Frage zu Klavier A.Troch Helmstedt

LaDeborah

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27. Dez. 2015
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Hallo zusammen :-)
ich haben sehr sehr günstig ein Klavier der Marke A.Troch Helmstedt ergattern können. Es stand laut vorbesitzer mindestens 10-20 Jahre unbenutzt in deren Wohnzimmer. Mir ist bewusst das es nicht mehr so super in Schuss ist aber es klingt sehr schön und lässt sich für mein empfinden angenehm spielen. Alle Tasten funktionieren, es ist natürlich verstimmt aber nicht sooo schlimm wie ich erwartet hätte.
Mich würde einfach mal Interessieren was ihr so davon haltet? Was wisst ihr von der Marke? Und könnt ihr mir sagen wie alt das Klavier ungefähr ist? Die Seriennummer ist 4018.
Bilder folgen

Vielen Dank
Lg
 
Ergattern?
Wohl eher die Entsorgung übernommen...
 
Ok. Und wieso meinst du das?
 
Hallo LaDeborah,
erstmal herzlich willkommen hier. Wenn auch der Ton hier manchmal etwas rauh ist, denke ich schon, dass sich vielleicht jemand finden wird, der deine Frage beantworten kann. Ich persönlich kenne die Marke nicht. Wenn es ohnehin verstimmt ist würde ich dir raten einen erfahrenen Klavierbauer mit der Stimmung zu beauftragen, vielleicht kann der dir dann auch noch etwas zum Instrument erzählen.
 
Vielen Dank :-)

ja ein Klavierbauer kommt im neuen Jahr mal vorbei. Ich bin nur so neugierig und dachte dass mir vielleicht hier jemand weiter helfen kann.
 
Bei so einem alten Klavier ist die Marke nicht so entscheidend. Da geht es nur noch um den Zustand. Das Klavier ist vermutlich so im Zeitraum 1880-1900 gebaut. Normalerweise kann man solche Klaviere geschenkt bekommen, bzw. im Bereich 50 Euro bis maximal wenige hundert Euro für einige besondere (ehemalige) Spitzenfabrikate, aber auch nur, wenn der Zustand gut ist.

Anhand der Bilder kann man den genauen Zustand nicht erkennen. Zumindest scheint es nicht stark verschmutzt und die Tasten liegen halbwegs gerade, also zumindest kein Mottenfraß. Wenn es sich noch stimmen lässt, die Saiten noch halbwegs klingen und die Mechanik zumindest leidlich spielt oder mit ein paar Handgriffen dazu gebracht werden kann, dann hast du vielleicht Glück, dass der Zustand etwas besser ist als bei der Mehrheit dieser alten Klaviere. Keinesfalls würde ich dir aber raten, mehr Geld als für eine Stimmung und grundlegendes Spielbarmachen zu investieren, das ist das Klavier einfach nicht wert.

Normalerweise ist es immer eine gute Idee, bei einem Klavierkauf einen Fachmann hinzu zu ziehen, bevor man das Klavier im Wohnzimmer stehen hat. Aus diesem Blickwinkel betrachtet lassen sich vielleicht auch die etwas ernüchterten Kommentare verstehen, wenn man dann auf den Bildern ein mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so tolles Klavier sieht und dafür womöglich noch Geld bezahlt wurde, für dass man bessere Instrumente mit etwas Suche und Konsultation hätte finden können.

Ich wünsche dir viel Glück mit deinem Klavier und halte uns auf dem Laufenden, was der Klavierstimmer meinte und für dich tun konnte.
 
Danke dir für deine ausführliche Antwort. Es hat mich wirklich nicht viel gekostet und selbst wenn es komplett Schrott ist hab ich keinen großen Verlust gemacht.

Ich hab einen hang zu alten Dinge und finde die Geschichte dahinter immer
sehr spannend. Und für das alter ist es wirklich noch ganz ok. Das ich damit niemals ein Konzert geben werde ist klar, dafür habe ich ja mein Stage-Piano. :super:
So lange ich oder meine Tochter ein wenig darauf klimpern können ist es ok. Wenn ich dann wieder mehr Zeit und Muße habe würde ich ganz klar mehr Geld in die Hand nehmen und mir mit Beratung und viel Zeit etwas nettes gönnen :-)

Ich halte euch auf dem laufenden was sich noch so ergibt.
 
