Einfache Liedbegleitung anstatt 4-Stimmiger Choräle

  • Ersteller des Themas Rauschpfeife
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Und dann wäre noch darauf zu achten, dass die Zwischenstimmen möglichst in Gegenbewegung zu den jeweiligen Außenstimmen laufen, dass man keine Terzen verdoppelt, kaum Quartsextakorrde einbaut.......
Werden die Außenstimmen gegeneinander geführt, sind eigentlich die klanglich unschönsten Resultate (Parallelen) von vornherein ausgeschlossen. Die Mittelstimmen sollten keine unnötigen Wege zurücklegen.

Alles als vierstimmigen Choral durchharmonisieren ist keineswegs obligatorisch. Die Stimmenanzahl kann größer oder auch kleiner sein - je bewegter die Stimmführung und das Grundtempo, desto transparenter das Satzbild. Lieber sparsam und kontrolliert im Umgang mit den musikalischen Mitteln und Techniken als den Gemeindegesang durch manuelle Überforderung zu beeinträchtigen. Wenn die Melodie aus jüngerer Zeit stammt, passt eine Begleitung choraliter allerdings sowieso nicht. Da sind Techniken, mit denen man sonst Volkslieder harmonisiert, gefragter - bei NGL-Melodien (Neues Geistliches Lied) ist modale Harmonik (verbreitet im Jazz- und Popularmusikbereich) sinnvoll, da spielen aber wiederum barocke Stimmführungsregeln nicht mehr so eine Rolle. In jedem Falle gilt, lieber eine klanglich passende Harmonie pro Takt als jede Note harmonisieren und dabei auf Irrwege geraten. Viel Erfolg und frohes Schaffen!

LG von Rheinkultur

P.S.: Wer eine einfache Harmonisierung ad hoc hinbekommt, kann sich als nächstes mit der Frage beschäftigen, ob man mehrstrophige Lieder nicht strophenweise unterschiedlich behandelt. Beide Satztypen unbedingt gleichermaßen üben, sowohl vierstimmig choraliter als linear-figurative Zwei- und Dreistimmigkeit im Sinne von Bachs Inventionen und Kleinen Präludien.
 
..habe in solchen Fällen auch schon den vierstimmigen Satz aus dem Orgelbuch während der ausschweifenden Predigt rasch in Akkord-Zahl-Kurzschreibweise (Leadsheets) in das normale Gesangbuch abgekupfert, und siehe da: so kann man den ausgefeilten Satz des Orgelbuchs fast 1:1 prima vista spielen.
Das sollte man auch stressfreier haben können: Statt unter Zeitdruck während der gesprochenen Liturgieteile Noten oder Akkordsymbole zusammen zu klauben, sollte man als Nebenamtlicher oder gar Nachwuchskandidat darauf bestehen, die musikalischen Vorgaben notfalls mehrere Tage vorher zu bekommen - sonst steht man für den Dienst eben nicht zur Verfügung, peng, aus! Wer häusliche Vorbereitungszeit und Übesitzungen für seine Dienste benötigt, muss diese eben eingeräumt bekommen, wenn er im Ernstfall nicht mangelhaft vorbereitet auf der Orgelbank Platz nehmen will. Das kann im jeweiligen Fall bedeuten: Melodie und Basslinie auf zwei Systemen auf Notenpapier ausnotieren oder eine Melodie mit Akkordsymbolen oder ähnlichem bezeichnen - also schriftliche Vorbereitung, solange man das Spiel ad hoc am Instrument noch nicht beherrscht. Auch der Herr Bezirkskantor oder der Herr Seelsorgebereichsmusiker mit B- oder A-Examen hat irgendwann mal bescheiden begonnen und sich die Zeit nehmen müssen, eine entsprechende Spielpraxis zu erwerben. Die personellen Probleme im kirchenmusikalischen Bereich werden nicht kleiner, solange man es interessierten Nachwuchskräften unnötig schwer macht.

