Chopins Oktavenetüde

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Hey die Op.25/12 ist eine meiner liebsten Chopin Etüden :) Hast du nicht so oft die Möglichkeit dein Spiel aufzunehmen?
Ansonsten könnte man sie ja mal aufnehmen. Du wirst sie ja eh ruhen lassen und dich neuen Stücken zuwenden. Ich nehme nämlich bis jetzt kaum eine Interpretation gehört, die mich wirklich 100%ig überzeugt hat.

lg marcus
 
Und die Oktavenetüde hat mein Lehrer als nächste Etüde vorgeschlagen und sie GEFÄLLT MIR EINFACH SEHR und ich wollte nur fragen WAS CA. IN EINEM MONAT MÖGLICH IST.

hallo,

in einem Monat ist allerlei möglich - die Frage ist halt, unter welchen Bedingungen und vor allem: mit welchen Voraussetzungen.

op.25 Nr.12 gut, mittel oder schlecht spielen zu können, sagt leider gar nichts über op.25 Nr.10 aus - es steht lediglich fest, dass op.25 Nr.10 zu den schwierigsten der 24 Chopinetüden zählt.

Leider hast Du nicht mitgeteilt, ob Du schon irgendwelche Erfahrungen mit schnellen Oktaven hast, z.B. mal die g-Moll Ballade gespielt (da gibt es ein paar Oktavläufe in der rechten Hand). Aus diesem Grund konnte Dir hier niemand ernsthaft irgendeinen Tipp zur Oktavenetüde geben.

Dein Lehrer schlägt sie Dir vor? Na, dann ist doch alles im Lot! Offenbar ist daraus zu schließen, dass Du schon Voraussetzungen für diese Etüde mitbringst. Unter solchen Bedingungen ist es möglich, den ersten sowie den korrespondierenden dritten Teil auf ein Tempo von ca. Halbe = 60 in einem Monat zu bringen. Der Mittelteil ist zumindest "technisch" eher einfach.

Gruß, Rolf
 
Hasenbein hat mit seinen Warnungen schon auch Recht- Mit Illusionen kommt man in diesem Geschäft nicht weit. die Konkurrenz ist übermächtig.

aber für den Beruf des Musikschullehrers zum Beispiel könntest du dich qualifizieren, falls du das als Berufswunsch hast.

Und was die Oktavenetude angeht sehe ich immer noch als einzige chance, das in kürzerer Zeit hinzukriegen meinen im ersten Post des Fadens gemachten Vorschlag-

Hast du denn Erfahrung mit dieser Art mentalen Übens ?
 
Hallo,

ich übe diese Etüde auch gerade. Es ist echt sau schwer, die Oktaven wirklich legato zu spielen, gleichzeitig den "cantus firmus", wie rolf ihn bezeichnet hat, rauszubringen UND nicht zu verkrampfen.
Sowas braucht viel Zeit, ich glaube nicht, dass das in einem Monat klappt, wenn man nicht schon sehr viel Erfahrung mitbringt.
Ragna Schirmer gab neulich ein Konzert mit allen Chopin Etüden. Op. 10 hat sie schon lange fest im Repertoire, Op. 25 innerhalb von 6 Monaten erarbeitet, d. h. zwei Wochen pro Etüde. Die Oktavenetüde war eine von denen, die darunter gelitten haben.

Ich kann nur ein paar kleine Tipps geben:
- Handflächen leicht anwinkeln (nach außen)
- Finger sehr dicht an den Tasten, möglichst kl. Weg von einer Oktave zur nächsten
- die liegenden Töne mental ganz leicht verfrüht anschlagen (unmerklich)

Viel Glück mit der Etüde...
 
Es ist echt sau schwer, die Oktaven wirklich legato zu spielen, gleichzeitig den "cantus firmus", wie rolf ihn bezeichnet hat, rauszubringen UND nicht zu verkrampfen.

hallo rappy,

da sprichst Du ein berühmtes Problem an: die legato Anweisung.

Dieses könnte zu Gezänk führen, deswegen sage ich nichts dazu. Relevant ist, dass die melodischen Abschnitte (z.B. die h-Moll / d-Moll Sequenz mit "cantus firmus") legato wirken!

