Gitarre nach Noten lernen...

Der Klangerzeuger bin ich bei meinem Klavier.

Soso. Kannst du das mal näher ausführen, inwiefern du Hüllkurve, Intonation und Klangfarbe vergleichbar mit einem Blas-, Streich-, Zupf- oder sogar Schlaginstrument (selbst bei einer Pauke muss man mehr als beim Klavier tun, um einen schönen Ton zu formen) beim Klavier beinflusst und es sogar musst, um einen Ton zu formen?
 
Du wirst lachen (oder vorher in den Keller gehen): Ich drücke eine Taste.
 
Bei der klassischen Gitarre gibt es in der Tat eine längere Anlaufphase als beim Klavier, aber 3 Jahre dauert das nun auch wieder nicht. Nach ein paar Wochen spielt man schon was Nettes. Klar, am Ton kann man immer weiterfeilen, das endet nie... aber beim Klavier ja auch nicht. :blöd:
Wenn man vom Klavier kommt, ist die Gitarre halt von der Anordnung der Töne her wesentlich unübersichtlicher. Das hat mich als ehemalige klassische Gitarrenspielerin am Klavier enorm begeistert. Diese Logik, diese Übersicht. Schwarz, weiß, jeder Ton hat seinen eindeutigen Platz. Dagegen komplexe Gitarrenstücke vom Blatt spielen - für mich auch nach Jahren fast unmöglich. Dieses endlose Ausklamüsern, auf welcher Saite man jetzt am besten den Ton greift - dagegen ist Fingersatz am Klavier suchen ein Riesenspass.

Trotzdem hab ich trotz intensiver Klavierromanze immer wieder Sehnsucht nach meiner Gitarre und bin sehr traurig, dass sie im Urlaub jetzt leider nicht mehr in den Kofferraum gepasst hat. :-(die hätte mich so schön über die klavierlose Urlaubszeit getröstet...

Also Gitarre unbedingt ausprobieren! Es gibt da so wunderschöne Stücke...
Aber Achtung: manche ganz einfache klavierstücke sind auf der Gitarre übrigens ein Alptraum, z.B. das Petzold Menuett.
 
Also ich hab ja immer mit Tabulatur gespielt...:musik024:

:schweigen:(duck und weg)
 
Bei der Verbindung von Tönen sieht es schon wieder anders aus, aber so weit denkt ja niemand.
Soweit denkt jeder, der beides spielt, und es daher vergleichen kann.
Nur die Klavierbegeisterten bilden sich arrogant ein, die einzigen zu sein, die ihr Instrument verstehen.
Der Klangerzeuger bin ich bei meinem Klavier.
Falsch ... der "Klangerzeuger" ist beim Klavier genau wie bei der Gitarre eine Saite. Beides sind sogenannte "Chordophone".
 
Also ich hab ja immer mit Tabulatur gespielt
Das erleichtert tatsächlich vieles ... nur die rhythmische Notation fand ich da immer wieder etwas bescheiden.

Meinen Schülern lasse ich die Wahl.
Wenn sie Noten lesen können wollen, dann arbeite ich mit Noten ... wenn sie nur Gitarre spielen wollen, dann lieber mit Tabulatur, weil das eben die "Unübersichtlichkeit" bei der Gitarre behebt.

Bei der Gitarre fängt es auch mit den Einzeltönen erst an ... ich staune immer wieder, wie lange es dauert, bis ein Schüler ohne Hilfestellung einen A-Moll Akkord (x02210) gegriffen bekommt, und man sogar die h- und die e-Saite hört.
Und dieses Problem hast du am Klavier doch eher nicht. Wenn du die passenden Tasten triffst, dann klingt auch ein A-Moll. Du musst deine Finger nicht noch weiter verbiegen, nur damit einzelne Töne nicht gedämpft werden. Wenn es zu einem Anschlag kommt, dann gibt es auch einen sauberen Ton ... vielleicht ist er zu laut, oder zu leise ... aber er ist in jedem Fall da.
Auf einer Gitarre ist das je nach Griff garnicht so leicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Falsch ... der "Klangerzeuger" ist beim Klavier genau wie bei der Gitarre eine Saite.
Nein, ohne etwas oder jemanden, der die Saite anregt, kein Klang. Erzeuger ist also Wind, Tier oder Mensch mittels herabfallenden Ast, Hammer, Stock, Plektrum, Fingernagel usw.

Aber müßig darüber zu philosophieren, denn weder @Sven noch du @DerOlf habt verstanden was der Witz der Sache ist:
Irl ist „Tastendrücker“ als Bezeichnung für einen Klavierspieler eher abwertend/ironisch gemeint. Daher ist es in einem Klavierforum, in dem sofort, wenn der Name Hanon auftaucht die Forenpolizei mit Schlagstöcken kommt ungewöhnlich, dass keiner aufschreit beim Wort Tastendrücker.

