Filmszene realistisch?

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Mike7028

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Hallo,
in dem Film Amadeus gibt es die berühmte Szene, in der Sallieri einen Marsch für Mozarts eintreffen komponiert.
Nach dem Mozart das Stück nun das erste mal gehört hat, konnte er es prompt ohne einen Fehler nachspielen und improvisieren. Mozart Vs Salieri - YouTube

Meint ihr das so etwas überhaupt möglich ist? Ich denke eher nicht.

Was denkt ihr?^^
 
Ich habe mal eine Biographie über Mozart gelesen.
Grob aus meiner Erinnerung:
Damals wurde schon sehr streng auf Copyrights geachtet. Es durfte z.B. in einer Oper nicht mit geschrieben werden.
Mozart war einige Jahre in Venedig zur musikalischen Weiterbildung. Dort besuchte er eine Oper und bekam den Auftrag, diese zwecks Darbietung an anderem Ort nieder zu schreiben. Nach nur einem Besuch in der Oper schrieb er sie einfach nieder.
Vorstellen kann ich mir das auch nicht....aber es gibt ja auch Menschen, die sich Telefonbücher nach einmal durchlesen merken.

...gerade den Videolink gesehen: Also bei so was Einfachem halte ich das für durchaus realistisch.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Solche Schilderungen erstaunlicher musikalischer Leistungen gibt es viele.

Angeblich studierte der Pianist Gieseking auf einem Atlantikflug die Noten eines zu erarbeitenden Stückes und als er aus dem Flugzeug stieg, konnte er das Stück spielen. Ob das stimmt?

Man muss sich als Amateurmusiker einfach darüber im Klaren sein, dass Highendprofis auf einer gänzlich anderen Welle als man selber funken. Mir persönlich reicht diese Erkenntnis eigentlich und dann finde ich die Mozart/Salieri-Szene ganz nett und passend.

Bin nur froh, dass ich nicht so eine blöde Lache habe. Aber auch die entsprang vielleicht nur der Phantasie des Regisseurs.

CW
 
Hallo,
in dem Film Amadeus gibt es die berühmte Szene, in der Sallieri einen Marsch für Mozarts eintreffen komponiert.
Nach dem Mozart das Stück nun das erste mal gehört hat, konnte er es prompt ohne einen Fehler nachspielen und improvisieren.

Meint ihr das so etwas überhaupt möglich ist? Ich denke eher nicht.

:confused: Das ist jetzt aber nicht ernst gemeint oder?

warum hätte Mozart sich diese Lappalie, die da im Film gespielt wird, denn nicht merken sollen, dazu braucht man keineswegs ein Genie wie er zu sein.

Was bei dieser blöden Szene irritierend ist, ist dass Mozart auch Salieris angebliche Kompositionsfehler korrekt nachspielt, das ist an Unsinnigkeit nicht mehr zu überbieten, denn Antonio Salieri war ein ausgezeichneter Komponist, und die Leute verstanden ihr Handwerk damals souverän, dem armen Salieri zu unterstellen, er hätte a) so etwas plumpes wie diesen Marsch komponiert, b) auch noch falsch, ist schon wirklich abstruser Blödsinn.
Noch ärgerlicher ist dann die Bemerkung, die Mozart in den Mund gelegt wird, dass da ja was nicht stimme , Mozart hatte es wohl nicht nötig Salieri öffentlich zu belehren.

So gut der Film sonst im großen und ganzen ist ( einige Szenen sind auch unglaublich schön, wenn Salieri nämlich Mozarts Musik beschreibt), das dämliche Gekichere Mozarts ausgeklammert, auch so ein typisch amerikanischer Schwachsinn, diese Szene ist leider erbärmlich.
 
Mozart hatte eine Inselbegabung. Wenn einer so was konnte, dann er.



Sorry, Off-Topic:


Damals wurde schon sehr streng auf Copyrights geachtet.

Da waren die Venezianer ihrer Zeit aber voraus. ;) Speziell die venezianischen Rechtsgepflogenheiten sind mir nicht geläufig, aber soviel ich weiß, waren die Engländer die Ersten und Einzigen, die Anfang des 18. Jh. mal so ein Law eingeführt hatten. Auf dem Kontinent begann der Kampf ums geistige Eigentum zu Mozarts Lebzeiten eigentlich gerade erst. Wenn man sein geistiges Eigentum schützen wollte, musste man (in der Regel: der Verleger) diesen Schutz dem Landesherrn abkaufen (Lizenz), und ob dieser seinen Verpflichtungen nachkam, war reine Glückssache. Raubkopien oder die gefürchteten Plagiate wurden in der Regel einige Meilen weiter im nächsten "Staat" angefertigt (das mag der Grund für die von Dir erwähnte Anekdote sein).

