Hat jemand Erfahrung m. einem Bechstein von 1893 ?

C.B.

C.B.

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9. Nov. 2007
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Hallo und guten Morgen,
mir ist ein Angebot gemacht worden. Ich würde gerne wissen ob ich in diesem Fall mir unter Umständen Rep. und Rest. Kosten ohne Ende an die Backe hefte. Über die Spielbarkeit der Tastatur hätte ich auch gerne informationen. Beispielsweise wie schnell, wie träge oder wie anstrengend man darauf zu spielen vermag.
Es handelt sich um einen ca. 203 cm langen C. Bechstein von ca. 1893. Der Shellack ist dem Alter entsprechend rel. gut, der Resonanzboden hat keine Risse, Die Tastenbeläge sind mehrfach repariert worden und sehen nicht sehr gut aus, ein Belag fehlt völlig.
Saiten sehen rostig aus aber werden vom Flügel gut in Stimmung gehalten.
Risse am Stimmstock kann ich keine erkennen (kaum zu glauben)
Den Klang finde ich erstaunlich zeitgemäß, also eher auf der kühlen obertonreichen Seite. Die Bässe sind enorm und stehen bis in alle Ewigkeit.
Da ich kein Spieler bin (kaufe es für die Kinder) bzw. nur Laie bin frage ich mich ob es nicht vielleicht doch etwas schwerfälliger zu spielen ist als ein halbwegs modernes Klavier oder gar Flügel ab den 20ern.
Ich denke dieses Schiff hat das Potenzial mir den einen oder anderen Schein aus der Tasche zu ziehen, denn ich mag es Dinge wieder in Ihren ursprünglichen Zustand herzurichten, wobei "herichten lassen $$$$" wohl die Sache besser trifft.
Nun ja, wäre mir schon sehr gediehnt, wenn ich wüsste was ich für so einen Oldtimer maximal bezahlen darf.
Der Flügel ist so wie er ist spielbar, wobei ich vermute, dass er eine Regulation
und eventuell Intonation gebrauchen könnte.
Danke für Tips und Hinweise jetzt schon
Beste Grüße
 
Ist würde ich sagen mit Vorsicht zu betrachten. Eines der Kriterien ist die Mechanik wobei ich aufgrund des Baujahres vermute das der ne Wiener oder Deutsche Prellmechanik haben könnte. Falls dies der Fall ist und Deine Kinder klassischen Klavierunterricht nehmen wollen dann bitte Finger weg denn die Wiener Mechanik erlaubt keine fein differenzierte Spielweise, andererseits ist sie so robust das man sie praktisch kaum nachregulieren muß.


Eine englische oder Doppelrepetitionsmechanik müßte, außer das Instrument wurde sehr wenig genutzt, nach dieser Zeit sicher mal überholt und reguliert werden und das ist natürlich mit Kosten verbunden.
Lass das Instrument am Besten von nem Klavierbauer ansehen und Dich von diesem beraten.

Die Mechanikvarianten kanst Du relativ leicht selbst unterscheiden:
Bei der Doppelrepetitionsmechanik sitzt der Hammerstiel und das Lager zur Vorderseite (Tastatur) hin gerichtet und die Hämmer zur Flügelrückseite:

EnglischeMechanik.jpg




bei der Prellmechanik ist es genau umgekehrt.

WienerMechanik.jpg
 
Danke Markus. Ich denke das war sehr informativ. Ich bin heute bei einem Klavierbauer gewesen und habe mir dieses Doppelrepetition Modell angesehen.
Es gibt unterschiedliche Informationen zu meiner Anfrage. Klavierbauer 1 sagte mir, dass Bechstein zeitweise beide Mechaniken parallel verbaut hat, ein anderer Kollege wiederum hält es für eher unwahrscheinlich, dass noch Wiener Mechaniken verwendet wurden. Der Bechstein Mensch im Stilwerk Berlin wollte sich schlau machen und zurückrufen. Bis jetzt ist dies nicht geschehen.
Ich denke, ich werde mit dem Klavierbauer das Objekt der Begierde inspizieren um vor allem auch andere Komponenten zu checken. Das wird das Beste sein.
Stutzig war ich über die schlichten modernen Beine des Flügels. Ich dachte immmer, dass sie in diesen Jahren alle gedrechselt waren. Bechstein sagt, dass es beide stile parallel gab. Ist mir so persönlich lieber.
Die Tastatur werde ich wohl neu belegen lassen, denn ich will ja meine kleinen motivieren und nicht gruseln.
Grüße
 
Lass aber wenn möglich die Tastenbeläge nur ausbessern bzw. die defekten durch solche eines anderen Elfenbeinklavieres ersetzen denn ein neuer Kunststofftastenbelag kommt vom Spielgefühl an die damals verwendeten Elfenbeinbeläge nie und nimmer ran. (Werd irgendwann sicher die Plastiktasten meines DP mit den Belägen meines geschlachteten Uraltpianinos deswegen "upgraden..;)..)

