Hallo thepianist73,
vielen Dank für Deine Kritik und die Anregungen. Ich habe mir sehr viel Gedanken darüber gemacht und kann einiges von dem was Du schreibst nachvollziehen. Andere Sachen verstehe ich noch nicht so ganz.
Ich finde es auch gut, das Du die Dinge „offen und ehrlich“ ansprichst. Also werde ich auch offen und ehrlich darauf eingehen. Ich fange mal mit dem an, was ich nicht so ganz verstanden habe. Ich meine das mit den Werbejingles:
Damit kenne ich mich sehr gut aus. Ich habe jahrelang TV-Spots gemacht und auch mit Werbefilm Musikern gearbeitet. Falls Du meinst, dass die Musik, die in Werbung eingesetzt wird, trivial und einfallslos ist, hast Du absolut recht - aber nur zum Teil. Zumal man Werbe Songs auch durchaus musikalisch anspruchsvoll gestalten kann. Ich meine ich kann mir schon vorstellen, dass ein Titel wie „tsunami“ oder „against the sturm“ auf so einen schönen dynamischen Auto Spot passen könnte. Dann aber nicht für so etwas wie „zoom zoom,“ sondern eher ein wenig klassischer - ich meine Mercedes, BMW, oder Audi. Aber sag doch mal, an was für einen Spot Du dabei gedacht hast? Würde mich schon interessieren? „Haribo macht Kinder Froh“? ...
OK, Spass beiseite. Ich würde sagen 90% der Werbung ist Schrott. Genauso wie die Musik, die dafür gemacht oder ausgesucht wird - das hast Du schon richtig erkannt. Aber was ist mit Rest?. Ich weiss, dass da auch durchaus professionell und musikalisch anspruchvoll gearbeitet wird. Manche Sachen haben sogar richtig Klasse. Aber kommen wir wieder zu Deiner Aussage zurück. Was willst Du mir sagen, wenn Du meine Musik mit Werbejingles vergleichst? ... Ich bin mir da nicht ganz sicher. Ich lasse die Frage hier mal offen und kommen zum nächsten Punkt.
zu den Film- und New Age Musikern:
Gewisse Ähnlichkeiten zu der Musik von Yann Tiersen kann ich nicht abstreiten, aber ehrlich gesagt, wusste ich bis vor etwa einer Woche nicht wer Yann Tiersen (Yann Tiersen oder Yann Thiersen?) ist. In einem anderen Forum (XING) hat mich ein Konzertpianist und Musikdozent (oder Lehrer, so genau weis ich das nicht mehr) auf die Parallelen aufmerksam gemacht und meinte, dass ich damit bestimmt Erfolg haben könnte. Er war sehr angetan von meiner Musik und wollte wissen, ob ich die Stücke aus meiner CD auch publiziert habe. Er würde sie gerne an seine Studenten weitergeben. Nun tendiert aber Deine Aussage in die gegensätzliche Richtung. Ich glaube Du willst mit den drei zuvor genannten Künstlern andeuten, dass die Selbigen erstens: nicht gut sind - und zweitens:
ich, mit meiner Musik in die gleiche Kerbe schlage und diese Musiker sogar kopiere (korrigiere mich bitte, wenn ich Dich falsch verstanden haben sollte).
Während ich Deine Darstellung als "etwas" übertrieben negativ empfinde, fand ich die Darstellung des anderen Konzertpianisten (ich nehme an Du bist auch ein Konzertpianist) als übertrieben positiv.
Nun mag es sein, dass so manch ein klassischer Pianist die Musik von Yann Tiersen, Thomas Newman und Philipp Glass langweilig oder einfallslos findet - aber ich kann als Musiker (auch wenn ich keine Musik studiert habe), die Kreativität und Arbeit von dieser Komponisten schon respektieren und auch richtig einschätzen. Ähnlichkeiten zu der Musik von Thomas Newman kann ich nicht feststellen. Über Philipp Glass kann ich nicht viel sagen, weil ich seine Musik nicht so gut kenne. Und ich habe bis vor etwa vor 3 Jahren Filmmusik nie bewusst gehört - wie soll ich mir da etwas abgeschaut haben? (davon gehst Du glaube ich aus, wenn ich mich nicht irre?) Wenn mich überhaupt Pianisten inspiriert haben dann Einaudi oder Rob Costlow (der macht aber glaube ich keine Filmmusik). Ja dann fällt mir noch Jordan Ruddes ein (für mich eines der besten Rock Pianisten). Jedoch bin ich Lichtjahre von dem was er musikalisch und spielerisch leistet, entfernt. Aber ich arbeite daran.
Jetzt noch einmal zurück zu den Soundtrack- und New Age Musikern. Es gibt sehr viele moderne Solo Pianisten, die dieses Genre bedienen und auch sehr viel Erfolg damit haben. Auf der Seite ...
www.newagepiano.net
kann man sich einen guten Eindruck von dieser Szene machen. Sicherlich gibt es da auch einige Künstler, die musikalisch nicht so wertvoll sind, aber das sind eher die Ausnahmen.
Ich bleibe bei der Filmmusik. Bei den Sendungen die Du aufgezählt hast (Krimis, und Herz Schmerz Filmchen) habe ich auch nicht „genau hingehört“, weil ich solche Filme nicht anschaue. Von daher weiss ich auch nicht wie Du darauf kommst das ich irgendwelche "Schlüsse" daraus gezogen haben sollte? Ich kann mir gerne nächsten Sonntag "Rosamunde Pilcher" anschauen um zu sehen, was Du damit meinst. (Läuft das überhaupt noch?, habe lange kein Fernsehen mehr geguckt).