Die Finger recht dicht an den Tasten ist richtig, hilfreich ist auch, beide Handgelenke eher hoch zu halten (wie bei allen kräftigen Oktaven)

Ein etwas erleichternder, dabei gut klingender Tipp ist, den "cantus firmus" in der linken Hand stärker als in der rechten zu spielen (klar: tiefere Töne dringen besser durch! das ist der Grund) - ob man das machen soll, steht natürlich auf einem anderen Blatt (manche machen das)

Die größte Zumutung sind die Crescendi, die ja zu ordentlich mächtigen Höhepunkten führen müssen, und das im sehr hohen Tempo - diese Etüde ist anstrengend, was das Oktavenspiel betrifft, ist sie auf hohem virtuosen Niveau. Was ihr fehlt, sind schnelle Skalengänge (wie bei Liszt, Tschaikowski), aber dafür bietet sie ja großartige Gegenbewegungen. Wer die im Tempo ordentlich hinkriegt, braucht keine anderen Oktaven mehr fürchten.

Gruß, Rolf
 
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He,

benötigt die vordergründige Effekthascherei einfach nicht.

(Hab' ich eigentlich schon gesagt, dass ich Liszt nicht mag. ;-) )

Gruß

Es gibt durchaus einige Mitglieder hier, die Franz Liszt sehr mögen.

Er ist mein Lieblingskomponist. Ich vergöttere nahezu seine Musik, seine Komponstionen und seine Transkriptionen, in denen er es versteht, das Klavier in fast nahezu allen Instrumenten richtig zu imitieren. Wie Franz Liszt z. B. ein Violoncello am Klavier nachahmen lässt, wie er er ein Cantabile am Klavier bearbeitet, das macht ihm keiner nach!

Und seine Originalkompostionen sind die Besten, die je für das Klavier geschrieben wurden. Sie bringen das Klavier richtig zur Geltung. Nicht nur virtuos, sondern auch musikalisch. Auch wenn die Kompostion schlicht ist, interessant für das Klavier sind sie auf jeden Fall! Franz Liszt schreibt immer sehr pianistenfreundlich!

Ihm ging es nicht darum, dass sie unspielbar sind, wie das bei vielen heutigen Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts der Fall ist. Durch viel üben, schafft sie jeder!

Seine Klavierkompostionen sind temperamentvoll!
Nicht immer sucht er nach einem geniallen Akkord nach dem anderen. Franz Liszt komponiert mit seinen Gefühlen und will seine Gefühle in Musik ausdrücken, sei es durch Temperament, showhafte Oktavensprünge (warum nicht, oder sollen wir alle wieder wie im Mittelalter fromm und brav werden, nach dem Motto, ja nicht zu viel Flirt und...usw., sonst...),
oder durch das Cantablie-Spiel einer traurigen Zigeuner- Molltonart, in seiner Musik die Liebe und das Leid ausdrücken will.

Franz Liszt komponierte in erster Linie mit seinem Herzen!
Seine Musik soll das Publikum nicht langweilen!

Und über Beiträge wie seine Kompositionen seinen "vordergründige Effekthascherei" kann ich mich unglaublich ärgern :twisted: !

Franz Liszt war meiner meiner Meinung nach kein Blender, sondern ein hervorragender Klavierkomponist, tiefgründig, feurig, temperamentvoll, traurig, zornig, leidenschaftlich, verliebt und vielfältig in seinen Kompostionen!

Und es tut mir einfach weh, wenn ich solche Beiträge lese!
 
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Auch wenn die Kompostion schlicht ist, interessant für das Klavier sind sie auf jeden Fall! Franz Liszt schreibt immer sehr pianistenfreundlich!

Ich stmme deinem Beitrag vollkommen zu. Bis auf das Zitat das ich zitiert habe^^ er schreibt Pianistenfreundlich? Wie verstehst du das?
Als ich mir Noten von seinen Stücken angeshcaut hab bzw. versucht hab sie zu spielen würde ich behaupten dass seine stücke nicht nur die genialsten, aber auch die kompliziertesten sind
 
Als ich mir Noten von seinen Stücken angeshcaut hab bzw. versucht hab sie zu spielen würde ich behaupten dass seine stücke nicht nur die genialsten, aber auch die kompliziertesten sind

Komplizierter sind Klavierauszüge aus Orchesterpartituren usw. die man nicht pianistengetreu spielen kann. Da Liszt selbst Pianist war, wußte er, was am Klavier machbar ist und nicht. Und die heutigen Komponisten können zum Teil gar nicht mehr Klaiver spielen, komponieren dennoch kompliziert für das Klaiver, aber uninteressant.

Wenn ein Franz Liszt es kompliziert machte, dann waren es z. B. chromatische gebrochene Terzen. Aber diese sind dann zumindest interessant für den Pianisten. Und ich liebe es, wenn Franz Liszt in seinen genialen Kompostionen dazu z. B Kadenzen einbaut wie chromatische gebrochene Terzen oder die Reihenfolge: gebrochene kleine Sekunde, gebrochene große Terz und diese dann chromatisch sequenzartig nach oben oder unten spielen lässt, macht einfach am Klavier einen genialen Effekt. Das ganze ist aber durch richtige Klaviertechnik und vieles Üben machbar. Um Liszt gut spielen zu können, muss man natürlich schon klavierfanatisch sein, das gebe ich zu. Aufgrund seiner vielen vorkommenden Kadenzen in seinen Stücken, ist vieles Üben unvermeidlich! Und diejenigen, die nicht gerne lange üben, werden sich an manchen Werken von Liszt die Zähne verbeißen.

