Extreme Angst vor dem Vorspiel

Eine plötzlich auftretende Sozialphobie hat immer ein Triggererlebnis durchlaufen. Danach kann sie chronifizieren und mit Worten, Gedanken oder Ratschlägen wird sich daran nichts ändern. Ich würde bei ernsten Problemen einen Spezialisten aufsuchen oder mir einen geeigneten Job suchen!
http://fim.mh-freiburg.de/upload/2010506_HBTJO_K_2_140411.pdf
Leistungsdruck: Die Angst
Sollen Argerich, Callas, Horowitz und viele andere auch einen "geeigneten Job suchen"? Da halte ich den Tipp mit dem Spezialisten doch für viel sinnvoller.
Willkommen auf MusikerMed.de von Dr. med. D. Wrz-Bilfinger
 
Ich glaube nicht.

Er kann vernichten, was ihm im Weg steht.

Hi Annie,

vielleicht das noch an Deinen Post dranhängen ( hab aber nur 2 Mal vor VIELEN Leuten gespielt ):

" Wer da sitzt und Dich hört, ist zum Großteil mittelmäßig. Denn wenn die Leute das SELBST könnten, was Du ihnen zeigen möchtest, würden sie nicht kommen brauchen. Meckerer wirds immer geben - es sind diejenigen, die am WENIGSTEN können.
Jeder Ton und jeder Griff von Dir wird NEID hervorrufen. Nicht Freude. Das Klatschen hinterher ist nur eine Farce. Eigentlich jaulen sie vor Wut auf, während sie klatschen, da ihnen das "Im-Fokus-Stehen", das sie so sehr ersehnen, nicht zugebilligt wurde, für heute Abend. Lach drüber, und VERNICHTE sie."

LG, Olli !

Na ich weiss ja nicht... so kann man auch seine eigene Unsicherheit vor sich selbst nicht zugeben. So ein Kampfmodus sagt mir nicht zu. Das ist genau die andere Seite der selben Medaille, die sich Angst vor dem Versagen nennt.
 
@Tando: Bis jetzt hast du doch auch alle Konzerte so abliefern können, dass es dem Publikum gefallen hat, warum sollte es dieses Mal nicht klappen? Da gibt es gar keinen Grund dafür. Sicher steigen mit dem Können auch die Asprüche, aber nur Deine eigenen und nicht die des Publikums. Du wirst das Konzert am Donnerstag schon schaffen!
Danach wäre es allerdings schon sinnvoll, wenn Du Dir Hilfe bei einem Fachmann (!) suchst. Lampenfieber hat eigentlich jeder, wenn es dann allerdings in Richtung Auftrittsangst geht, und das kann sich schleichend entwickeln, dann ist es angesagt sich entsprechende Hilfe zu holen. Viel Erfolg!
 
Du siehst also auch keine Möglichkeit, diesen Konflikt zu bereinigen, ausser dadurch, gar nicht erst weiter Klavier zu spielen und öffentlich aufzutreten?

Ich wiederhole gerne, dass ich dem Dachdecker, der seit neuestem vorhersagbar an Schwindelanfällen leidet, rate nicht aufs Dach zu steigen, um sich nicht in unnötige Gefahr zu begeben. Wenn er dadurch seinen Job verliert, so sollte er dies zum Nutzen seiner Familie erst recht lassen; ein arbeitsloser Vater wäre aus Familiensicht besser als ein toter Vater.

Wer ohne Grund aufs Dach geht, obwohl es dicht ist und keine Arbeit da oben zu verrichten ist, der muss selber wissen, was er da eigentlich sucht. Das kann ja auch Spaß machen auf dem Dach zu stehen und den Nachbarn zuzuwinken. Ich hoffe, Du verstehst diese Metapher.
 
Wartet mal bis nach Donnerstag - ich bin sicher, von Stilblüte kommen gute Ratschläge - die sie aber jetzt aus gutem Grund noch zurückhält. Ich kann nur nochmals ihren Ratschlag betonen, in aller Gemütsruhe lächelnd das "worst-case-Szenario" durchzuspielen und in den letzten Minuten vor dem ersten Ton alle notwendigen Dinge (scheinbar) extrem langsam, intensiv und mit höchster Aufmerksamkeit (den Dingen gegenüber, nicht dem Publikum) zu tun. Mir hat genau das bei Vorträgen schon sehr geholfen.

