Evgeny Kissin spielt Beethoven, Barber und Chopin

Lieber Dreiklang,

ich kann die Geschichte auf keinen Fall so enden lassen! :)

Ansonsten muß ich leider passen, ich kann Dir leider nichts anderes sagen (und bevor Du nochmal nachbohrst, sag ichs lieber gleich und deutlich). Und ob sich mein Musikgeschmack, vielleicht im Alter, nochmal ändert, kann ich Dir nicht sagen. Möglich ist prinzipiell alles. Aber heute hier und jetzt muß ich konstatieren, daß bei dem bleibe, was ich liebe (und auch die letzten 20 Jahre geliebt habe :kuss:)

Ich hoffe du nimmst mir meine "Bekehrungsversuche" nicht übel. Ich glaube der Grund für solche Diskussionen ist sehr oft der Wunsch, dass der Gesprächspartner die Welt mit den eigenen Augen sehen, bzw. Ohren hören könnte. Jedenfalls bist du sicher nicht der einzige, dem Barbers Sonate nicht gefällt, sonst hätten sich hier wohl mehrere dazu geäußert. Da kann man nix machen, ich finde sie ganz wundervoll, mehr kann ich dazu nicht sagen.

Barbers Musik und viele Musik, die in diese Richtung geht hat mir schon unendlich viele schöne Momente bereitet und ich wünschte, ich könnte dir das näher bringen. Dasselbe gilt übrigens auch für die Oper, aber das würde in diesem Thread wirklich zu weit führen.

Danke, dass du dir die anderen Stücke angehört hast. Sie sind alle samt relativ harmlos und gehören zu den beliebtesten Stücken in diesem Bereich, daher hoffte ich vielleicht mit ihnen dein Interesse wecken zu können. Vielleicht klickt es ja bei dir eines Tages, ich würde es dir wünschen. Und vielleicht kommst du irgendwann doch zu dem Schluss, dass manche Stücke auch eine zweite Chance verdient haben.

"Sei geerdet und offen für den Himmel (ähm, Walhall meinte ich natürlich :D)!"

Viele Grüße!
 
Zum Teil-offtopic: "Willst Du nicht mein Bruder sein, ..." ;)

Lieber Troubadix,

ich glaube, Du hast zwei ganz wichtige Dinge hier erkannt. Zum einen, das was ich als den "Bekehrungsversuch" bezeichnen würde:

Ich glaube der Grund für solche Diskussionen ist sehr oft der Wunsch, dass der Gesprächspartner die Welt mit den eigenen Augen sehen, bzw. Ohren hören könnte.

Das passiert tatsächlich sehr häufig! Manchmal kann dieser Wunsch recht stark werden: der eine möchte dann richtig stark, daß der andere die eigenen Meinungen, Ideen und Empfindungen übernimmt. Das ist natürlich falsch! Einmal ein deutliches Signal erhalten:"Ich will nicht! Ich bin nun mal anderer Meinung! Ich fühle anders! ich WILL mich mit Gedanken dieser Art nicht auseinandersetzen und habe meine eigene Meinung! (z.B. sehr beliebt dabei: Religion und Esoterik)", und der jeweils andere sollte das dann bedingungslos akzeptieren (das ist hier aber natürlich nicht in dieser Form vorgefallen!)

Jedenfalls bist du sicher nicht der einzige, dem Barbers Sonate nicht gefällt, sonst hätten sich hier wohl mehrere dazu geäußert

Ob nun gefallen oder nicht - Hauptsache, man weiß was einem selbst gefällt, und ist ein wenig tolerant gegenüber den anderen. Nicht wahr? Leider kann es da wohl oft heftige Empfindlichkeiten geben, wie mir scheint (gerade wieder so ein Fall im Forum: zuerst lesen die Leute nicht, was man selbst und andere schreiben und geschrieben haben, und meinen dann auch noch gleich, voll dreinschlagen zu müssen. Nicht gerade schön, und zeugt von wenig persönlicher Reife...).

Barbers Musik und viele Musik, die in diese Richtung geht hat mir schon unendlich viele schöne Momente bereitet und ich wünschte, ich könnte dir das näher bringen. Dasselbe gilt übrigens auch für die Oper, aber das würde in diesem Thread wirklich zu weit führen.

Und das ist ganz genau der zweite Aspekt: daß man sich einfach wünscht, dem anderen die eigenen Herzensempfindungen ebenfalls nahebringen zu können. Weil man dem anderen auch diese Erfahrung gönnen möchte.

Weißt Du, Troubadix, solche Ansichten und Erkenntnisse sind das, was ich als Weisheit bezeichnen würde. Du darfst Dich also als "Troubadix, der Weise" ;) bezeichnen.


------------- wieder zurück zum Thema -------------


Aber ich kann auch noch etwas anderes berichten, und zwar: wohl unbewußt angeregt durch unsere Diskussion, habe ich mal meine Lieblingsorchesterwerke richtiggehend mit dem Kopf durchgehört (davor habe ich immer zurückgeschreckt, denn ich möchte mir natürlich die schöne emotionale Wirkung erhalten. Nun, sie hat zum Glück nicht Schaden gelitten). Ich hab also das gemacht was Du wohl tust: mit dem Kopf hinhören, bis man innere Strukturen noch feiner und detailierter rational erkennt.

