C(h)orona - Chorsingen in Zeiten von Covid19

Stimmt. Trotzdem steht in jeder Probe jemand, der doch keinen dabei hat. Oder das Blatt XY vergessen.
:022:
 
Ich habe gestern einen Chorleiter bei einer Probe vertreten. Im großen Saal eines Bürgerhauses standen Stühle im Abstand von 3m (nach allen Seiten), dazwischen noch Tische als Abstandhalter und es durften inkl. Chorleitung max. 30 Personen an der Probe teilnehmen. Eine weitere Vorgabe der für das Hygienekonzept zuständigen Stellen ist es, dass alle beim Singen eine Maske tragen müssen (keine Kunststoffvisiere) und dass nach 45 Minuten alle raus müssen und dass dann gelüftet wird.
Hat einigermaßen funktioniert, war aber auch anstrengend.
Interessant ist, dass es keine 20km weiter in anderen Vereinen wesentlich lockerer zugeht. Es hängt wohl auch davon ab, wer die jeweiligen Hygienekonzepte genehmigt.
 
Interessant ist, dass es keine 20km weiter in anderen Vereinen wesentlich lockerer zugeht. Es hängt wohl auch davon ab, wer die jeweiligen Hygienekonzepte genehmigt.

Soweit ich weiß, müssen die einzelnen Hygienekonzepte nicht eigens genehmigt werden. Es müssen Hygienekonzepte vorhanden sein, die Regeln müssen den Besuchern auf geeignete Weise bekannt gemacht werden, und es muß jemand für die Einhaltung der Hygienekonzepte verantwortlich sein. Und natürlich können die Ordnungsbehörden verlangen, daß die Hygienekonzepte vorgelegt werden.


"Aus Gründen der Kontrollierbarkeit des Hygienekonzepts durch zuständige Behörden sollte dieses schriftlich während der Veranstaltung verfügbar sein und eine verantwortliche Person ausweisen."

 
Es hängt sicher auch davon ab, was der Veranstalter / Träger als Hygienekonzept vorsieht. Wenn der Träger da sehr vorsichtig agieren möchte, wird er das in seinem Hygienekonzept entsprechend niederlegen.
 
Mag ja sein, dass man offiziell nix "genehmigen" lassen muss. Ich kenne hier in der Region aber keinen Verein, der sich nicht das Okay der zuständigen Gemeinde geholt hat. Vor allem dann, wenn in Bürgerhäusern o.ä. geprobt wird.
Und da gibt es halt Unterschiede, was man bezüglich Hygienekonzept seitens der Gemeinde haben möchte.
 
Jeder macht, was er für richtig hält.
Während die Krise sich verschärft, wird teilweise unüberlegt gelockert.

Kopfschüttel :017:
 
Während die Krise sich verschärft, wird teilweise unüberlegt gelockert.
Tja, erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Die ansteigenden Fallzahlen führten auch bei meinen Chören zur Entscheidung, seit dieser Woche die Probentätigkeit erneut bis auf weiteres einzustellen, obwohl alle Bestimmungen und Vorgaben stets eingehalten wurden und in unseren Reihen keine Infektionen aufgetreten sind. Alle bemühen sich krampfhaft, das Wort "Lockdown" nicht in den Mund zu nehmen, obwohl es über Nacht wieder ein solcher geworden ist.

Um den Monatswechsel herum steht die Produktion einer Weihnachts-CD mit meinem Shantychor an. Warum diese wohl zustande kommen wird? Weil dort die Instrumentalgruppe, die Solisten und die Chorsänger in mehreren Durchgängen aufgenommen werden und zu keiner Zeit mit Großbesetzung musiziert werden muss.

Heiterkeit kommt bei mir jedenfalls keine auf: an diesem Samstag und dann nochmals vierzehn Tage später hätte ich meine beiden letzten Hochzeiten in 2020 orgeln sollen - nun wurde auch der zweite Termin abgesagt. Damit nähern wir uns aus Berufsmusikersicht wieder den Verhältnissen, die wir aus der zweiten Märzhälfte kennen.

Unüberlegtes Lockern kann man den hier tätigen Kulturschaffenden mit Sicherheit nicht vorwerfen. Die mit viel Erfindungsreichtum irgendwie bei äußerster Vorsicht möglich gemachten Proben und Auftritte haben keinerlei Schäden ausgelöst und niemanden gefährdet. Vielmehr wären die Behörden gut beraten gewesen, bei türkischen und arabischen Großhochzeiten ohne Sicherheitsvorkehrungen mit hunderten von Teilnehmern und den zahlreichen Party-Exzessen mit ähnlichem Publikum mal genauer hinzuschauen, zu kontrollieren und natürlich auch nötigenfalls zu bestrafen. Diese Mischung rächt sich nun offensichtlich: die Vernünftigen werden gegängelt und ohne Ende unter Druck gesetzt und bei den Unvernünftigen wird konsequent weggeschaut - alles wird toleriert und nichts hat Konsequenzen, so als ob es dort kein Corona gäbe. Aber sämtliche Hotspots entstanden nur bei letzteren - und die ersteren werden ein weiteres Mal bestraft, indem die Kulturprojekte trotz gewährleisteter Abstände und Hygienebestimmungen wieder gekippt werden.