Daher habt ihr beiden euch den Titel Tastendrücker ehrlich verdient. ;)

Zum Thema selbst: ich habe Gitarre gelernt, weil mich am Klavier immer gestört hat, dass man es nicht mitnehmen kann. Es braucht keine Noten, die meißte Literatur gibt es auch als Tabs. Solange man kein Profi werden will, ist es nicht nötig mit Noten Gitarre zu lernen, auch, wenn das natürlich besser wäre, aber eben auch komplizierter ist.
 
@Alex_S.
Aha ... dann ist es also teil der Psyche eines Pianisten, sich von der Betitelung als "Tastendrücker" angegriffen zu fühlen, obwohl er doch nichts anderes macht, als Tasten zu drücken?

Natürlich erfordert es auch am Klavier viel übung, um den mechanischen Spielapparat so zu betätigen, dass am ende auch "Musik" bei herauskommt ... und es ist nochmal etwas schwerer, diese Musik auch "gut" klingen zu lassen.

Die Schwierigkeiten beider Instrumente liegen einfach unterschiedlich.
Klavier als "einfach" zu bezeichnen, wäre genauso falsch, wie bei der Gitarre ... lediglich der Anfang ist am Klavier etwas schneller zu meistern ... und mit "der Anfang" meine ich nchts anderes, als einen sauberen Einzelton, den sauberen Wechsel zwischen zwei Einzeltönen und das saubere Greifen bei Mehrklängen.
Das muss man an der Gitarre erst lernen ... beim Klavier eben nicht, bzw. es erfordert weniger Aufmerksamkeit, weil man beim Tastendrücken eben doch nicht ganz so viel falsch machen kann (die Möglichkeiten der Klangmodulation sind beim Klavier begrenzt ... naja, man kann halt Zeug in die Saiten hängen).

Allein schon die Tonlänge ... am Klavier gibts lang und kurz (im Sinne von ausklingend und abgebrochen).
Diese beiden hast du an der Gitarre auch ... nur kommen eben noch Dämpftechniken hinzu, der Ort des Anschlags (näher am Steg oder am Hals) oder die Stärke der Dämpfung ... von Flageoletts fange ich mal garnicht erst an.
Es macht sogar einen hörbaren Unterschied, mit welcher Hand du eine Saite stoppst.

Jenseits der Lautstärke habe ich am Klavier Zwei Möglichkeiten (Taste halten/loslassen) ... an der Gitarre sind der Fantasie da kaum Grenzen gesetzt ... WEIL man direkt mit dem Klangerzeuger (Saite) interagiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solange man kein Profi werden will, ist es nicht nötig mit Noten Gitarre zu lernen, auch, wenn das natürlich besser wäre, aber eben auch komplizierter ist.
Das habe ich nun schon oft gelesen und gehört ... und mich interessiert brennend die Frage, warum Noten "natürlich besser wären".

Natürlich habe ich meine eigene Theorie. Es geht um die Möglichkeiten.
Das Notensystem ist eben universell auf jedes Instrument aunzuwenden ... auch auf die, wo es für die Vermittlung eigentlich eher suboptimal ist.

Mich interessiert aber, warum DU das denkst.
 
@Alex_S.
Danke für die Antwort. Du hast natürlich recht, dafür ist es hilfreich. Manche Spezialisten notieren ja sogar transponierende Instrumente klingend.
Ich mache mir da wahrscheinlich viel zu viel Arbeit.

Wahrscheinlich denke ich daran auch nur deswegen nicht, weil ich es in meinen Bands etwas anders erlebt habe.
Oft genug waren die Notenkenntnisse der "Bandleader" sehr begrenzt, was sie aber nicht davon abhielt, zu komponieren (klingt vielleicht komisch, ist aber so).

Die meisten Texte und Melodien in meiner Hauptband kommen vom Schlagzeuger ... und der hat irgendwann gemerkt, dass es viel Zeit spart, wenn er mir die Melodien vorsingt und ich sie dann notiere. Als Instrumente haben wir allerdings nur Gitarre, Bass und Schlagzeug (und drei liebliche Stimmen ... hust), also übersetze ich das direkt in Tabulatur, denn es spart auch Zeit, wenn der Gitarrist nicht erst die Noten entziffern muss.

Auch in der Bossa-Combo läuft es meist so, dass die Sängerin sagt "das ist zu hoch für meine Stimme" (den brasilisanischen touch müsst ihr euch denken), und dann sehen mich alle mit einem "kannst du das mal gerade transponieren"-Blick an.