Ansonsten kann ich natürlich FFEs (Friedefreudeusw) erstem Satz nur beipflichten. Es wäre allerdings schön, wenn man da nicht nur Metaphern und Denksportaufgaben lesen könnte. Bzgl. des zweiten Satzes stehe ich in diesem Kontext auf dem Schlauch. Allerdings kenne ich im real life Menschen, die unter Panikattacken litten und mit der Vermeidungsstrategie nur noch tiefer rein rutschten, bis ohne Pharma erst mal gar nichts mehr ging. Interessantes Thema: Scheinbar risikolose Vermeidungsstrategie vs. den Tiger reiten (in der Hoffnung auf stärkenden Erfolg). Was ist besser? FFE - Du bist dran.
 
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So ein Kampfmodus sagt mir nicht zu. Das ist genau die andere Seite der selben Medaille, die sich Angst vor dem Versagen nennt.

Hi Annie ;)

Manchmal MUSS man in den Kampfmodus schalten. Jede mittelmäßige oder lappige Einstellung, oder gar ängstliche, wäre kontraproduktiv. Man sieht es doch an der Threadfrage, dass allein ein VORSPIEL ANGST hervorrufen kann. Weg damit !!

LG, Olli !
 
Hi Annie ;)

Manchmal MUSS man in den Kampfmodus schalten. Jede mittelmäßige oder lappige Einstellung, oder gar ängstliche, wäre kontraproduktiv. Man sieht es doch an der Threadfrage, dass allein ein VORSPIEL ANGST hervorrufen kann. Weg damit !!

LG, Olli !

Die Wahl zwischen Pest und Cholera ist das... Kampf aus Angst ist genauso kontraproduktiv wie ängstliches Vermeiden. Die Ursache ist ja die selbe.

Die Vorschläge von Stilblüte find ich da besser, das worst-case-Szenario durchzugehen und mal die eigene Angst bewusst hochkommen lassen und NICHT bewerten, oder verdrängen, was ja der Threaderöffner schon tut mit Fragen wie "was kann ich dagegen tun?"...
 
Ach, und: wenn mich meine Menschenkenntnis und Intuition nicht im Stich lässt, ist der Threaderöffner auch jemand, für den Feedback wichtig ist, dadurch lernt man sich ja selber auch besser kennen. Es geht nicht darum, Applaus anzustreben und Missfallen zu vermeiden, sondern festzustellen, wie man selbst mit dem Feedback anderer Leute umgeht.
 
Kampf aus Angst ist genauso kontraproduktiv wie ängstliches Vermeiden.

;) Wie Du entnimmst, liebe Annie, bin ich da nicht ganz Deiner Meinung - was allerdings nichts macht, denk ich. Überdies spielst Du ja andauernd was vor ( nämlich Deinem KL,) und ich nicht - ok.. :

Kampf aus ANGST kann kontraproduktiv sein, vielleicht hast Du da Recht - aber diese Angst ( Lampenfieber hat jeder, aber ob man das ANGST nennen sollte, ist fraglich, find ich. ABER es kann echte ANGST entstehen, wie ich aus der Threadfrage entnehme ). ABER: Das ERGEBNIS ist bei weitem nicht dasselbe, ob ich ängstlich VERMEIDE (was mir EWIG ein MISSERFOLGSDENKEN anheftet ) - oder ob ich zumindest VERSUCHE, die Problematik EIN FÜR ALLE MAL AUSZUSCHALTEN.

Und das geht - so ist die Welt heute leider, mit ihrem "Erfolgsdenken", gestrickt - nur durch KAMPF.

Wenn man den KAMPF an sich dann verliert (schlimmstenfalls: ein Konzert ABBRECHEN, z.B. ) , kann man immerhin sagen:

"Wer kämpft KANN verlieren. Wer NICHT kämpft, HAT schon von vornherein verloren."

LG, Olli ! ;)
 
Tja, ich spiel halt nicht andauernd was vor, da ich noch keinen KL hab. ;) ^^

Vielleicht versteh ich dich auch falsch, was du mit Kampf nun konkret meinst?

Aber mit solchen Aussagen wie, "die Welt" ist ja so und so gestrickt, kann ich nix anfangen.
Es ist doch immer noch man selbst, der "die Welt" sieht, also siehst du in Wirklichkeit dich in der Welt. Sowas nennt man auch Projektion. ;) :D
 
Es ist doch immer noch man selbst, der "die Welt" sieht, also siehst du in Wirklichkeit dich in der Welt. Sowas nennt man auch Projektion.

Und das ist nun NICHT richtig, liebe Annie, denn wo man geht und steht in dieser Welt, ist es höchst UNWICHTIG, wie man DIE WELT sieht - man ist da einfach ZU WENIG LEUTE , als einzelne oder einzelner. Hingegen wird man auf Schritt und Tritt beobachtet, analysiert ( wenn am nicht Gegenmaßnahmen ergreift ) und bewertet... ;) . So sind die Maschen der Welt. 2 links - 2 rechts ;) ;)

LG, Olli !
 

