Grundwissen Aufnahmeprüfung

Stilblüte

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Wie ja einige weitere Forummitglieder strebe ich das Studium an einer Hochschule an.
Allgemein bekannt ist wohl, dass es eine Aufnahmeprüfung gibt, deren Umfang weit über das hinausgeht, was man in der Schule lernt.
Es ist wohl sinnvoll, sich einige Zeit vorher damit auseinanderzusetzen-
mir geht es aber dabei ein bisschen so wie jemandem, der aus dem 19. Jahrhundert kommt und sich ein Notebook kaufen will... (etwas übertrieben:D) So viele Informationen, aus denen ich das wichtigste herausfiltern muss...
Ich weiß nicht, was ich dafür alles können muss, und wo ich das Wissen herbekomme. Es gibt zwar Aufnahmeprüfungen auf jeder Hochschulseite im Internet, die variieren aber sehr stark.
Am Besten wäre es natürlich, wenn ich alles wüsste, was möglicherweise in einer Prüfung drankommt.
Die Frage ist natürlich, wie weit das Grundwissen geht-
Muss man dazu den ganzen dtv-Atlas auswendig lernen...?
Selbst hier steht ja nicht alles drin, was gefragt ist . Welche Abkürzungen, Bezeichnungen (z.B. Agitato), Schlüssel, Instrumente muss man können/kennen, was wird in Harmonielehre, Gehörbildung, Tonsatz, allg. Musiklehre verlangt?
Es gibt glaube ich keine Bücher speziell für Aufnahmeprüfungen- oder?

Bin dankbar für alle Infos

Stilblüte
 
Hallo,

ich hatte mal einen Bekannten, der Musik an einer Hochschule studiert hat. (Weiß allerdings nicht mehr, ob Klavier im Hauptfach). Der hat damals gesagt, dass es am besten sei, sich schon vorab auf ca. 3-5 Schulen festzulegen und nur von diesen Infos einzusammeln, also sprich ehemalige Aufnahmeprüfungen, etc.
Fast alle Hochschulen beraten auch bevor man dort studiert. Er meinte, dass dies wohl der beste Weg sei, um sich auf die Prüfung vorzubereiten.

Persönlich kann ich leider keine Ratschläge geben. Aber es schreibt dir bestimmt noch jemand.

Viel Erfolg und liebe Grüße

Siri
 

Wie du schon erkannt hast, solltest du rechtzeitig mit der Vorbereitung anfangen. Die Theoriefächer sollte man gerade bei Lehramt nicht unterschätzen. Vor allem Gehörbildung muss langfristig trainiert werden.

Die Grundlagen kann man gut mit folgenden Programmen lernen:

Gehörbildung: Onlinetraining (vor allem zum Üben von freitonalen Tonfolgen)

Gehörbildung - X-Solfege ist ein Musiktrainingsprogramm, welches Sie zum Trainieren Ihrer Rhytmus-, Intervall- und Akkordkenntnisse benutzen können. Dabei können Sie sich theoretische Kapitel zu verschiedenen Themen durchlesen oder auch Ihre Kenntnisse in praktischen Hörtests überprüfen

Gehörbildung macht erst richtig Sinn, wenn sie gezielt in die musikalische Praxis einfließt. Klavierspielen beginnt wie schon besprochen "im Kopf" und natürlich im Gehör. Die "Reflexion" nach Leimer/Gieseking - Modernes Klavierspiel ist angewandte Gehörbildung.

Für das Grundwissen wird von den Instituten meistens "Allgemeine Musiklehre" von Hermann Grabner empfohlen.

Ich würde an deiner Stelle den Grabner in irgendwelchen Ferien mal locker durchlesen und Notizen machen unter dem Gesichtspunkt, was ist wichtig für die Praxis. Du bekommst dann schon einen Überblick.

Zur Vertiefung der Harmonielehre, die bei Grabner etwas zu kurz kommt empfehle ich Diether de la Motte

Vielleicht wäre es sinnvoll, schon dieses Jahr einen Vorbereitungs-Kurs des Landesverband Bayerischer Tonkünstler e.V zu belegen:

http://www.dtkv-bayern.de/kursevorbereitung_2006.htm#Vorbereitungskurse

Du siehst dann, wo du stehst und kannst dich intensiv vorbereiten - und eventuell den Kurs nochmal machen.

Allerdings würde ich dir dennoch raten, auch für die Theorie einen Lehrer zu suchen.

Dein Klavierspiel ist prima, was ich gehört habe, allerdings würde ich das Programm nicht zu schwer wählen. Lieber etwas leichtere Stücke, gemäß den Anforderungen aber musikalisch sorgfältig ausgearbeitet und souverän gespielt - keine Experimente (Revolutions-Etüde, Gaspard...)

