Grund dafür ist wahrscheinlich, dass ich mehr oder weniger "ins Blaue hinein" komponiere.
Besser wäre, wenn ich von Anfang an wüsste, wie das Stück verlaufen soll, welche Melodien das Thema bilden usw.
Ich glaube, wenn man zu einem bestimmten Bild/einer bestimmten Person Musik schreibt,
dass man einfacher ein Motiv findet.
Moin, Philipp!
Nicht daß ich gegen Filmmusik agitieren möchte - aber mach Dich frei von dem Zwang,
unbedingt für einen Film komponieren zu
müssen. Natürlich hat Musik - sogar anspruchsvolle -
heute die besten Chancen, eine größtmögliche Anzahl von Menschen anzurühren,
wenn sie im Kontext eines Films auftritt; Fimmusik hat das Erbe der Opernmusik angetreten.
Aber gerade, wenn Du auf das Medium Film fixiert bist - üben läßt sich dergleichen auch
ohne real existierende Bilder. Von Schönberg gibt es eine ganz großartige Filmmusik,
die "Begleitmusik zu einer Lichtspielscene op.34" (so nannte man das damals),
1929-30 komponiert zu einem rein
imaginierten Film!
Stell Dir Situationen vor und versuche, sie musikalisch umzusetzen: z.B. einen Bewegungsablauf.
Meistens soll Filmmusik das verdeutlichen, was man den emotionalen Gehalt nennt:
den Wechsel einer Empfindung - von größter Freude hin zu tiefster Trauer;
oder eine handelnde Person charakterisieren: einen brutalen Typen, einen zaudernden etc.
Das alles kann man üben, ohne reale Bilder vor Augen zu haben.
Ein Musterbeispiel für die Charakterisierung von Personen durch Themen/Melodien
ist Prokofieffs "Peter und der Wolf". Prokofieff - der selbst ganz phantastische Filmmusiken komponiert hat -
gelingt es, mit wenigen Strichen, mit charakteristischen Wendungen in der Themengestaltung
das Wesen einer Figur herauszuarbeiten: Katze, Ente, Vogel, Großvater etc.
Wie ihm das mit unbegleiteten Melodien gelingt, das ist schlichtweg vollkommen!
Leider ist die Perfektion in der Melodieerfindung zugleich Prokofieffs Crux -
was ihm nicht (immer) gelingt, ist die
Weiterentwicklung seiner melodischen Eingebungen.
Die daraus resultierende Statik läßt "Peter und der Wolf" musikalisch - im Gegensatz zur Handlung -
zunehmend langweilig erscheinen. Die Lehre daraus: die Themen variieren,
ihre Weiterentwicklung der der Menschen auf der Leinwand oder Bühne anpassen!
Eine Gefahr besteht bei alledem: daß man die Autonomie der Musik aufgibt,
die Musik der reinen Illustration gefährlich nahe kommt und nur noch mit Versatzstücken,
Klischees arbeitet. Es gibt nur ein Gegengift, um diese Gefahr abzuwenden:
Die Musik muß auch ohne Kenntnis des Films bzw. der jeweiligen Filmszene
aus sich heraus plausibel sein - was zu dem Paradox führt,
daß die beste Gebrauchsmusik ganz und gar autonome Musik ist.
Viele Grüße!
Gomez
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