Evgeny Kissin (*1971)

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Dreiklang

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14. Nov. 2010
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Hallo liebe Foris,

Kissin ist ein Pianist, der mir schon mehrfach aufgefallen ist, mit meines Erachtens sehr bemerkenswerten Einspielungen bzw. Aufnahmen. Ich werde sicher noch einige von diesen hier im Faden verlinken.
Dieser Pianist hat, wie ich weiß, hier im Forum ja auch den einen oder anderen Freund (huhu, Troubadix... ;-)).
Ich habe mir kürzlich eine interessante Frage gestellt ;-)Und zwar, gibt es von Kissin immer wieder mal ganz außergewöhnlich virtuoses Klavierspiel (der Marke "Ultrafingerbrecher") zu hören.

Ich habe mich gefragt, welcher andere zeitgenössische Pianist wohl heutzutage ähnlich vehement über die Tasten zu wirbeln versteht, wie Kissin. Bemerkenswert ist dabei aber nicht nur Schnelligkeit und Fehlerfreiheit, sondern vor allem auch eine sehr gute Kontrolle über das klangliche Ergebnis dabei. Das ist mir mehrfach so aufgefallen.

Am ehesten käme mir vielleicht noch Yuja Wang in den Sinn - aber dermaßen beeindruckende Arbeiten wie von Kissin habe ich von ihr bisher eigentlich noch nicht gehört.

Vielleicht kann ja Troubadix (oder auch rolf?) etwas dazu sagen, wie dieser Pianist so eingeordnet bzw. diskutiert wird, in Sachen Ultrafingerbrecher-Spieltechnik.

Natürlich ist hier im Faden aber auch Platz für Anekdoten, Konzertkritiken, und so weiter und so fort.

Viele Grüße, und eine angenehme Diskussion über diesen sicherlich außergewöhnlichen Pianisten
wünscht Dreiklang
 
:-) :-)Aber DreikLang ! Ultrafingerbrecherspieler gibt es doch nur EINEN !!!!

Zweifelst Du da etwa ???? Ich bin entsetzt !!!!
 
Nein, in Sachen Ultrafingerbrecher würde ich nicht unmittelbar an Lang Lang denken ;)

Aber: vielleicht könnte man in dem Zusammenhang auch noch andere Pianisten erwähnen, ich meine nicht nur zeitgenössische, sondern auch Pianisten aus früheren Zeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hamelin, Volodos, Trifonov, Tokarev, Levit, Bozhanov sagen dir nichts? Alle spielen regelmäßig in München und haben keinerlei Furcht vor Höchstschwierigkeiten. Musst halt einfach mal hingehen. :-)

Von Kissins letzten beiden Konzerten in München war ich übrigens nicht so begeistert. Technisch war er brillant, wie immer. Aber vieles war bestenfalls routiniert, teilweise hatte ich sogar den Eindruck einer gewissen Lustlosigkeit.

Ganz anders als Levit, Trifonov und Bozhanov. Die haben einen enormen Ausdruckswillen, da ist knisternde Spannung garantiert. Die wirst du aber nie erleben, weil Videos oder CDs das einfach nicht vermitteln können. Dafür hast du dann aber ausgiebig Zeit, die falschen Noten zu zählen. Sixtus Beckmesser wäre bestimmt neidisch ...

LG, Mick
 
Eine Anekdote zu Kissin:
Nach einem außergewöhnlich gut gelungenen Klavierabend wollte ich mir tatsächlich ein Autogramm holen (was bei mir höchst selten vorkommt), hatte aber zum Draufschreiben nur die Noten von Bachs Magnificat dabei, weil ich kurz zuvor selbst geprobt hatte. Kissin will routiniert-freundlich mittig unterschreiben, erkennt plötzlich, dass es Noten von Bach sind, zuckt zusammen und schreibt dann seinen Namen klein in die linke untere Ecke. Er wollte sich nicht mit Bach auf eine Stufe stellen und nicht seinen Namen direkt neben den des großen Meisters setzen. Eine kleine Geste, die viel aussagt.
 
Kissin finde ich (nach meiner - man verzeihe mir - unmaßgeblichen Meinung) irgendwie "zu" heftig. Schnelligkeit ist manchmal vielleicht tatsächlich ein Wert an sich - aber nicht immer. Mehr als einmal hatte ich den Eindruck, dass die musikalische Gestaltung hinter der Schnelligkeit etwas zurückbleibt. Insbesondere blieb mir eine Einspielung des d-moll-Prélude im Gedächtnis haften. Bei aller Hochachtung vor dem exorbitanten Können dieses Pianisten - manchmal, nur manchmal ;-) ist "weniger" auch mal "mehr".
 
manchmal, nur manchmal ;-) ist "weniger" auch mal "mehr".
Mir ist auch nicht immer automatisch die schnellste Interpretation die liebste - es kommt eben immer sehr auf das konkrete Stück an.

Was allerdings auch nicht angenehm ist: wenn man das Gefühl hat "etwas furioser dürfte es schon sein" - aber der Pianist möglicherweise (?) nicht das Zeug dazu hat.
 
Was allerdings auch nicht angenehm ist: wenn man das Gefühl hat "etwas furioser dürfte es schon sein" - aber der Pianist möglicherweise (?) nicht das Zeug dazu hat.

Dann bewegen wir uns wohl eher im Amateurbereich. Echte technische Defizite wirst du in den wichtigen Konzertsälen heutzutage kaum finden. Dazu ist die Konkurrenz einfach zu groß.