LG von Rheinkultur
 
Grundsätzlich sind Akkordbuchstaben im Gesangbuch eine sinnvolle Hilfe. Weniger gut ist der "Heimorgelgriff", bei dem der komplette Begleitakkord links gegriffen wird. Das klingt muffig und lässt sich kaum ohne Parallelen bewerkstelligen. Fehler können immer passieren, im neuen Orgelbuch zum Kölner Anhang wimmelt es von satztechnischen Fehlern. Ob ich die Parallele aus dem Buch abspiele oder meine eigene bastele, who cares? Man erlebt es ja manchmal, dass Gotesdienstbesucher das Orgelspiel kommentieren, aber dass jemand Parallelen gezählt hätte, ist mir in mehr als 20 Jahren noch nicht passiert.

Anbei ein Skript einer Fortbildung, die ich mal für Nebenmamtler gehalten habe. Auf S. 6 ist mir tatsächlich ein Fehler unterlaufen...bitte Tenor nach a korrigieren, das gibt Oktaven...war vielleicht schon nach dem ersten Glas Wein.
 

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Man erlebt es ja manchmal, dass Gottesdienstbesucher das Orgelspiel kommentieren, aber dass jemand Parallelen gezählt hätte, ist mir in mehr als 20 Jahren noch nicht passiert.
Komme gerade selber vom Orgeldienst, ohne dass mir einer von den Gottesdienstbesuchern hinterher eine Strichliste mit den offenen und verdeckten Parallelen unter die Nase gehalten hätte. Zum Nachspiel gab es Beifall und im Gottesdienst war durchgängig neueres Repertoire aufgesteckt (Sommerkirche bei den Evangelen zu den Stichworten "Wir sind Gemeinde" und "Freiheit"). Da hätte man unter strikter Befolgung barocker Stimmführungsregeln eine reichlich langweilige Darbietung vom Stapel gelassen.

Mit dem Parallelführen von Stimmen ist es ähnlich wie mit diversen kriminellen Handlungen - Hauptsache ist, dass einen dabei keiner erwischt. Da gibt es Unterschiede: Laufen die Außenstimmen parallel, hört es so ziemlich jeder. Ist nur eine der parallel geführten Stimmen Außenstimme, ist das in klanglicher Hinsicht nicht mehr so offensichtlich. Am wenigsten treten stimmführungstechnische Mängel in den Mittelstimmen in Erscheinung, vor allem beim gegenläufigen Führen der Außenstimmen, deshalb darauf ein besonderes Augenmerk legen. Die enge Lage des "Heimorgelgriffs" mit allen Akkordtönen in der linken Hand führt in der Tat zu wenig ansprechenden Resultaten - je komplexer und überladener das Satzbild, desto zäher klingt das Ergebnis. Da kann Zwei- und Dreistimmigkeit mit einem echten Eigenleben der Stimmen bessere Ergebnisse ermöglichen als das durchgängige Unterlegen der vorgegebenen Melodie mit Akkordpaketen, die dann womöglich mit der Pedalstimme hörbar parallel fortschreiten.

Fehler können immer passieren, im neuen Orgelbuch zum Kölner Anhang wimmelt es von satztechnischen Fehlern. Ob ich die Parallele aus dem Buch abspiele oder meine eigene bastele, who cares?
Ganz ehrlich, die vorgegebenen Sätze aus dem Buch habe ich seit vielen Jahren stets ignoriert, zumal diese nicht selten eher für kleinere Orgeln (oft manualiter und/oder mit angekoppelter Pedalklaviatur) konzipiert sind. Wenn diese Intonationen und Begleitsätze dann noch irgendeinem herb-linearen Zeitgeschmack huldigen und auch sonst wenig ansprechend daherkommen, lässt man die dicken Bücher gerne auf dem Stapel liegen und legt nach eigenem Gusto los, wenn man erst mal eine gewisse Spielpraxis erworben hat. Manche dieser gebrauchsmusikalischen Einrichtungen sind nur als satztechnisches Gerüst gedacht und verlangen vom Spieler etwas Eigeninitiative. Wer auf längere Sicht Orgeldienste spielen möchte, tut sich ganz sicher einen Gefallen, wenn er sich die entsprechenden Fertigkeiten möglichst zeitnah aneignet und auf diese sperrigen Wälzer nicht mehr angewiesen ist.

