Dreiklangs Ansichten

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Bisher genießt Du den Status "Forenclown" und trägst zur Unterhaltung bei, die dank der Reaktionen und unglaublichen Geduld von Gomez&Co auch zu ernsthaften Informationen führt, für die ich sehr dankbar bin.

Na ja, ich habe eher den Eindruck, dass Gomez, rolf & Co selber eine diebische Freude zur eigenen Ergötzung an der Vorführung des musikalischen Delinquenten haben:idee:.
 

"Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich;
So hab ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus."
W.Busch

:-D

LG
Henry
 

Kunst ist von Menschen für Menschen. Analogie zur Nahrung: ein Koch würde sich keine Freunde machen, würde er in das eine Essen 1 Kilo Zucker, in das nächste 1 Kilo Salz, und in das dritte 1 Kilo Pfeffer reinhauen.
Oder ein Versandhaus: es würde sich nicht viel Freunde machen, würde es Kleider verkaufen, die Ameisen geeignet einkleiden könnten (oder alternativ: Elefanten).

Mit der Kunst ist es genauso. Passen muß sie, für die Menschen. Nur dass Kunst eben keine Nahrung für den Körper ist, sondern eine solche für den Geist. Oder besser: Erbauung des Geistes.

:super:

Nein!

Was du meinst ist Kunsthandwerk oder Gebrauchskunst. Die ist für den Konsumenten.

Kunst an sich ist erstmal nur das, was der Künstler schaffen muß, sonst wäre er keiner.
Ein Gebrauchskünstler macht auch das was er muß, auch wenn es ihm nicht gefällt.
Hauptsache es gefällt dem Kunden.

Ein Künstler macht das was er muß, egal ob es jemandem gefällt.
Kunst muß weder schön sein noch gefallen.
Einen Nutzen muß sie erstrecht nicht haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Absolut richtig! Kunst ist schlichtweg Handwerk - die Wurst muß dem Kunden schmecken, ned dem Metzger.

LG
Henry

Dem widerspreche ich!

Den Metzger und seine Produkte braucht man zum Überleben.
Auf Kunst kann man ohne Todesgefahr verzichten. Sie ist ein reiner Luxus und muß niemandem gefallen.
Findet sie gefallen hat man als Künstler Glück.
Verbiegt man sich, nur um zu gefallen, findet man vielleicht guten Absatz bei den Banausen, aber der Kenner, der nach dem ehrlichen Ausdruck sucht, erkennt den Anbiederungsversuch und fällt nicht darauf rein.
 
gefallen.
Findet sie gefallen hat man als Künstler Glück.
Verbiegt man sich, nur um zu gefallen, findet man vielleicht guten Absatz bei den Banausen, aber der Kenner, der nach dem ehrlichen Ausdruck sucht, erkennt den Anbiederungsversuch und fällt nicht darauf rein.

Ich sag mal so - meine eigenen Stücke gefallen niemanden, muß ja auch nicht - ich mach des auß Spaß an der Freude und es langt mir ja wenn sie mir selber gefallen :-)

Will ich aber wo Geld mit verdienen, dann muß ich schon daß spielen was gewünscht ist - schau mal, hätt Mozart nur komponiert was ihm persönlich gefallen hätte, wär es vielleicht sehr interessant für die Nachwelt gewesen, aber er wäre völlig verarmt verstorben. :drink::drink:

LG
Henry
 
dass Gomez, rolf & Co selber eine diebische Freude zur eigenen Ergötzung an der Vorführung des musikalischen Delinquenten haben.

Das wird durch Wiederholung nicht glaubwürdiger, lieber Pianochris. Wir hatten uns schon mal darüber ausgetauscht, und ich beharre darauf, daß Du uns Unrecht tust (ich glaube, für @rolf mitsprechen zu können). Es geht nicht um die Privatperson, die sich hinter Dreiklang verbirgt, und auch nicht darum, die Forumsperson Dreiklang als Sau durchs virtuelle Dorf zu treiben. Was unterstellst Du uns da eigentlich?

Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum man auf jeden offensichtlichen Unfug anscheinend ausgiebig reagieren muss.

Das kommst der Sache schon näher: Es geht um den von Dreiklang notorisch verzapften Unfug, von dem ich befürchte, daß er für musikinteressierte Laien/Anfänger längst nicht so offensichtlich ist, wie Du glaubst. Es geht um die Musik, die ich nun mal liebe und die in Dreiklangs Äußerungen dermaßen entstellt und herabgewürdigt wird, daß es mir schwerfällt, ruhig zu bleiben.

In jedem anderen Bereich ist mir Dreiklangs Ichfixierung wurscht. Wenn seine Umgebung und er damit im Lebensalltag klarkommen - wunderbar! Aber er kennt Musik nur als ein Mittel zur Steigerung des Selbstgenusses, und seine "Musiktheorie" fußt auf nichts anderem als dieser Art von akustischer Selbstbefriedigung ("Töne verwöhnen"), und daraus verbindliche Erkenntnisse für andere ableiten zu wollen, das ist - gelinde gesagt - problematisch.

Wie jede künstlerische Äußerung ist auch die Musik eine Form der (Welt-/Wahrheits-)Erkenntnis. "Schönheit" ist nur eine Teilmenge davon. Im Gegensatz zum Tafelbild oder zur Plastik ist Musik nicht unmittelbar, auf einen Blick wahrnehmbar, sondern erschließt sich erst mit der Zeit - wie ein Roman, der gelesen, und wie ein Drama, das gespielt werden muß. Dabei ist eine Komposition in ihrer notierten Form die Erkenntnisgrundlage, denn präzise Beschreibungen eines musikalischen Formverlaufs halten sich an den Notentext und nicht an ungenaue Hörerfahrungen ("irgendwo weiter hinten... da, wo die Musik so besonders schön war..."). Niemand bestreitet, daß Musik gehört werden möchte. Aber sie will dabei nicht nur sinnlich erfahren (= Gefühle wecken), sondern auch verstanden werden (= den Geist ansprechen). Dieser Aspekt ist dem nicht musik-, sondern ichfixierten Dreiklang ganz fremd. Das Verstehen und den Austausch über das jeweilige Musikverständnis lehnt er kategorisch ab, weil es ihm bis jetzt unerreichbar geblieben ist. Der Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen...

...und der Ochs vorm Berg... daß er von Musik nichts versteht, belegt Dreiklang mit diesen Worten:

es gibt so viele geniale Arbeiten, und Arbeiten mit höchster Originalität (Tschaikowski b-Moll Klavierkonzert, die Moldau, Schwanensee, Nussknacker, und noch vieles andere) - die stechen eben mit Leichtigkeit andere Sachen aus, bei denen man das Gefühl nicht los wird, der Komponist habe versucht, aus der erstbesten Idee eine Sinfonie zu machen, um Geld zu verdienen...

Neben dem Apfel-/Birnenvergleich verrät die Stückauswahl einiges über Dreiklangs laienhaftes Musikverständnis. Musikalisches Ideal ist für ihn leicht wiedererkennbare Oberstimmenmelodik - ein ausgesprochener Oberflächenreiz -, und eine Musik, die sich aus der Addition kontrastierender, von Oberstimmenmelodik geprägter Episoden ergibt. Nicht zufällig erwähnt DK die Musik zu Nummernballetten, deren kurze Einheiten vom Grundmuster der dreiteiligen Liedform (A-B-A') gebildet werden (obwohl Tschaikowsky viel zur Symphonisierung des Nummernballetts beigetragen hat), eine aus kontrastierenden Episoden bestehende symphonische Dichtung (wobei die "Moldau" unter der Oberfläche ein sehr vertracktes Musikstück ist), und ein Solokonzert, dessen quasi-symphonischer Formverlauf oft mit dem Reihungsprinzip kollidiert.

