Dreiklangs Ansichten

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Und? Was hatten sie zu Lebzeiten da von? Nüscht!
@Henry das konnte der Kreisler Georg weitaus besser formulieren:

"Schubert war ein stierer
großer Komponierer
doch er hat nie a Göld gehabt
also isser heute der Verlierer.

Er schrieb zwar viele Töne
sicher auch wunderschöne -
für mich sind sie alle bestialisch
denn ich bin ganz unmusikalisch"
 
@Gomez de Riquet
Dein Post verdeutlicht deine Sichtweise und zeigt, dass du von klassischer Musik was verstehst. In diesem Zusammenhang hätte ich eine Frag an dich.

Was hältst du von einem schönen Metal-Song, mit 4 Akkorden und Liedform (A A B A), in dem der Gesang eigentlich schon mehr Geschrei ist? :-D
 
@All

Ok ok ok... vergessen wir mal das, was ich über Sinfonien, oder Qualitätsvergleiche von Stücken der Klassik, gesagt habe.

Ich bin der letzte, der irgendjemanden seine Beschäftigung mit Kunstmusik verderben will - weder jemandem, der ihre historische Entwicklung analysiert, noch jemandem, der lieber andere Werke hört als ich.

Wahrscheinlich muss man sowieso konstatieren, dass für jedes Stückchen Musik in der Welt Platz ist - sofern sich nur einer findet, dem es gefällt. Youtube ist gross genug ...

Irgendeinen wie auch immer gearteten Qualitätsbegriff muss es aber geben in der Kunst (sonst müßte ich mich nicht hinsetzen, und meine Klavierstücke üben, bis sie gut klingen). Wie der aussieht, lasse ich offen...
 
Was hältst du von einem schönen Metal-Song, mit 4 Akkorden und Liedform (A A B A), in dem der Gesang eigentlich schon mehr Geschrei ist?
Kommt auf das Stück an. Was mich bei vielen Heavy- und Death-Metal-Songs amüsiert, ist die nahe Verwandschaft zur Trivialschnulze, von der sich die Metaller ja am meisten abgrenzen wollen. Nimm einen Metal-Song, subtrahier das Geknirsche aus dem Verstärker, subtrahier die Heiserkeit aus der Stimme, reduzier also das Lied auf die Melodie und die simplen Begleitakkorde - und was bleibt übrig? Der blaue Enzian von Heino.

Daß es bessere und schlechtere Stücke in diesem Genre gibt, höre ich auch als Nichtliebhaber dieser Stilrichtung. Und ich würde mich hüten, den Maßstab klassischer Musik an einen Popsong anzulegen. Was ich der Popularmusik allerdings prinzipiell wünsche: daß sie auf die Abhängigkeit vom Wort verzichten könnte und aus dem Ghetto Strophe-Bridge-Refrain herausfände.
 
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Kunst an sich ist erstmal nur das, was der Künstler schaffen muß, sonst wäre er keiner. [...] Ein Künstler macht das was er muß, egal ob es jemandem gefällt. Kunst muß weder schön sein noch gefallen.
Das glaube ich nicht, dass man die anderen Menschen, das interessierte Publikum, einfach so ausblenden kann. Welches Bild wurde gemalt, um niemals betrachtet zu werden, welche Literatur geschrieben, um niemals gelesen zu werden (und welche Musik komponiert, um niemals gehört zu werden)?
Einen Nutzen muß sie erstrecht nicht haben.
Der Nutzen ist die geistige Erbauung der entsprechend Interessierten, und ganz recht:
Den Metzger und seine Produkte braucht man zum Überleben.
Auf Kunst kann man ohne Todesgefahr verzichten.
Kunst ist nicht lebensnotwendig. Sie steht in der Bedürfnispyramide sehr weit oben.
 
