Fingersätze für Bachs französische Suiten

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Ich werde in absehbarer Zeit im Unterricht einige Sätze der französischen Suite in Es-Dur spielen. Die restlichen Sätze möchte ich mir gerne in Eigenregie erarbeiten. Ich habe die Henle-Ausgabe mit den berühmt-berüchtigten Fingersätzen von Herrn Theopold. Deshalb meine Frage:

Gibt es eine andere Ausgaben mit empfehlenswerten Fingersätzen? Für die Bach-Inventionen hat irgendjemand (@rolf ?) mal Busoni empfohlen. Ist der auch für die französischen Suiten empfehlenswert?

LG Susanne
 
Fingersätze bei Bach sind ein schwieriges Thema, da sie extrem von der gewünschten Artikulation und der Ausführung der Verzierungen (evt. sogar Diminutionen in Wiederholungen) abhängen. Da niemand weiß, wie du das letztendlich spielen willst, würde jeder vorgegebene Fingersatz höchstens zufällig der richtige sein. Wahrscheinlich ist das nicht die Antwort, die du erhofft hast, aber eine bessere gibt es leider nicht. Aber wenn du die Theopold-Ausgabe hast, weißt du wenigstens schon mal, welche Fingersätze du auf keinen Fall nehmen solltest. :lol:
 
Fingersätze bei Bach sind ein schwieriges Thema, da sie extrem von der gewünschten Artikulation und der Ausführung der Verzierungen (evt. sogar Diminutionen in Wiederholungen) abhängen. Da niemand weiß, wie du das letztendlich spielen willst, würde jeder vorgegebene Fingersatz höchstens zufällig der richtige sein.
Im Hoch- und Spätbarock hast Du diese Problematik nicht nur bei Bach, sondern auch bei Couperin und anderen. Vermutlich sollte man diese Problematik anhand geeigneter Quellen aus den Bereichen Ornamentik oder Verzierungslehre ergründen und eine geeignete "Fingersetzung" aus den gewählten Verzierungspraktiken ableiten:
http://www.bodensee-musikversand.de/product_info.php?products_id=166859

Aber wenn du die Theopold-Ausgabe hast, weißt du wenigstens schon mal, welche Fingersätze du auf keinen Fall nehmen solltest. :lol:
Sagen wir so - wenn die vorgegebenen Fingersätze funktionieren, wäre man auch ohne Vorgabe auf eine geeignete Lösung gekommen. Wenn Probleme auftreten, schaffen die Vorgaben mehr Verwirrung als Klarheit. Ein klassisches Beispiel also für die Erkenntnis, dass "gut gemeint" und "gut gemacht" meist als Gegensatz daherkommen... .

LG von Rheinkultur
 
Das Werk von Frau Ahlgrimm ist mehr eine Sammlung von zahllosen Einzelbemerkungen zu Verzierungen und Spielanweisungen von einer Reihe namhafter historischer Autoren und Komponisten.
Da sollte aber schon eine solide Vorkenntnis der Grundlagen da sein.
Als Einführung für den Einsteiger halte ich das Buch für weniger geeignet. Es gibt sicher einige didaktisch gut präsentierte systematische Einführungen in die Ornamentik , die auch für den interessierten Nichtprofi besser lesbar sind.:denken:
 
Danke für eure Antworten. Ich denke, ich werde erst einmal in diverse Aufnahmen reinhören. Wenn ich dann Ideen zur Artikulation habe, kann ich zusehen, wie ich die umgesetzt bekomme und dabei die Fingersätze von Czerny ggf. als Anregung benutzen. Wenn ich gar nicht weiter komme, kann ich ja immer noch meinen KL fragen.

LG Susanne
 
Ich werde in absehbarer Zeit im Unterricht einige Sätze der französischen Suite in Es-Dur spielen. Die restlichen Sätze möchte ich mir gerne in Eigenregie erarbeiten. Ich habe die Henle-Ausgabe mit den berühmt-berüchtigten Fingersätzen von Herrn Theopold. Deshalb meine Frage:

Gibt es eine andere Ausgaben mit empfehlenswerten Fingersätzen?

LG Susanne

Hallo Susanne, da kamst du mit deiner damaligen Anfrage wohl ein paar Wochen zu früh.

Henle hat ein Einsehen gehabt und die (furchtbaren) Theopold-Fingersätze ersetzt. Seit 2017 gibt es von den französischen Suiten eine Henle-Neuausgabe mit (sehr guten!) Fingersätzen von Michael Schneidt.