LG von Rheinkultur
 
Ja, bei uns sind die Proben auch wieder ausgesetzt... es ist verständlich angesichts der Entwicklungen, aber es tut weh. Manchen von uns auch finanziell.
 
Vielmehr wären die Behörden gut beraten gewesen, bei türkischen und arabischen Großhochzeiten ohne Sicherheitsvorkehrungen mit hunderten von Teilnehmern und den zahlreichen Party-Exzessen mit ähnlichem Publikum mal genauer hinzuschauen, zu kontrollieren und natürlich auch nötigenfalls zu bestrafen.

Desgleichen bei so manchen Veranstaltungen einiger Freikirchen sowie in der Fleischindustrie.
 
Ob wir nächste Woche noch proben können ist hier ebenfalls fraglich. Risikogebiete rundum sorgen nun nicht für Lockerungen, eher im Gegenteil. A Wochenende konnten wir noch einen Probentag abhalten, allerdings unter eisigen Bedingungen. Die Kirche hat zwar eine Heizung, diese darf bei geschlossenen Türen aber nicht mehr betrieben werden, weil die aus den Bodenschächten geblasene Warmluft erst recht zur Aerosolverteilung beiträgt. Praktisch hieß das: Heizen in den frühen Morgenstunden, dann 45min Probe, dann 30min Lüftungspause bei Durchzug. So waren zweieinhalb Stunden schnell um, aber auch alle durchgefroren.
 

Vielmehr wären die Behörden gut beraten gewesen, bei türkischen und arabischen Großhochzeiten ohne Sicherheitsvorkehrungen mit hunderten von Teilnehmern und den zahlreichen Party-Exzessen mit ähnlichem Publikum mal genauer hinzuschauen, zu kontrollieren und natürlich auch nötigenfalls zu bestrafen. Diese Mischung rächt sich nun offensichtlich: die Vernünftigen werden gegängelt und ohne Ende unter Druck gesetzt und bei den Unvernünftigen wird konsequent weggeschaut - alles wird toleriert und nichts hat Konsequenzen, so als ob es dort kein Corona gäbe.

Hast Du darüber belastbare Erkenntnisse? Mich interessiert schon länger, wie es zu den regional deutlich höheren Zahlen kommt, welche Geschehnisse von welchen Leuten dafür in erster Linie maßgeblich scheinen, und was die Verantwortlichen erforderlichenfalls dagegen tun. Leider habe ich dazu bisher kaum etwas gefunden. Effektive Seuchenbekämpfung muss doch an den möglichst zielgenauen Ursachen für die explodierenden Zahlen ansetzen. Sonst geht das immer so weiter.....
 
Am letzten Sonntag hat mein Montagschor die Proben abgesagt. Am Dienstag der Dienstagschor, ebenfalls am Dienstag der Kirchenchor, der am Mittwoch probt.
Gestern hat der Chor bei dem ich ab und zu fremd singe und immer Montags probt, alle weiteren Termine und Planungen eingestellt.
Mist. Ich bin noch bis Sonntag in Quarantäne und kann nicht raus um Klopapier zu kaufen.
Echt jetzt, Leute. Wie soll das weiter gehen?
:022:
 
Ja, sehr schade! Ich weiß auch nicht, ob das sein muss. Aber oft wollen Chöre selbst nicht mehr Proben, wenn der Altersdurchschnitt hoch ist. Bei uns, auch Risikogebiet, wurde berichtet, dass die steigenden Zahlen von zwei Ausbrüchen in Heimen und vielen Reiserückkehrern kommen.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: "Von heute gibt es diese Information:
Von den 52 Neuinfektionen sind 5 Personen Reiserückkehrer. Es gibt viele kleinere Häufungen, z.B. an Arbeitsplätzen oder in Hausgemeinschaften, mit zwei bis vier Infizierten, aber kein größeres Ausbruchsgeschehen. Nach wie vor sind aber etwa die Hälfte der Infizierten Einzelerkrankungen, ohne Hinweis auf die Infektionsquelle. Acht Erkrankte werden stationär im Krankenhaus betreut. Das Gesundheitsamt überwacht momentan 823 Kontaktpersonen."

Im benachbarten Kreis: "Die Infektionen verteilen sich im gesamten Kreis und sind auf Feiern und jüngere Reiserückkehrer zurückzuführen."
 
Zuletzt bearbeitet:
In meinem Umfeld versuchen die Kirchenmusiker ein Minimalprogramm als "musikalische Andacht" bzw. im Rahmen von Gottesdiensten durchzuziehen. Proben dürfen auch hier nicht stattfinden, das geht also nur mit Stücken, die sicher laufen und nur einer Anspielprobe unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn bedürfen.

