ich spiele immer so Orgel, dass ich mit der rechten Hand die Melodie spiele und mit der linken den Grundton des jeweils passenden Akkords. Die Akkorde habe ich mir in meinem Gesangbuch drübergeschrieben. Pedale benutze ich nicht, weil mir das zu kompliziert wäre. Wenn ich 4-stimmige Sätze spiele, verspiele ich mich zu oft.
Hast Du auf dem Klavier begonnen? Die zusätzlich mit den Füßen zu bespielende Pedalklaviatur bereitet Pianisten so ziemlich das größte Kopfzerbrechen, dicht gefolgt von der Frage, wie man angemessen registriert. Ich kann nur empfehlen, sich umgehend an das Pedalspiel heran zu trauen: Im ersten Schritt Melodie in der rechten Hand spielen und dagegen eine durchgängig geführte Pedalstimme mit den Grundtönen der unterlegten Akkorde setzen und dieses zweistimmige Gerüst schrittweise mit den noch fehlenden Harmonietönen auffüllen. Zwei Möglichkeiten gibt es: Der Melodie in der rechten Hand einen Harmonieton unterlegen, so dass sich Doppelgriffe ergeben - oder die linke Hand dazu nehmen, die diesen Ton spielt (meist Terz oder auch die Septime, sofern vorgesehen). Ziel ist das Erreichen der Fertigkeit, diese Ebenen im Satzbild unabhängig voneinander gestalten zu können. Dazu eignet sich die von
@Axel in seinen Beispielen präsentierte weite Lage der Akkorde besser als die enge Lage. "Weite Lage" bedeutet hier, die im Satzbild vorhandenen Töne vernünftig auf beide Hände zu verteilen. "Enge Lage" mit rechts gestaltet die Stimmführung unbeweglich, mit links führt sie zum erwähnten unzweckmäßigen "Heimorgelgriff", womöglich noch in zu tiefer Lage, vor allem dann, wenn die Melodie das c' unterschreitet. Akkordpakete mitschleppen sollte man grundsätzlich nicht - das klingt weder in einer Dorfkirche noch in einer Stadtkirche gut.
Aber mit dieser vereinfachten Version klappt das bei mir super und die Gottesdienstbesucher in unsereren Dorfkirchen sind voll zufrieden damit. Auch Vor- und Nachspiele mache ich so. Ich nehme immer Melodien von modernen christlichen Liedern.
Ich komme gerade von einer Trauerfeier, bei der ich heute schon orgeln musste. Ganz ehrlich, mit einer solchen "vereinfachten Version" würde man bei uns hier in dieser Region nicht allzu alt - auch nicht als Aushilfsorganist. Das würde schon deshalb nicht funktionieren, weil in dem zuständigen Arbeitskreis für Liturgie in Abstimmung zwischen den hauptamtlichen Personen (Pfarrer, Kirchenmusiker) das Liedgut abgesprochen und festgelegt wird. Wer vertretungsweise die Dienste spielt, hat die Vorgaben zu beachten und sich darauf entsprechend vorzubereiten. Deshalb gibt es im Forum auch Fäden, in denen sich Organisten wiederholt über die zu späte Mitteilung von musikalischen Vorgaben und Liedwünschen beklagen. Wenn ein im Einsatz (noch) wenig erfahrener nebenamtlich tätiger Organist eine gewisse Vorbereitungszeit benötigt, sollte er sich diese auch nehmen dürfen.
@Beate: Wie läuft bei Euch die Kommunikation zwischen den Hauptamtlichen und den Nebenamtlichen ab? Kann man sich beim Seelsorgebereichsmusiker respektive Bezirkskantor sachkundigen Rat holen? Oder läuft alles eher nach dem Motto ab, Hauptsache, es sitzt irgend jemand an der Orgel und solange sich keiner beschwert, ist alles in Ordnung? Ich vermute eher letzteres - und das ist schade. Was die Orgelmusik zum Ein- und Auszug und gegebenenfalls nach der Predigt und/oder zur Kommunion/zum Abendmahl betrifft, so gibt es eine ganze Menge an Literatur auch in einfachen Schwierigkeitsgraden (oft manualiter), die sich zum Einsatz auf der Orgel eignet.
LG von Rheinkultur