C(h)orona - Chorsingen in Zeiten von Covid19

Stilblüte

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Hallo an alle Sänger, bzw. Eltern von Kinderchorsängern,

Was machen im Moment eure Chorleiter bzw. die eurer Kinder? Funkstille, Briefe schreiben, Videos schicken, WhatsApp-Gruppe gründen, Noten verschicken?

Was wünscht ihr euch, was hat bisher funktioniert, was haltet ihr für sinnvoll, nötig, langweilig, nervig?

Es wäre spannend, hier ein paar Rückmeldungen zu erhalten!

Danke und LG
Stilblüte
 
Singen mit Mundschutz könnte ein wenig gedämpft klingen, geradezu impertinent unaufdringlich.

CW
 
Das ist vermutlich kreislauftechnisch nicht möglich und im Moment auch verboten.
 
Aber Chorproben sind nicht erlaubt. Und an Schulen hat das Singen im Musikunterricht ebenfalls zu unterbleiben (zumindest in Hessen).

Zur Frage von @Stilblüte: mein Gesangverein hat einige sehr aktive WhatsApp-Gruppen, darüber dürfte die Kommunikation derzeit laufen. Ich sage "dürfte", weil ich selbst kein WhatsApp habe; mit dem Chorleiter bin ich aber befreundet und habe auf anderen Kanälen Kontakt.
 
Als 1. Vorsitzende unseres Frauenchores bin ich natürlich im regen Kontakt mit unseren beiden Chorleiterinnen (Mutter und Tochter, die sich die Stelle teilen) .
Darüber hinaus ist ein Großteil unseres Chores in einer WhatsApp Gruppe, wichtige Infos gehen über E-Mail an die Sängerinnen.

Seit 4 Wochen "proben" wir via Zoom, ist natürlich nicht mit einer normalen Probe vergleichbar, aber jede Sängerin kann einzeln ihre Stimme proben und es ist ganz praktisch für Ausspracheübungen. Wir proben gerade Volkslieder aus aller Welt möglichst in Originalsprache, das kann man ganz gut üben.

Außerdem erstellen unsere Chorleiterinnen mp3 Dateien für jede Stimme und stellen sie uns via Dropbox zur Verfügung.

Leider beteiligt sich nur max. die Hälfte der Sängerinnen an dem Angebot.
Aber unsere Chorleiterinnen bemühen sich redlich die Proben irgendwie aufrecht zu erhalten.
 
Auch hier wird wöchentlich via Zoom geprobt (Erwachsenenchor), im Break-out Room sogar gelegentlich geteilt. Anschließend geht es in die virtuelle Kneipe.

Es gibt angeleitetes Einsingen, anschließend wird an den Stücken geprobt. Wobei das für den Einzelnen eher so ist, dass man zur Klavierbegleitung singt. Nicht optimal, aber besser als nichts. Auch der Wiedersehenseffekt ist nicht zu unterschätzen. Von den rund 80 Mitgliedern kommt etwa die Hälfte. Das sind in erster Linie diejenigen, die auch die Gruppe insgesamt am Laufen halten.

Die Hoffnung ist, dass nicht bei Null angefangen werden muss, wenn wieder physisch geprobt werden kann. Allerdings steht das derzeit in den Sternen und eine Matthäuspassion an Ostern 2021 würde ich mit einem Laienchor inzwischen als fraglich einstufen.

Übefiles à la capella (heißen die so?) wurden schon immer genutzt, zumindest von denjenigen, die das Tönelernen ernst nehmen und kein Instrument zum selber Einstudieren haben.

Die Ensembles meiner Kinder (ok, Chor macht keines, aber Orchester) machen derzeit tatsächlich Zwangspause.
 
Heute war in der Tageszeitung ein Interview mit dem Leiter der städt. Musikschule. Denmach gab / gibt es wohl tatsächlich ein Online-Angebot für die Chorkinder. Bei Kindern muss man - zusätzlich zu den technischen Möglichkeiten via Zoom u. ä. auch berücksichtigen, dass elterlicher Support verfügbar ist. V. a. im Grundschulalter. Außerdem müssen die Erziehungsberechtigten der Teilnahme zustimmen. Das haben sich die online unterrichtenden Lehrkräfte meiner Kinder alle zumindest formlos per Mail geben lassen.
 