Deinen Vorschlag von anderen Komponisten zu lernen finde ich interessant, wenn Du damit meinst "Anregungen" zu holen und nicht andere Komponisten zu kopieren. Sonst würde nämlich genau das passieren, was Du fälschlicherweise von mir vermutet hast (die Vorstellung, dass ich mir etwas von Filmmusik Komponisten abgeschaut habe oder von Ihnen gelernt habe).
Wenn kreative Menschen (Komponisten, Maler, Grafiker, Schriftsteller etc.) was neues schaffen, fließen immer alte Vorlieben (Andere Künstler und Stilrichtungen) mit in ihre Werke ein. Das ist auch vollkommen OK. Niemand kann von sich behaupten das Rad neu erfunden zu haben. Das war auch bei den alten Meistern so. Kreativität ist die Kunst bekannte und gewöhnliche Elemente so miteinander zu verknüpfen, das daraus etwas Neues entsteht oder entstehen kann. Das passiert aber nicht, wenn man sich hinsetzt und Bewusst etwas lernt oder nachahmt. Da wäre der Anteil von dem „Gelernten“ zu Gross, als das etwas Neues daraus entstehen könnte. Und das habe bei meiner kreativen Arbeit (weder in der Grafik, noch in der Musik) immer wieder vermieden. Nichts gegen Lernen, sicher kann und werde ich bestimmt noch viel von anderen Musikern lernen - aber hauptsächlich Allgemein musikalische Grundlagen oder Techniken, aber nicht deren Stil.
Ein ganz einfaches Beispiel. Hör Dir mal das Stück "tsunami" von mir an. Kannst Du irgendwelche Ähnlichkeiten zu einem Werk oder dem Stil eines anderen Komponisten feststellen? Vielleicht gibt es sogar irgend ein oder mehrere Titel auf dieser Welt, wo man das behaupten könnte (das will ich nicht abstreiten) aber ich persönlich kenne keinen Komponisten von dem ich so etwas gelernt haben könnte. Wenn ein Forumsmitglied hier rein zufällig Ähnlichkeiten zu anderen Werken feststellen sollte, bin ich für ein Hinweis dankbar. Ich habe bevor ich meine CD veröffentlicht habe wirklich sehr viel Klaviermusik gehört (Hauptsächlich Filmmusik, New Age, und Klassik) Dieses Stück hat viele Rock- aber auch Klassik-Elemente, ansonsten hat es aber nicht viel mit den üblichen Filmmusiken gemeinsam.
Natürlich gibt es Stücke von mir, die irgendwo zwischen "Einaudi" und "Rob Costlow" liegen oder Yann Tiersen, um Dein Beispiel zu nennen - oder George Winston (mit ihm wurde ich auch verglichen).
Bei George Winston fällt mir folgendes ein. Der hat mal so ein tolles Stück von einem unbekannten klassischen, ukrainischen Komponisten umkomponiert und das Stück „carol of the bells“ genannt. Viele andere Pianisten (sowohl Profis, als auch Amateure) haben dann George Winston nachgecovert. Du brauchst nur bei YouTube auf: „ carol of the bells piano“ zu gehen und wirst zahlreiche George Winston Versionen sehen und hören. Da sind natürlich auch gute Klavierspieler bei, aber nur wenige Komponisten. Die Kompositionsfreudigen Pianisten (meistens Profis) haben sich von dieser Version entfernt und Ihre eigene kreative Interpretation aus dem Stück gemacht.
Da ich dieses Stück liebe, habe ich es auch getan (Mykola Leontovych, hoffentlich verzeihst Du mir). Wenn Du magst kannst Du Dir auch meine Version anhören. Ich behaupte nicht von mir, die Beste Version gemacht zu haben, aber daran kann man schon ein wenig von dem Yunus Stil erkennen.
http://de.youtube.com/user/sorab63
Das ist zwar keine Komposuition von mir. Aber diejenigen unter Euch, die dieses Stück kennen, können sich damit ein Bild davon machen, wie ich kompositorisch arbeite.
Selbstverständlich hast Du recht damit, dass ich mit meinen Kompositionen noch am Anfang stehe und dass, das ganze noch weiter entwickeln kann (das werde ich auch). Ich habe noch sehr viele Ideen und Ansätze im Kopf (angefangen von Kleinband Projekten bis zu symphonischen Darbietungen). Aber das ist alles Zukunftsmusik. Und ich weiss nicht wohin die Reise geht (Filmmusik, Solo Pianist oder Band, wie auch immer) Stilistisch gesehen habe ich auch Versuche in Richtung Jazz und sogar Trance gemacht, womit ich auch gerne experimentiere. Wer weiss, was da alles noch so entsteht. Ich bin für alles offen (auch für die Möglichkeit, dass meine Musikprojekte scheitern) Ich habe keine festen Ziele und Vorstellungen (das Leben hat mich gelehrt, dass feste Ziele „meistens“ zum scheitern verurteilt sind). Und solange lerne, klimpere und komponiere ich fleissig weiter und habe Spass daran. Jedoch muss ich wie jeder andere Künstler aufpassen, dass ich mich vor lauter Experimente und Anspruch nicht verzettel. Dann lieber den Weg der kleinen Schritte gehen. Und so ein Schritt ist meine CD „running against time“. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin weit davon entfernt meine Kompositionen als das non plus ultra der Filmmusik zu verkaufen und möchte hier auch nicht falsch verstanden werden.
Apropos Komponieren, mich würde interessieren was Du so komponierst, hast Du irgendwo mp3 Material oder Videos im Netz?
Grüsse
Yunus