Trost am Rande: Es kann derzeit niemand proben. Wenn die Leute zu den virtuellen Proben nicht kommen, dann liegt es nicht daran, dass sie anderswo ein besseres Ensemble gefunden hätten. Wer singen will, kommt wieder, sobald wieder auf Auftritte hingearbeitet werden kann.
 
In meinem Umfeld versuchen die Kirchenmusiker ein Minimalprogramm als "musikalische Andacht" bzw. im Rahmen von Gottesdiensten durchzuziehen. Proben dürfen auch hier nicht stattfinden, das geht also nur mit Stücken, die sicher laufen und nur einer Anspielprobe unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn bedürfen.
Hier in der Region sind sämtliche Aktivitäten geistlicher und weltlicher Chöre komplett zum Ende des Monats Oktober auf unbestimmte Zeit eingestellt worden - keine Proben und keine Auftritte mehr. Für das Musiktheater gilt dasselbe. Meine gesamten Aktivitäten bis über das Jahresende hinaus beschränken sich ausnahmslos auf das Spielen von Orgeldiensten unter strengster Einhaltung der Hygienevorschriften in den Gemeinden.

Wer singen will, kommt wieder, sobald wieder auf Auftritte hingearbeitet werden kann.
Im Verlaufe des Jahres 2020 haben sich bereits erste mir bekannte Chöre aufgelöst. Da gab es zwar schon vor der Corona-Krise Nachwuchsprobleme, die durch die monatelang weggefallenen Vereinsaktivitäten soweit verstärkt wurden, dass sich immer mehr Chorsänger alternative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung suchten. Den meisten Laienchören respektive ihren Vorstandsteams kann man leider nur nahelegen, sich mit den Abschnitten ihrer Vereinssatzungen zu befassen, in denen die Vereinsauflösung geregelt wird - das wird spätestens dann aktuell, wenn eine Aufhebung der Corona-Auflagen in absehbarer Zeit denkbar ist und die meisten Mitglieder zur ersten "Nach-Corona-Probe" nicht mehr erscheinen. Nicht ganz so verheerend könnte es die Chöre treffen, die nach dem ersten Lockdown im Frühjahr wenigstens zeitweilig wieder unter Einschränkungen geprobt haben und/oder den einen oder anderen kleinen Auftritt realisieren konnten. Auch gesellige Treffen ohne Gesang waren und sind vielleicht irgendwann im Jahre 2021 geeignet, wenigstens einen minimalen persönlichen Kontakt zu halten.

https://www.n-tv.de/sport/der_sport...ache-Abkehr-vom-Fussball-article22206536.html

Der Livemusikszene droht möglicherweise ein ähnliches Schicksal. Warum? Im Gegensatz zur Situation nach den beiden Weltkriegen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts kann man heute Musik in exzellenter Bild- und Tonqualität nach Wunsch jederzeit von zu Hause aus konsumieren - bereits ohne Corona-Einschränkungen wurde es schon immer schwieriger, Säle voll zu bekommen oder ausverkaufte Theatervorstellungen zu erreichen. Aufgrund des Lockdowns entstand die neue Situation, Musik nur noch aus der Konserve genießen zu können. Damit dürften sich allerdings große Teile des Publikums schnell arrangiert haben, da bei Veranstaltungen ab Sommer 2020 mit limitierten Zuschauerzahlen die Interessenten nach monatelanger Stille keineswegs in Scharen zurück in die Säle strömten. Man stelle sich also vor, irgendwann im Jahre 2021 oder 2022 oder noch später wird die Durchführung von Theatervorstellungen und Konzerten ohne Auflagen zugelassen - und die Solisten und Ensembles treten vor gähnend leeren Rängen auf, weil praktisch keiner mehr kommt. Vielleicht mal ein Thema für einen neuen Musik- & Corona-Faden?

Ich hoffe darauf, mit diesem Horrorszenario Unrecht zu behalten - aber was heißt das für wesentliche Teile des Kulturbetriebs, wenn sich die Dinge tatsächlich so entwickeln sollten?

LG von Rheinkultur
 
Ich war heute zum ersten Mal seit März wieder zum Chor. Wir singen morgen im Gottesdienst Bach BWV 61. Es dürfen nur 7 Leute (verteilt auf der ganzen Empore) gleichzeitig singen, das „Orchester“ ist einfach besetzt. Falls zum Gottesdienst mehr Besucher kommen als hinein dürfen, wird das Ganze eine Stunde später wiederholt.
 
Und die anderen müssen draußen in der Kälte warten?
 
Das habe ich mich auch schon gefragt. Aber da die meisten Spontanen wohl aus dem Viertel kämen, könnten sie solange nach Hause gehen. Bislang sind es ohnehin nicht so viele online-Anmeldungen.
 
Hier laufen die Gottesdienste inzwischen so ab, dass die Besucher sich voranmelden müssen. Für Weihnachten sowieso, aber auch für die Adventssonntage.
 

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