Ich hab' mal versucht, in derselben Art und Weise weiterzumachen. Dabei wäre ich übrigens dafür, sich die Harmonien durchaus genauer anzuschauen. Derjenige, der die anfängliche Analyse macht, muss das ja sowieso tun. Ich hab' daher mal meinen Vorschlag als .jpeg (.pdf war zu groß) angehängt.
Prélude op. 28/20 in c-moll
Das gesamte in mit Largo überschriebenem Viervierteltakt stehende Prélude besteht in Wiederholungen eines eintaktigen rhythmischen Motivs, das weder in den oberen Stimmen noch in der Begleitung eine Abwandlung erfährt. Es wird im Verlauf des Stücks lediglich unterschiedlichen, aber nicht markanten Melodien, die im Sopran hauptsächlich Schrittweise voranschreiten, zugrundegelegt. Unter denselben finden sich durchgehend vollgriffige Akkorde, die mit einer Oktavverdoppelten Basslinie unterlegt sind. Das Geschehen spielt sich hauptsächlich im Bereich der Harmonie und Dynamik ab.
Die ersten vier Takte sind jeweils als einzelne Phrase mit Legato-Bögen versehen. Dennoch lässt sich hier eine Zweiteilung festellen, indem die ersten beiden im Fortissimo stehenden Takte melodisch identisch sind und sich nur dadurch unterscheiden, dass einmal bezüglich der Tonika, das andere bezüglich des Tonikagegenklangs eine einfach Kadenz stattfindet. Takt 3 und 4 sind melodisch ebenso weitestgehend identisch, es findet aber gegenüber den ersten beiden eine Steigerung durch ein Crescendo und eine relative Hervorhebung der Vorhaltsdissonanzen auf dem jeweils dritten Taktschlag statt, indem sie mit einem für die Verhältnisse des Stücks großen Terzsprung nach oben erreicht werden. Eine gewisse Entspannung wird in dem Halbschluss am Ende von Takt vier erreicht.
Es folgt in abruptem Piano eine viertaktige Phrase, in der sich die Melodie stetig abwärts bewegt. Ihre erste Hälfte besteht aus Kadenzen auf der Dominanten, die von der Tonika am Beginn von Takt 5 aus über T6 erreicht werden. In der zweiten Hälfte befinden wir uns wieder im Bereich der Tonika.
Diese viertaktige Phrase wird in Takt 9 bis 12 wiederholt. Diesmal steht sie sogar im Pianissimo, das erst in Takt 12 wieder ein Crescendo erfährt. Das Stück könnte sodann zuende sein, doch es folgt ein unmotiviert und irritierend wirkender Takt mit dem Tonikaakkord, der noch dazu nun eine Oktave höher liegt als derjenige am Ende von Takt 12.
Das langsame Schreiten in Akkorden und die meist (gegen Taktende immer) abwärts gerichtete Melodie verbunden mit etlichen Vorhalten verleihen dem Prélude seine düstere, bedrückende Stimmung.
An den Stellen, wo die Funktionssymbole rot sind, hat mich was irritiert. Bei der ersten davon hätte ich irgendwie ein f in den Mittelstimmen erwartet. Hat jemand eine Idee, wieso das fehlt?
Bei dem zweiten Akkord frage ich mich, ob man die funktionale Beschreibung irgendwie sinnvoller machen kann. Chopin täuscht da irgendwie einen verminderten Akkord vor, aber dann wird's doch "nur" eine Dominantparallele... Die verminderte Septim als zur Dominantparallele hinzugefügt aufzuschreiben, erscheint mir halt irgendwie etwas komisch.