Ich weiß, dass es nicht so ist (mit einer einzigen Ausnahme machen die alle seit Jahren professionell Musik ... soll heißen, die verdienen seit Jahren Geld damit), aber manchmal frage ich mich, ob ich der einzige Profi in diesen Bands bin.
Jedenfalls bin ich der einzige, der Notationsmethoden sicher genug anwenden kann, um mal eben ein Stück zu transponieren oder eine Melodie, die jemand im Kopf hat, aufzuschreiben.
Wahrscheinlich lernen die anderen es aber auch genau deswegen nicht ... Arbeitsteilung olé ... reicht ja praktisch, wenn einer das gut genug kann.
Vielleicht sollte ich einfach mal die Arbeit verweigern ... :konfus:
Eigentlich geht mir diese "DerOlf macht das schon"-Mentalität nämlich auf die Nerven ... so schwer ist das aus meiner Perspektive alles garnicht.
 
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Noch was zum Thema:
Ein Anfänger der Gitarre hat SCHMERZEN (in Anlenung an einen Merkspruch für die Saitennamen).
Vor allem, wenn er so blöd ist, auf einer Westerngitarre anzufangen.
Am Anfang nimmt man bitte eine mit Nylonsaiten und tut seinen eigenen Fingern damit einen riesigen Gefallen.
 
Nein, man sollte gleich mit der Gitarre anfangen, die man später auch spielen möchte. Man sollte aber nicht die billigste nehmen mit hoher Saitenlage.

@DerOlf wenn man ohne Noten durchs Berufsleben kommt ist das ok, aber das kostet halt Mühe und Zeit (in dem Fall Deine).

Neben Noten und Tabs gibt es noch das Nashville Nummernsystem, dass man als professioneller Gitarrist beherrschen sollte.
 
Nicht lächerlich, sondern sehr sehr praktisch, wenn schnell transponiert werden muss.
 
Meiner Meinung nach ist das eher ein unnötiger Zusatzschritt, der zumindest meinem Gehirn mehr Leistung abverlangt, als das Transponieren von Noten, Tabulatur oder Akkordsymbolen.

Wahrscheinlich einfach nur Gewöhnung.
Ich habe das Transponieren ohne Nashville gelernt, und halte dieses System daher für überbewertet.
Ich kann allerdings auch nach Generalbass spielen.
 
Am Anfang nimmt man bitte eine mit Nylonsaiten und tut seinen eigenen Fingern damit einen riesigen Gefallen.
Da gibt es aber aus berufenen Mündern auch andere Meinungen
Wenn bspw. jemand E-Gitarre lernen möchte, (nein, man muss dann nicht zwangsläufig zuerst mit der Konzertgitare beginnen) wirds mit Nylonsaiten etwas mühselig. :-)
 
@brennbaer
Ich bezog mich auf Westerngitarren.
E-Gitarren sind natürlich etwas weniger anstrengend (und meist auch viel besser einstellbar).
An meiner Westerngitarre habe ich im Grunde nur die Saitenstärke (mom. .10 - .48 ... .12 - .56 ist mir auf dem Ding zu brutal) und die Halsschraube, um an der Saitenlage was zu ändern ... an meiner Stromgitarre kann ich die Höhe des Stegs verstellen und am Sattel kann ich die Saiten sogar einzeln heben oder absenken (Saitenstärke und Halsschraube kommen nat. noch dazu).

Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass die Beschränkung auf E-Gitarre doch eher ein Ding der Jüngeren ist ... bei Vielen scheint nach einigen Jahren das Bedürfnis zu entstehen, dann doch noch "ein bisschen Klassik" zu lernen.

Mir ging es ja auch um den Anfang ... und da die Saiten bei E-Gitarren nunmal näher beieinander liegen, als bei einer Nylongitarre, ist es auf diesem Gerät anfangs noch schwerer, Akkorde sauber zu greifen (zum Glück braucht man über weite Strecken nur Powerchords).
 
Noten besser als Tabulatur?
Legt man einem Musiker ein Notenblatt vor, hat dieser in wenigen Sekunden einen Überblick über das jeweilige Stück. Bei Tabulatur funktioniert das nicht. Das Vom-Blattspiel nach Noten ist meist "musikalischer", genau wegen dieser Übersicht. Anfänger tun sich damit allerdings erstmal schwer, da sie erneut lesen lernen müssen. Damit verknüpft müssen sie die Ton- und Klangvorstellung entwickeln. Dabei muss auch verstanden werden, wo sich diese Töne auf der Gitarre überhaupt befinden. Das sind viele (kognitiv anstrengende) Schritte gleichzeitig. Das fällt bei Tabulaturschreibweise ("Spielen nach Zahlen") einfach weg. Da steht "spiele 5. Saite im 3. Bund". Die Klangvorstellung entsteht erst, nachdem der Ton gespielt wurde...vorher ist anhand des Tabulaturtextes nicht erkennbar wie es klingt.
Anhand der Noten erkennt man allerdings nicht, wo etwas gespielt werden soll. Ein erfahrener Gitarrist erkennt das aus dem Zusammenhang, ein untrainierter braucht Hilfestellung in Form von Tabulatur. Ähnlich ist es mit Akkordsymbolen.
 

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