Tatsächlich konnte ich so noch mehr in diesen Stücken finden, und vor allem Dinge, die sie zu sagen scheinen ;) - nun, das ist sicher esoterisch, aber ich mag diese Gedanken: was Tschaikowsky mit dem Anfang seines ersten Klavierkonzerts der Welt vielleicht hätte sagen können. Höre ich das Stück mit diesem Gedanken im Hinterkopf, ist es emotional noch beeindruckender ;)
Dann: habe ich erkannt, daß der Anfang der Moldau etwas musikalisch hoch bemerkenswertes beinhaltet, und so weiter. Es war phantastisch, und letzten Endes auch emotional reichhaltig!

Also, es gibt wohl viele verschiedenen Dinge und Herangehensweisen. Ich schätze allerdings, jetzt habe ich Dich vollgelabert ;)

Viele Grüße!
Dreiklang
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das passiert tatsächlich sehr häufig! Manchmal kann dieser Wunsch recht stark werden: der eine möchte dann richtig stark, daß der andere die eigenen Meinungen, Ideen und Empfindungen übernimmt. Das ist natürlich falsch!

Lieber Dreiklang,
da hast du Recht, nur leider ist das eben auch menschlich. Man will schließlich sein eigenes Gedankengut bestätigt haben! :) Das ist wohl der Hauptgrund für manche hitzige Diskussionen in diesem Forum, besonders weil viele, mich eingeschlossen, die Musik die sie mögen als wesentlichen Bestandteil ihrer Persönlichkeit sehen und sich mir ihr identifizieren. Dasselbe gilt natürlich auch für die anderen von dir angesprochenen Themen, also Religion, Esoterik...


...unbewußt angeregt durch unsere Diskussion...

...Dann: habe ich erkannt, daß der Anfang der Moldau etwas musikalisch hoch bemerkenswertes beinhaltet, und so weiter. Es war phantastisch, und letzten Endes auch emotional reichhaltig!

Na, das freut mich aber sehr! Genau das ist das so schöne und wundervolle an dieser kunstvollen und reichhaltigen Musik...dass es so unendlich viel zu entdecken gibt. Ich hatte kürzlich zum Beispiel ein sehr schönes Erlebnis, als ich ein Stück, dass ich schon eine ganz nicht mehr gespielt habe wieder vorgekramt habe. Als ich es dann durchgespielt habe konnte ich kaum fassen, was ich auf einmal für neue Sachen entdeckt habe.

Ich wünsche dir auch weiterhin viele solche Erlebnisse!


Ich schätze allerdings, jetzt habe ich Dich vollgelabert

Das hast du keineswegs! Auch wenn es hier vielleicht etwas philosophisch geworden ist, so finde ich diese Unterhaltung doch recht interessant und sie ist mir viel lieber, als dieses dauernde, ermüdende Tiersen-Geschwafel! :)

Da wir jetzt eh schon völlig vom Thema abgekommen sind, noch ein Wort zur Oper. Hier habe ich auch erst einen Zugang finden müssen. Früher habe ich damit nicht viel anfangen können, bis ich meine erste Opern-Vorstellung besuchte. Diese Vorstellung von "La Traviata" war damals so ergreifend für mich, dass ich zum Opern-Fan wurde. Dabei war es nicht nur die Musik, sondern auch die Handlung die mich faszinierte. Hätte ich nur gelegentlich die eine oder andere Arie gehört weiß ich nicht, ob ich sie jemals liebgewonnen hätte.

Viele Grüße!

P.S.: Sollten wir uns mal über den Weg laufen, werden wir mit Sicherheit brüderlich anstoßen! :D
 
Lieber Troubadix,

Man will schließlich sein eigenes Gedankengut bestätigt haben!

Stimmt, genau das ist es, das wird mir gerade bewußt! ;)

Das ist wohl der Hauptgrund für manche hitzige Diskussionen in diesem Forum, besonders weil viele, mich eingeschlossen, die Musik die sie mögen als wesentlichen Bestandteil ihrer Persönlichkeit sehen und sich mir ihr identifizieren.

Wobei ich nun bei Dir ganz und gar keine, man könnte sagen, dogmatischen, Tendenzen feststellen kann - nur nebenbei bemerkt! ;)

Diese Vorstellung von "La Traviata" war damals so ergreifend für mich, dass ich zum Opern-Fan wurde. Dabei war es nicht nur die Musik, sondern auch die Handlung die mich faszinierte. Hätte ich nur gelegentlich die eine oder andere Arie gehört weiß ich nicht, ob ich sie jemals liebgewonnen hätte.

Das ist auf jeden Fall interessant zu wissen. Auch ich habe schon darüber nachgedacht, ob das live-Erlebnis eine völlig andere Qualität vermitteln könnte. Nun - lassen wir es an dieser Stelle hier einfach mal offen.