Die Elfenbeinbeläge lassen sich übrigens wieder heller bleichen und man sollte die Tastatur entgegen anderer Hinweise immer offen lassen damit sie nicht weiter vergilben.
 
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Hi Markus, ich war inzwischen in Berlin's renomiertester Werkstatt für Klaviere und Flügel. Die beiden Meister hatten selbst mehrere Jahre bei Bechstein gearbeitet. Dort zeigte man mir an einer Wand diverse Mechanikmodelle.
Bechstein hat demnach nie die Wiener Mechanik verwendet. Das was bei dem Flügel meiner Begierde, ein genau gleiches hatten sie zufällig zum Komplettrestaurieren da, verwendet wurde war eine "modernere" Repetiermechanik. Ich habe vergessen wie er sie benannt hat, habe jedoch behalten, dass sie entgegen den heutigen Mechaniken mit einer sog. Zunge direkt verbunden ist anstatt nur aufzuliegen.

Thema Tastaturbeläge:
Diese wollte der Meister nicht getrennt von anderen Überholungsarbeiten durchführen, denn das machen Sie grundsätzlich nicht. Sie hätten einen sehr guten Ruf und machen solchen patch work nicht. Andere für solches gäbe es wohl, die das machen, jedoch ist dies nicht das was sie tun. Mit anderen Worten, keine halben Sachen, nur gutes verläßt das Haus. Kann ich sehr gut nachvollziehen eigentlich.
Das heist im Klartext. Mechanik komplett überholen mit allem Schnick Schnack vor und danach. Als Beläge wird ein Ivorid verwendet, wobei die Tastatur selbst je nach Abnutzung auf das originale Sollmaß gebracht wird. Somit sieht das Spaltmaß dann wieder vernünftig und original aus. Elfenbein müsste ich selbst besorgen falls gewünscht. Den Tastaturbelag job geben sie übrigens an Spezialisten ausser Haus.
Kostenpunkt der besagten Arbeit, also komplette Überholung der Mechanik, Tastaturbeläge, Regulieren, Intonieren etc. etc. ca. 4000 Euronen,....Ouuutsch!!!

Ein anderer Klavierbauer x hätte mir empfohlen die von ihnen meist verwendeten Plastikbeläge zu verwenden. Diese sind off white und aus einem Stück. Kostenpunkt 500 Euro.
Diese Beläge sind genau diejenigen, die der andere Meister als knock out Schrott überhaupt nicht verwendet,..nicht einmal mit der Beißzange anfassen würde.

Es lohnt sich also viele Besuche bei verschiedenen Meistern zu machen. Man bekommt ziemlich sicher und schnell heraus bei wem man welche Qualität zu erwarten hat.

Ich bin mir inzwischen unsicher ob ich mir so ein riesiges Schiff hinstellen soll, denn, einmal mit dem Zollstock den zuk. Standort abgecheckt ergibt ernüchternde Bilanzen,...kurzum schlichtweg etwas zu groß für meinen bescheidenen Palazzo, ob ich durch die eng verbauten Gänge und Türen komme ist mehr als Zweifelhaft.
Sehr sehr schade, denn dieser Flügel hat den größten und schönsten Wums den ich bisher gehört habe, sehr musikalisch mit enormer Dynamik und Reserven ohne Ende. Es ist sicher restaurierungswürdig, doch das wird mir finaziell auch zuviel. Meine KFZ Oldtimer stehen alle fast vollendet seit Jahren in der Garage, doch zum letzten Funken reicht es nicht. Vielleicht verkaufe ich diese Fossilen Saurier und kaufe einen halbwegs modernen ab 1930 Flügel zum loslegen ohne Kopfzerbrechen,...also schon überholt od. restauriert.

Diese Gentleman hier spielt ein solches Bechstein aus dieser Era bzw. Baujahr. Also repetieren tut es wohl, oder? ;)
http://youtube.com/watch?v=obyzWcDFAqw
 
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Hallo C.B. !

