Fingerübungen ohne Klavier in der Nähe

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HbMuth

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Leider hat man manchmal kein Klavier unter seiner Gewalt, wenn es schlimm kommt auch noch für längere Zeit. Was tut ihr, damit eure Finger nicht einrosten?

Als Computerfuzzi kommt mir natürlich das binäre Zählen mit den Fingern auf bzw. über der Tischplatte in den Sinn. Sei 0 = Fingerkuppe schwebt über der Tastatur (Tischplatte) und 1 = Fingerkuppe liegt wie auf der Klaviertaste.

Binäres Zählen geht so , denkt euch die führenden Nullen hinzu, damit jeder Finger seine Binärstelle hat: (00000 0000)0, 1, 10, 11, 100, 101, 110, 111, 1000, 1001, 1010 ... 11111 11111 = 1023. Natürlich muss man nicht bis 1023 zählen, sondern kann sich einen beliebigen Zahlenbereich auswählen und ob jetzt der kleine Finger 1 und der Daumen 10000 = 16 ist oder umgekehrt, bzw. ob der kleine Finger 32 und der Daumen 512 oder umgekehrt, halt jeder nach seiner Façon. Bei mir ist der rechte kleine 1 und der linke kleine 512, denn die Melodie liegt ja meist in der Oberstimme.
 
Man benötigt keinerlei Fingerübungen jenseits des Klaviers. Peng, aus.
 
Dachte auch erst, spielsmalwieder hätte neue Anwandlungen.
Die Finger rosten nicht ein, wenn sie nicht grade eingegipst sind. Das, was nach längerer Zeit leidet, ist der Grips und der lässt sich ganz ohne Fingerübungen trainieren.
 
Du kannst einfach deine Stücke in der Luft oder auf einer anderen Oberfläche spielen. Das schult ein kleines bisschen die Finger (an sich), vor allem aber das innere Hören und die Verbindung Ohr-Hand.
 
Dann hast Du aber Terzparrallelen geübt (mit Grips und Klavierbezug) und nicht einfach nur Fingerbewegungen.
 
Naja, ich habe in letzter Zeit ein paar Mal für die lauten Oktaven und Akkorde im Grieg Konzert (Anschlag aus dem Arm und stabile Hand) auf dem Klavierdeckel geübt. Anschließend klappte es auch auf der Tastatur deutlich besser.
Das gleiche kann auch bei Passagen helfen, gerade für Gleichmäßigkeit, Anschlagsschwung und Präzision.

Das ist freilich kein Ersatz für's Üben am Instrument - aber hilft trotzdem in Kombination oder als Vorübung.

PS.: Natürlich ist der Titelbegriff "Fingerübung" etwas unglücklich gewählt. Reine Fingerübungen als Gymnastik würde ich nicht machen. Es gibt zwar zahlreiche Literatur und Vorschläge dahingehend (J. Gat hat in seinem bekannten Buch über Klaviertechnik einen relativ dicken Anhang mit Übungen veröffentlicht), aber meine Zeit ist dafür zu kostbar und kann anderweitig besser genutzt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hat jemand eine plausible Theorie, wieso Klavier spielen als "Fingersport" hier und in anderen Foren immer wieder in Tausend Fäden auftaucht? Ich meine, "Finger aufwärmen, Finger einspielen, Finger nicht einrosten lassen, Fingertechnik, Fingerübungen, Hanon usw..."

Bin ja auch Spätanfänger, aber wurde mir relativ schnell klar, das Klavierspielen vor allem eine mentale Herausforderung ist, viel mit innerlich Hören zu tun hat und zumindest auf Anfänger- oder Mittelschwer-Niveau die Finger nie der limitierende Faktor sind, die es zu "trainieren" gilt. Medizinisch bedingte Härtefälle mal ausgenommen.

Von daher erscheinen mir Trockenübungen ohne Klavier für Rhythmus, Klangvorstellung, Notenlesen mit Singen etc. wesentlich sinnvoller als Fingerübungen.

Erscheint gutes Klavierspiel für Anfänger einfacher und weniger bedrohlich bzw. unerreichbar, wenn man es primär auf einen "Fingersport" reduziert?
 
@Tonsee
Nein. Sehr viele, wenn nicht sogar alle Clavio-Beiträge stellen das Musikalische über das Technische. Dass hier ein „Fingersport“ propagiert wird, kann ich nicht bestätigen.

Dennoch muss natürlich Technik trainiert werden. Dies aber nie losgelöst von einer musikalischen Idee, die dahintersteht.

Ein Beispiel: Wenn ich Tonleitern zum Einspielen übe, spiele ich in der linken Hand dazu Akkorde, auch Basstöne und Akkorde im Wechsel (Sprungbass), sodass daraus Kadenzen bzw. kleine musikalische Formen werden. Die Tonleitern spiele ich entsprechend der Spannkraft der Akkordfolgen dynamisch sehr differenziert (f, p, cresc., dim.), also immer eingebettet in einen musikalischen Verlauf.

