@Rheinkultur
Da hast du mich falsch verstanden. Was wir derzeit machen ist keine Auswahlbesetzung, das ist die Zahl derer, die sich zur virtuellen Probe einfinden. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es deutlich weniger sind als an regulären Proben. Da sind zwar auch nicht immer alle 80 Leute da, aber es ist nicht nur die Hälfte der eigentlichen Besetzung.
Was Du beschreibst kenne ich auch und ja, das hat immer irgendwie Ärger gegeben. Bei denen, die sich zwar berufen gefühlt, aber nicht auserwählt wurden. Bei den Auserwählten, weil ihnen der damit verbundene Anspruch zwei Proben zu besuchen nicht erfüllen wollten / konnten, weil ... Erlebt habe ich das somit auch nur bei Kantoren mit unbefristeten 100%-Stellen, deren Weiterbeschäftigung nicht vom Goodwill eines Chorvorstandes abhing.
Das mit den momentanen Online-Proben ist einfach ein Experiment - keine Ahnung, wie das Niveau bei der ersten Vor-Ort-Probe sein wird. Gemacht wird in erster Linie Töne lernen und ganz ehrlich, ich gehe da nicht hin, weil ich eine schon x-mal gesungene Matthäuspassion jetzt lernen müsste, sondern in erster Linie des Kontaktes wegen.
@trm
Ich fürchte, da liegen einfach 50 Jahre zwischen deinen Erinnerungen und heute. Und auch vor 40 Jahren (so weit geht meine persönliche Erinnerung zurück) war das _eine_ Kantorei in einem ziemlich großen Einzugsgebiet, die auf diese Art arbeiten konnte. Es ist auch etwas anderes, wenn ich die Standards der Oratorienliteratour alle paar Jahre aufführen kann. Dann ist immer noch ein ausreichend großer Stamm an Sängern dabei, für die es nicht die erste Einstudierung ist und die die Neulinge mitziehen können. Mein aktueller Chor kann sich (auch finanziell!) gerade mal ein Konzert pro Jahr mit Orchester und Solisten leisten - da sprechen wir von Streichern mit kleiner Bläserbesetzung, nix Beethoven Missa oder in Richtung Romantik gehend. Das zweite Konzert muss mit a-Capella Literatur bestritten werden. Zudem haben wir eine sehr fähige Leitung (der eigentliche Grund, warum ich dort singe) mit Anspruch an die musikalische Detailarbeit. Gerade a-Cappella-Literatur muss gepflegt und geübt werden. Wer noch nie eine Bachmotette gesungen hat, für den ist das verdammt schwere Literatur.
Fähige Solisten singen schon bei uns, aber wir müssen sie auch bezahlen können. Das Renomme kommt aber oft erst später. Bei den genannten Namen aus den 1970er/80er Jahren kommt noch hinzu, dass für manche das eine willkommene Gelegenheit war, in den Westen reisen zu dürfen.
So hart es klingt: das Chorjahr 2020 ist für die meisten Laienchöre praktisch gelaufen.
Absolute Zustimmung, und zwar nicht nur für Chor, sondern sämtliche Laien- und Schülerensembles. Es steht völlig in den Sternen, wann wieder regulär geprobt werden darf und wenn es nicht direkt nach den Sommerferien weitergehen kann, wird ein Konzert im Winter nicht zu realisieren sein.