Selbst wenn es einigermaßen in Spielart und Klang akzeptabel wird, wird es ein Oberdämpfer bleiben.
Zur Erklärung: http://stimmungen.de/verschiedenes/oberdaempfer/

Freilich kann man nicht jedes Instrument mit Oberdämpfer-Mechanik pauschal als unbrauchbaren Schrott bezeichnen, da sorgfältig gewartete Instrumente dieser Bauart für bestimmte Genres durchaus in Frage kommen. Ragtime-Spezialisten beispielsweise schätzen das charakteristische hallige Klangbild dieser Instrumente, die in der Entstehungszeit der dazugehörigen Musik vielerorts in Gebrauch waren. Auch weniger virtuose Literatur der (Spät-)Romantik kann bei überdurchschnittlich gutem technischem Zustand eines solchen Klaviers noch ansprechend klingen. In vielen Situationen stoßen versierte Tastenspieler allerdings schnell an die Grenzen des auf diesen Instrumenten Möglichen. In den meisten Fällen kann man allenfalls ganz kleines Geld für solche vermeintlichen "Schnäppchen" veranschlagen. An anderer Stelle öfters gesagt: Die wenigsten dieser Instrumente aus dem späten neunzehnten oder frühen zwanzigsten Jahrhundert besitzen einen nennenswerten historischen oder antiken Wert. Meist waren diese Instrumente schon zu ihrer Bauzeit für einen pianistisch eher wenig ambitionierten Abnehmerkreis gedacht und in den folgenden Besitzer-Generationen war die Bereitschaft eher gering, viel Geld für die Wartung locker zu machen.

LG von Rheinkultur
 
Wenn es ohnehin verstimmt ist würde ich dir raten einen erfahrenen Klavierbauer mit der Stimmung zu beauftragen, vielleicht kann der dir dann auch noch etwas zum Instrument erzählen.
Vor allem kann dieser einschätzen, in welchem Zustand Stimmstock und Resonanzboden sind. Bei irreparablen Schäden ist das Instrument schlimmstenfalls nicht mehr stimmbar - Wert exakt null plus Entsorgungskosten. Dazu müsste man das Klavier allerdings vor Ort unter die Lupe nehmen.

Ich hab einen hang zu alten Dinge und finde die Geschichte dahinter immer sehr spannend. Und für das alter ist es wirklich noch ganz ok.
Jahreszahlen erzeugen Faszination, besitzen aber keine Aussagekraft. Aber es hat eben ganz sicher kein Johannes Brahms an diesem Instrument gesessen, sondern Familienmitglieder aus der bürgerlichen Gesellschaftsschicht damals, als wir noch einen Kaiser an der Spitze unseres Landes hatten:


LG von Rheinkultur
 

Zur Erklärung: http://stimmungen.de/verschiedenes/oberdaempfer/

Freilich kann man nicht jedes Instrument mit Oberdämpfer-Mechanik pauschal als unbrauchbaren Schrott bezeichnen, da sorgfältig gewartete Instrumente dieser Bauart für bestimmte Genres durchaus in Frage kommen. Ragtime-Spezialisten beispielsweise schätzen das charakteristische hallige Klangbild dieser Instrumente, die in der Entstehungszeit der dazugehörigen Musik vielerorts in Gebrauch waren. Auch weniger virtuose Literatur der (Spät-)Romantik kann bei überdurchschnittlich gutem technischem Zustand eines solchen Klaviers noch ansprechend klingen. In vielen Situationen stoßen versierte Tastenspieler allerdings schnell an die Grenzen des auf diesen Instrumenten Möglichen. In den meisten Fällen kann man allenfalls ganz kleines Geld für solche vermeintlichen "Schnäppchen" veranschlagen. An anderer Stelle öfters gesagt: Die wenigsten dieser Instrumente aus dem späten neunzehnten oder frühen zwanzigsten Jahrhundert besitzen einen nennenswerten historischen oder antiken Wert. Meist waren diese Instrumente schon zu ihrer Bauzeit für einen pianistisch eher wenig ambitionierten Abnehmerkreis gedacht und in den folgenden Besitzer-Generationen war die Bereitschaft eher gering, viel Geld für die Wartung locker zu machen.

LG von Rheinkultur
Einspruch zum Link, bzw. zur Erklärung im Link:
Die Dämpferfilze einer Oberdämpfer-Mechanik liegen zu weit vom Anschlagspunkt entfernt und werden zudem nicht mit Federkraft gegen die Saiten gepresst, so dass ein unschöner Nachhall entsteht. Damit sie eine bessere Dämpferwirkung erzielen, sind sie mit Blei beschwert, was sich aber negativ auf das Spielgefühl auswirkt.
Die Aussage, die Oberdämpfer würde sich negativ auf das Spielgefühl auswirken ist falsch. Genau das Gegenteil ist der Fall. Federn, ohne die es bei Unterdämpferpianos nicht geht, wirken sich nachteilig auf das Spielgefühl aus. Nur die Dämpfwirkung ist besser. Wenn Federn von Vorteil wären, würde man Flügel nicht mit Bleigewichten in der Dämpfung ausstatten, sondern mit Federn...