Die Republiken nahmen das Anliegen wenig später offenbar ernster, Frankreich und die USA haben in den 90ern entsprechende Gesetze verabschiedet.

P.S. Sieh es mir bitte nach, lieber Peter, die Kritik ist natürlich in keiner Weise auf Dich bezogen, sondern auf den Autor der Biografie. :)
[/Off-Topic]
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Barrat: Kein Problem. Ich weiß auch gar nicht, ob ich es richtig wieder gegeben habe. Kernaussage war ja nur, dass er sich eine komplette Oper im Kopf merken konnte.
 
Also wenn der Salieri im echten Leben auch so und besonders so langsam komponiert hätte - mit einem "Grazie, Signore!" nach jedem Takt :D -, dann hätte der in seinem Leben nicht eine Sonate fertig gestellt bekommen...:D Außerdem spielt er nicht besonders gut Klavier, eher wie ein mittelschlechter Klavierschüler im 2. Lehrjahr als wie ein Komponist seines Ranges. Und das Märschle ist ja wohl so einfach, dass das jeder nach ein- oder zweimaligen Hörem nachspielen kann, insbesondere, wenn man als ausgebildeter Komponist wie Mozart die musikalischen Grundlagen (der Komposition) eines solchen Werkes im Stil seiner Zeit in und auswendig beherrscht. Sowas kann man ja sogar frei improvisieren, wie Mozart ja später auch zeigt. Ich finde die Anekdote mit dem Miserere in der Sixtina viiiieeeel beeindruckender. :D

Herzliche Grüße

Euer Lisztomanie
 
Im C-Kurs ist das übrigens eine Standardaufgabe. Vorgespielte - auch atonikale - Akkordverbindungen oder Melodien nach ein oder zweimaligem Hören sofort nachspielen. Und wenn man jetzt bedenkt, dass der C-Kurs am Anfang einer musikalischen Karriere steht, dann erkennt man, wie einfach die Aufgabe an sich ist. :D :D :D
 
Mozart war einige Jahre in Venedig zur musikalischen Weiterbildung. Dort besuchte er eine Oper und bekam den Auftrag, diese zwecks Darbietung an anderem Ort nieder zu schreiben. Nach nur einem Besuch in der Oper schrieb er sie einfach nieder.

Erstens war Mozart nicht "einige Jahre" in Venedig und zweitens hat er dort keine Oper nach Gehör kopiert. In Rom hat er (vermutlich) das "Miserere" von Allegri nach einmaligem Hören niedergeschrieben, das ist allerdings ein "nur" 12-minütiges, neunstimmiges Stück. Bemerkenswert genug.
 
Erstens war Mozart nicht "einige Jahre" in Venedig und zweitens hat er dort keine Oper nach Gehör kopiert. In Rom hat er (vermutlich) das "Miserere" von Allegri nach einmaligem Hören niedergeschrieben, das ist allerdings ein "nur" 12-minütiges, neunstimmiges Stück. Bemerkenswert genug.

Genau das habe ich gerade gestern in meinem Komponisten-Schmöker auch gelesen… Offenbar war es verboten, dieses Miserere Allegris zu kopieren, sonst drohte die Exkommunikation ;)

Lg, Nessie
 

Mozart hatte keine Inselbegabung , denn dann wäre er Autist oder etwas ähnliches gewesen, was nicht sehr wahrscheinlich ist.

Zur Frage: Das etwas Unrealistische ist, dass Mozart während des Spielens erst hereinkommt, also möglicherweise nicht konzentriert zugehört habe könnte. Da aber der erste Teil wiederholt wird und er die Form rasch verstanden hat, ist das kein Problem. Mit einem Absoluten Gehör ist die Tonart klar, technisch ist es anspruchslos, und den Rest konnte einfach sein Genie und seine Erfahrung leisten.
Sowas (ähnliches) können sicher auch Leute im Forum. Vielleicht nicht auf Anhieb perfekt im Tempo nach einmaligem Hören, aber mit etwas mehr Zeit kann man so ein Stück gut nach Gehör nachspielen.
 
