Im Prinzip stimme ich dir zu. Wobei man aber vielleicht in Erwägung ziehen könnte, dass die eigenen Idealvorstellungen sich wandeln können. Es kann durchaus sein, dass ein Spitzeninstrument im ersten Moment nicht zusagt, weil man sich an die der momentanen Idealvorstellung nicht angepaßte Mechanik oder Spielgefühl zuerst mal gewöhnen muß. Und dann sollte man nicht ausschließen, dass sich die Idealvorstellung wandelt, so wie sich das Können ja auch wandelt, und man erst nach einer Zeit (wenn der "Seifensieder aufgeht") den Charme dieses Spitzeninstruments erkennt. Will sagen, man sollte auch flexibel sein, und sich zugestehen, dass die eigene subjektive Idealvorstellung ja möglicherweise Änderungen unterworfen ist, so wie man sich eben selbst weiterentwickelt ...
Zum einen ist es schwer, sich darauf einzustellen, es bedeutet nämlich im Endeffekt, daß man sich nach ein paar Jahren einen neuen
flügel kaufen müßte. Zum anderen kommt es natürlich darauf an, wielange sich die eigene Idealvorstellung schon entwickeln konnte. Im Moment kann ich leider nicht mal einen einzigen Flügel finanzieren, würde aber, bei entsprechenden Mitteln und genügend Platz, gerne auch mehrere unterschiedliche besitzen. Aber es würde mich dann nicht wundern, wenn ich nach einiger Zeit vor allem auf einem einzigen Flügel spielen und die anderen vernachlässigen würden.
Aber es gibt doch bestimmte Klangeigenschaften, auf die man als erfahrener Pianist wert legt, weil die der eigenen Spielweise förderlich sind. So ziehe ich z.B. die Transparenz eines gut intonierten
yamaha-Flügels den kräftigen Bässen eines Bösendorfers vor, wäre aber auch mit dem eleganten ausgeglichenen Klang eines Steinways zufrieden.
Die ganzen Überlegungen relativieren sich natürlich dadurch, daß man als Amateur selten sein eigenes Instrument zum Konzert mitbringt.
Grundsätzlich würde ich sagen, daß man sich bei Flügeln wesentlich mehr Zeit für die Entscheidung lassen sollte als bei Autos, die üblicherweise nach einer zwanzigminütigen Probefahrt und ein bischen Palaver gekauft werden, nämlich gerne ein bis zwei Monate; wobei man den einem entgangenen Gebrauchtinstrumenten nicht nachtrauern darf. Ein Flügel ist doch eine wesentlich dauerhaftere Anschaffung als ein Fahrzeug, jedenfalls für die meisten von uns.
Mein Fazit: Man kann vielleicht ergründen, welcher Hersteller den besten Service und die besten Herstellungsmethoden hat, aber den besten Flügel kann man nur personengebunden bestimmen.
ps: Spielmechanik wäre für mich zweitrangig, wenn mir das Klangverhalten gefällt, daran kann man sich nämlich besser gewöhnen als an einen "falschen" Klang.