Kann leider das Youtubevideo nicht ansehen weil mein PC dafür leider schon etwas zu altmodisch ist....

Aber ich würde mir die Sache doch nochmal gründlich aus folgenden Überlegungen durch den Kopf gehen lassen:

Der Flügel scheint mal bez. Saiten, Rahmen und Resonanzboden ok zu sein denn Du schreibst nichts über einen diesbezüglichen Ersatz oder Reparatur. Er hat nach der Beschreibung zumindest ne englische Mechanik und die genügt für alle Anforderungen es sei denn es spielte ein Virtuose komplizierteste Stücke drauf.

Ich würde ihn Mechanik - und Tastaturmäßig einstweilen auf ne preisgünstige Art instandsetzen (defekte bzw. fehlende Tastenbeläge ersetzen, die Tasten geradelegen lassen und eventuell ne Grobregulierung) damit er spielbar wird und später wenn Du das Geld aufbringen kannst ne richtige Mechanikrevision machen lassen. Zu Beginn des Lernens ist es nicht tragisch wenn das Instrument technisch noch nicht ganz perfekt ist.
Wenn am Instrumentenklangkörper selbst nichts instandzusetzen ist braucht der Klavierbauer für die spätere Generalrevision nur die Mechanik samt Tasten mitzunehmen und kann ihn nach der Überholung bei Dir zuhause intonieren und regulieren; das Instrument selbst muß nicht nochmals transportiert werden und Du hast außerdem den Vorteil das er dann angepasst an Deine Raumakustik intoniert wird.

Du wirst nämlich klanglich kaum was Vergleichbares zu den alten Bechsteins finden, im Zweifelsfall ist auch ein größeres Instrument immer besser als ein kleines d. h. wenn Du ihn platzmäßig irgendwie in Dein Reich bringst wirst Du es sicher nie bereuen und z. B. 30 cm Längenunterschied sind im Klavierbau schon Welten. Außerdem wurde der zu einer Zeit gebaut wo noch keine Wirtschaftskrise herrschte; bei Klavieren aus der Zwischenkriegszeit wäre ich da etwas vorsichtig denn wirtschaftliche Zwänge oder Absatzprobleme verführten Hersteller immer zum Sparen und das ging meist auch auf Kosten der Qualität.

Außerdem verliert der Bechstein bei entsprechender Pflege sicher nicht an Wert und Du hast sicher damit auch ein seltenes Exemplar. Auch haben die Bechsteins ne Klangcharakteristik die fast zu jedem Musikstil passt, der würde trotz seines Alters von Barockmusik bis zu Pop ne gute Figur machen.

Wenn ich ihn unterbringen könnte (mein 175 cm Dörrflügel mußte schon mit Gewalt durch den Stiegenaufgang sprich an der Ecke etwas schräg hochkant hingestellt und dann mit vier Leuten auf Kommando gleichzeitig gegen die, auf der Stiege stehende Seitenkante gerannt damit der Klügere (in meinem Fall der Wand - und Deckenkantenverputz) nachgab..:D..), er nicht soweit weg wäre das mich die Transportkosten auffräßen hättest Du jedenfalls nen ernstzunehmenden "Nebenbuhler"......;)
 
Nun ja, dieser Flügel gehört eine professionellen Pianistin. Sie hat ihn eine Weile gespielt (hoffentlich nicht zu lange).
Er hält die Stimmung, spielt sich wie ein jedes andere Klavie oder Flügel auch, also nicht dass ich wirklich etwas daran auszusetzten hätte. Er ist also kein wackliges Fossil, sondern ein richtig spielbares Instrument und klingt noch dazu wie brutal aufgebohrt. Ein echter Performer zum Gas geben.
Allerdings habe ich leider erst im Nachhinein festgestellt wie groß er im Raum (6 X 4,5) steht. Dann die alten Holztreppen, vermutlich würde so manches hier in meiner alten Hütte schon beim Transport zerbrechen. Die klnirschen und geben schon nach wenn die Kinder drüberlaufen. Ich bin fast sicher, dass ich Ihn nicht bei mir hineinbekomme.
Wie schade vor allem jetzt wo Du mich noch anstachelst. Wie das auch schon aussieht das Logo. C. Bechstein Berlin, Hoflieferant des Kaisers und des Königs. So in etwa, habs nicht mehr ganz im Kopf,...und mit dem kaiserlichen Adler Hmmmm. Schellack ist auch noch einigermaßen O.K.
Na ja, man kann nicht alles haben.
Gruß
 