Im Film "The Legend of 1900" kopiert 1900 auch exakt "the crave" von Jelly Roll Morton:




Die anschliessende Szene mit der Zigarette ist zwar lustig - aber dass sich die Klaviersaiten allein durch Schwingung erhitzen - naja… Da wäre wohl schon manches Instrument ein Opfer der Flammen geworden… (erklär das mal der Versicherung) :D :D :D


Lg, Nessie
 
Erstens war Mozart nicht "einige Jahre" in Venedig und zweitens hat er dort keine Oper nach Gehör kopiert. In Rom hat er (vermutlich) das "Miserere" von Allegri nach einmaligem Hören niedergeschrieben, das ist allerdings ein "nur" 12-minütiges, neunstimmiges Stück. Bemerkenswert genug.

@ dussek: Wenn man die einstimmigen und "redundanten" Anteile rausrechnet, kommt man auf einen schematischen vergleichsweise schlichten Fauxbourdon-Satz von vielleicht 1-2 Minuten :D - höchstens! Trotzdem ist es bemerkenswert, sich dies bei einer differenzierten Stimmführung und immer neuer Textverteilung zu merken.

Herzliche Grüße

Dein Lisztomanie

P.S.: Es ist trotzdem ein Meisterwerk und ich liebe es, dieses wunderschöne Stück jedes Jahr wieder im Dom zu singen! Schade nur, dass die reiche Ornamentik der originalen Sixtina-Version nicht mehr erhalten ist...
 
Mozart hatte keine Inselbegabung , denn dann wäre er Autist oder etwas ähnliches gewesen, was nicht sehr wahrscheinlich ist.

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nö, er hatte ADHS, des ist so ziemlich das gegenteil von Autismus, auch wenn es arg miteinander verwandt ist
Styx

hallo Leute, ihr bewegt euch da auf sehr dünnem Eis, das wisst ihr eh, oder?

Der Herr Asperger persönlich hat den berühmten Ausspruch hinterlassen, dass jedes Genie in der Kunst einen guten Schuss Autismus bräuche...

Glenn Gould erfüllt fast alle Kriterien für einen solider Asperger Autisten ;) bei Mozart sieht das Bild ziemlich anders aus, trotzdem wurde er sehr wohl des Autismus verdächtigt (Fitzgerald u.a.)!
Solche posthume Therorien bei derartig schlechter Datenlage und völlig unzuverlässiger Dokumentation aus dem 18 Jahrhundert sind finde ich jedoch kaum haltbar und sinnvoll.

ADHS ist durchaus mit Autismus gekoppelt und viele ADHS-ler werden später als Autisten um-diagnostizeirt.

Inselbegabung ist ebenfalls sehr eng mit Autismus korrelierend, nicht jeder Savant muss geistig behindert sein (!) und unter Autisten gibt es überproportional viele Inselbegabungen im Vergleich zur Normalbevölkerung.....

usw,usf.

Wenn die Neurophysiologie da weiter wäre, wär'a ja schön , aber noch gibt es nur viele recht vage Theorien und die Grenzen verschwimmen allenthalben.
 
Und ****** war schwul!

Alles fundierte Aussagen. Achja und Mozart soll ja auch Tourettes gehabt haben :D ....
 
Ja,auch das Tourette Syndrom kommt bei Autismus überproportional häufiger vor .....aber man braucht sich ja nur die zahlreichen Film und Foto-Dokumente von Mozart ansehen, um da seriöse Schlüsse zu ziehen, das haben die Entwickler dieser Theorien sicher gemacht :D

Und der Schicklgruber, tja, der hatte sicher einige bemerkenswerte Anomalien, die frühe Vergreisung war aber wirklich ein interessantes Phänomen.
 
Moin Kreisler,

Asperger hat enorme Ähnlichkeiten mit ADHS, hier sind die Grenzen recht dünn. Selbst heute weiß man ned genau ist jemand Asperger oder ADHSler - nun, meine persönlichen Erfahrungen: ADHSler sind so mehr die Allrounder, Asperger hingegen befassen sich nur mit einer Sache - die Tatsache daß Mozart selber seine Klaviere gestimmt hat und zudem noch arg spiel und Genußsüchtig war spricht hier mehr für ADHS.

Viele Grüße

Styx
 

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