Erfahrungen mit Chopin Etüden

Frage: Gäbe es noch (eine) andere, (schnelle), Etüde(n) außer der Revolutionsetüde, die als Einstieg in die Etüden von Chopin gut geeignet wäre(n)?

Mein eigentliches Ziel ist die Etüde Op.10 Nr.1, die ich wenn möglich dann als zweite Etüde spielen will.

Lg Hacon

Hi, diese Etüde spiele ich gerade, sie ist schon ein bisschen schwer, vor allem durch das Tempo und die Betonung, und wenn man in der Dynamik mehr varriieren möchte, wird es noch schwerer.
Vorteil ist aber, diese lässt sich gut einprägen, weil meist in jedem Takt eine neue andere) Harmonie kommt, und man dadurch schnell einen Überblick bekommt.
Also am besten so merken: 1./2. Takt C, 3.T. F usw.

Viel Erfolg beim Üben...

Achso noch ein weiterer Vorteil beim Üben, man brauch sich nicht anstrengen, da es sehr Lauf-betont ist, das ist vor allem für mich wichtig, weil bei akkordreichen Sachen (z.B. Etude Trancentendale No. 10), meine Hand überstrapaziert wird.
Ich hatte die Revolutionsetüde auch einmal gespielt, aber vorerst wieder abgebrochen, da ein 4 gegen oder 3 gegen 4? drin war. Den Rhythmus hab ich mir noch nicht verinnericht.
Ich weiß nicht, ob op. 25/12 (Ocean Etude) auch noch eine Option wäre. Die soll ich mir auch noch mal danach angucken, weil es wie gesagt schön aufbetont ist, wo ich einfach die Hand locker lassen kann.
 
Spielt einer von euch schon chopin etüden und kann mir son bissl seine erfahrung berichten? Möcht demnächst vielleicht mal eine starten und weiß noch nich ob ich ready bin. Wo siedelt ihr denn den schwierigkeitsgrad an im vergleich zu andern stücken von andern komponisten.
Hallo,
ich hab' vor drei Jahren mit den Chopin-Etüden begonnen, weil ich mit "meinen" Stücken (Waldsteinsonate, Wandererfantasie, Brahms Sonate op1) nicht weitergekommen bin.
Kann die Chopin-Etüden ohne Einschränkungen empfehlen. Sie sind zwar richtig schwer, machen aber auch sehr viel Spaß, und man merkt einen Fortschritt.
Ich selbst habe relativ kleine Hände, da ist man bein Chopin genau richtig.
Folgende Tipps:
1) Nimm' die Urtextausgabe von Henle und decke alle kursiven Fingersätze mit Tipp-Ex ab. Es gibt keinen Grund, an Chopins Original-Fingersätzen zu basteln.
2) Fang' mit op.10/1 an und arbeite Dich bis op.25/12 vor
3) Übe etwa 1 Stunde täglich an den Etüden, die schon einigenmaßen "gehen" und gehe dann erst an eine neue.
4) Übe zu Beginn beide Hände getrennt, führe sie aber bald zusammen.
5) Nimm' die manchmal extrem schnellen Tempi nicht zu wörtlich. Viele sind (trotz Urtext) nicht authentisch. Ausserdem sind die heutigen Instrumente klangstärker, so dass bei den aberwitzigen Tempi vieles verwischen würde.
6) Wenn eine Etüde "läuft", spiele/übe sie täglich einmal langsam.

Viel Spaß - Andreas
 
2) Fang' mit op.10/1 an und arbeite Dich bis op.25/12 vor

Ein wahnwitziger Vorschlag :rolleyes: :p

Die Chopin-Etüden sind als Musikstücke supergenial, aber als "Fingerübungen" eigentlich überhaupt nicht zu gebrauchen. Wenn man mit der falschen Technik drangeht, und mit falsch meine ich z.B. die Art von Technik, mit der man Beethoven spielt, dann wird man auf keinen grünen Zweig kommen. Unter Umständen kann man nach ein paar Monaten keinen Beethoven mehr spielen, und Chopin wird sich wie Prokofieff anhören.
 