"Registrierung immer prinzipalisch, nach Flöten singt es sich schlecht. Keinen „Grundstimmensumpf“, immer eine klare Farbe suchen. Der Größe der Gemeinde und dem Charakter des Liedes anpassen (also keine Mixturen in der Fastenzeit …oder so ähnlich)."
Diesen Satz greife ich aus @Axels Manuskript heraus, um eine Ergänzung anzubringen. In der Intonation können die erwähnten Grundstimmen/Flötenregister durchaus für Nebenstimmen Verwendung finden. Die Liedmelodie ist auf Prinzipal-Basis und/oder mit einem vertretbaren Soloregister aus dem Satzgefüge herauszuheben, damit die Gemeinde sofort in den musikalischen Fluss des sich anschließenden gemeinsamen Singens organisch hineingeführt wird. Klare klangliche Umgebung ist gut, allen die Ohren volldröhnen allerdings nicht. Nimmt der Gemeindegesang nur schlecht Fahrt auf, das Satzbild schlichter, aber impulskräftiger gestalten (non legato phrasieren und Tempoführung straffen). Im Geiste immer mitatmen und so agieren, als ob man selbst als Gottesdienstbesucher ein Teil der singenden Gemeinde wäre. Dann sollte man eigentlich bei den Gemeindeliedern normalerweise ganz ordentlich zurechtkommen.

LG von Rheinkultur
 
Hallo,

ich spiele immer so Orgel, dass ich mit der rechten Hand die Melodie spiele und mit der linken den Grundton des jeweils passenden Akkords. Die Akkorde habe ich mir in meinem Gesangbuch drübergeschrieben. Pedale benutze ich nicht, weil mir das zu kompliziert wäre. Wenn ich 4-stimmige Sätze spiele, verspiele ich mich zu oft. Aber mit dieser vereinfachten Version klappt das bei mir super und die Gottesdienstbesucher in unsereren Dorfkirchen sind voll zufrieden damit. Auch Vor- und Nachspiele mache ich so. Ich nehme immer Melodien von modernen christlichen Liedern.

Liebe Grüße von
Beate
 
Natürlich kann man die Liedbegleitung auch nur auf dem Manual spielen (so habe ich auch angefangen). Aber es ist spannend und lohnend, sich auch mal an die Pedale ranzutrauen. Nur Mut! :-) Vielleicht hast Du bei Dir in der Region ja einen erfahrenen Organisten/Kantor, bei dem Du mal ein paar Stunden nehmen könntest.

Es gibt Choralbücher, die Begleitsätze fürs Manual enthalten. Damit könntest Du schon mal dreistimmig spielen und Dich von da aus langsam vorarbeiten.
 
ich spiele immer so Orgel, dass ich mit der rechten Hand die Melodie spiele und mit der linken den Grundton des jeweils passenden Akkords. Die Akkorde habe ich mir in meinem Gesangbuch drübergeschrieben. Pedale benutze ich nicht, weil mir das zu kompliziert wäre. Wenn ich 4-stimmige Sätze spiele, verspiele ich mich zu oft.
Hast Du auf dem Klavier begonnen? Die zusätzlich mit den Füßen zu bespielende Pedalklaviatur bereitet Pianisten so ziemlich das größte Kopfzerbrechen, dicht gefolgt von der Frage, wie man angemessen registriert. Ich kann nur empfehlen, sich umgehend an das Pedalspiel heran zu trauen: Im ersten Schritt Melodie in der rechten Hand spielen und dagegen eine durchgängig geführte Pedalstimme mit den Grundtönen der unterlegten Akkorde setzen und dieses zweistimmige Gerüst schrittweise mit den noch fehlenden Harmonietönen auffüllen. Zwei Möglichkeiten gibt es: Der Melodie in der rechten Hand einen Harmonieton unterlegen, so dass sich Doppelgriffe ergeben - oder die linke Hand dazu nehmen, die diesen Ton spielt (meist Terz oder auch die Septime, sofern vorgesehen). Ziel ist das Erreichen der Fertigkeit, diese Ebenen im Satzbild unabhängig voneinander gestalten zu können. Dazu eignet sich die von @Axel in seinen Beispielen präsentierte weite Lage der Akkorde besser als die enge Lage. "Weite Lage" bedeutet hier, die im Satzbild vorhandenen Töne vernünftig auf beide Hände zu verteilen. "Enge Lage" mit rechts gestaltet die Stimmführung unbeweglich, mit links führt sie zum erwähnten unzweckmäßigen "Heimorgelgriff", womöglich noch in zu tiefer Lage, vor allem dann, wenn die Melodie das c' unterschreitet. Akkordpakete mitschleppen sollte man grundsätzlich nicht - das klingt weder in einer Dorfkirche noch in einer Stadtkirche gut.

