Ach, Ausverkauf soll das heißen. Und ich wunderte mich immerzu, warum so häufig Salz auf Italienisch angeboten wird...

Aus ähnlichen Gründen verwenden die Franzosen es bewusst nicht, sondern hauen den Plunder unter dem Begriff "Soldes" raus (auch nicht eleganter, aber weniger zweideutig).


Im Fall von "Sale" muss ich immer schmunzeln, irgendetwas zwingt mich unwillentlich, das frz. Wort bzw. dessen Bedeutung zu assoziieren. Regt sich jetzt jemand über das undeutsche "Assoziieren" auf?
Oder hat sich schon mal jemand über "Tsunami" aufgeregt?
Es ist vieles nicht mehr wunderbar, schön, hübsch, entzückend usw., sondern oft nur noch cool oder mega. Da nehme ich mich auch mit meinem eigenen Sprachgebrauch nicht aus, finde es aber, wie gesagt, schade.
Warum schade? Das deutsche Lexem geht ja nicht verloren, sondern wird in einem speziellen Zusammenhang substituiert ("cool" oder "mega" sind eben KEINE eins-zu-eins Synonyme der von Dir genannten Wörter, sondern haben einen bestimmten "Touch" [= "An-mu-tung", "As-so-zia-tion", "Kon-no-ta-tion", 3-4 Silben statt einer, ich kenne und gebrauche die Begriffe, von denen zwei nichts weniger als "Deutsch" sind, gleichwohl wähle ich "Touch" - denn auch dieser Begriff hat eine hauchfein andere Konnotation als Konnotation]).
Somit ist "Denglisch" eine Bereicherung des Wortschatzes und keine Verarmung.
Darüber hinaus erweitern solche Begriffe die Sprachregister, mit denen man "spielen" kann!!!!
Es gab, historisch gesehen, lange Phasen, in denen massig Lexeme mit vorwiegend romanischem Migrationshintergrund die europäische Runde machten. Die Hälfte des englischen Wortschatzes besteht aus Wörtern mit "französischen Wurzeln" (anno 1066, die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern). WENN es eine vermeintlich "germanische" Sprache gibt, die überaus dicht durchsetzt mit Lexemen eines anderen Sprachraums ist, dann das Englische, und dabei handelt es sich zumeist noch um waschechte Superstrate (dies mag den Antianglizisten zum Trost gereichen, die sich nach meiner persönlichen Überzeugung nur deshalb aufregen, weil sie die Anglizismen als Superstrate empfinden). Wenn man unterstellt, dass diese Superstrate einige Jahrhunderte zuvor Superstrate im ehemaligen keltogallischen Sprachraum waren (Gallia [olim erat] omnis divisa in partes tres = der Beginn einer diatopischen Varianz der Eroberersprache), das "Germanische" im Englischen jedoch seinerseits wieder ein Superstrat war gegenüber der keltischen Sprache der unterjochten Urbevölkerung (und, Überraschung! durchwirkt von Substraten des in der Provinz Britannia gepflegten Vulgärlateins, das die Angelsachsen bei ihrer Invasion vorfanden!!! hier wurde also das Superstrat zum Substrat - findet man auch nicht alle Tage) bleibt für den heutigen Antianglizisten kaum noch Argumentationsspielraum.
Es gab schon immer linguistische Einflüsse und Vermischungen, oft genug reziprok, das ist ein vollkommen normaler Prozess. Man frage doch mal einen stolzen alten Briten, wie er über die Vergewaltigung seiner Muttersprache als weltweite Lingua franca denkt oder über die von deutschen Einflüssen durchwebte Varietät des EU-Englischen. (Was als Kunstsprache sicher auch nach realiter vollzogenem Brexit persistieren wird, allein schon, weil Deutsche und Bulgaren sich weder auf Deutsch noch auf Bulgarisch verständigen können, sondern in einer Sprache, die beide als "englisch" empfinden und bei der dem fiktiven stolzen alten Briten sich die Fußnägel aufrollen dürften.)
Die deutschen Sprachkritikaster fänden ein schier unermessliches Betätigungsfeld im Bereich der in zunehmendem Siechtum begriffenen Orthographie und Grammatik.
Warum toben sie sich am allzu wohlfeilen Objekt der Lexik aus?