Trainer auf die Idee einem Schüler, der ihm stolz mitteilt, dass er nun 2h am Tag Körbe werfen trainiere, weil er sich einen so tollen gelben Ball zugelegt habe zu sagen, dass er wieder mit dem braunen Ball trainieren müsse, nur weil auch er (der Trainer) schon mit diesem Ball trainiert habe...

Als totaler Anfänger (1 Jahr Unterricht mit langen Pausen / Anfang des 2. Bandes der RKS) spiele/übe ich zwar brav was meine KL mir aufgibt, aber trotzdem nehme ich mir die Freiheit auch Dinge "nur für mich" zu tun. Diese Stücke haben keinen Anspruch als wertvoll angesehen zu werden, aber mir gefallen sie (Nightingale / House of Rising Sun) und ich lerne dazu.
Was mir bisher kein Stück meiner KL vermitteln konnte, nämlich "blind" die Tasten zu finden, habe ich mit diesen Stücken gelernt bzw. lerne es noch.

Es lernt nun mal jeder anders und benötigt eine anders geartete Motivation. Wenn Thiersen, Heumann und Co. dort helfen, dann seid doch froh den Schüler über eine Durststrecke zu bekommen und ihm vielleicht auch noch zu mehr Ansehen in seiner Clique (wow, der/die kann das spielen...) verholfen zu haben. Unterricht darf doch auch Spass machen...

In diesem Sinne: Ich mag alles, was MICH PERSÖNLICH weiterbringt, egal was andere Menschen darüber denken


LG
Wuschelino
 
Es ist natürlich klar dass man aus einem 5-jährigen Studium von ausschließlich Tiersens Musik nicht gerade einen komplexen Sinn für kunstvolle Struktur, Form, Motiv-Verarbeitung usw. bekommen würde. aber Tiersens Musik hat definitiv ihren Platz und Wert im heutigen Unterricht.

Ich begreife immer noch nicht, welchen definitiven Platz sie hat:
- Viola meint, sie motivieren Schüler mehr zum Noten lesen (lernen) ich frage mich, warum erst hier bzw. warum speziell hier
- Du sprichst, wenn auch nicht speziell bzgl. Tiersen, von einem Motivationsschub ich frage mich, was an den Sachen so motivierend ist, denn den späteren (so wie Du es erzählst) sind sie so unähnlich, dass sie eigentlich nicht dahin führen

Pragmatisch und nüchtern frage ich mich, was man wenigstens technisch dort lernen könnte - ich finde da nichts nennenswertes. Technisch sind diese Sachen meilenweit von Bachs Sinfonia (dreistimmige Invention) h-Moll oder dem beliebten Fantasisie-Impromptu von Chopin entfernt, ebenso vom beliebten As-Dur Impromptu von Schubert (op.90), zu schweigen von Liszts Liebestraum in As-Dur. (und auch wenn ich gehauen werde: die genannten Stücke sind manuell eher leicht als schwer)

Bleibt aus meiner Perspektive eigentlich nur, dass so etwas zu hören womöglich der mehr oder weniger erste Kontakt mit Klavierklang war? Das würde dann bedeuten, dass Kinder oder Jugendliche Klavier spielen lernen wollen, weil sie partout diese Sachen können möchten?
 
@ Hi Rolf,
wahrscheinlich bist Du vom Kerngeschäft eines KL weit weg...