Aber mit dieser vereinfachten Version klappt das bei mir super und die Gottesdienstbesucher in unsereren Dorfkirchen sind voll zufrieden damit. Auch Vor- und Nachspiele mache ich so. Ich nehme immer Melodien von modernen christlichen Liedern.
Ich komme gerade von einer Trauerfeier, bei der ich heute schon orgeln musste. Ganz ehrlich, mit einer solchen "vereinfachten Version" würde man bei uns hier in dieser Region nicht allzu alt - auch nicht als Aushilfsorganist. Das würde schon deshalb nicht funktionieren, weil in dem zuständigen Arbeitskreis für Liturgie in Abstimmung zwischen den hauptamtlichen Personen (Pfarrer, Kirchenmusiker) das Liedgut abgesprochen und festgelegt wird. Wer vertretungsweise die Dienste spielt, hat die Vorgaben zu beachten und sich darauf entsprechend vorzubereiten. Deshalb gibt es im Forum auch Fäden, in denen sich Organisten wiederholt über die zu späte Mitteilung von musikalischen Vorgaben und Liedwünschen beklagen. Wenn ein im Einsatz (noch) wenig erfahrener nebenamtlich tätiger Organist eine gewisse Vorbereitungszeit benötigt, sollte er sich diese auch nehmen dürfen.

@Beate: Wie läuft bei Euch die Kommunikation zwischen den Hauptamtlichen und den Nebenamtlichen ab? Kann man sich beim Seelsorgebereichsmusiker respektive Bezirkskantor sachkundigen Rat holen? Oder läuft alles eher nach dem Motto ab, Hauptsache, es sitzt irgend jemand an der Orgel und solange sich keiner beschwert, ist alles in Ordnung? Ich vermute eher letzteres - und das ist schade. Was die Orgelmusik zum Ein- und Auszug und gegebenenfalls nach der Predigt und/oder zur Kommunion/zum Abendmahl betrifft, so gibt es eine ganze Menge an Literatur auch in einfachen Schwierigkeitsgraden (oft manualiter), die sich zum Einsatz auf der Orgel eignet.

LG von Rheinkultur
 
Hallo,

ich spiele immer so Orgel, dass ich mit der rechten Hand die Melodie spiele und mit der linken den Grundton des jeweils passenden Akkords. Die Akkorde habe ich mir in meinem Gesangbuch drübergeschrieben. Pedale benutze ich nicht, weil mir das zu kompliziert wäre. Wenn ich 4-stimmige Sätze spiele, verspiele ich mich zu oft. Aber mit dieser vereinfachten Version klappt das bei mir super und die Gottesdienstbesucher in unsereren Dorfkirchen sind voll zufrieden damit. Auch Vor- und Nachspiele mache ich so. Ich nehme immer Melodien von modernen christlichen Liedern.

Liebe Grüße von
Beate

Spielst du tatsächlich nur 2stimmig und die Gemeinde dindet das gut? Oder hab ich mich verlesen? Ich will dich nicht persönlich angreifen etc. kann mir aber nicht recht vorstellen, das das gut klingt und man Folgeaufträge bekommt:konfus:
 
Spielst du tatsächlich nur 2stimmig und die Gemeinde dindet das gut? Oder hab ich mich verlesen? Ich will dich nicht persönlich angreifen etc. kann mir aber nicht recht vorstellen, das das gut klingt und man Folgeaufträge bekommt:konfus:
Vor allem: Wie soll man das registrieren?
Entweder der Gesang ist extrem dünn, oder man muss permanent im Tutti spielen :-D
 


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