Klammer auf, für alle, die es interessiert:

Ein Sonderfall ist die Minimal Music. Hier geht es (zumindest in der Urform) um das stete mechanische Wiederholen kleiner Pattern, die schon sehr sportähnlich gespielt werden, nach herkömmlichem Verständnis sogar „unmusikalisch“. Und es stehen Kompositionstchniken wie z.B. die Phasenverschiebung im Vordergrund (z.B. In der „Piano Phase“ von Steve Reich). Das zu bewältigen, erfordert ein sehr diszipliniertes, statisches, von Emotionen quasi entkoppeltes Spielgefühl. Der (sozusagen psychedelische) Effekt durch die Resulting Pattern entsteht beim Hören eben gerade aufgrund des mechanischen Spielens. Es geht bei dieser Musik ja auch nicht um das Evozieren von Gefühlen, sondern um die Entsubjektivierung durch Darstellungen objektiver Prozesse.

Klammer zu.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Als Computerfuzzi kommt mir natürlich das binäre Zählen mit den Fingern auf bzw. über der Tischplatte in den Sinn. Sei 0 = Fingerkuppe schwebt über der Tastatur (Tischplatte) und 1 = Fingerkuppe liegt wie auf der Klaviertaste.

Binäres Zählen geht so , denkt euch die führenden Nullen hinzu, damit jeder Finger seine Binärstelle hat: (00000 0000)0, 1, 10, 11, 100, 101, 110, 111, 1000, 1001, 1010 ... 11111 11111 = 1023. Natürlich muss man nicht bis 1023 zählen, sondern kann sich einen beliebigen Zahlenbereich auswählen und ob jetzt der kleine Finger 1 und der Daumen 10000 = 16 ist oder umgekehrt, bzw. ob der kleine Finger 32 und der Daumen 512 oder umgekehrt, halt jeder nach seiner Façon.

Da bekäme ich einen Hirnkrampf. :021:


Wenn Du kein Klavier in der Nähe hast, versuch Dir möglichst plastisch-lebhaft vorzustellen, Du hättest eines unter Deinen Händen. Stell Dir Deine Bewegungen vor und unbedingt auch den Klang, der dabei entsteht.
 

Ich kann dann mal nen medizinischen Härtefall geltend machen. Wenn ich alle Fingerkuppen auf die Tischplatte tu und der Reihe nach einzeln anhebe und abhebe, fällt es mir nach wie vor bei r4 und r5 schwer. Irgendwer immer noch der Meinung, dass mir Trockenübungen nicht helfen? Denk halt schon. Und wenn ich eben dadurch was ganz Besonderes bin, von mir aus.

Wenn ich nen Klavier hätt - kein Thema.
 
By the way, abheben ... absetzen mein ich natürlich.

Aktives Anheben ist verpönt? In der eigentlichen Übung, die ich vorgeschlagen habe, ist lediglich aktives Absetzen angesagt aus dem Grund, dass die Grundstellung aller Finger auch entspannt auf den Tasten liegend ist, ohne Druck auf sie auszuüben. Manchmal ist doch auch beim Spiel aktives Heben nötig: Spiele re. 1-3-5 und repetiere 5, 1-3 haltend. Da letztere gebunden sind, kriegst du r5 doch nur durch aktives Heben von der Taste los, nicht?
 
Es geht, speziell bei 4/5 nicht um Heben oder Senken, sondern um Kontrolle. Da gehen auch Übungen ohne Klavier. Langsam, mit Bewusstsein und Geduld.
 
Entweder ist es Haarspalterei oder ich versteh nicht ganz. Wenn es nicht um Heben und Senken geht, was soll man dann kontrollieren?
 
Krümelkackerei, in der Tat...
Heben und Senken an sich ist nicht gefragt, sondern die Kontrolle derselben. Soll heißen, es geht nicht primär um die Fähigkeit bzw. Kraft der Finger dazu, sondern um die Fertigkeit der bewussten Ansteuerung.
 
auch wenn Üben am Instrument immer besser investierte Zeit ist:
Manchmal können Übungen abseits davon helfen. Ich kann mich erinnern, dass ich die 3 gegen 4 Bewegung der Fantaisie Impromptu auf dem Arbeitsweg im entsprechenden Fingersatz immer auf das Lenkrad getrommelt haben. Das hat mir durchaus geholfen diese Koordination schneller in den Kopf zu bekommen.

Der Hartmut
 
Ich habe früher auch keine Fingerübungen ohne Klavier gemacht (ehrlich gesagt auch keine mit Klavier) aber mit zunehmendem Alter stelle ich fest, dass die allgemeine Geschmeidigkeit der Hände und Unterarme positiv von solchen Übungen beeinflusst wird.
 

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