Es ist mir nicht gegeben, ihn zu verstehen.
Join the club! Dann wärn wir schon zu zwot:D
When shall we three meet again?
Der Satz ist brendeltypischer feuilletonistischer Unfug.
Berg war - wie Schönberg und Webern - besessen von der Idee des Zusammenhangs,
besessen davon, daß sich musikalische Gedanken auseinander entwickeln
bzw. auf eine gemeinsame Grundidee zurückführen lassen, mit dem Ergebnis,
daß schon seine in der erweiterten Tonaliät bzw. in ungebundener Atonalität geschriebenen Werke
Wesensmerkmale der späteren reihentechnisch gearbeiteten Musik aufweisen.
Dahinter steckt eine Wiener Obsession, die bei Haydn erstmalig auftritt und der Schönberg-Schule
durch Brahms und Mahler vermittelt wird: die Idee der Motivökonomie.
Sie ist ein schönes Beispiel für Dialektik in der Musik. Einerseits wird größtmöglicher Reichtum
an musikalischen Charakteren angestrebt, andererseits soll diese Fülle aus einem gemeinsamen Kern
entwickelt werden. Die Komplexion erwächst aus der Reduktion. Um nichts anderes ging es Berg
und seinen Mitstreitern, als sie anfingen, die Reihentechnik zu nutzen. Die Zwölftonreihe
wird oft mißverstanden als ein Generator zur mechanischen Bildung von Zwölftonfeldern.
Das ist albern. Es ging in der Schönberg-Schule (und assoziierten Künstlern wie Krenek)
um die Faßlichkeit musikalischer Gedanken und um den motivischen Zusammenhang.
Nun könnte man einwenden, daß die Zwölftonreihe auch auf mechanische Weise
motivische Zusammenhänge generiert. Das ist richtig - aber als Argument wider die Musik
Schönbergs und seiner Schüler unzutreffend. Umgekehrt wird ein Schuh daraus:
Mit der Reihentechnik richtig umgehen kann nur, wer schon vorher gelernt hat,
in motivischen Zusammenhängen zu denken.
Über die Spezifika der Reihenbildung ist damit noch gar nichts gesagt. Webern liebte es,
seine Reihen aus hochdissonanten Dreitonkonstellationen zu bilden, die sich zueinander
spiegelsymmetrisch verhalten (möglichst aus chromatisch benachbarten Tönen gebildet),
während Bergs Zwölftonreihen tatsächlich die Nähe zur Dur-/Moll-Tonalität suchen.
Deswegen flieht Berg aber nicht vor der Reihentechnik, er nutzt sie so exzessiv wie Webern
oder Schönberg, aber auf einer anderen harmonischen Grundlage. Das wiederum
versteht Brendel nicht, weshalb er den für ihn typischen Unsinn verzapft.
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