Grrrrrrrrrrrrrrrr......

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.....ooooootrian !!!


Liebe Clavioten!

Es ist soweit ... Nach jahrelangem nüchternem Realismus und Pianino-Partisanentum habe ich auf einen Flügel upgegradet. Es ist ein Grotrian Cabinet (192 cm) geworden.

Das soll jetzt kein "Geil-Geil-Geil-Endlich-Flügel-Jubelbeitrag" werden, ich möchte aber meine Erfahrungen gerne mitteilen, denn ich habe selbst in den letzten Jahren aus solchen "Findungs-Geschichten" und den Kommentaren dazu hier bei Clavio viele Lehren gezogen, die mir bei Suche und Entscheidung sehr geholfen haben.

Here's the story:

Seit ca. 3 Jahren habe ich mir immer wieder Flügel angeschaut und angespielt. Dabei war nie meine Absicht gewesen, möglichst bald einen passenden zu finden, denn ich hatte mein Klavier, mit dem ich als solchem sehr glücklich war. Außerdem wollte ich nicht bzw. nicht gleich einen Flügel in unsere Mietwohnung stellen. Ich hatte also keine Eile, aber immer die Option im Hinterkopf, dass ich bei einem Volltreffer doch zuschlagen würde.

Da ich voll berufstätig bin und 2 kleine Kinder habe konnte ich keine größeren Trips unternehmen um mir irgendwo weit weg einen vielversprechenden Flügel anzuschauen. In den Läden hier im Rhein-Main-Gebiet war ich immer mal wieder, und wenn ich auf Reisen in einer anderen Stadt war,habe ich die dortigen Läden besucht. Außerdem habe ich auf pianova.com und pianomovers.de immer geschaut, ob in meiner Nähe was interessantes inseriert war.

Während dieser 3 Jahre hatte ich nur eine Hand voll Instrumente unter den Fingern, bei denen ich wirklich aufgehorcht habe. Es waren:

- Ein komplett restaurierter S&S O von ca. 1954 (ein Traum... das berühmte seelige innere Lächeln beim Spielen, der lag aber mit 48000 weit außerhalb meines Budgets).

- Ein neuer Bösendorfer CS 200 im Bösendorfer-Stadt-Salon in Wien (auch viel zu teuer...)

- Ein neuer Yamaha CX3 (wäre gerade noch bezahlbar gewesen, aber, obwohl er mich in Spielart und Dynamikumfang sehr beeindruckt hat, fehlte dem Klang das gewisse Etwas).

- Ein 180er C. Bechstein aus den 80ern, der hatte das gewisse Etwas, wobei ich das nicht begründenkonnte. Ich fand ihn einfach rundum knuffig. Für (nur) "knuffig" war er mir dann aber doch zu teuer.

- In einem Laden in Bremen ein fabrikneuer Grotrian-Steinweg Cabinet (192), der war wunderbar griffig, unheimlich präzise Spielart und einen perfekt ausgewogenen im Diskant phantastisch singenden Ton. Von Spielgefühl her bot er für mich eigentlich die Vorteile eines guten (neuen) Yamaha aber eben mit deutscher Klangästhetik. Mit 49000 aber auch viel zu teuer.

UND DANN:

In diesem Frühjahr war bei Pianova in meiner Stadt ein ebensolcher quasi neuwertiger und nachweislich wenig bespielter Grotrian-Steinweg Cabinet (192) aus dem Jahre 2001 inseriert und zwar für einen nicht Mega-Schnäppchen-, aber sehr sehr ordentlichen Preis. Da fing ich an zusabbern... Ich dachte mir: Wenn dieses junge Gebrauchtinstrument in der gleichen oder fast gleichenLiga anzusiedeln ist wie das fabrikneue aus Bremen... dann ist das mein Flügel. Ich fuhr hin, probierte ihn aus und... es war geschehen. Genau richtig !!! Der Klang war natürlich nicht ganz so ausgewogen und die Spielart nicht ganz so passgenau wie bei dem nagelneuen, aber dass sind durchIntonation und Regulierung behebbare (kleine) Defizite auf hohem Niveau. Ich habe dann noch den Klavierbauer meines Vertrauens draufschauen lassen und er hat grünes Licht gegeben.

Und jetzt steht er da und klingt und passt unerwartet gut in die Wohnung. Von den Nachbarn hat sich noch niemand gemeldet, toitoitoi...! Ich finde ihn beim Spielen nicht lauter, aber eben deutlich voller und "kräftiger" als mein Klavier. Meine Frau sagt aber aus ein paar Metern Distanz, er klinge nicht lauter und dabei deutlich angenehmer als das Klavier. Soviel zum Thema Flügel sind zu laut für Mietwohnungen!

