Frédéric Chopin ( 1810 - 1849 )

woher weißt du soviele private Dinge über Chopin? Kann man sich diese Briefe irgendwo ansehen?

hallo,

es gibt sehr viel zu lesen über Chopin! Werkanalysen, Biografien, Briefe (in Übersetzung), Sekundärquellen (Briefe, Tagebücher etc. von Delacroix, Berlioz, Heine u.v.a) - - wenn vieles nicht lieferbar ist (die interessantesten Bücher werden manchmal nicht neu aufgelegt...), so steht es in Universiätsbibliotheken, musikwiss. Seminarbibliotheken, auch Musikhochschulen haben Bibliotheken - und wenn man da stöbert, findet man auch etliche Kongressbände und Jahrbände der Chopin-Gesellschaft(en).

bedauerlich ist, dass sehr viel polnische Sekundärliteratur nicht übersetzt wird, denn da gibt es sehr gute Publikationen.

bei fischer gabs mal eine Briefauswahl, ich glaube, die ist als hardcover vor ein paar Jahren neu aufgelegt worden - ansonsten: Bibliotheken wie oben!!

liebe Grüße, Rolf

(entre nous: der war mir mal Abgott, Idol, Messias - alles in einem, also hatte ich alles greifbare gelesen; dieser Wahn ;) hatte sich allerdings nach und nach gelegt, sodass ich allmählich wahrnehmen lernte, dass es auch noch andere nicht minder fantastische Klaviermusik gibt (((ja sogar bessere!...))))

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"ich bin immer noch Pole genug, um gegen Chopin den Rest der Musik hinzugeben" Friedrich Nietzsche
 
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Hi,

habe auch gerade eine Biografie von Chopin gelesen, hat mir mein Papa geliehen, leider weiss ich nicht mehr von wem. Es waren fast ausschliesslich seine Briefe zu lesen, es ist kein Roman sondern mehr eine Recherche seines Lebens. Ich fand es sehr interessant, allerdings ist es mir schwergefallen, eine wirkliche Zuneigung zu dem Menschen F. Chopin aufzubauen, zu verstörend erschienen mir einige Details seines Lebensstils, die ganze Arroganz in Bezug anderer Komponisten, sein Perfektionismus, der schon krankhafte Züge annahm (Partituren die schon veröffentlicht waren, wurden wochenlang überarbeitet, um sie letztendlich wieder so zu lassen wie im Ursprung), er erschien mir einfach zu schwierig und nicht symphatisch. Dann der krasse Gegensatz, dass alle Frauen ihm zu Füssen lagen, er war doch zart gebaut, kein Adonis, er hustete unentwegt, aber er muss eine wahnsinnige Ausstrahlung gehabt haben. Und vor 14 Tagen gab mir meine KL einen Walzer zum Üben mit, der hat noch nicht mal eine Opus-Zahl (a-moll), und was soll ich sagen: es macht süchtig. Die Musik von ihm hat mich schlichtweg umgehauen, und das sage ich (verzeih mir, Beethoven!), die sich immer als Chopin-Verweigerer gesehen hat. Die Musik zu hören ist was ganz anderes als sie zu spielen. Denn viele Stücke von ihm mag ich nicht so, aber: die Walzer, meine Güte, wie himmlisch. Immer wieder wurde in dem Buch beschrieben, dass Chopin beim Vorspielen zu leise gewesen ist, daher hatte er immer durchschnittliche Kritiken. Das finde ich sehr tragisch für ihn, das hat seine Musik einfach nicht verdient. Ich bin traurig, dass er nicht den Erfolg im Leben gehabt hat den er sich erhofft hat und vor allem dass anscheinend viele Menschen ihn uns seine Musik nicht verstanden haben. So ist er viel zu früh verstorben, an einer Krankheit die man heute gut behandeln könnte, und ich mag nicht erahnen, was er noch an Stücken geschieben hätte, wenn er noch 40 Jahre mehr gelebt hätte. Es war ihm nicht vergönnt. Für mich war er einer der größten Komponisten.
 
