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J. Gedan
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- 9. Dez. 2006
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"...vergiss die Regel! Hat Bach auch getan." (Thepianist)
"...ich habe Musiktheorie studiert, kenne es und ich beherrsche das Zeug 100%!" (Thepianist)
Zwei, zusammen genommen, seltsame Aussagen. Da die erste falsch ist, muß die zweite wohl auch falsch sein?
Vielleicht hätte der Herr Bach von sich behaupten können, er beherrsche "das Zeug" zu 100%. Aber wenn von uns, die wir Klavier studiert haben und Tonsatzlehre als Pflichtfach, jemand das behauptet, kommt es mir ein wenig aufschneiderisch vor.
Außerdem ist so viel Burschikosität und sprachliche Laxheit nicht sehr hilfreich, denn wenn jemand ernstlich lernen möchte, wie man einen sauberen, gut klingenden Satz schreibt, so erzählt man ihm nicht als erste Regel, er solle alle Regeln vergessen, und begründet das nicht auch noch mit der völlig abstrusen Behauptung, Bach hätte das auch getan. Ich vermisse bei der Behauptung, Bach hätte sich nicht um Regeln geschert, immer die Nennung der durchbrochenen Regel und die Belegstellen.
Es ist leider etwas mühsam, Hilfreicheres zu äußern, da es sehr viel Arbeit verlangt, wenn man dies in einem Forum leisten will. Mindenblues Choral zeigt in ein paar gut gelungenen Wendungen, daß er schon manches richtig verstanden hat. Er zeigt aber auch, daß die Grundlagen fehlen. Abgesehen von (nur) drei übersehenen Parallelen (nach denen man bei Bach vergeblich suchen wird), gibt es zu viele "falsche" harmonische Wendungen (nach denen man bei Bach ebenfalls vergeblich suchen wird), die im einzelnen alle zu erläutern, sehr viel Zeit kosten würde und in einem Forum nicht zu leisten ist. Deswegen nur der Rat: Satzlehre von der Pike auf erlernen. Vieles kann man durch Versuch und Irrtum zwar erkunden, aber das dauert 5 Jahre ständigen Versuchs und Irrtums. Mit vernünftiger Anleitung braucht man nur 1-2 Jahre, bis man es so weit verinnerlicht hat, daß man eine Regel auch einmal bewußt durchbrechen kann.
Ansonsten zeichnet sich "Kreativität" nicht dadurch aus, daß man Regeln über den Haufen wirft, sondern daß man über die Regeln gebietet:
"...jene glorreichen Augenblicke, in welchen Regeln nicht an dem zuschanden werden, der sie auftrumpfend zerbricht, sondern an dem, der sie lachhaft mühelos meistert." (Robert Gernhardt, "Gedanken zum Gedicht")
Bach gehört zweifellos zu denjenigen, die Regeln lachhaft mühelos meisterten, und hätte, ohne aufzuschneiden, von sich behaupten dürfen, daß er sie zu 100% beherrscht. Zusätzlich hat er Regeln aber nicht nur beherrscht, sondern auch geprägt. Die Behauptung "...vergiss die Regel! Hat Bach auch getan" ist Unsinn.
Jörg Gedan
http://www.pian-e-forte.de
"...ich habe Musiktheorie studiert, kenne es und ich beherrsche das Zeug 100%!" (Thepianist)
Zwei, zusammen genommen, seltsame Aussagen. Da die erste falsch ist, muß die zweite wohl auch falsch sein?
Vielleicht hätte der Herr Bach von sich behaupten können, er beherrsche "das Zeug" zu 100%. Aber wenn von uns, die wir Klavier studiert haben und Tonsatzlehre als Pflichtfach, jemand das behauptet, kommt es mir ein wenig aufschneiderisch vor.
Außerdem ist so viel Burschikosität und sprachliche Laxheit nicht sehr hilfreich, denn wenn jemand ernstlich lernen möchte, wie man einen sauberen, gut klingenden Satz schreibt, so erzählt man ihm nicht als erste Regel, er solle alle Regeln vergessen, und begründet das nicht auch noch mit der völlig abstrusen Behauptung, Bach hätte das auch getan. Ich vermisse bei der Behauptung, Bach hätte sich nicht um Regeln geschert, immer die Nennung der durchbrochenen Regel und die Belegstellen.
Es ist leider etwas mühsam, Hilfreicheres zu äußern, da es sehr viel Arbeit verlangt, wenn man dies in einem Forum leisten will. Mindenblues Choral zeigt in ein paar gut gelungenen Wendungen, daß er schon manches richtig verstanden hat. Er zeigt aber auch, daß die Grundlagen fehlen. Abgesehen von (nur) drei übersehenen Parallelen (nach denen man bei Bach vergeblich suchen wird), gibt es zu viele "falsche" harmonische Wendungen (nach denen man bei Bach ebenfalls vergeblich suchen wird), die im einzelnen alle zu erläutern, sehr viel Zeit kosten würde und in einem Forum nicht zu leisten ist. Deswegen nur der Rat: Satzlehre von der Pike auf erlernen. Vieles kann man durch Versuch und Irrtum zwar erkunden, aber das dauert 5 Jahre ständigen Versuchs und Irrtums. Mit vernünftiger Anleitung braucht man nur 1-2 Jahre, bis man es so weit verinnerlicht hat, daß man eine Regel auch einmal bewußt durchbrechen kann.
Ansonsten zeichnet sich "Kreativität" nicht dadurch aus, daß man Regeln über den Haufen wirft, sondern daß man über die Regeln gebietet:
"...jene glorreichen Augenblicke, in welchen Regeln nicht an dem zuschanden werden, der sie auftrumpfend zerbricht, sondern an dem, der sie lachhaft mühelos meistert." (Robert Gernhardt, "Gedanken zum Gedicht")
Bach gehört zweifellos zu denjenigen, die Regeln lachhaft mühelos meisterten, und hätte, ohne aufzuschneiden, von sich behaupten dürfen, daß er sie zu 100% beherrscht. Zusätzlich hat er Regeln aber nicht nur beherrscht, sondern auch geprägt. Die Behauptung "...vergiss die Regel! Hat Bach auch getan" ist Unsinn.
Jörg Gedan
http://www.pian-e-forte.de