Hallo,
ich finde die op.25/2 und op25/9 als Einstieg gut geeignet.
Gruß - Andreas
 
12 Jahre kann hinkommen... ich bin jetzt seit seit 3 Jahren dran und bin noch lange nicht soweit, sie zu "können", aber... na und?
 
Also ich fang gleich mit der vorletzten an. :p
 
Falls ich jemals bis zur letzten Seite komme, gerne. ;)
 
Ein wahnwitziger Vorschlag :rolleyes: :p

Kann schon wahnsinnig sein, aber ich mache das wirklich so... Das ganze Projekt wird 5 - 6 Jahre dauern (etwa 2 Stunden täglich), aber es funktioniert. Habe gestern seit langer Zeit mal wieder die Wandererfantasie probiert: die schweren Stellen laufen deutlich besser als vor dem Chopin-Wahnsinn.

Die Chopin-Etüden sind als Musikstücke supergenial, aber als "Fingerübungen" eigentlich überhaupt nicht zu gebrauchen. Wenn man mit der falschen Technik drangeht, und mit falsch meine ich z.B. die Art von Technik, mit der man Beethoven spielt, dann wird man auf keinen grünen Zweig kommen. Unter Umständen kann man nach ein paar Monaten keinen Beethoven mehr spielen, und Chopin wird sich wie Prokofieff anhören.

Hoffentlich hast Du da Unrecht!
 

Wie gesagt, wenn man mit der "falschen" Technik drangeht. Um Chopin Etüden spielen zu können, müßte man halt schon etliches an Mazurken, Nocturnes, Walzern und Preludes gespielt haben - um zu wissen, wie sich Chopin anhört und anfühlt. Mit Etüden im herkömmlichen Sinn (Czerny, Clementi etc.) haben Chopins Meisterwerke halt überhaupt nichts gemein.
 

Wie gesagt, wenn man mit der "falschen" Technik drangeht. Um Chopin Etüden spielen zu können, müßte man halt schon etliches an Mazurken, Nocturnes, Walzern und Preludes gespielt haben - um zu wissen, wie sich Chopin anhört und anfühlt. Mit Etüden im herkömmlichen Sinn (Czerny, Clementi etc.) haben Chopins Meisterwerke halt überhaupt nichts gemein.

Ich verstehe, was Du meinst, aber ich erlaube mir hier eine eigene Meinung.
Mit dem Chopin der Mazurken, Walzer und Nocturnes hat der Chopin der Etüden nicht viel gemeinsam. Die Etüden sind überwiegend gewaltige, teilweise gewalttätige Werke (im Gegensatz zu vielen anderen Chopin-Stücken, die weitgehend zart gespielt werden, vielleicht missverstanden?).
Wenn Du z.B. Richter mit der op10/4, der op 25/11 und op 25/12 hörst, wird klar, was ich meine: mit dem gleichen Ingrimm spielt er auch Prokoffief-Sonaten - authentisch.
Wie gesagt, das ist nur meine subjektive Amateur-Meinung.
Ich habe übrigens erst über die Etüden zu Chopin gefunden, sonst spiele ich (bisher) nichts von ihm.
 
Ich verstehe, was Du meinst, aber ich erlaube mir hier eine eigene Meinung.
Mit dem Chopin der Mazurken, Walzer und Nocturnes hat der Chopin der Etüden nicht viel gemeinsam. Die Etüden sind überwiegend gewaltige, teilweise gewalttätige Werke (im Gegensatz zu vielen anderen Chopin-Stücken, die weitgehend zart gespielt werden, vielleicht missverstanden?).
Wenn Du z.B. Richter mit der op10/4, der op 25/11 und op 25/12 hörst, wird klar, was ich meine: mit dem gleichen Ingrimm spielt er auch Prokoffief-Sonaten - authentisch.

Naja, wenn du Richter als Maßstab dafür nimmst, wie Chopin zu spielen ist ...

Du hast völlig recht: Richter spielt die Chopin-Etüden eben in seiner typischen Berserker-Manier. Das ist es ja, was ich so scheußlich finde.