Aber das liebe ich gerade so an diesem hervorragenden romantischen Klavierkomponisten. :p
 
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Lieber Chopin,

deiner Nachricht konnte man wirklich ansehen, wie dich das geärgert haben muss und ich finde es schön, wie du deinen Lieblingskomponisten verteidigst. Ich sehe es auch nicht so, dass er nur "Effekthascherei" betreibt - das war sicherlich auch überspitzt formuliert. Es ist schon wahr (meiner Ansicht nach), dass Chopin es mit teilweise viel einfacheren (technischen) Mitteln schafft, eine solche magische Stimmung zu erzeugen, bei der Liszt oft einfach viel komplizierter geschrieben hätte. Aber ich würde nicht so weit gehen, ihm zu unterstellen, dass dies "Effekthascherei" sei, hauptsache unspielbar und schwer.

Bei Chopin geht es manchmal in die andere Richtung, nämlich dass Sachen einfacher klingen (für Leute, die sich nicht soweit mit der Materie auskennen, dass ihnen schon bewusst ist, wo da die Schwierigkeiten liegen...) als sie sind. Aber das kann ja nicht nur Chopin sehr gut ;)

Aber dass Liszt extra "pianistenfreundlich" schreibt, sehe ich nun noch nicht unbedingt... Er hatte sehr große Hände und für mich als Klavierspielerin mit kleinen Händen schreibt er nun nicht unbedingt gerade freundlich... Daher - entschuldige, es ist nicht böse gemeint und ich weiß, dass du das gerade so runter geschrieben hast, weil dich der eine Beitrag so geärgert hat - freue ich mich besonders über folgende Worte von dir:

Ihm ging es nicht darum, dass sie unspielbar sind, wie das bei vielen heutigen Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts der Fall ist. Durch viel üben, schafft sie jeder!

Ersteres glaube ich noch - letzteres sei in Gottes Ohr, damit ich so manches seiner Stücke nicht nur im Traum anfassen kann... :p

Liebe Grüße,
Partita
 
Ich muss und will hier mal dem Chopin beipflichten. Mich ärgert es auch, wenn immer wieder dieser Begriff der Effekthascherei gebraucht wird.

Liszt hat zwar unglaubliche viele Effekte erzeugt. aber diese sind durch Genialität enstanden und nicht, um etwas zu erhaschen.


Ja zum Glück hat er dem Klavier Effekte entlockt und zwar eben in einer Vielfalt, die seinesgleichen sucht. Aber in jeder Phase ist eben auch das kompositorische Können zu hören.

Und ich verstehe auch, was du über das "pianistische Schreiben" sagst. Das übrigens zeichnet ebensp Chopin aus, der wunderbar verstand, wie die Hand über die Tastenlandschaft fliegen kann und sich dabei wohl fühlt. Genauso ist es bei Liszt. Dies hat nichts mit Einfachheit zu tun, sondern dass er immer das für die Hände Machbare im Blick behielt.

Ich beurteile einen Brahms-Klaviersatz als spröder und wenn man so will als nicht so pianistenfreundlich wie die Schreibweise von Liszt.

Ab einem bestimmten Niveau ist ein Liszt Kl. Konzert sicher schneller drauf geschafft als ein Brahms Konzert.
 

Nicht immer sucht er nach einem geniallen Akkord nach dem anderen.[/U]

und trotzdem fand er sehr viele solche, ja sogar mehr als die meisten seiner Zeitgenossen (ausgenommen vielleicht sein Schwiegersohn :), aber sagte ja sowieso immer, dass er das von Liszt gelernt habe) -- Beispiele für seine geniale Akkorde findende (und benötigende!!) Harmonik sind die Klaviersonate und der Mephistowalzer; später dann sein Spätwerk, das sich von der funktionalen Harmonik verabschiedet.

bzgl. der Spielbarkeit: manche seiner Werke gehen an ihre Grenze und stellen bis heute extreme Anforderungen dar (und das so hoch, dass ihnen nicht alle gewachsen sind).

Ansonsten stimme ich Dir vollständig zu!!

Gruß, Rolf

zum Thema selber: die Oktavenetüde von Chopin ist ein enormer Brocken, ihre Außenteile widersprechen dem landläufig populären falschen Chopinbild vehement und - laut!
 

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