"Dieses Werk, das offensichtlich so leicht aussieht, birgt viele Schwierigkeiten, wie der Komponist oft selbst wiederholte.
[...]Chopin wollte immer, dass der Bass zuerst alleine geübt wird (auf beide Hände aufgeteilt), und jeder der der Hauptbassnote folgenden Akkorde sollte kongen wie ein Gitarren- Akkord. Sobald der Bass- Teil mit vollem aber piano- Klang und mit genauem Timing, unter Beibehaltung eines gleichmäßigen allegretto ohne dabei in einen Trioleneffekt zu verfallen, klappt - mit 2 Händen - dann kann man die linke Hand vertrauensvoll die Begleitung in dieser Weise spielen lassen und den Tenor mit der oberen Stimme einstimmen lassen. Die zweite Variation sollte Andante sein, die dritte ein bewegendes Adagio. Das Thema und die zweite Variation sollten mit voller Stimme "gesungen" werden, ausdrucksstarkaber ohne jede Sentimentalität. Der Stil solle so aufgebaut sein wie bei Pasta [zeitgenössische italienische Sopranistin] und der großen italienischen Singschule, und der Pathos sollte das ganze Stück hindurch steigen.
Im Auftakt, der die erste Variation einleitet (Ende 4. Takt) hat Chopin das einzelne b durch folgendem perlenkettenartigem Lauf ersetzt: b,c,b,a,b,h,c,cis,d,es,ef,fis,g.
Er nahm das fis und das g mit dem Mittelfinger, indem er von der schwarzen auf die weiße Taste glitt, um das bestmögliche legato zu erreichen. Zwischen dem F (letzte Note, 5. Takt) und dem G (erste Note. 6. Takt) fügte er ein Fis ein um einen besseren Übergang zu erreichen.
Dieses Hinzufügen ist auf keinen Fall unwichtig: Chopin bestand auf dieses Fis und seine Wiederholung in parallelen Passagen (Takte 13 und 21). Diese Kadenz präsentiert die simple Gruppe ces, b, c, a, die zwölf mal am Stück wiederholt wird. Chopin ersetzte sie mit einer hinreißenden Figur, die er seinen Schülern in das Notenheft schrieb [es folgt eine lange Notenreihe, die ich dir bei Bedarf gerne mal kopieren kann].
Gutmann spielte die Wiederholung des Hauptthemas in einer Art, die sich sehr von der im Notentext geschriebenen Variante unterschied, mit einer Menge Ornamentierung. Er sagte, Chopin würde es immer so spielen. Ebenfalls hatte die Kadenz am Ende der Nocturne eine andere Form."
(aus: Chopin, pianist and teacher von Eigeldinger)
Hat zwar nichts mit der Entstehung der Nocturne zu tun, sondern nur mit der Interpretation. Aber jetzt habe ich mir schon die Mühe gemacht, das zu übersetzen, also schick ich's dir auch, vielleicht hilft es dir weiter...