LG, Mick
 

Huhu Dreiklang,

Kissins verfügt über eine brillante Technik. Musikalisch gestaltet er die Stücke häufig so, dass er einen Nerv bei mir trifft, weshalb ich ihn zu meinen Lieblings-Pianisten zähle. Alle Konzerte, die ich besucht habe, waren sehr schöne Abende. Unvergesslich ist für mich das Liszt-Programm 2011 gewesen, das ich im Wiener Musikverein hören durfte. Op.111 war letztes Jahr so ergreifend, dass ich Tränen in den Augen hatte. Seine CD mit dem 1990er Programm aus der Carnegie Hall, die Einspielungen der Prokofiev-Konzerte 2 und 3, die CD mit den Medtner/Skrjabin/Strawinski-Einspielungen, die Paganini-Variationen uvm. kann ich jedem wärmstens ans Herz legen.

Schnelligkeit ist manchmal vielleicht tatsächlich ein Wert an sich...

Dass Kissins Einspielungen tendenziell immer oder auffällig oft im oberen oder gar übertriebenem Tempobereich angesiedelt sind, kann ich so nicht feststellen, auch wenn das bei manchen Stücken zutreffen mag. Die Programme der letzten Jahre kann sich ja jeder auf YouTube anhören.

Hier noch was für Mick...



Viele Grüße!
 
Seine CD mit dem 1990er Programm aus der Carnegie Hall, die Einspielungen der Prokofiev-Konzerte 2 und 3, die CD mit den Medtner/Skrjabin/Strawinski-Einspielungen, die Paganini-Variationen uvm. kann ich jedem wärmstens ans Herz legen.
Hier noch was für Mick...



Viele Grüße!


Die Paganini-Variationen habe ich auch von Kissin. Die sind wirklich sensationell! Ebenso grandios finde ich die Bilder einer Ausstellung. Die Affannato-Etüde ist auch super (ich wär froh, wenn ich die so könnte) - aber da gibt es ein paar Einspielungen, die ich Kissin vorziehe. Trotzdem vielen Dank für den Link!

Ganz toll finde ich übrigens Schubert/Liszts Gretchen am Spinnrad. Kissins Einspielung war der Grund, warum ich dieses Stück vor einiger Zeit gelernt habe. Es hat mich nicht einfach mehr losgelassen.

LG, Mick
 
Dass Kissins Einspielungen tendenziell immer oder auffällig oft im oberen oder gar übertriebenem Tempobereich angesiedelt sind, kann ich so nicht feststellen, auch wenn das bei manchen Stücken zutreffen mag.

Ich bin mir absolut sicher, dass Du das erheblich besser beurteilen kannst als ich. Auch wollte ich absolut nichts gegen Kissin sagen - nichts läge mir ferner - sondern nur einen laienhaften Eindruck wiedergeben.

Edit.: Mittlerweile habe ich einiges gehört. Es war Unsinn, was ich über Kissins Spiel geschrieben habe. Hätt ich besser mal die virtuelle Klappe gehalten. Pardonnez-moi.
 
Zuletzt bearbeitet:

Also ich finde die Bilder einer Ausstellung von Kissin auch phänomenal.
Es gibt wohl wenige Pianisten die so ein radikales forte raushauen wie Kissin. (siehe Anfang Baba Yaga)
Viele Pianisten haben bei diesen Klängen wohl Angst, dass es zu "schreiend" rüberkommt? Mir gefällt es jedenfalls.
 
Es gibt wohl wenige Pianisten die so ein radikales forte raushauen wie Kissin. (siehe Anfang Baba Yaga)Viele Pianisten haben bei diesen Klängen wohl Angst, dass es zu "schreiend" rüberkommt? Mir gefällt es jedenfalls.
Ich mag es auch, wenn Pianisten mal schonungslos in die Tasten gehen - zumindest dann, wenn's gut zum Stück paßt. Aggression bzw. Aggressivität gehören doch ebenfalls zum menschlichen Wesen mit dazu... und die Musik ist einer der Bereiche, wo man das ohne Schaden anzurichten "ausleben" kann.

Hier geht Kissin auch ohne Rücksicht auf Verluste 'ran:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=q4WOwvwh_zA#t=4584

und das so gekonnt, daß er das Publikum zu einem spontanen Zwischenapplaus hinreißt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Folgende Aufnahme hat mich damals auf Kissin aufmerksam gemacht...



Grandios finde ich auch das hier aus demselben Konzert....

 
ein Beispiel für Kissins gute Klangkontrolle und Virtuosität:

 
Ich bin bei Kissin sehr gespalten. Einerseits ist er ein sagenhafter Pianist, andererseits hat er sich meines Erachtens nicht mehr weiter entwickelt, seine Interpretationen berühren mich schon lange nicht mehr. Schubert D 850 aus seinem aktuellen Programm brauche ich nicht, das können andere besser, siehe Herbert Schuch letzte Woche! Außerdem sind mir die karten für ihn meist zu teuer, ich habe ihn oft genug gesehen.

Nach einem Konzert vor drei Jahren hier hat er übrigens die halbe Nacht bei meiner alten Lehrerin gefeiert und bis morgens um 4 gespielt...
 
Von Kissin gibt es nur relativ wenig Interviews. Das liegt hauptsächlich daran, dass er nicht gerne über sich und nicht gerne über Musik redet. Wer schon mal ein Interview von ihm gesehen hat weiß, dass er nicht gerade der größte Redner ist. Folgendes Interview fand ich trotzdem recht interessant. Kissin redet über seine Meinung zu Wettbewerben, den einzigen Wettbewerb an dem der je teilgenommen hat (witzige Geschichte), sein Verhältnis zu Israel, einige Aspekte seiner Kindheit, seine Meinung über sich als ehemaliges "Wunderkind" und Feinberg als Mozart-Interpret. Interessant ist auch wie er reagiert als er spontan gebeten wird auf einem Instrument zu spielen, das er vorher nicht testen konnte.



Viele Grüße!
 

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