LG
Michael
 
Was wisst ihr von der Marke? Und könnt ihr mir sagen wie alt das Klavier ungefähr ist? Die Seriennummer ist 4018.

In Helmstedt bezeichnete sich A. Troch ab 1890 (vorher dort nicht nachweisbar) als Pianobauer, ab 1900 bis 1903 als Pianohändler (Info aus Weltadreßbüchern).
Vermutlich gehen die A. Troch-Instrumente auf den 1914 gestorbenen Klavierfabrikant August Troch zurück.
Der abgebildete Oberdämpfer ist demnach in die Zeit 1890 bis 1900 zu datieren, wobei nicht alle Seriennummern von A. Troch stammen können, so auch die Nr. 4018 nicht.

LG
Dieter
 
Danke dir Dieter sehr interessant etwas mehr zu erfahren. Wie kann ich das verstehen mit den Seriennummern. Bedeutet dass das mein Klavier eigentlich gar nicht von A.Troch stammt sondern womöglich nur eine Art Fälschung ist?

Lg
 
Hallo,

Troch baute auch Harmoniums. Im Keller der alten Helmstedter Universität steht ein Druckwind-Instrument dieses Herstellers. Auch gab es in Haldensleben, ca. 30km von Helmstedt entfernt, einen Orgelbauer A. Troch. Es ist zu vermuten, dass es da Verbindungen gegeben hat oder die Person gar identisch ist.

Gruß
Ka8
 
Ah ok cool. Ja den Orgelbauer hatte ich auch schon gefunden. Vermutete aber irgendwie kein Zusammenhang da so schön aufgelistet wurde welche Orgeln er gebaut bzw Instant gehalten usw.
 
Zitat von LaDeborah:
Wie kann ich das verstehen mit den Seriennummern. Bedeutet dass das mein Klavier eigentlich gar nicht von A.Troch stammt sondern womöglich nur eine Art Fälschung ist?
Lg
Meine Vermutung zu der Seriennummer:
A. Troch ist in Helmstedt von 1890 bis ca. 1897 als Pianobauer, weiterhin als Pianohändler nachweisbar. Hat er in der kurzen Zeit über 4.000 Instrumente hergestellt? Als Pianohändler aber konnte er die von ihm verkauften Instrumente mit seinem Namen versehen. Der Hersteller, von dem die Seriennummer stammt, blieb dabei unbekannt. Ein fairer Handel, keine Fälschung.
 
Zitat von Ka8 Auch gab es in Haldensleben:
Aus den Nachweisen der Weltadreßbücher und der „Zeitschrift für Instrumentenbau“ zu
A. Troch, Orgelbau, Neuhaldensleben, gegr. 1847 ergibt sich folgendes:
Der Orgelbauer starb 1890 (nach Wikipedia, nach ZfI erst 1897?), die Witwe führte das Geschäft weiter; um die Jahrhundertwende übernahm der Orgelbauer Hugo Hülle das Geschäft, welches nach 1907/08 wieder unter dem ursprünglichen Namen: Otto Troch (Sohn) weitergeführt wurde bis nach dem Ersten Weltkrieg, dann nur noch unter Hugo Hülle, Orgelbauer und Pianohändler, gegr. 1898.

Die Zeitschrift für Instrumentenbau meldete im März 1914 den Tod des „früheren Orgelbauer und Klavierfabrikant Herr Aug. Troch in Neuhaldensleben“. Möglicherweise war der Sohn Otto Troch gemeint, das ergäbe eher einen Sinn. (Die Nachrichten in der „Zeitschrift für Instrumentenbau“ waren für ihre Zeit das beste Kommunikationsmittel, natürlich schlichen sich aber auch Fehler ein).

Einen Zusammenhang zwischen Hettstedt und Neuhaldensleben ist aus den Nachweisen nicht zu erkennen, „oder die Person gar identisch ist“ (Ka8), auch das wäre möglich.
MfG Dieter
 
Ahh ok jetzt verstehe ich das. Ich danke euch für die Hilfe. Echt super was ihr alles raus bekommt.
Jetzt bin ich mal gespannt was der Klavierbauer sagt. Und in wie weit sich das gute Stück noch stimmen lässt.

Lg
 

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