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@Dreiklang
Du solltest deine Antworten noch mal überdenken! :idee:

Wenn du am Klavier sitzt und nur für dich herumklimperst (soll nicht abwertend gemeint sein) und dabei eine so schöne Melodie spielst, dass du sie hinterher aufschreibst.
Für wen oder welche Personen hast du dann diese Musik geschrieben?

Ich würde sagen für Niemand, außer dir selbst. Das ist was ein Künstler macht, er erschafft ein Werk, egal ob Bild, Statue oder Musik. Ein Künstler drückt sich darüber aus, ohne daran zu denken ob es jemanden gefällt oder nicht. Das es in der heutigen Konsumgesellschaft häufig anders läuft, heißt nicht, dass dies der einzig wahre und richtige Weg ist. ;-)
 
Hallo, Dreiklang, erst einmal Dank für Deine versöhnlichen Worte.
Irgendeinen wie auch immer gearteten Qualitätsbegriff muss es aber geben in der Kunst
Warnung: Speziell für Dich ist es gefährlich, gleich beim ersten Hören nach Qualität zu fragen. Du wertest zu schnell, und wenn Dir etwas begegnet, das sich nicht beim ersten Hören erschließt (Komposition, Interpretation), bist Du geneigt, dem Gehörten die Schuld zu geben. Bei mir läuft es genau umgekehrt: Ich gebe mir die Schuld - volkstümlich gesprochen. Vieles auf den ersten Moment Sperrige erschließt sich erst, wenn man sich intensiver damit beschäftigt, und dann wird man für die intensive Beschäftigung meistens fürstlich belohnt.

Das glaube ich nicht, dass man die anderen Menschen, das interessierte Publikum, einfach so ausblenden kann. Welches Bild wurde gemalt, um niemals gesehen zu werden, welche Literatur geschrieben, um niemals gelesen zu werden (und welche Musik komponiert, um niemals gehört zu werden)?

Auch da bitte ich um Vorsicht. Kafka hat seine Romane geschrieben, ohne an eine Veröffentlichung zu denken. Die Arbeit am nächsten Werk war für ihn wichtiger als die Publikation des Geschriebenen. van Gogh hat wie besessen weitergemalt und sich nicht davon abschrecken lassen, daß die fertigen Bilder bei seinem Bruder im Kleiderschrank verstaubten. Schubert, Mussorgsky, Satie, Ives, Hauer oder Nancarrow haben komponiert, obwohl sich kaum jemand für ihre Musik interessiert hat.

Warum? Weil der Schaffensdrang und das Ausdrucksbedürfnis offenbar stärker sind als das Geltungsbedürfnis. Natürlich freut sich ein Künstler, wenn er verstanden wird, und er leidet unter dem Unverständnis seiner Zeitgenossen. Aber das hindert ihn im Allgemeinen nicht an der Weiterarbeit. Es ist bitter, wenn gute Künstler wegen der Resonanzlosigkeit ihrer Arbeit verstummen - wobei die Resonanzlosigkeit mit der oben beschriebenen Ablehnung zu tun hat, die sich aus dem vorschnellen Bewerten des Unvertrauten ergibt.
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Hallo Gomez,

Okay,
das leuchtet ein. Allerdings, ist ein Künstler natürlich genauso dem Zwang unterworfen, für seinen Lebensunterhalt aufkommen zu müssen, wie jeder andere sonst auch.

Im Grunde, gilt aus einer wirtschaftlich basierten Sicht der Dinge:

Das Produkt des Künstlers ist seine Kunst. Für welches ihm andere Menschen dann entsprechend Geld geben, womit er seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

So ist er in den Wirtschaftskreislauf eingebunden.
 
Und? Was hatten sie zu Lebzeiten da von? Nüscht

Das glaube ich nicht, dass man die anderen Menschen, das interessierte Publikum, einfach so ausblenden kann. Welches Bild wurde gemalt, um niemals betrachtet zu werden, welche Literatur geschrieben, um niemals gelesen zu werden (und welche Musik komponiert, um niemals gehört zu werden)?