Richter spielt übrigens Haydn Sonaten auch, als seien es Prokofieff-Sonaten. :floet:
 
Naja, wenn du Richter als Maßstab dafür nimmst, wie Chopin zu spielen ist ...

Du hast völlig recht: Richter spielt die Chopin-Etüden eben in seiner typischen Berserker-Manier. Das ist es ja, was ich so scheußlich finde.

Richter spielt übrigens Haydn Sonaten auch, als seien es Prokofieff-Sonaten. :floet:

Hallo,
ich wage ja die Ansicht, dass Richter so spielt, wie es der Komponist gemeint haben könnte. Richter interpretiert nicht. Ich bin sicher, dass die Chopin-Etüden oft falsch (im Sinne von zu weich, zu salonhaft) gespielt werden. Die Partitur sagt etwas anders (es gibt viele sffz, con tutto forza, con piu fuoco possibile usw). Ich verstehe die Etüden ganz anders als z.B. die Mazurken, Walzer und Nocturnes. Als wäre sie von einem anderen Komponisten.

Gruß - Andreas
 
Richter spielt übrigens Haydn Sonaten auch, als seien es Prokofieff-Sonaten. :floet:
Aber muß man Prokofieff-Sonaten wirklich wie ein Holzhacker spielen? Ich befürchte fast, Richter ist in dieser Hinsicht stilprägend gewesen. (Wobei es ja in Pianistenkreisen fast schon Blasphemie grenzt, etwas Schlechtes über Richter zu sagen :floet:)

Sorry, ist offtopic, hab's zu spät bemerkt.:oops:
 
Bei der op. 10/1 steht als Metronomangabe: Viertel zu 104. Ist da ein Fehler unterlaufen? Ich kann mich entsinnen, dass (fast) jeder Pianist die Etüde V. z. 138 und schneller spielt ...
 
Die originale Metronomangabe ist wohl 176 pro Viertel. Ob das jemand so spielt?! :)
Vielleicht ist das ein Druckfehler in deiner Ausgabe.

marcus
 
Das wundert mich eben... da es von Edition Peters ist... meine Angabe
 
Hallo,
ich wage ja die Ansicht, dass Richter so spielt, wie es der Komponist gemeint haben könnte. Richter interpretiert nicht. Ich bin sicher, dass die Chopin-Etüden oft falsch (im Sinne von zu weich, zu salonhaft) gespielt werden. Die Partitur sagt etwas anders (es gibt viele sffz, con tutto forza, con piu fuoco possibile usw). Ich verstehe die Etüden ganz anders als z.B. die Mazurken, Walzer und Nocturnes. Als wäre sie von einem anderen Komponisten.

Gruß - Andreas

Ich versehe deinen Gedankengang sehr gut. Und ich habe selbst früher so gedacht. Habe die Vortragsangaben wörtlich genommen. Also da, wo ein f (forte) stand hab ich forte (laut - also laut ist, wenn man es auch noch vier Häuser weiter hört) gespielt. In der Oktavenetüde op.25-10 steht am Schluß il piu forte possibile. !!!!!
Kannst du dir vorstellen, wie es sich anhört, wenn ich so laut spiele, wie es überhaupt nur geht? :p
Nein, du kannst es dir nicht vorstellen. Die Männer in den weißen Kitteln würden umgehend vor meiner Wohnungstür stehen...
Natürlich soll es sich sehr, sehr laut anhören - aber das ist ja relativ zu den anderen Lautstärkestufen und zum Grundcharakter des Stücks (überall im Stück stehen legato-Bögen - man kann nicht gleichzeitig auf die Tasten einhacken und legato spielen!) . Natürlich geht es immer noch viel, viel brutaler. Das kann aber nicht das sein, was Chopin gemeint hat. Schon garnicht wenn man bedenkt, wie zierlich die damaligen Instrumente gebaut waren.
Ich wundere mich manchmal, wenn ich höre, wie Pollini Stockhausen spielt. Da gibt es viele fffff, aber ich hab noch kein echtes fffff von Pollini gehört. Trotzdem - hör dir an, wie bombastisch sich die Oktavenetüde bei Pollini anhört. Es hat nichts mit roher Gewalt zu tun.
 
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