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Franz
Guest
wie steht ihr eigentlich zum Begriff der programmatischen Idee? Es ist klar, dass z.B. Schumann keine Programmmusik geschrieben hat, aber könnte man in einigen Fällen von einer programmatischen Idee sprechen?
dtv-Atlas Musik S. 113:
"Das Charakterstück (lyrisches Stück, Genrestück) ist ein kurzes instrumentales (meist Klavier-) Stück, das in der Regel einen außermusikal. Titel trägt.
Die Form des Charakterstückes liegt nicht fest. Wegen der Kürze und der meist lyrischen Gehalte überwiegen Liedformen.
Das Charakterstück steht zwischen der absoluten und der Programmmusik.
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Bei der Entstehung von Charakterstück und Titel gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeilen:
- Der Komponist schreibt aus musikal. Fantasie ein Stück mit stark ausgeprägtem Charakter und gibt ihm nach dem Kompositionsvorgang einen außermusikal. Titel, wie es z.B. Schumann von sich bezeugt, oder ein Titel wird erst später auf Verlegerwunsch hinzugesetzt;
- der Komponist geht von einem außermusikal. Vorwurf (Bild, Gedicht, Person, Landschaft usw.) aus und überträgt den Stimmungsgehalt in Musik.
Der zweite Weg entspricht der Kompositionsweise der Programmusik (vgl. S. 142), wobei sich Programmmusik und Charakterstück dadurch unterscheiden, dass Erstere mehr Handlungsablauf oder Bilderfolgen, Letzteres mehr Stimmungshaftes, Zuständliches schildert. Fasst man den Begriff des Charakterstückes weit, so lassen sich auch diejenigen Stücke dazurechnen, die einen einheitlichen und stark ausgeprägten Charakter zeigen, aber keinen außermusikal. Titel, sondern nur eine Gattungsbezeichnung tragen. In dem Maße, wie das Außermusikalische als kompositionsbestimmender Faktor zunimmt, nähert sich das Charakterstück der Programmmusik.
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Tonmalerei im Charakterstück
wird als Mittel eingesetzt, um die Fantasie des Hörers in bestimmte Richtungen zu lenken. Bei der Wiedergabe von Außermusikal. ist die Grenze zwischen Zuständlichem (Charakterstück) und Ablauf (Programmmusik) oft nicht scharf zu ziehen. Auch das Zuständliche muss musikal. im Nacheinander gezeichnet werden, was die Möglichkeit programmatischen Ablaufs impliziert. Schumanns Stück Kind im Einschlummern malt Stimmungsgehalt und Vorgänge aus: Es beginnt mit wiegendem Schaukeln und endet mit dem raschen Versinken in die Ruhe des Schlafes (überraschende Harmonik, Stillstand im Akkord; Abb. B)."
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