Betrunken kann man nicht Klavier spielen
Heute habe ich mit jemanden gesprochen, der schon lange
Klavier spielt. Er meinte, man solle ruhig vor dem Üben bzw. Spielen
Alkohol trinken, da man dann die Musik "wahrer wahrnimmt" als unbetrunken
und man wesentlich freier spielt und weniger Angst vor Fehler, falschen
Noten, etc. hat.
Ist das wohl praktikabel? Im Online-Chang steht nichts zu diesem
Thema. Grundsätzlich ist Alkohol nicht gut, aber wenn es dem Spiel
dient ...
Hallo Hiob,
vor einem Vorspiel ein Glas Rotwein zu trinken, damit das Lampenfieber etwas sinkt, können sich unter Umständen Sänger leisten. Pianisten leider nicht!!!
Schon ein halbes Glas Rotwein beeinträchtigt das Klavierspiel. Die Finger bewegen sich im alkoholisiertem Zustand vieleicht schneller, haben aber keine Kontrolle mehr. Es folgt: Ungleichmäßiges Spiel, keine genaue Artiklulation, das heißt, das Feingefühl der Finger ist nicht mehr 100 prozentig unter Kontrolle. Franz Liszt zu spielen ist total unmöglich. Versuch mal nach zwei Gläser Rotwein noch Sprünge über drei Oktaven zu treffen!
Deine Gefühle zur Musik sind zwar emotionaler, nur Du schaffst es nicht im alkohlisiertem Zustand diese Gefühle auf das Klavier zu übertragen. Das Klavier spielt man mit den Fingern. Die Finger werden allerdings vom Gehirn des Pianisten gesteuert. Im alkohlisiertem Zustand ist diese Steuerung allerdings beeinträchtigt. Du hast zwar kein Lampenfieber mehr, aber die Steuerung Deiner Finger ist beeinträchtigt. Dadurch kannst Du Deine musikalischen Gedanken nicht mehr auf das Klavier übertragen!
Versuch es bitte erst gar nicht vor dem Auftritt etwas zu trinken. Glaub mir, es wird Dein schlechtester Auftritt sein, den Du in Deinem Leben je hattest.
Wenn man mit 20 Jahre beginnt, Alkohol als Mittel zur Überwindung von Vorspielangst zu benutzen... ich fürchte, da bleiben nicht mehr viele Gehirnzellen übrig, wenn man das selbe Mittelchen noch mit 80 Jahren in sich reinkippt... :rolleyes:
Mal ernsthaft: Die Gefahr ist immer die Abhängigkeit. Und wenn man das Gefühl hat, mit Alkohol die Musik besser wahrzunehmen, besser vorzuspielen, ist das ja fast schon eine sichere Abhängigkeit (falls man sich nicht von objektiven Aufnahmen o.ä. eines Besseren belehren lässt). Also besser gar nicht erst mit so etwas anfangen. Ist zumindest meine Meinung. ;)
Hehe... :D
Ich glaube nicht, daß man als Pianist davon abhängig wird, vor dem Auftitt zu trinken. Warum? Weil man es nur einmal im Leben versucht, und den schlechtesten Auftritt seines Lebens nie mehr vergessen wird.
Auch sehr gute Pianisten wie Hoffmann, die sehr viel getrunken haben und bekannt als Alkoholiker waren, haben nie vor dem Auftritt getrunken.
Lieber Hiob,
tink das Glas Rotwein doch nach Deinem Auftritt, bzw. nach dem intensiven Üben als Belohnung. Vieleicht ist es ja ein Trost beim Auftritt zu wissen, wenn ich mich jetzt konzentriere und gut spiele, belohne ich mich mit einer kleinen (oder großen, je nach Promillegrenze und was man morgen vorhat, was den morgigen Kater betrifft :mrgreen:) Sünde.
Liebe Grüße, Mario