Das ist eben der Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation.

Geld verdienen, mädels Beeindrucken etc. versus sich mit etwas beschäftigen, was einen von der Sache an sich her antreibt.
 
Allerdings, ist ein Künstler natürlich genauso dem Zwang unterworfen, für seinen Lebensunterhalt aufkommen zu müssen, wie jeder andere sonst auch.
[...]
Das Produkt des Künstlers ist seine Kunst. Für welches ihm andere Menschen dann entsprechend Geld geben, womit er seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

Der Abhängigkeit vom Markt und dessen Launen entziehen sich viele Künstler unfreiwillig oder auch vorsätzlich, indem sie einem bürgerlichen Brotberuf nachgehen. Kafka und Ives haben in der Versicherungsbranche gearbeitet, Kafka als abhängig Beschäftigter, Ives als Firmenchef. Vorteil: völlige künstlerische Freiheit. Nachteil: nur begrenzte Zeit für die "eigentliche" = schöpferische Arbeit.

Viele Künstler suchen einen Kompromiß, eine Brotarbeit in einem ihren Neigungen nicht völlig entgegengesetzten Bereich: Sie arbeiten als Lektor, Korrektor, Übersetzer, Ghostwriter, Gerichtszeichner - weiß der Geier. Eine solche Arbeit zu finden, ist aber schon ein Glücksfall. Die meisten betreiben rigorose Selbstausbeutung auf Kosten von Gesundheit, Beziehungen etc. - weil es die eigene Arbeit ihnen wert ist.
 
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Das wird durch Wiederholung nicht glaubwürdiger, lieber Pianochris. Wir hatten uns schon mal darüber ausgetauscht, und ich beharre darauf, daß Du uns Unrecht tust (ich glaube, für @rolf mitsprechen zu können). Es geht nicht um die Privatperson, die sich hinter Dreiklang verbirgt, und auch nicht darum, die Forumsperson Dreiklang als Sau durchs virtuelle Dorf zu treiben. Was unterstellst Du uns da eigentlich?

Ich unterstelle gar nichts, lieber Gomez.

Wie Du bemerkt haben wirst, habe ich einen Beitrag von Peter zitiert, in dem er "die unglaubliche Geduld von Gomez & Co" im Umgang mit den Beiträgen von Dreiklang honoriert. Ich habe meine Vermutung geäußert, dass es "Gomez, rolf & Co" auch durchaus Freude bereitet, die entsprechenden Beiträge durch das jeweilige eigene umfangreiche Wissen in geschliffener Sprach zu widerlegen. Dir macht es doch Freude, Dein umfangreiches Wissen zu teilen, liege ich da wirklich so falsch mit? Gilt es wirklich nur, die holde Kunst zu verteidigen? Gleiches gilt nach meiner Meinung für rolf, Friedrich und viele andere langjährige Mitglieder dieses Forums. So groß kann die Geduld doch gar nicht sein, wenn man hunderte Kommentare zu Beiträgen eines Mitgliedes dieses Forums verfasst, wenn der Wunsch nach Richtigstellung von offensichtlichem Unfug der einzige Beweggrund wäre.
 
dass es "Gomez, rolf & Co" auch durchaus Freude bereitet, die entsprechenden Beiträge durch das jeweilige eigene umfangreiche Wissen in geschliffener Sprache zu widerlegen.
Was mich betrifft, so kann ich sagen: Du hast recht. Es macht mir Freude, einen Sachverhalt präzise darzulegen. Das ist aber etwas völlig anderes als
eine diebische Freude zur eigenen Ergötzung an der Vorführung des musikalischen Delinquenten
, von der Du ursprünglich gesprochen hast - das trifft nämlich nicht zu.
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@pianochris66 , Du hast ja zum Teil Recht mit "dass Gomez, rolf & Co selber eine diebische Freude zur eigenen Ergötzung an der Vorführung des musikalischen Delinquenten haben.", aber in Deinem Beitrag ist eben doch ein Fehler drin. Klavirus hat schon den entscheidenden Hinweis gegeben. ;-)
 
Den Metzger und seine Produkte braucht man zum Überleben.

