Da ich ja als Abiturient vor dem Abitur nichts besseres zu tun habe, hier mal eine weitere Analyse:
Entwurf einer Analyse – Chopin Prelude Op.28 Nr.2
Das Prelude fängt in ungewöhnlich tiefer Lage mit einem komplexen halbtaktigen Achtelmotiv an. Dieses beginnt mit einem konsonanten Intervall, dann entsteht eine Septimenspannung (verm./kl./gr.7), und nach einer Wiederholung des Ausgangsintervalls wird die Septimenspannung in die Oktave aufgelöst. Es enthält des weiteren ein chromatisches Dreitonmotiv, das durch die ungewöhnliche Stimmverteilung besonders hervorgehoben wird. Dieses Motiv dient als 2-taktiges einleitendes Vorspiel und ist gleichzeitig das einzige Begleitmotiv. Es wird im weiteren Verlauf insbesondere harmonisch abgewandelt, behält aber seine charakteristische Form bei.
Es bildet in den ersten drei Takten einen repetierenden Orgelpunkt, über dem die Melodie in Takt 3 einsetzt.
Das „Thema“ ist geprägt durch sehr lange Haltetöne, einen geringen Ambitus und die markante Doppelpunktierung des ersten Tons.
Diese Phrase wird in den folgenden Takten 5-7 einen Ganzton tiefer sequenziert und variiert, indem eine Aufspaltung der Haltetöne in Repetitionen stattfindet.
Nach einer langen Pause, in der nur das Begleitmotiv zu hören ist, erklingt erneut das Thema eine Quinte höher, aber mit exakt gleicher Intervallstruktur. Die Takte 10-12 entsprechen T.5-7. In der unteren Satzschicht entsteht erneut ein unterbrochener Orgelpunkt und ein ostinates chromatisches Dreitonmotiv, das von Takt 11-14 unverändert gleichmäßig erklingt. Überhaupt besitzt das Begleitmotiv ostinato-Charakter.
Takt 14 bringt wiederum das Thema, diesmal mit stark gedehntem auftaktigem Beginn. Unerwartet setzt das Begleitmotiv plötzlich aus, während die Variation erklingt. Auf dem abschließenden Halteton erklingt es noch zwei mal und reißt dann wieder ab.
Insgesamt drei Mal erklingt also erst das Thema und danach die Variation davon.
Eine weitere Sequenz der Variation führt zu einer Kadenz, die sehr klare und einfache Harmoniefortschreitungen verwendet ( D-DD-D-D7-T). Die Kadenz ist in ihrem akkordischen Aufbau völlig anders geartet als der Rest des Preludes und beschließt es mit einem Arpeggio auf der Tonika mit spannungslösenden Charakter.
Die Grundtonart ist a-Moll, diese wird aber erst in Takt 10 (Mitte des Stückes!) erreicht und danach auch nur in Takt 15 verwendet. Zuerst erklingt e-Moll (d), sodass der Eindruck entsteht, das Prelude sei in e-Moll geschrieben. Auch das Thema ist mit den Tönen e’-h-d’ eher e-Moll zuzuordnen.
Die Harmonik ist außerordentlich reichhaltig und lässt zumindest stellenweise keine sinnvolle funktionale Bestimmung zu. Zahlreiche Alterationen, Septimen, übermäßige und verminderte Akkorde bestimmen das harmonische Geschehen.
Innerhalb des Begleitmotivs herrscht ein ständiges Pendeln zwischen Spannung und Auflösung.
Die für ein romantisches Werk sehr sparsamen Vortragsbezeichnungen geben Aufschluss über den Charakter des Stückes. Das Tempo lautet „Lento“ und durchgehend gilt „piano“, ab Takt 13 sogar ein langes diminuendo.
Insgesamt ist das Prelude dadurch von dunklem/düsterem Charakter, der durch die unheimliche immer gleichförmige Begleitung hervorgerufen wird. Außerdem drücken die langen Pausen und die schlichte traurige, weil durchgehend abwärts gerichtete, Melodik, eine gewisse „Einsamkeit“ aus.
Anmerkungen, Verbesserungen etc. wie immer willkommen.
lg marcus