Mir geht es ähnlich wie Emma. Ich konnte mich auf erst vor kurzem mit Chopin anfreunden. Vor allem die Preludes haben es mir angetan und die Etüden finde ich insgesamt auch immer besser. Vielleicht war das einfach nur pech für Chopin, da ich, außer den Etüden mit Richter, nur Einspielungen habe, die älter sind und deren Aufnahmequalität leider unterste Schublade ist. So konnte ich die Musik nie genießen, aber naja, im Moment übe ich auch seine 4. Prelude Op.28. Ich muss mir dringend neue Einspielungen kaufen. Dennoch kann Chopin den guten alten Ludwig nicht vom Thron stoßen :P Bei Chopin fehlen mir so absolute Überflieger, wie die Hammerklaviersonate, die 9. Symphonie oder die Missa Solemnis
 
Bei Chopin fehlen mir so absolute Überflieger

Auch nicht die Ballade No.1? http://de.youtube.com/watch?v=mF39XK6EVEk&feature=related (bei den Fachleuten ja wahrscheinlich schon als ausgelutscht unten durch, oder?)

"Heroische" Polonaise http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=KCSEwfqs-VM&feature=related

Zum lässigen Warmspielen:cool: http://www.youtube.com/watch?v=pf2accwGEaU&feature=related

Und ob´s wirklich soooo auf die Audioqualität ankommen muss? http://www.youtube.com/watch?v=e0VhKERbhkE&feature=related

Schöne Grüße,
cw4ever
 
Verstehe mich nicht falsch. Chopin hat Meisterwerke komponiert, aber diese Sachen von Beethoven sind einfach übermenschlich. Da sitzt man und kann nicht glauben, dass einem Menschen solche Musik im Kopf rumspukte.
 
Verstehe mich nicht falsch. Chopin hat Meisterwerke komponiert, aber diese Sachen von Beethoven sind einfach übermenschlich. Da sitzt man und kann nicht glauben, dass einem Menschen solche Musik im Kopf rumspukte.

Genauso sehe ich das auch, vor allem muss man auch bedenken, dass Chopin sich ausschließlich nur auf sein Klavier konzentrieren konnte, er hat kein einziges Orchesterwerk, Sinfonien oder Opern komponiert (verbessert mich falls ich mich irre), daher konnte er sein Klavierspiel bis zur Vollendung ausdehnen, so gesehen zeimlich begrenzt in seiner Komposition. Dafür natürlich auch unglaublich, aber vielleicht kann man die beiden Komponisten einfach nicht so vergleichen, Beethoven war ja quasi der "Vorbereiter" der Romantik, er hatte einen ganz anderen Stil. Viel mehr Kraft und teilweise Wut und Leidenschaft, bei Chopin sind es ja eher die "leisen" Töne, vielleicht war er deswegen den Menschen damal zu leise von der Akustik, weil sie einfach andere Musik gewöhnt waren. Bei Chopin höre ich unglaublich viel Eleganz, aber genauso elegant, gut gekleidet und formvollendet im Auftreten war er ja auch, während Beethoven eher etwas "schluderig" daherkam, so habe ich es in der Biografie von Felix Huch gelesen. Also es waren zwei völlig verschiedene Charaktere, ich könnte mir vorstellen dass die beiden sich sicherlich gezofft hätten:rolleyes:
 
Genauso sehe ich das auch, vor allem muss man auch bedenken, dass Chopin sich ausschließlich nur auf sein Klavier konzentrieren konnte, er hat kein einziges Orchesterwerk, Sinfonien oder Opern komponiert (verbessert mich falls ich mich irre)

Chopins Leidenschaft war das Klavier. Er hat fast ausschließlich nur Stücke für Klavier geschrieben. Aber auch wunderschöne Stücke mit anderen Instrumenten, indem das Klavier aber die zentrale Rolle spielt. So z.B. in seinen beiden Klavierkonzerten oder die Krakowiak op.14 oder die Fantasie op.13 oder auch sein Trio op.8!! Ein Traum!!
Er hat aber auch Cellosonaten geschrieben ( op.65 ) und einige wundervolle polnische Lieder für Klavier und Gesang!
Daher hat sich Chopin durchaus auch mit sowas beschäftigt!!

lg, der manaus

Ps: sehr lohnenswert zum Anhören, sind seine gaanz frühen Polonaisen!! Ein Traum was der kleine Chopin im zarten Alter von 7 Jahren komponiert hat:-)
 
Zitat von manaus:
Er hat aber auch Cellosonaten geschrieben ( op.65 ) und einige wundervolle polnische Lieder für Klavier und Gesang!
Daher hat sich Chopin durchaus auch mit sowas beschäftigt!!

lg, der manaus

Ps: sehr lohnenswert zum Anhören, sind seine gaanz frühen Polonaisen!! Ein Traum was der kleine Chopin im zarten Alter von 7 Jahren komponiert hat:-)