Die ersten Tage war ich glückseelig begeistert... Wie das so ist, wenn der Flügel-Traum endlich wahr geworden ist ;-) Glückseelig begeistert von dem Instrument bin ich nach wie vor, allerdings wurde mir dann schnell bewusst, dass so ein Flügel doch was völlig (?!) anderes ist als ein Klavier. Bisher hatte ich, seit ich mit 8 Jahren angefangen habe Klavier zu spielen, nie länger als ein paar Stunden die Möglichkeit auf Flügeln zu spielen. Die Euphorie über den tollen Klang ist nach den ersten Tagen mit meinem Grotrian bald gesundem Realismus gewichen. Ich staune über die Dynamik- und Gestaltungsmöglichkleiten, muss aber erstmal lernen mit diesen neuen Möglichkeiten umzugehen. Manchmal habe ich das Gefühl wieder Anfänger zu sein und vieles komplett neu lernen zu müssen. Herausforderung....!

Diese Aufnahmen sind erst jetzt (nach fast 2 Monaten) entstanden. Davor hatte ich es schlicht noch nicht drauf auf dem neuen Instrument über ein komplettes (wenn auch kurzes) Stück meinen eigenen Ansprüchen an Dynamik, Agogik und Klanggestaltung auch nur einigermaßen gerecht zu werden.

Und so klingt er:

https://m.soundcloud.com/tj76/george-gershwin-prelude-no-3 (es ist das 2. Prelude, im URL steht fälchlicherweise 3, keine Ahnung warum...)

https://m.soundcloud.com/tj76/robert-schumann-papillons-op-2-no-5


Gekostet hat er mich 21500 Euro, das sind je nach Rechnung 40 bis 45 % Prozent vom aktuellen Neupreis des gleichen Modells. Wie gesagt kein Oberschnäppchen, aber ich habe mir einfach gesagt: Soviel Flügel-Qualität bzw. Qualitätsflügel für das Geld direkt vor meiner Haustür findet sich nicht oft, wenn nicht nie...

Nochmals ein allgemeines Danke! für Eure kompetenten Beiträge hier zum Thema "Flügelfindung"!

LG

TJ
 
Hallo TJ,

ganz herzlichen Glückwunsch! Leider kann ich Deine Einspielungen erst heute Abend hören. Viel Freude mit Deinem neuen Mitbewohner und danke, dass Du Deine Begeisterung mit uns teilst:super:.

Liebe Grüße
Christian
 
Oh wie schön! Gratuliere und wünsche viel beflügelnde Freude!
 
Auch von mir herzlichen Glückwunsch!
Lustige Threadtitel-Idee übrigens...
;-)
 
Glückwunsch!
Und vielen Dank für den ausführlichen Bericht!
 

Herzliche Gratulation!
Viel Freude mit Deinem neuen Instrument.
 
@Tastenjunkie erstmal Gratulation! Viel Freude an dem platzraubenden Lärmkasten :):)

allerdings wurde mir dann schnell bewusst, dass so ein Flügel doch was völlig (?!) anderes ist als ein Klavier.(...) Ich staune über die Dynamik- und Gestaltungsmöglichkleiten, muss aber erstmal lernen mit diesen neuen Möglichkeiten umzugehen. Manchmal habe ich das Gefühl wieder Anfänger zu sein und vieles komplett neu lernen zu müssen. Herausforderung....!
du hast jetzt genau zwei riesige Chancen:
1. einen wirklich sinnvollen Gebrauch der Dämpfung (rechtes Pedal) zu lernen: das Ding ist bei Flügeln weitaus präziser als bei den besten Klavieren!
2. dank der Flügelmechanik kannst du dich daran gewöhnen, das Gewicht der Hämmer zu spüren und feiner Tonstärken zu dosieren!
(es gäbe noch weitere Chancen, aber das würde zu weit führen - die ersten beiden sind schon mal genug für allerlei Entdeckungen)

Heinz Becker würde sagen: "geh´ fott" - wir wissen alle, dass solche Dinger nicht bei "pick´s raus" für paareurofuffzich rumliegen ;)
 
Glückwunsch auch von mir und so wie der klingt war der jeden Cent seines Preises wert !
 
Wenn der Klang nicht manipuliert ist, war es ein Schnapp! Neid. Grrrr... ;.-)
 
Dann kannste Dich wirklich fett freuen! Das tust Du wohl ohnehin.
 

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