Nun ja, dieser Flügel gehört eine professionellen Pianistin. Sie hat ihn eine Weile gespielt (hoffentlich nicht zu lange).
Er hält die Stimmung, spielt sich wie ein jedes andere Klavie oder Flügel auch, also nicht dass ich wirklich etwas daran auszusetzten hätte. Er ist also kein wackliges Fossil, sondern ein richtig spielbares Instrument und klingt noch dazu wie brutal aufgebohrt. Ein echter Performer zum Gas geben.
Allerdings habe ich leider erst im Nachhinein festgestellt wie groß er im Raum (6 X 4,5) steht. Dann die alten Holztreppen, vermutlich würde so manches hier in meiner alten Hütte schon beim Transport zerbrechen. Die klnirschen und geben schon nach wenn die Kinder drüberlaufen. Ich bin fast sicher, dass ich Ihn nicht bei mir hineinbekomme.
Wie schade vor allem jetzt wo Du mich noch anstachelst. Wie das auch schon aussieht das Logo. C. Bechstein Berlin, Hoflieferant des Kaisers und des Königs. So in etwa, habs nicht mehr ganz im Kopf,...und mit dem kaiserlichen Adler Hmmmm. Schellack ist auch noch einigermaßen O.K.
Na ja, man kann nicht alles haben.
Gruß

EINSPRUCH EUER EHREN !!!

Mein 180er Dörr steht auf 3,80 x 3 Meter, hat also im Verhältnis weniger Luft zum "schnaufen" als es der Bechstein bei Dir hätte; ich hab ihn mit der linken Seite entlang der kurzen Wand stehen und da drückt er durch die eingezogene Flügelform den Raum gar nicht so besonders zusammen.
Und ne Holztreppe kann man mit paar Baustehern oder Kanthölzern für den Transport unterstützen wenn´s denn wirklich sein muß. Deswegen weil sie knirscht bricht sie noch lange nicht zusammen.
Also bitte etwas fundiertere Einsprüche, noch dazu wenn Du dich in das Ding eh schon verguckt hast :kuss: was ich mehr als nachvollziehen kann....;)

Trommel mal Deine gewichtigeren Bekannten zu nem Kaffe und Kuchen zusammen und geh mal als Test mit 2 x 3 Leuten im Abstand von 2 Metern die Treppe ab dann siehst Du ob die Treppe mitspielt. Denn mit nem vernünftigen Tragegeschirr schaffen den nämlich nur zwei routinierte "Klavierspeditionsbodybuilder" die Stufen rauf.
 
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EINSPRUCH EUER EHREN !!!

Mein 180er Dörr steht auf 3,80 x 3 Meter, hat also im Verhältnis weniger Luft zum "schnaufen" als es der Bechstein bei Dir hätte; ich hab ihn mit der linken Seite entlang der kurzen Wand stehen und da drückt er durch die eingezogene Flügelform den Raum gar nicht so besonders zusammen.
Riiiiiiiichtig!!! Klaro, wenn's nach mir ginge bräuchte der Flügel, auch wenn's lärmt und dröhnt wie im Glockenturm zu Notre Dame, überhaupt keine Luft. Mein Bettchen würde ich genau darunter aufschlagen, no problem. Kein Scherz.

Doch haben der Herr Marquis auch Weib und Kinderleins? Damit auf gefährlich Terrain man sich begibt, lasst Euch sagen. In diesem Reich der irrationalen Leidenschaften, kann einem schnell körperlich Peinigung und Spott widerfahren. Es gibt kaum einen Gegenstand, einmal von der Krone etabliert und institutionalisiert, der nicht mit offiziellen Anträgen und darauf folgenden kompliziertesten Verhandlungen seinen ursprünglich angedachten Standort verlassen darf.
Bei den besagten Gegenständen handelt es sich zwar um wichtigstes Utensil und formvollendetes Möbel (?) wie z. B. 2 Euro Kerzenständer v.IKEA. Doch die martialischen Strafen, die ich bei meinen gelegentlichen Rebellionen erhalte, lassen mich schon gelegentlich zögern.
Ihr seht also, das Leben kann manchmal vom Ideal abrücken.