Und das ist nun NICHT richtig, liebe Annie, denn wo man geht und steht in dieser Welt, ist es höchst UNWICHTIG, wie man DIE WELT sieht - man ist da einfach ZU WENIG LEUTE , als einzelne oder einzelner. Hingegen wird man auf Schritt und Tritt beobachtet, analysiert ( wenn am nicht Gegenmaßnahmen ergreift ) und bewertet... ;) . So sind die Maschen der Welt. 2 links - 2 rechts ;) ;)

LG, Olli !

Schade, dass es hier keinen "Don´t like"- Button gibt. ^^

Meinst du das jetzt ernst?
Klar, es sind immer die anderen, die so drauf sind... :D
Wer war das nochmal in dem Thread hier, der den Spiegel reingesetzt hat? Der sei hier nochmal erwähnt. ^^
 
Aaach, Annie, ist doch nicht so schlimm. Bedenke, dass es hier um ANGST geht.
Und die möchte man weder sehen, noch erleben. Also würd ich doch sagen, suchen wir einfach nach weiteren Mitteln gegen die Angst. Vielleicht gibts ja noch andere sanfte Wege. Stilblüte hatte ja schon einen / einige aufgezeigt.

LG, Olli ;) ... uahh und keinen Spiegel - wenn Du wüsstest, wie ich jetzt aussehe.-..total struppig *gggg* :D
 
Also, ich bin nach wie vor für eine homöopathische Herangehensweise: Genau das machen, wovor man Angst hat, ohne sie weg haben zu wollen und das Befürchtete willkommen heissen. ;) :D
 
Du musst jedenfalls bekloppt sein, wenn Du einen "Beruf" ergreifst, der nicht deinem inneren Wesen entspricht. Dann wirst Du immer gegen die Angst ankämpfen müssen.
wenn das stimmt, dann hatten z.B. Artur Rubinstein und Svjatoslav Richter den falschen Beruf gewählt, denn sie hatten entsetzliches Lampenfieber --- trotzdem bringe ich es nicht fertig, die für bekloppt zu halten (dafür spielten die auch mit Lampenfieber einfach zu gut)

Nicht alle, aber doch fast die meisten haben mehr oder weniger starkes Lampenfieber, egal ob Sänger, Geiger, Pianisten - das ist halt die Kehrseite der Medaille.
 
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Ich finde den Ansatz von Eierkuchen sehr interessant.
Was aber völlig fehlt, ist die Wirkung des Lampenfiebers. Um bei der Metapher mit dem Dachdecker zu bleiben (gefällt mir gut, ich bin Dachdecker und Industriekletterer):
Wenn dem Dachdecker schwindelig wird, muss er runter vom Dach. Da gibt´s gar keine Diskussion.
Wenn der Dachdecker aber nur Angst davor hat, es könnte ihm schwindelig werden (und diese Angst kann ich nachvollziehen), ist das noch lange kein Grund, den Gang auf´s Dach zu meiden. Ich z.B. habe Höhenangst, wenn ich auf dem Boden bin***. Ich lasse mir genau das durch den Kopf gehen, was Stilblüte beschreibt: Den Worstcase. In meinem Fall bedeutet das: Ich falle runter und bin tot. Mir graut´s bei der Vorstellung; ich denke über alle möglichen Konstellationen eines Unfalles nach.
Das Alles hat zur Folge, dass ich Baustellen und Tätigkeiten gut und möglichst risikofrei plane. Auf dem WEg nach oben ist die Angst bereits verflogen und der Platz wird von der Konzentration eingenommen.

***auch hier ist ein Triggererlebnis Ursache gewesen: ein schwerer Motorradunfall, der mir bewusst machte, wie schnell man verletzt werden kann und was es wirklich heißt, Schmerzen zu haben.

Was das für die Bühne bedeutet, kann ich nur erahnen (auch hier übermannt mich Lampenfieber und es geht beim Spielen nicht weg). Für mich bedeutet es: Nur das spielen, was man wirklich routiniert kann und dadurch das Risiko von Verspielern zu minimieren.

Genau da liegt aber das Problem vom TE: Die Stücke werden, wenn ich es richtig verstanden habe, zum Zeitpunkt des Auftrittes gerade so beherrscht, es besteht ein Risiko des Verspielens und des Vergessens von Notentext. Mit diesem Risiko geht man zu Recht mit Angst auf die Bühne.
 
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Lampenfieber ist nichts anderes als Respekt vor dem Publikum.