Das beginnt mit dem Anfangsunterricht: Noten erklären, die Finger koordinieren, Unabhängigkeit der Hände usw. Ein Stadium, was gut und gerne 2-5 Jahre dauern kann. Hier schon mit den Sinfonias von Bach zu kommen wäre einfach eine Überforderung. Überhaupt tun sich die meisten mit Polyphonie sehr schwer und nimmt man eine Invention so kann man die Leute damit arg vergraulen. Eine erwachsene Schülerin hat jetzt 8 Jahre Unterricht, spielt das Solfeggietto von C.Ph.E. Bach ganz ok nach 6 Wochen, kann sehr gut Noten lesen zB den kleinen Trauermarsch von Tschaikowsky, wobei sie "die eine" Stelle zwar richtig gespielt hat letztend sich aber fragte, ob sie DAS wirklich richtig gespielt haben könnte, das klang ihr alles zu merkwürdig. Fazit: sie hat diese Stelle (noch) nicht verstanden. Darum braucht sie ja mich. Wenn ihr Ohr diese "merkwürdigen" Akkorde mal in der Zeit HÖRT und ihr denken nicht mit der vertikalen erzeugung der Klangstrucktur beschäftigt ist, DANN kapiert sie die Stelle und hat auch wieder Lust, daran zu üben. Mit Herzblut!
Allerdings: sie versteht nicht, wieso sie das G-Dur Menuett aus dem Notenbuch für AMB jedes mal wieder neu lernen muss, wenn sie es einige Zeit liegen lassen hat! Das regt sie total auf, denn sie findet das im Prinzip gar nicht so schwer. Bei Tiersen kann sie einige Sachen einfach vom Blatt spielen, ihr Mann im Hintergrund macht endlich mal positive Bemerkungen (die bei der Mondscheinsonate 1. Satz natürlich NICHT kommen). Aber nicht alle Stücke von Tiersen sind für sie machbar... da sieht sie noch einige Herausforderungen auf sich zu kommen, insbesondere die schnellen und technisch anspruchsvolleren Werke. Daher finde ich schon, dass dieser Tiersen seinen definitiven Platz im Klavierunterricht hat! Denn mit Czerny, Hanon, Aaron und Heumann kann ich diesen Leuten NICHT kommen. Das ist wirklich stupide.

Ich finde es einfach bewundernswert, dass es Erwachsene gibt, die neben Job, vier Kindern und Haushalt auch noch fast täglich Klavier spielen.

edit: @Wuschelino Danke! Sehe ich auch so!!

edit:
@ rolf
Ich begreife immer noch nicht, welchen definitiven Platz sie hat:
- Viola meint, sie motivieren Schüler mehr zum Noten lesen (lernen) ich frage mich, warum erst hier bzw. warum speziell hier

Wieso sollten sie mit dem Notenlesen lernen denn noch warten? Bei den Erwachsenen oder größeren Kindern erkläre ich die Noten und dann gibts den Tiersen (wenn sie wollen), so nach 6 Wochen. Ist doch egal, bei welcher Litereatur man Noten lesen lernt. Ich verstehe Dein Problem nicht...
Das Spezielle bei Tiersen ist, dass es sich automatisch wiederholt, also brauche ich erst einmal keinerlei Übeabschnitte zu setzen. Man checkt das System, die Patterns und dann muss man aufpassen, wann die Dinger sich leicht verändern! Der Teufel liegt oft im Detail! Im Laufe eines Stückes werden die Ansprüche von Abschnitt zu Abschnitt immer schwieriger, aber wenn man den A-Teil geschafft hat (und sich dort schon eine gewisse Routine erarbeitet hat) so kann man sich ja auch mal an den B-Teil wagen, der große Teile aus dem A-Teil voraussetzt.




noch mal edit: habe ich gerade gefunden:
https://www.clavio.de/forum/183600-post24.html

Tier-will-spielen spielt nach 7,5 Monaten autodidaktisch Tiersen. Hätte er lieber die Sinfonas von Bach wählen sollen, rolf?