Vergiß nicht, diese so genannte "Eignungsprüfung" ist ein Wettbewerb!
Nicht auf eine Hochschule fixieren, plane eine Prüfungstournee.

Hier findest du eine Link-Liste der Musikhochschulen.
 
Vielen, vielen Dank für die Ausführliche Antwort!
Ich habe in diesen Ferien einen Kurs an einer Berufsfachschule gemacht, deshalb setze ich mich nun intensiver mit dem Thema auseinander.
Da merkt man erstmal, dass man eigentlich noch nichts kann- ich habe bisher immer intuitiv gespielt.
Am leichtesten fällt mir, Intervalle zu erkennen, zu singen, insgesamt alles was mit hören zu tun hat.
Beim notieren wirds dann aber schon wieder schwieriger... ;)
Ist es üblich, sich einen Lehrer für die Theorie zu suchen?
Gibt es sowas bei einer Musikschule?

liebe Grüße

Stilblüte
 
Vielen, vielen Dank für die Ausführliche Antwort!
Ich habe in diesen Ferien einen Kurs an einer Berufsfachschule gemacht, deshalb setze ich mich nun intensiver mit dem Thema auseinander.
Da merkt man erstmal, dass man eigentlich noch nichts kann- ich habe bisher immer intuitiv gespielt.
Am leichtesten fällt mir, Intervalle zu erkennen, zu singen, insgesamt alles was mit hören zu tun hat.

Hört sich gut an, die Grundlagen hast du also schon drauf.

Beim notieren wirds dann aber schon wieder schwieriger... ;)

Diktate kannst du üben, indem du CDs nimmst z.B. eine Mozart Sinfonie, Klavierkonzerte, Kammermusik, was immer du bekommen kannst, und versuchst die Themen herauszuhören, nachzusingen und dann aufzuschreiben.

Dieses Buch hatte ich noch vergessen:


Elementare Gehörbildung von Roland Mackamul


Die darin besprochene Solmisation (singen von Liedern auf do, re, mi, fa,...) hilft sehr effektiv, um die klangliche Vorstellung den Tonleiterstufen zu zuordnen.

Ist es üblich, sich einen Lehrer für die Theorie zu suchen? Gibt es sowas bei einer Musikschule?

Viele gehen immer noch blauäugig und schlecht vorbereitet zur Prüfung und fallen durch.

Musiktheorie-Lehrer findet man an Musikschulen so wie privat, frag doch mal deinen Klavierlehrer, ob er jemanden kennt, oder vielleicht unterrichtet er dich zusätzlich in Theorie.
 
merci beaucoup!
Werde es mir zu Herzen nehmen.

Gute nacht

Stilblüte
 
bei uns gibt es von der Musikschule aus einen kostenlosen Theoriekurs in verschiedenen schwierigkeitsgraden für alles, die dort ein instrument spielen. vielleicht gibt es sowas ja auch in deiner musikschule (falls du in einer bist)
ich hab meine erste prüfung in 4 wochen und hab mich hauptsächlich auf intervalle, dreiklangsumkerungen, kadenzen und ihre Erweiterungen, modale tonarten, einfache satzanalyse, einfache Komposition/ satz schreiben zu nem thema und natürlich gehörbildung (auch modaler tonarten) konzentriert.
ansonsten hab ich mir nochmal die musikalischen merkmale der zeitepochen angeguckt, da man z.B. in Weimar ein Werk hört und es zeitlich einordnen muss
 
Keyla, welche Literatur hast denn du zum lernen benutzt?
Bewirbst du dich an einer Hochschule?
Erzähl unbedingt, wie es gelaufen ist!!
alles Gute

wünscht

Stilblüte
 
ich bewerbe mich an mehreren Hochschulen.

Ich habe eigentlich nur den theorie-Unterricht genutzt, da ich einen sehr guten Lehrer hab, denk ich das reicht auch. Er bringt die Grundlagen bei und den rest (üben, vertiefen,...) mach ich dann selbst.
Ansonsten hab ich mehrere Musik-Duden zu Hause. keiner ist wirklich gut aber wenn ich mal was nicht weiß steht es immer in einem der Bücher. und den DTV-Atlas zur Musik hab ich. Da steht natürlich ne Menge drin.
Wann machst du denn Eignungsprüfung?
 