EINSPRUCH EUER EHREN !!!Trommel mal Deine gewichtigeren Bekannten zu nem Kaffe und Kuchen zusammen und geh mal als Test mit 2 x 3 Leuten im Abstand von 2 Metern die Treppe ab

Auch hier, mein Bester, muss ich Euch mitteilen, dass ich gar keine gewichtigen Freunde habe. Die meisten noch überlebenden Weggefährten sind seit den Wirren der Revolution der Jahre 1975-1985 in einem äußerst fragwürdigen körperlichen Zustand. Sie trinken nur Wein und Schnaps und würden diese Treppe nicht einmal finden auch wenn Sie es wollten.
Zudem würden sie aus diesem Idealen Symbol der Burgeoisie den Kaiseradler oder sonst was herausschneiden.

Ich muß nachdenken.
 
Doch haben der Herr Marquis auch Weib und Kinderleins? Damit auf gefährlich Terrain man sich begibt, lasst Euch sagen. In diesem Reich der irrationalen Leidenschaften, kann einem schnell körperlich Peinigung und Spott widerfahren. Es gibt kaum einen Gegenstand, einmal von der Krone etabliert und institutionalisiert, der nicht mit offiziellen Anträgen und darauf folgenden kompliziertesten Verhandlungen seinen ursprünglich angedachten Standort verlassen darf.
Bei den besagten Gegenständen handelt es sich zwar um wichtigstes Utensil und formvollendetes Möbel (?) wie z. B. 2 Euro Kerzenständer v.IKEA. Doch die martialischen Strafen, die ich bei meinen gelegentlichen Rebellionen erhalte, lassen mich schon gelegentlich zögern.
Ihr seht also, das Leben kann manchmal vom Ideal abrücken.

Mich dünkte Er begab sich im Laufe seiner trauten Zwei - und Mehrsamkeit zu größten Teilen ausschließlich auf den Pfad der Tugenden und vernachlässigte zu diesem Behufe seine persönlichen Intentionen doch etwas zu sehr. Ich muß Euch sehr dringendlich ans Herze legen Eure Wünsche gerade in diesem Falle mit Lieb und fester Bestimmung Eurer holden Angetrauten vorzutragen denn ich befürchtete Ihr würdet dies zu unterlassen Euer weiteres Leben lang sehr betrauern.
Würde Er uns außerdem das Vergnügen bereiten den so merkwürdigst anmutenden Begriff "Ikea" in der näheren und ferneren Zukunft vorzuenthalten erfüllte dieses mich mit größter Dankbarkeit.

P.S.:
Nach dieser Antikorgie schreib ich morgen in der Firma sicher unabsichtlich irgend ne Mail mit ähnlicher Formulierung.....und nachdem meine Kollegenschaft nicht auf´s Maul gefallen ist brauch ich auf nen entsprechenden Kommentar nicht lang zu warten - hoffentlich ist nicht Chef das Opfer denn der schickt mich gleich in die Klapse ;):D
 

Mon cher ami,
es ist mir ausserordentlich unangenehm, jedoch gleichzeitig ein dringend Bedürfnis Euch mitzuteilen, dass ein jeder noch so vorbildlich rigide geführte Staat seine Zeiten hat.
In einer Zeit, in der Unzucht, der Zerfall der guten Sitten und der Strassenmob große Teile unserer Städte unterwandern, macht diese Krankheit selbst vor dem eigenen Gesinde und Dienerschaft keinen Halt. Die Illusion, die Bediensteten könnten ohne Androhung und Ausübung von körperlicher Züchtigung, ihrer von Gott gegebenen Bestimmung folgen, hat sich nicht erst durch die Ereignisse der letzten Jahre gänzlich widerlegt.

Mon dieu, schlimmer noch, denn längst erreichen die Ketzter die Köpfe unserer Nächsten. Man kann sich nicht einmal sicher sein selbst diesem grotesk absurdem Treiben zum Opfer zu fallen.

Ich muß gestehen, dass die von Padre Alfonse empfohlene strategie de noblesse et laissez faire, nicht nur zu keinen befriedigenden Zuständen im Chalet Belchante geführt hat, sondern schlimmer noch, dieses gar zu einem Tollhaus par excellence hat werden lassen.
Die Kammerzofen entziehen sich zudem immer öfter unter Anführung ungeschicktester Ausreden meinem unveräußerlichem Recht auf recreation.
Die Kinderleins plündern mein sorgsam verschlossenes Schreibpult nach versteckten Wiener Pralines, wärend das Weib, der Herr sei Ihr gnädig, sich meiner geheimen Korrespondenz bemächtigt, gar Euren jüngst verfassten Beitrag zu bespeihen sich ereifert.

