Entstehungsgeschichte/ Interpretation zu Nocturne op.9 nr.2

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Anonymous

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Hallo Leute
Ich halte demnächst (am Mittwoch :shock: ) ein Referat über Frédéric Chopin. Zu Illustrationszwecken hab ich mir gedacht, die Nocturne Op.9 no.2 in Es-Dur vorzuspielen. Deshalb wäre es vielleicht gut, wenn ich noch ein wenig was zu diesem Stück selbst erzählen könnte, sozusagen als Hintergrundinformation.
Bisher hab ich nichts gefunden, wäre also echt nett, wenn ihr mir helfen könntet.
Links werden natürlich auch akzeptiert
Mfg Thomas
 
Hi,

also, diese Nocturen gehört zu den ersten drei von cHopin geschriebenen.
Als "Vorbild" dienten so sagt man, die Nocturnes des Engländers John Field.
Man erkennt sogar harmonische Ähnlichkeiten von diesem Nocturne zu Field`s neuntem (auch in Es-Dur).
Aber Chopin übertrifft dieses Nocturne an Sanglichkeit, Harmonik und Rhythmik. Auch was Verzierungen usw angeht übertrifft er die Fieldschen Nocturnes. Also nicht, dass es sich so anhört, als hätte er kopiert ;)
Field war wohl der erste der Stücke geschrieben hat die mit Nocturne bezeichnet wurden.
Mehr weiß ich aus dem Kopf nicht!
Gruß,
Elio
 
Wow, Elio, nicht schlecht! Das ging ja fix! :D
Respekt, wenn du das alles aus dem Kopf heraus weisst!
Top Antwort, mehr brauch ich gar nicht. Thx
Mfg Thomas
 
"Dieses Werk, das offensichtlich so leicht aussieht, birgt viele Schwierigkeiten, wie der Komponist oft selbst wiederholte.
[...]Chopin wollte immer, dass der Bass zuerst alleine geübt wird (auf beide Hände aufgeteilt), und jeder der der Hauptbassnote folgenden Akkorde sollte kongen wie ein Gitarren- Akkord. Sobald der Bass- Teil mit vollem aber piano- Klang und mit genauem Timing, unter Beibehaltung eines gleichmäßigen allegretto ohne dabei in einen Trioleneffekt zu verfallen, klappt - mit 2 Händen - dann kann man die linke Hand vertrauensvoll die Begleitung in dieser Weise spielen lassen und den Tenor mit der oberen Stimme einstimmen lassen. Die zweite Variation sollte Andante sein, die dritte ein bewegendes Adagio. Das Thema und die zweite Variation sollten mit voller Stimme "gesungen" werden, ausdrucksstarkaber ohne jede Sentimentalität. Der Stil solle so aufgebaut sein wie bei Pasta [zeitgenössische italienische Sopranistin] und der großen italienischen Singschule, und der Pathos sollte das ganze Stück hindurch steigen.
Im Auftakt, der die erste Variation einleitet (Ende 4. Takt) hat Chopin das einzelne b durch folgendem perlenkettenartigem Lauf ersetzt: b,c,b,a,b,h,c,cis,d,es,ef,fis,g.
Er nahm das fis und das g mit dem Mittelfinger, indem er von der schwarzen auf die weiße Taste glitt, um das bestmögliche legato zu erreichen. Zwischen dem F (letzte Note, 5. Takt) und dem G (erste Note. 6. Takt) fügte er ein Fis ein um einen besseren Übergang zu erreichen.

Dieses Hinzufügen ist auf keinen Fall unwichtig: Chopin bestand auf dieses Fis und seine Wiederholung in parallelen Passagen (Takte 13 und 21). Diese Kadenz präsentiert die simple Gruppe ces, b, c, a, die zwölf mal am Stück wiederholt wird. Chopin ersetzte sie mit einer hinreißenden Figur, die er seinen Schülern in das Notenheft schrieb [es folgt eine lange Notenreihe, die ich dir bei Bedarf gerne mal kopieren kann].

Gutmann spielte die Wiederholung des Hauptthemas in einer Art, die sich sehr von der im Notentext geschriebenen Variante unterschied, mit einer Menge Ornamentierung. Er sagte, Chopin würde es immer so spielen. Ebenfalls hatte die Kadenz am Ende der Nocturne eine andere Form."

(aus: Chopin, pianist and teacher von Eigeldinger)

Hat zwar nichts mit der Entstehung der Nocturne zu tun, sondern nur mit der Interpretation. Aber jetzt habe ich mir schon die Mühe gemacht, das zu übersetzen, also schick ich's dir auch, vielleicht hilft es dir weiter...
 
Danke Hartmut. Für mich ist's schon interessant, aber ob das die Leute aus meinem Französisch-Kurs für wichtig halten, wag ich zu bezweifeln.
Aber nett von dir, dass du dir die Mühe gemacht hast :D .
Mfg Thomas
 
@Hartmut
Viele Jahre später finde ich deine genaue Erklärung sehr nützlich und hilfreich, um die Konstruktion des Stücks zu verstehen. Ich verfüge selbst nur über rudimentäre Kenntnisse im Klavierspielen sowie in der Musiktheorie und hoffe, du kannst mir noch ein paar explizite Frage dazu beantworten: du schreibst, "die zweite Variation sollte Andante sein, die dritte Adagio", beziehst du dich hier auf die rechte oder die linke Hand? Ich gehe davon aus, es handelt sich um die rechte, frage mich aber in welchen Tempi Thema und erste Variation gespielt werden sollten? Oder entspricht "volle Stimme" einem bestimmten Tempo? Aus meiner Laienverständnis heraus ist der volle Klang einer Stimme nicht zwangsläufig vom Tempo abhängig, sondern vom Anschlag. Werden alle Variationen des Themas im Legato gespielt? Wie abhängig oder unabhängig ist die Coda von A und B? Ich wäre sehr dankbar um eine Antwort.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schon uralt der Faden aber für mich brandaktuell.
Ich habe mich auch in die Geschichte von der Entstehung und Interpretation eingelesen und bin gerade dabei mein linkes Samtpfötchen zu trainieren dass es sehr sanft, sicher und geschmeidig alle Sprünge und Akkorde greifen lernt.
Nicht gerade sehr einfach für mich, doch es verzaubern mich die schönen Klänge. Die rechte Hand wird auch noch eine grosse Herausforderung vor allem die perlenden Läufe die ich jetzt schon ins Übeprogramm aufgenommen habe.
Ein wunderbares Stück das mich sehr begeistert.
 

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