Das wusste ich nicht, von den Cellosonaten hab ich noch nie was gehört, und klar ist auch, dass Beethovben zum komponieren noch 20 Jahre länger Zeit gehabt hat, Chopin starb mit nur 39 Jahren. Von den Liedern habe ich in der Biografie gelesen, natürlich waren die Darsteller wohl ausschliesslich weiblich, er muss einfach noch was anderes gehabt haben außer seinem musikalischen Talent;) eine Stunde zu nehmen bei Chopin galt als etwas ganz Besonderes. Und er selbst gab sich äußerst beschäftigt, was man heute vielleicht Marketing nennen würde. Jedenfalls konnte er sich vor (überwiegend weiblichen) Schülern kaum retten.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
eine Stunde zu nehmen bei Chopin galt als etwas ganz Besonderes. Und er selbst gab sich äußerst beschäftigt, was man heute vielleicht Marketing nennen würde. Jedenfalls konnte er sich vor (überwiegend weiblichen) Schülern kaum retten.

Ja es war sicher was Besonderes bei dem großen Meister Chopin Unterricht zu bekommen.
Chopin war ein sehr zierlicher, schlanker Mann der sehr sensibel, freundlich war und immer sehr vornehm und bestens gekleidet war!
Er zeichnete sehr gern und gut Karikaturen und dichtete gerne....

lg, der manaus
 
bei Chopin sind es ja eher die "leisen" Töne, vielleicht war er deswegen den Menschen damal zu leise von der Akustik, weil sie einfach andere Musik gewöhnt waren

...wenn das stimmt, fragt man sich, wer die 4 Balladen, die 4 Scherzi, die b-Moll Sonate, die Polonaisen in As-Dur und fis-Moll (usw. usw.) komponiert hat... der zarte Chopin kann´s ja wohl kaum gewesen sein :D

mittelmäßige Kritiken soll der Pianist Chopin auch noch erhalten haben? ja warum rissen sich die Leute in Paris darum, bei einem "mittelmäßigen" Unterricht zu bekommen???...

das Bild vom schwindsüchtig hüstelnden, sich nur in pianissimo-Nocturnes aufhaltenden Chopin scheint unausrottbar.

wer mag dem Chopin nur die vielen fortissimo Oktaven im 3. Scherzo oder in der 10. Etüde (aus op.25) untergejubelt haben? sehr seltsam :)

Gruß, Rolf

((Cellosonaten? Plural?? - ich kenne nur eine, zählt zu seinen späten Kompositionen))
 

Ja, Rolf, es gibt nur eine Cellosonate..nämlich op.65!!;)

Ich finde auch, dass das Bild von Chopin, als kleiner hunstender, zerbrechlicher Mann nicht verschwindet. Er wird auch auf vielen Bildern so dargestellt. Besonders bei dem einen berühmten Bild von ihm kurz vor seinem Tod.
Genau wie du sagst, wer soll dann op.53, op.44, op.10,12, op. 40,1... komponiert haben!? Das sind seine Werke, in denen die ganze Kraft Chopins steckt! Natürlich hat er auch wunderbare "leise" Musik geschrieben aber,
was ich gelesen hab, hatte er durchaus auch Wutausbrüche während des Unterrichts....!
Für mich ist Chopin ein Vorbild, mit dem ich mich auch in einigen Dingen identifiziere und dessen Musik mich einfach fesselt;)

lg, der manaus
 
mal noch ein paar weniger bekannte Eigenarten des MENSCHEN Chopin:
...er konnte sich mit Heine zusammen köstlich über bornierte bourgoise Zeitgenossen amüsieren, wenn beide in irgendeinem Pariser Salon waren, und sie taten das auf einem Niveau, dass die meisten das gar nicht schnallten! man bedenke: Chopin ist fast der einzige Zeitgenosse Heinrich Heines, welchen dieser nicht und nirgends verspottet hatte!!...
Gruß, Rolf

Hallo rolf,

muss jetzt mal kurz dazwischenposten (ohne Kenntnis nachfolgender Beiträge, diese durchzulesen ist es jetzt zu spät).

Da ich selbst von Jugend an begeistert bin von Chopin und Heine, schätze ich deinen vorausgehenden amüsant-informativen post besonders.

Auch deine früheren Beiträge ähnlicher Art finden meine besondere Wertschätzung. Jedoch habe ich mitunter festgestellt, dass deine zuweilen ironisch-sarkastische Ausdrucksweise gelegentlich auch miss- oder besser gesagt - nicht richtig verstanden wird.

Was ist deine Meinung zu dieser Einschätzung???

LG und eine schöne Sommerzeit

Debbie digitalis
 

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