Igitt. Nee, echt nicht. :angst:
(Sorry, das musste sein. :-D)

Welches Bild wurde gemalt, um niemals betrachtet zu werden, welche Literatur geschrieben, um niemals gelesen zu werden (und welche Musik komponiert, um niemals gehört zu werden)?
Sicher viele. Aber wir kennen sie halt nicht. In Einzelfällen mag das sogar ein echter Verlust sein. :-( Ich kann mir gut vorstellen, dass manch ein Werk dem Schaffenden zu heilig ist, als dass er es durch die unmaßgebliche Meinung des Publikums entweiht sehen möchte. Die Freiheit des Schaffenden beruht ja gerade darauf, "frei" schaffen zu können, ohne im Erschaffenen AUCH ein Mittel zum Zweck (Lebensunterhalt) sehen zu müssen. Diese Freiheit enthebt den Schaffenden dem Zwang, publizieren zu müssen.

Die Anerkennung durch das Publikum ist für den Schaffenden in der Regel nur ein angenehmer Nebeneffekt. Die existenzielle Abhängigkeit vom Beifall Anderer kann, abhängig von der charakterlichen Grunddisposition des Schaffenden, sogar eine als bedrohlich empfundene Last sein.

Mir ist eine Malerin bekannt, deren komplette Wohnung voll mit großformatigen Ölbildern steht. Sie will sich von keinem trennen. Einige verkauft sie hin und wieder und ist dabei todunglücklich. Die äußerst unkomfortable, aber große und billige Altbauwohnung im x-ten Stock muss ja bezahlt werden. Sie verkauft nur diejenigen, die ihr am wenigsten bedeuten. Da sie handwerklich solide arbeitet und auch inhaltlich was zu bieten hat, hat sie keine Schwierigkeiten mit dem Absatz und erzielt überdies erstaunliche Preise für ihre Werke (mich hat´s umgehauen!) - was sie wiederum in die Lage versetzt, möglichst WENIGE zu verkaufen (= sich weinend von ihnen zu trennen).

Immerhin ein Beispiel für jemanden, der tatsächlich von seinen Werken "leben muss", diese aber nur höchst widerwillig in die krude Welt hinaus entlässt. Hätte sie Vermögen oder einen Sponsor, sie würde gar nicht verkaufen. Sollte sie wirklich ein Einzelfall sein?

Gilt es wirklich nur, die holde Kunst zu verteidigen?

Glaube ich nicht. Eher um die Verteidigung ihres Wesenskerns. Vermutlich hast Du bewusst diese Begrifflichkeit gewählt ("holde Kunst"), um die Absurdität des Unterfangens anklingen zu lassen. Es fielen ja mitunter noch derbere Bezeichnungen, z. B. "Frau Musica" u. ä. Was diese Epitheta nach meiner Assoziation konnotieren, repräsentiert doch gerade diese (essenziell distanzierte) Konsumentenhaltung, die manchen den Kamm schwellen lässt:
- Das Schwadronieren über etwas, worüber Schwadronieren sich verbietet.
- Das flapsige Bebellen des Erhabenen.
- Der Missbrauch des Erhabenen als Genussmittel oder gar als Mittel zum "Verwöhnen".
(
tisch.gif
)

- Und ganz nebenbei auch die Anmaßung, vor dem Hintergrund eingestanden defizitärer Kenntnisse die erhabenste aller Musikgattungen, die Sinfonie, abkanzeln zu dürfen.
Angry.png
Spätestens bei den Einlassungen zu Beethovens Sinfonien gehen doch die Lichter aus.
patsch.png



Bitte um Entschuldigung, wollte nicht nachtreten und den versöhnlichen Grundton stören, der hier endlich Einzug gehalten hat. :super:
 
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