Wir haben auch ganz viele Bücher zu Hause über Musik & Co, da meine Eltern auch Musiker sind. Sie könnten mir das Wissen auch beibringen, aber mit den Eltern ist das immer so eine Sache: Man nimmt sich vor, "Unterricht" zu machen, hat aber doch nie Zeit wenn es nicht wirklich regelmäßig festgesetzt ist... Ich muss da mal ordentlich nachhaken und mir noch ein paar Bücher kaufen, mit denen ich gut zurechtkomme.
Meine Eignungsprüfung wäre erst 2009, würde erfreulicher Weise mit dem Abitur zusammenfallen.......:( Bin demnach jetzt 11. Klasse.
Ich könnte die Prüfung auch schon nächstes Jahr machen, fürchte aber, dass ich da noch nicht gut genug vorbereitet bin (besonders mit meinem 2. Instrument, dass ich erst angefangen habe).
Habe also noch etwas Zeit, möchte mich aber nicht drauf ausruhen und nun mit der Vorbereitung beginnen.
Wann hast du denn damit angefangen?
An welchen Hochschulen bewirbst du dich? Und was studierst du?

Stilblüte
 

ich studier LehramtGymnasium (Zweitfach Mathematik) und hab mich erstmal in Halle, Kassel, Hannover, Leipzig und Weimar beworben. Eventuell bewerb ich mich noch in Oldenburg, da klingt es sehr einfach...
angefangen hab ich erst vor fast 2 Jahren also anfang der 11. Klasse (ich schreib jetzt auch ABI. aber man schafft das irgendwie abi und eignungsprüfung unter einen hut zu bringen. eigentlich geht es sogar besser als wenn man schule hätte.)

du hast Glück: meine Eltern sind völlig unmusikalisch und aben absolut kein Verständnis für meine Musik... :(
 
ja, mensch, da hätt ich auch mal selbst drauf kommen können, den Link hier rein zu stellen...
 
hallo,
ich hatte heute meine erste Eignungsprüfung (in Halle).
Ich bin völlig begeistert und werd jetzt mal erzählen wies war, damit alle, die noch eine Prüfung machen wollen wissen, wie sowas abläuft.
Damit man sich im Text etwas durchfindet (ich hab schon wieder viel zu viel geschrieben) habe ich für jeden Prüfungsteil einen extra Absatz gemacht

Gleich am Anfang war die Schriftliche Prüfung, welche aus 2 teilen besteht. Theorie und Gehörbildung. Man musste 8 von 15 Punkten schaffen um zu den anderen Prüfungen zugelassen zu werden. Gehörbildung fand ich rechst schwer, weil das Melodiediktat ein Orchesterwerk war, woraus man vier Takte der von einer Violine gespielten Melodoe aufschreiben sollte. Dafür war das Rhythmusdiktat einfach. Es bestand nur aus 8teln und 16teln und war die Fuge c-Moll von Bach, also eigentlich kannte es jeder. Dann musste man noch ein Orchesterwerk analysieren (Instrumente, Dynamik, Tempo, Zeitepoche/ mögl. Komponist usw.). Ich hab im diesem Teil unter 8 Punkte also nicht bestanden, konnte aber mit dem Theorieteil wo ich 14 oder 15 Punkte habe ausgleichen.
In Theorie musste man an einem Notenbeispiel Intervalle und Akkrode bestimmen, die Tonart eines Stückes bestimmen und diese transponieren, eine modale Tonart aufschreiben, Kadenzen in Quintlage notieren und Satzfehler in einem Satz finden und benennen.

Dann gab es noch einen mündlichen Teil Gehörbildung. Dort musste ich erst Töne vom Klavier abnehmen und dann oktavieren, dann vorgespielte Intervalle nachsingen und benennen. Das gleiche mit Dreiklangsumkehrungen und Sept-Akkorden,wobei ich bei den Septakkorden noch die Auflösung mitsingen musste. Dann musste ich modale Tonarten erkennen und zum Schluss ein Klavierstück analysieren. Das war zum Glück eine Fuge, die ich mal gespielt habe ;)
Dann noch Blattsingen, wobei Sopran und Bass auf Klavier gespielt wurden und ich die Mittelstimme singen musste. Wenn ich mal falsch gesungen hab, dann hat die Prüferin kurz richtig mitgesungen, damit ich wieder reinkomme. Obwohl ich eigentlich nicht gut Blattsingen kann war es dadurch kein Problem.
Überhaupt war die Simmung sehr angenehm. die Prüfung verlief wie ein Gespräch in dem man nebenbei mal was hören musste. Wenn ich was nicht konnte, wurde es mir erklärt. Ich habe mich gefühlt wie im Unterricht und war dadurch überhaupt nicht aufgeregt. Wenn ich eine Dreiklangsumkehrung falsch gehört hab, hat sie die Quarte nochmal betont und dann konnte ich es nochmal richtig sagen. Ich glaube, es wird auch mit bewertet, wie man auf seine Fehler reagiert, denn obwohl ich bestimmt die Hälfte der modalen Tonarten falsch gehört hab und auch sonst einige Fehler hatte, habe ich mit 'Gut' bestanden.