Viele Grüße!
Dreiklang
 
Jedenfalls bist du sicher nicht der einzige, dem Barbers Sonate nicht gefällt, sonst hätten sich hier wohl mehrere dazu geäußert.

Das würde ich so nicht sagen! Mir gefällt die Barber Sonate, ich beteilige mich aber nicht gern an solchen Diskussionen - sicher vor allem deswegen, weil mir immer noch notwendiges Wissen fehlt um in Sachen Musik gut argumentieren zu können. Gleichzeitig widerstrebt es mir aber auch einfach zu sagen, daß es gefällt!

Nun tue ich es hier trotzdem, damit du dich nicht so alleingelassen fühlst. ;) Aber ich denke wir haben schon mal per PN kurz über Barber "geplaudert".

Hier zum Vergleichshören noch Horowitz, die Aufnahme wirst du aber wohl schon kennen und dann noch Leonid Brumberg. Leider gibt es diese Aufnahme nicht zu kaufen, die hätte ich allzu gern. Beide Einspielungen gefallen mir besser als die von Kissin.

Mehr noch als die Klaviersonate, schätze ich Barbers Sachen für Streicher, sein Violinkonzert gehört ebenso wie sein Streichquartett und das Cellokonzert zu den Stücken, die ich stets in meiner Reichweite habe.

So und hier ein Special Link für Dreiklang, mal sehen, ob er endlich anbeißt...:D

Barber hat den 2. Satz seines Streichquartetts in dem Stück Adagio for Strings für Streichorchester arrangiert:

Platoon

und hier noch "Agnus Dei", die Chorfassung desselben Stückes.

LG, PP

PS: Troubadix, wie geht es dir mit Bartók! Hast du ihn schon in deinem Pantheon aufgenommen oder brauchst du noch ein paar überzeugende Einspielungen? :razz::razz:
 
Das ist auf jeden Fall interessant zu wissen. Auch ich habe schon darüber nachgedacht, ob das live-Erlebnis eine völlig andere Qualität vermitteln könnte. Nun - lassen wir es an dieser Stelle hier einfach mal offen.

Wie gesagt ist die Geschichte hinter der Oper ein wesentlicher Aspekt für mich. Wenn man sich zum Beispiel die Arie "Il Dolce Suono" im Film "Das fünfte Element" hört, ist das zwar ganz nett, sieht und hört man sie dagegen in ihrem richtigen Zusammenhang in Donizettis Oper "Lucia di Lammermoor" und kennt die Geschichte dazu, dann bekommt man eine Gänsehaut und zumindest mir steigen die Tränen in die Augen.

Aber noch mal zurück zu Kissin. Mir haben die Zugaben zum Beispiel sehr gefallen. Die Variationen von Beethoven gehören ohnehin zu meinen Lieblingsstücken und die Chopin-Mazurka muss ich unbedingt mal spielen!

Viele Grüße!
 
Nun tue ich es hier trotzdem, damit du dich nicht so alleingelassen fühlst.

Liebe PP,

das freut mich sehr! :)

Aber ich denke wir haben schon mal per PN kurz über Barber "geplaudert".

Das haben wir! Damals habe ich mich noch selber schwer mit ihr getan, mittlerweile bin ich zu zum Glück zu ihr durchgedrungen.

Hier zum Vergleichshören noch Horowitz, die Aufnahme wirst du aber wohl schon kennen und dann noch Leonid Brumberg. Leider gibt es diese Aufnahme nicht zu kaufen, die hätte ich allzu gern. Beide Einspielungen gefallen mir besser als die von Kissin.

Stimmt, Kissin hat noch etwas Luft nach oben bei dem Stück. Das wird mir immer mehr bewusst, je öffter ich Horowitz bei dem Stück höre.Ich bin mir sicher, in Wien wird er sich mehr anstrengen! :p

Troubadix, wie geht es dir mit Bartók! Hast du ihn schon in deinem Pantheon aufgenommen oder brauchst du noch ein paar überzeugende Einspielungen? :razz::razz:

Sagen wir mal, mein Verhältnis zu ihm ist durchwachsen. Einige Sachen gefallen mir sehr gut, andere gefallen mir weniger. Ich würde sagen, im Großen und Ganzen hat sich mein Verhältnis zu ihm durchaus verbessert, einer meiner Lieblingskomponisten wird er aber wohl nie werden.

Viele Grüße!
 
(...) und kennt die Geschichte dazu, dann bekommt man eine Gänsehaut und zumindest mir steigen die Tränen in die Augen.

So wie Du das beschreibst, genauso geht es mir mit Filmen. Es gibt ein paar wenige, da passiert das mehr oder weniger regelmäßig beim Anschauen an bestimmten Stellen.

(..) und die Chopin-Mazurka muss ich unbedingt mal spielen!

Ich wünsche Dir gutes Gelingen, wenn es dann mal soweit ist!

Viele Grüße, Dreiklang
 

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