und dann noch einmal edit:
http://www.youtube.com/watch?v=P-Zz_bSCsBE

Dieses Stück gibt es in einer schönen Klavierbearbeitung, die ich gerade kennen lernen durfte, weil meine Schülerin das Heft zu Weihnachten geschenkt bekommen hat und mir dieses Stück daraus vorspielte. Sie genießt seit 10 Jahren Unterricht, ist absolut kein Hochtalent, kann wegen ihrer zwei Wohnsitze (Mama/Papa) nur begrenzt üben und macht sehr gerne Musik, wenn sie kann. Das sind die Fälle, auf die ich besonders stolz bin, ihre Lust auf Klavierspiel erhalten und gefördert zu haben. Bei anderen KollegInnen wäre sie wahrscheinlich an die Wand gefahren worden, wie ich leider einige Male erlebt habe - nur mal als Beispiel: Meine kleine "Komponistin" hatte mit ihren neun Jahren so an die 20 kleine Kompositionen verfasst, die ich alle notiert hatte. Irgendwie waren da immer schöne kleine Momente eingefangen. Dann kam der Umzug nach Brüssel. Die dort eingekaufte KL schmiss dieses Mädchen nach 6 Monaten raus mit der Begründung: völlig untalentiert! Mit tat das sehr weh. Wie kann man so den Stab über einen Menschen brechen?!? Nur weil sie nach 3 Jahren Klavierunterricht keinerlei Sinfonias von Bach spielen konnte? Ist "Talent haben" nur damit gleich zu setzen sich auf Noten zu stürzen und diese brav abzuarbeiten? Reicht es nicht, Freude an der Musik zu haben und sich darin zu bewegen?!?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

ich möchte nur am Rande vermerken, dass Rolf nicht behauptet hat, dreistimmige Sinfonias statt der Tiersenstücke zu spielen, sondern, dass die Stücke von Tiersen in keiner Weise auf eben Sinfonias u.ä. Stücke vorbereiten.
Eig. wurde das meiste schon gesagt. Spielt man ohne Anspruch in der Klavierliteratur merklich voranzukommen, oder irgendwo vorspielen zu müssen, so gibt es keinerlei Gründe, die dagegen sprechen, sich mit Tiersen auszutoben.

Schönen Gruß, Raskolnikow
 
Hallo,

ich möchte nur am Rande vermerken, dass Rolf nicht behauptet hat, dreistimmige Sinfonias statt der Tiersenstücke zu spielen, sondern, dass die Stücke von Tiersen in keiner Weise auf eben Sinfonias u.ä. Stücke vorbereiten.
Eig. wurde das meiste schon gesagt. Spielt man ohne Anspruch in der Klavierliteratur merklich voranzukommen, oder irgendwo vorspielen zu müssen, so gibt es keinerlei Gründe, die dagegen sprechen, sich mit Tiersen auszutoben.

Schönen Gruß, Raskolnikow


Da hast Du wohl recht. Nur... (siehe von mir gefettete Aussage) ich finde durchaus, dass man an Tiersen merklich voran kommt - wie das Beispiel Tier-will-spielen doch zeigt. Von Null auf Tiersen ist eine merkliche Verbesserung des Klavierspieles.

Du kannst das natürlich gerne anders sehen.
 
Klar, von Null auf Tiersen ist ein Sprung. Das wird keiner leugnen.
Der einzige Einwand der hier herrscht ist im Prinzip, dass ein ähnlicher oder "besserer" Sprung mit anderer Literatur ebenso möglich wäre. Aber hier treffen wir unter anderem wieder auf Geschmacksfragen, weshalb die Diskussion in der Hinsicht etwas mühselig wird.
Man hat eben viele Richtungen in die man springen kann. Und die Richtung entscheidet gelegentlich über den weiteren Werdegang.

Und ich muss wieder entschwinden.

Schönen Gruß, Raskolnikow
 
...
Man hat eben viele Richtungen in die man springen kann. Und die Richtung entscheidet gelegentlich über den weiteren Werdegang.

Und ich muss wieder entschwinden.

Schönen Gruß, Raskolnikow


Ja, es gibt viele Richtungen in die man springen kann, aber ich bin absolut NICHT der Auffassung, dass dies über den weiteren Werdegang entscheidet.

Eine Hochbegabung kann man mit NICHTS auf der Welt zerstören, die holt sich das Wissen, was sie braucht. Das gilt auch für fleißige Begabte. Kein Weg ist jemals ein falscher Weg und manche Umwege führen auch ans Ziel.


Nur die zarten Seelchen, die sich nichts zutrauen, die mit mittlerer Begabung und verschüchtertem Fleiß sich dem Instrument nähern, die kann man durchaus demotivieren, frustrieren, zerstören.
 

Zurück
Top Bottom