In der mündlichen Theorieprüfung wurde die Klausur ausgewertet und dabei konnte man, wenn man geschickt war nebenbei den Prüfer wissen lassen, was man weiß. Er hat fragen gestellt und man konnte sich aussuchen, wie ausführlich man sie beantwortet. Man musste einen Satz (mit Noten) harmonisch analysieren und dann noch Kadenzen vorspielen, wobei er darauf eingeht, wie gut man es kann. Ich konnte sie in Dur gut außer As-Dur, da hat er mich dann langsamer spielen lassen und war begeistert, dass ich es auch nach kurzer zeit kann ohne sie vorher geübt zu haben, als ich es in f-Moll nicht konnte, hat mich nochmal kurz a-Moll [oh, wie schwer...] spielen lassen und dann musste ich eine Melodie in G-Dur Blattspielen und dabei immer den Grundton im Bass spielen. Das konnte ich auch nicht soo gut, aber ich glaube, es hat ihm gereicht, dass ich es irgendwie dann doch (fast) richtig hinbekommen habe, so dass es sieht, dass ich das Prinzip verstanden habe.

Die Gesangsprüfung verlief auch sehr locker. Ich habe mich erst 5 min mit einer Prüferin unterhalten und dann völlig ohne Aufregung gesungen (normalerweise bin ich sogar aufgeregt, wenn meine Oma zuhört). Einmal hat meine Stimme kurz versagt, da hat sie mir nett zugelächelt und mir zu erkennen gegeben, dass das völlig egal ist, weil das Gesamtbild zählt. Dann hab ich ganz ruhig weitergesungen.

Dann kam nur noch die Klavierprüfung. Ich dachte erst, ich habe sie völlig verhauen, weil ich das Präludium so schnell gespielt hab wie nie zuvor, so dass meine Finger nicht hinterherkamen, bei einem anderen Stück musste ich 6 Takte 4 mal wiederholen bis mir eingefallen ist, wies weitergeht und mein Blattspiel war miserabel (Das Blattspiel war der einzige Teil in allen Prüfungen bei dem ich aufgeregt war). Ich habe aber trozdem Klavier bestanden, wenn auch nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt hatte (Ich dacht, ich verbessere mich mit Klavier).

Insgesamt habe ich bestanden und das nichtmal so knapp (nur Gehörbildung war knapp).
Ich hoffe ich kann damit jetzt allen die Angst nehmen, die auch Eignungsprüfung machen wollen.
Mir jedenfalls hat die Prüfung richtig Spaß gemacht, weil die Prüfer sehr nett waren und einem das, was man nicht wusste erklärt haben. Ich hab also sogar noch was dazu gelernt :)
 
:) Da kann ich mich nur mit Dir freuen!!!

Herzlichen Glückwunsch!!!!
 
Hallo keyla,

freut mich für dich, Glückwunsch! Wann geht's los, kommendes Wintersemester? Dann kannst du hoffentlich mal bei den Hallensern was über die geheimnisvolle Deppe-Caland-Roth-Linie in Erfahrung bringen.

Tschüss
Wu Wei
 
Hallo keyla!

Erstmal meine stilvollen Glückwünsche :p:p.
Wollte sagen, herzlichen Glückwünsche zur bestandenen Prüfung.
Vielleicht bestehst du noch ein paar mehr, dann kannst du dir eine Hochschule aussuchen.
Wenn du also noch an anderen Hochschulen bist, schreibe doch bitte bitte wieder, welche Aufgaben gestellt wurden. Und danke schonmal für den schön ausführlichen Bericht.
Ich hätte da nur noch ein paar Fragen:

Für was genau hast du dich beworben?
Möchtest du nur Klavier studieren? Oder Musik auf Lehramt? (Welche Schulart?) Welche Stücke hast du gespielt?
Und dann nochmal die Frage, wo hast du am meisten für die Aufnahmeprüfung gelernt?
Bei deinem Lehrer, durch Bücher im Selbststudium oder hast du gewisse Kurse zur Vorbereitung besucht?
Wie viele Jahre vor der Prüfung hast du begonnen, dafür zu lernen?
Was rätst du Leuten, die sich auf Aufnahmeprüfungen vorbereiten wollen?

Puh, das waren viele Fragen.
Aber Fragen kostet ja nichts.
Wir haben eine Flate-Rate. ...:cool:

Beste Grüße

Stilblüte
 
Hi,

herzlichen Glückwunsch! Das ist ja toll! Dann steht dem Studium ja nichts mehr im Wege.

LG

Siri
 

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