Wie es der Zufall will, ist mir eine (mögliche) Erklärung des Lampenfiebers dieser Tage gekommen. Es hat bestimmt auch etwas mit dem Exponiertsein einer ganzen Gruppe gegenüber zu tun.

Eine ganze Gruppe hält still und wartet auf einen einzelnen, wartet darauf, daß er dafür eine passende "Gegenleistung" bringt.

Lampenfieber ist wohl ein gutes Stück weit die Angst, den anderen, die warten und ihre Zeit und Aufmerksamkeit einem schenken, nicht etwas geben zu können, das sie dafür angemessen entschädigt.

Schon von der Evolution her sind wir geprägt, uns einerseits exponieren zu wollen ggü. einer "Gruppe", andererseits solche, die sich exponieren, anzugreifen, wenn diese ihre exponierte Stellung nicht verteidigen können. Das hat wohl was mit der Rangordnung zu tun, vgl. auch das Tierreich, wo es eben auch exponierte Alphatiere gibt, die einerseits viele Privilegien genießen, andererseits ihre Stellung wirksam zu verteidigen wissen müssen.

Wir wollen uns also exponieren - haben aber gleichzeitig auch ein wenig Angst davor.

Lampenfieber ist demnach - evolutorisch betrachtet - die Angst, sich zu exponieren. Mit den sich ergebenden Risiken (angegriffen werden) aber eben auch Chancen (sich Reputation verdienen).

Der Königsweg gegen das Lampenfieber wäre: schlicht und einfach zu wissen, daß man eine gute, ausreichend entschädigende, vielleicht sogar überraschend gute, Leistung vor den anderen erbringen wird. Allerdings, wieviele Menschen an diesen Punkt kommen, weiß ich nicht...

Es hängt eben auch alles damit zusammen, wie perfekt man sein Metier nun mal beherrscht.

Viele meinen, daß Routine das beste Mittel gegen das Lampenfieber ist. Einfach immer wieder: auftreten, spielen.

Rubinstein sagte einmal: "Ich suche mir eine hübsche Frau im Publikum, und spiele nur für sie." vielleicht wäre das ja was...?

Aber alle "psychologischen" Hilfen können, müssen aber nicht, dem TE (oder sonst einem Menschen oder Musiker) helfen. Was in Sachen Psychologie oder Autosuggestion am besten wirkt, muß man für sich selber herausfinden (und es wäre natürlich schön, wenn einer der bisher genannten Tipps für den TE "gut wirken" würde).

Die Beruhigungs- und auf-die-Schulter-Klopf-Pille ist aber nie verkehrt, und genau die wünschte sich TANDO ja auch. Da bin ich gern freigiebig: hier ist sie noch mal.

du-schaffst-das-schon.png

;)
 
Für mich ist es immer zentral, dass ich mir sage: Klavierspielen ist nicht gefährlich, man kann nicht sterben oder sich schwer verletzen dabei wie beim Motorradfahren, Gleitschirmfliegen, Bergsteigen.... Man sitzt einfach an seinem geliebten Instrument und macht Musik :-) Und ich sag mir immer: Du gehst nicht dorthin, um Angst zu haben, und die Stücke, die Du spielen wirst, sind nicht geschrieben worden, weil jemand wollte, dass Du Angst hast! Es geht um die Freude an der Sache, ich will selber Freude haben und anderen eine Freude machen, sie berühren, ihnen zeigen, wie schön diese Werke sind. Solche Gedanken helfen mir vor dem Auftritt. Während des Spielens ist es die beste "Medizin", einfach an die Musik und NUR an die Musik zu denken, das Stück nochmals so richtig zu erleben, seine Dramatik, seine Übergänge, all das.... Man kann die Angst in etwas Positives verwandeln, statt sich von ihr "lähmen" zu lassen, kann man "alles auf eine Karte setzen" und einfach spielen, dem Werk, das man liebt, alles geben. Und nebenbei darauf achten, dass der Atem ruhig fliesst und die Beine und Arme ganz entspannt bleiben. In der Regel sind es körperliche Blockaden, die zum "Absturz" führen, wenn es gelingt, offen zu bleiben, "fliessen" die Gedanken, "fliesst" die Musik....
Ein anderer Punkt ist das Tempo: wenn man sich unwohl fühlt beim Vorspielen, spielt man meistens alles deutlich schneller als zuhause. Das führt dann zu dem von Dir beschriebenen Gefühl, dass die Finger nicht so schnell können, wie Du willst :-) Setz dem Deinen ruhigen Atem entgegen und lass es so langsam fliessen, wie es will, dann löst sich der Krampf!

Ich hoffe sehr, dass Dir solche Gedanken weiterhelfen, und ich wünsche Dir alles Gute und viel, viel Freude bei Deinem Konzert!
 

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