Nichts gegen schlichte Formverläufe; sie sind ein Überbleibsel aus der Zeit, als Musik reinen Gebrauchscharakter hatte (sakral: als Bestandteil einer Liturgie, weltlich: zur ritualisierten Annäherung der Geschlechter beim Tanz). Aber die Kunstmusik hat sich davon schnell emanzipiert, aus einem einfachen Grund: weil ihr die wörtliche Wiederholung zu dumm wurde.

Zitat von Robert Musil:
Ist vielleicht die Dummheit musikalisch? Dauernde Wiederholungen, eigensinniges Beharren auf einem Motiv, Breittreten ihrer Einfälle, Bewegung im Kreis, beschränkte Abwandlung des einmal Erfaßten, Pathos und Heftigkeit statt geistiger Erleuchtung: ohne unbescheiden zu sein, könnte sich die Dummheit darauf berufen, daß dies auch ihre Lieblingseigenheiten sind.

Als Gegengift empfahlen sich veränderte Begleitmuster, veränderte Harmonisierung, melodische Variantenbildung und vor allem die motivisch-thematische Verarbeitung des Materials - Wesensmerkmale des Sonatenhauptsatzes, dem Eingangssatz von Sonate, Kammermusik (Trio, Quartett etc.) und der von Dreiklang völlig unbegriffenen Symphonie:

sie gehören eben zu den Durchschnitts-Sinfonien, die kassische Komponisten in überwältigender Anzahl geschrieben haben. Keine besonders innovativen Ideen, nichts herausragend Neues...
Und wenn es ein Komponist versäumt, mir bereits am Anfang eine besondere musikalische Idee zu liefern, tue ich mir den angestrengten und bemühten Rest dann auch nicht mehr an.

Mit der Erwartung, sich von schnell wiedererkennbaren Tonkonstellationen verwöhnen zu lassen, kann er natürlich mit der Gattung Symphonie nichts anfangen, in deren komplexem Formverlauf nicht die Thematik, sondern die Themenverarbeitung das Entscheidende ist. Wobei es noch zu differenzieren gilt: In der frühen Wiener Klassik sind die Themen auf geradezu provozierende Weise simpel gehalten; meistens bestehen sie aus gebrochenen (Dur-)Dreiklängen, von Tonleitersegmenten ergänzt. Unfreiwillige Ähnlichkeiten mit Themen der lieben Konkurrenz oder auch bewußte Entlehnungen waren damals kein Problem, weil die Originalität der Komposition in der Verarbeitung erkennbar wurde. Das ändert sich mit dem späten Beethoven und in der Romantik: Jetzt zeigt sich künstlerische Individualität in der Originalität der Themen (ab jetzt gilt Themenklau auch als Eigentumsdelikt), und reziprok dazu erschweren die Charakteristik und die innere Geschlossenheit der liedhaften Thematik deren Verarbeitung, die aber weiterhin das künstlerische Ideal bleibt. Eine Symphonie nach dem Erfindungsreichtum der ersten paar Takte zu beurteilen, ist banausenhaft - wie die Beurteilung eines Kriminalromans, ohne das Ende gelesen zu haben.

Was Dreiklang über Symphonien schreibt, zeugt nicht nur von Dummheit und Borniertheit, sondern von der allerhöchsten Mißachtung, die man der Musik überhaupt nur entgegenbringen kann. Keine Ahnung zu haben, was Innovation im Bereich des Symphonischen bedeutet, aber höhnisch und herablassend davon zu reden, der Unwille, sich Musik respektvoll zu nähern, sich auf das Fremdartige in ihr einzulassen - das ist absolut mies, und es ist das gute Recht eines Musikliebenden, dies zu thematisieren.
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Zuletzt bearbeitet:
Will ich aber wo Geld mit verdienen, dann muß ich schon daß spielen was gewünscht ist - schau mal, hätt Mozart nur komponiert was ihm persönlich gefallen hätte, wär es vielleicht sehr interessant für die Nachwelt gewesen, aber er wäre völlig verarmt verstorben.

Vielen, gefühlt den meisten, heute am höchsten gefeierten Künstlern ging es so.
 

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