Hallo zusammen,
ich habe mir nun vor 2-3 Monaten die Arbeitsausgabe mit Kommentaren von Alfred Cortot für die Etüden Op. 10 zugelegt. Jetzt will ich euch berichten, was ich davon halte.
Cortot behandelt jede Etüde auf mindestens zwei Seiten. Zu Beginn stellt er vor jede Etüde ein "Das kann der Student erreichen" (+ jeweilige Ziele) sowie teilweise ein "Besondere Schwierigkeiten" (ausgenommen Nr. 12, die scheinbar keinerlei Ziele verfolgt bzw. Schwierigkeiten hat
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Die Etüden an sich behandelt er hauptsächlich aus klaviertechnischer Sicht, kurze Hinweise auf die Interpretation baut er aber zuweilen auch ein.
Hinter jedem Kommentar stellt er nun die eigentliche Etüde. Der Notentext ist zumeist recht übersichtlich dargestellt, nur bei Nr. 3 würden sich größere Abstände zwischen den einzelnen Noten empfehlen.
Die Etüden belegt er nun mit einem ausführlichen Fingersatz, der manchmal auf den ersten Blick nicht der geläufigste zu sein scheint.
Doch darin liegt meiner Meinung nach bereits eine der großen Stärken von Cortot. Ich selbst benutzte zuvor die Ausgabe des Henle-Verlags und kam dort manchmal mit den Fingersätzen nicht auf die nötige Schnelligkeit. Natürlich sollte jeder für sich selbst abwiegen können, wie genau er den empfohlenen Fingersatz befolgen soll. Obwohl ich für meine Person keine übermäßig großen Hände habe (mühsames Greifen einer Dezime), was man von Cortot ja nicht unbedingt behaupten konnte, benutze ich ca. 95 % der empfohlenen Fingersätze.
Nun noch kurz zu einer ausgewählten Etüde: Op.10 Nr.5.
Diese Etüde wird auf drei Seiten mit vielen Übungen ausführlich behandelt. Den jeweiligen Nutzen aus den Übungen muss jeder für sich selbst erkennen. Ich persönlich habe mich mit allen Übungen beschäftigt, aber nur ca. 30-40 % effektiv gearbeitet und den Rest an der Komposition selbst geübt.
Cortot beginnt mit der "perfekten Beherrschung der Folge von schwarzen Tasten". Allein diese Übung, bei denen (wie immer mit rechter und linker Hand) nur auf schwarzen Tasten Tonleitern, Triller und Terzen geübt werden, ist meiner Meinung nach sehr wertvoll.
Danach kommentiert Cortot einzelne Schwierigkeiten der Etüde, hier Takte 19 und 20, Takt 33 ff. und Takt 75 ff.
Zum Ende einiger Kommentare führt er allgemeine Empfehlungen wie Transposition in andere Tonarten, Geschmeidigkeit oder staccato bzw. legato an.
FAZIT: Sehr zu empfehlen, wenn man den Nutzen einer jeden Übung zu erkennen weiß. Ich persönlich halte von sturem Nacheinander-Runterrasseln der Übungen ab, was sehr zeitintensiv werden könnte.
Aber Vorsicht: Geschmeidigkeit der Hände (und manchmal etwas aufgewärmte Hände) ist essentiell für das Arbeiten mit diesen Übungen, die von Zeit zu Zeit seltsam anmutende Verrenkungen der Hand verlangen. Solche Übungen sind stets mit Bedacht und Vorsicht zu genießen. Andererseits wird man ja auch nicht gezwungen, sie bis zum Brechen der Finger durchzuexerzieren
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Für Anfänger halte ich es für wenig geeignet, da viele Spieler zu Beginn zu starrer Handhaltung neigen und lockeres Spiel meist noch nicht gegeben ist. Auch verlangt es beim eigentlichen Übun etwas an Erfahrung, um zu einem guten Kompromiss zwischen angebotenen Übungen und eigenem Durcharbeiten zu gelangen.
Ich hoffe, ich konnte hier einiger ein Stück weit weiterhelfen.
ZUM ABSCHLUSS HABE ICH ABER AUCH SELBST NOCH EINE FRAGE:
Obwohl Cortot meist recht ausführlich auf die technischen Schwierigkeiten eingeht, scheinen ihm die Oktaven am Ende von Op.10 Nr.5 keinerlei Schwierigkeit darzustellen. Könnte vielleicht einer der Versierten unter euch mir einen Rat geben, wie ich dieses einen Takt schnell, deutlich und exakt in beiden Händen ausführen könnte.
Vielen Dank vorweg!
MfG