Ich bin sicher, Ihr wisst um die Gefahren, die solche nur schwer erträglichen Zustände mit sich bringen. Da hülft es nicht einmal Madame mit einem jüngst in meinem Auftrag vollendeten Portrait des jungen Liszt zu besänftigen. In heidnischer Tollheit wurde der Teil des Gemäldes abgetrennt auf dem dessen Bechstein zu sehen war. Auch die Androhung von Hausarrest und die Beschneidung vitaler Privilegien konnte ihrer Raserei keinen Einhalt gebieten.

Ich habe nunmehr beschlossen Chalet Belchante für einige Wochen den Rücken zu kehren und um der Carthasis willen für eine Weile Einkehr zu halten.
Ich werde nach Deutschland reisen um einer Einladung Friedericus nachzukommen. Diesen Besuch habe ich in fast ungehörigem Maße hinausgezögert. Umso mehr wird es uns zur allgemeinen Freude sein, just zu einem Zeitpunkt zusammen zu kommen da Voltaire ebenso zu Gast anwesend sein wird.

Ich bitte Euch Eure Schwester nichts von meinem Aufenthaltort zu berichten. Vielmehr wird es in diesem Herbst die Pfaueninsel sein auf der ich sie zu einem späteren Zeitpunkt als Gast zu empfangen gedenke. Ich bin sicher, sie wird auch in diesem Jahr dieser Bitte nachkommen und Ihre Unpässlichkeiten pflichtbewusst zu überwinden verstehen. Sie werden Ihr sicher dabei helfen mein Lieber.
Im übrigen mein Lieber, wissen wir beide wie mäßig Ihr Spiel auf dem Cembalo ist. Doch zur gleichen Zeit bin ich Überglücklich durch besondere Umstände der alleinige Privilegierte sein zu dürfen dem es erlaubt ist Ihre zarte Blässe und ihren besonderen Liebreiz beim Musizieren beobachten zu dürfen. Ich werde Madelaine einen weißen Bechstein zu ehren unserer Verbindung herstellen lassen. Ja, Ihr habt es richtig gelesen. Weiß, ja weiß wie eine Rose mit Goldkanten. Dieser Bechstein wird ein einzigartiges Kunstwerk darstellen.
Ich muß diesen Brief zu Ende bringen, da das Weib naht und ich meine Kutsche zu Sonnenaufgang befohlen habe.
Mit besten Wünschen
Euer C. B.
 
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Hallo?

:confused::confused::confused:

Herrlich, was sich so in diesen Foren tummelt :rolleyes:
 
Aufgrund der Tatsache das ich heut in einer firmeninternen Mail tatsächlich "zu diesem Behufe" geschrieben hatte und der Kommentar der Chefassistentin (die damit bewies das sie durchaus auch dieser Deutschvariante mächtig ist) dann dementsprechend ausfiel:

"Nicht nur das Er die neue deutsche Rechtschreibung immer geflissentlich und mit Vorsatz ignoriert verfällt Er unzweifelhaft noch in den Wahn des Mittelhochdeutschen"

lass ich das jetzt besser, bleib wieder bei der "normaleren" Version der deutschen Sprache und hoffe das sich C.B. doch noch mit seinen äußerst berechtigten Bechsteingelüsten durchsetzt.
Und solange es Opposition dagegen gibt würde ich als erstes Mittel mal die Wiener Pralinees in der Schreibtischlade ganz egoistisch selber futtern bevor sie jemand anderer erwischt.....und gegen die entwendete Korrespondenz hilft meist sehr wirksam ne gespannte Rattenfalle im Schreibtisch....:D
 
Man müsste es idealerweise genauso schnell sprechen können wie man es liest. Das ist mir als Nichtmuttersprachler leider nicht vergönnt. Von der Orthographie und Interpunktion ganz zu schweigen. Schade wie die deutsche (?) Sprache immer mehr verlottert.
Gute Beispiele sind die von meist jugendlichen und jungen Erwachsenen verfassten Beiträge im 125er Forum. Da kann man schon einen Blick dafür bekommen wie es in Zukunft um Deutschland aussehen wird.

Danke für den Chat Gentlemen
 
Ein Glück, daß sich nicht noch ein anderer Baron oder eine Contessa eingeklinkt hat. Wir würden immer noch schreiben schätze ich,...wäre etwas schweißtreibend, würden kaum noch schlafen, nicht mehr zur Arbeit gehen, vielleicht sogar anfangen unsere Familie herumzukommandieren, die Kindermädchen belästigen,.....oups!!! Wobei, so gesehen, Eigentlich könnten wir doch noch ein wenig weiter machen....;)
Grüße
 
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