Mich erstaunt, dass in diesem Zusammenhang hier noch nicht der Name von
@kitium genannt wurde
.
Wo Du recht hast, hast Du recht:
https://www.neumarkter-konzertfreunde.de/kuenstler/kit-armstrong
Allerdings ist hier ähnlich wie bei dem bereits genannten Bernd Glemser die pianistische Karriere so glanzvoll verlaufen, dass die Leistungen als Organist eher als zusätzliche Qualifikation den Lebenslauf aufwerten. Da aber Kit Armstrong gerade mal die halbe Lebenszeit von Bernd Glemser hinter sich gebracht hat, besitzt er glänzende Chancen, seine Prioritäten langfristig anders setzen zu können, während Glemser nach seiner frühen Organistenausbildung seine Prioritäten auf pianistischem Gebiet bereits sehr nachhaltig gesetzt hat - und das ganz sicher nicht zu seinem Nachteil!
Ursprünglich ging es freilich um echte Doppelbegabungen, die praktisch kontinuierlich als Pianist
und Organist eine Solistenkarriere absolvieren konnten. Kein Pianist, der auch als Organist auftritt - und kein Organist, der auch als Pianist auftritt.
Auch über die Tasteninstrumente hinaus kann es solche Konstellationen geben: die Geigerin Julia Fischer ist auch eine ausgezeichnete Pianistin, die innerhalb eines Konzertes erst das 3. Violinkonzert von Saint-Saëns und anschließend Griegs Klavierkonzert als Solistin spielte, sieht sich aber eindeutig als Geigerin. Übrigens spielt auch Anne-Sophie Mutter hervorragend Klavier. Mehr als ein Instrument absolut erstklassig zu beherrschen, das dürfte wohl nur denjenigen gelingen, die jedes dieser Instrumente frühzeitig zu erlernen begonnen haben und die dazugehörige Ausbildung durchgängig auf höchstem Niveau absolvieren konnten. Besonders ungewöhnlich ist eine Konstellation im Musiktheater: Lehárs Operette "Paganini" enthielt erstmals eine dem Tenor Richard Tauber auf den Leib geschriebene Solopartie, die musikalisch mit einem umfangreichen Part für Solovioline verknüpft ist - was angesichts der portraitierten historischen Figur plausibel sein dürfte. Im Regelfall wird die instrumentale Ausführung des Violinsolos im Orchestergraben erledigt und der Darsteller des Paganini konzentriert sich auf seinen Vokalpart, der ihn bereits recht intensiv fordert, da die großen Lehár-Rollen ausgewachsene Opernpartien auf Augenhöhe mit Puccinis Beiträgen zum Genre der Oper sind. Und doch trat der Fall bereits ein, dass Lehárs Paganini auf der Bühne nicht nur so tun sollte, als könne er Geige spielen: der Tenorsolist hatte in seinem künstlerischen Vorleben nicht nur Violine mit Auszeichnung studiert, sondern bereits als Konzertmeister eines namhaften Symphonieorchesters gearbeitet - so geschehen vor vielen Jahren in der Schweiz und mir von einem befreundeten Regisseur berichtet worden, der dieses Phänomen später noch ein zweites Mal beobachten konnte. Übrigens hat Richard Tauber zunächst Klavier und Dirigieren studiert und ist auch als Komponist hervorgetreten und dies alles auf hohem künstlerischen Niveau. Es kann interessant werden, wenn man zwischen verschiedenen Welten zu wechseln imstande ist... .
LG von Rheinkultur