Ich spiele gerade daraus die 5. Französische Suite und musste mich an den Faden hier erinnern.

In der Regel lege ich mir meine Fingersätze selber zurecht, aber die von M. Schneidt sind so gut und einleuchtend, dass es eine Freude ist. Die Neuausgabe kann ich nur empfehlen !


Btw.: Ich verstehe immer noch nicht so recht, weshalb Henle derzeit (lobenswerter Weise) bei Bach die (gruseligen) alten Theopold-Fingersätze im Rahmen der Neuausgaben ersetzt, allerdings bei allen anderen revidierten Ausgaben immer noch die Theopold-Fingersätze drinlässt.

Gerade bei den (anscheinend sehr sorgfältigen) revidierten Henle Chopin-Ausgaben hätte ich mir gewünscht, dass die Theopold-Fingersätze ersetzt werden. Für sonstige Neuausgaben findet Henle doch auch immer kompetente Pianisten für die Fingersätze... :022:
 
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Gibt es eine andere Ausgaben mit empfehlenswerten Fingersätzen? Für die Bach-Inventionen hat irgendjemand (@rolf ?) mal Busoni empfohlen. Ist der auch für die französischen Suiten empfehlenswert?

Du zäumst das Pferd von der falschen Seite auf!!
Erst wenn eine angemessene Artikulation feststeht macht es Sinn über die FS nachzudenken!
Deshalb sind FS in Ausgaben bei Bach noch sinnfreier als sonst. Man lese Debussy Begründung, warum er bei seinen Etüden auf die Angabe von FS verzichtet.
 
Du zäumst das Pferd von der falschen Seite auf!!
Erst wenn eine angemessene Artikulation feststeht macht es Sinn über die FS nachzudenken!
Deshalb sind FS in Ausgaben bei Bach noch sinnfreier als sonst. Man lese Debussy Begründung, warum er bei seinen Etüden auf die Angabe von FS verzichtet.

Das sehe ich auch so, würde aber doch differenzieren:

Du siehst das aus der Sicht eines Profis. Profis und fortgeschrittene Amateure sind problemlos in der Lage, sich eigene Fingersätze zurechtzulegen und sollten das auch tun (wobei nichts dagegen spricht, sich im Einzelfall über gute Fingersatzvorschläge zu freuen).

Für Profis gibt es (gerade bei Bach-Ausgaben) deshalb ja auch extra Ausgaben ohne Fingersätze.

Eine Vielzahl von Amateuren ist hierzu aber nunmal mangels der dazu notwendigen Vorkenntnisse nicht in der Lage. Und eine Vielzahl von Amateuren lernt auch nicht unter der ständigen Anleitung eines Klavierlehrers (bzw. es bleibt im Einzelfall nicht genug Zeit, dass der Klavierlehrer vor dem "Zu-Hause-Einüben" für den Schüler in den Noten die notwendigen Fingersätze einträgt).

Ich sehe also durchaus Bedarf für Notenausgaben mit guten Fingersätzen. Und da gehört m.E. diese Neuausgabe dazu.

Die dort eingetragenen Fingersätze sind ja nicht "gottgegeben" und man muss sich nicht danach richten.

Aber es ist mir hundertmal lieber, wenn ich nur im Einzelfall von einem grundsätzlich guten, nachvollziehbaren Fingersatz abweiche (z.B. von M. Schneidt), als dass ich beständig einen über den Noten gedruckten, durchgehend schlechten Fingersatz (Theopold) versuchen muss, zu ignorieren.
 
Eine Vielzahl von Amateuren ist hierzu aber nunmal mangels der dazu notwendigen Vorkenntnisse nicht in der Lage.

Und bevor jetzt das (auch durchaus nachvollziehbare) Gegenargument kommt:

In der Lage zu sein, selbst Fingersätze auszuarbeiten, lernt man m.E. nicht nur, indem man von einem "Blanko"-Notentext quasi von "0" anfängt.

Man kann durchaus auch viel daran lernen, wenn man wohlüberlegt (!) von einem guten Fingersatz abweicht. Die Entscheidung hierzu erfordert ja auch, dass man sich Gedanken gemacht hat, WARUM man das tut (ob nun technische oder musikalische Gründe).
 
Fingersätze hängen neben der Interpretation auch sehr von der Anatomie der Hand ab. Das würde ich mit einer professionellen Kraft besprechen. Dafür sind Lehrer da.
 

Aus Ausgaben kann man keine Fingersätze lernen, weil die Begründung fehlt. Ich habe das im Unterricht gelernt.
 

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