Vor ein paar Tagen kam ein Mail von unserer Chorleiterin mit Noten (und ich glaube auch Einstudierhilfen, hatte noch keine Zeit, das wirklich anzuschauen) für ein Stück aus dem Herbstprogramm. Weitere sollen jetzt wöchentlich folgen. Bin gespannt, ob wir im Herbst dann schon proben dürfen.
 

Einer meiner Männerchöre möchte in den nächsten Tagen via Skype die Mitglieder miteinander vernetzen und es bei gegebener Singfähigkeit mit einer virtuellen Probe versuchen.

Von den rund 80 Mitgliedern kommt etwa die Hälfte. Das sind in erster Linie diejenigen, die auch die Gruppe insgesamt am Laufen halten.
Der genannte Chor hat vor etlichen Jahren bereits einmal aus den eigenen Reihen einen "Kleinen Chor" zu etablieren versucht, der modernere und anspruchsvollere Literatur mit mir singen wollte. Die ersten zwei bis drei Proben verliefen künstlerisch sehr ansprechend und ermutigend - und doch war das Projekt ganz schnell zu Ende. Es gab von den anderen Chormitgliedern wütende Rückmeldungen im Sinne der Wahrnehmung, man sei ja nun Teil der B-Mannschaft, der Dummen und Abgehängten, auf deren weitere Mitgliedschaft im Verein man ja wohl keinen Wert mehr lege. Nur die sofortige Aufgabe dieses Konzepts mit geteilten Ensembles und "Chor im Chor" konnte den Austritt von 30-40% der Mitglieder aus dem Verein gerade noch stoppen. Wenn also nur die Hälfte der Mitglieder mitmacht, müsste man die anderen bei Wiederaufnahme des kompletten Probenbetriebes auf dem Leistungsniveau der schwächsten Mitglieder mit ins Boot holen, indem man im Prinzip wieder ganz von vorne anfängt - sofern sie bis dahin nicht die Lust am Singen verloren und den Verein verlassen haben. Proben in reduzierter Besetzung dienen insofern mehr dem geselligen Miteinander und der Beschäftigung der Mitglieder, damit der Kontakt aufrechterhalten bleibt. Sofern nicht im Profi- und Semiprofi-Bereich gearbeitet wird (wo die Leute zu relativ selbständigem Einstudieren mit Noten und MIDI-Files imstande sind), dürfte der künstlerisch-musikalische Fortschritt sehr begrenzt ausfallen.

Allerdings steht das derzeit in den Sternen und eine Matthäuspassion an Ostern 2021 würde ich mit einem Laienchor inzwischen als fraglich einstufen.
Schon die Einstudierung von Literatur im Hinblick auf die Advents- und Weihnachtszeit dürfte bei Wiederaufnahme des Probenbetriebs erst nach den traditionellen Sommerferien für Horrorszenarien bei den verbleibenden Proben sorgen. Dieser zu erwartende Stress trifft zudem eine Chorformation, die monatelang keinen geregelten Proben- und Aufführungsbetrieb mehr absolvieren durfte. Das gab es zum letzten Mal hierzulande vor der Jahresmitte 1945. "Meine" dienstältesten Chorsänger sind 1945 und 1946 in die jeweiligen Vereine eingetreten - für diese müssen Ehrenabzeichen inzwischen als Einzelstücke angefertigt werden, und selbst diese Sänger (die auch mit über neunzig Jahren noch die Proben besuchen) haben daran keine "vereinsinternen" Erinnerungen mehr. Eine Kantorei müsste mit der Neueinstudierung der Matthäuspassion mit Aufführungsziel Ostern 2021 eigentlich schon begonnen haben oder wird Anfang 2021 mit heftigstem Zeitdruck zu kämpfen haben. So hart es klingt: das Chorjahr 2020 ist für die meisten Laienchöre praktisch gelaufen. Vergleichbar ist das mit einem leistungsorientierten Sportverein, der nach monatelangem Trainingsausfall den Schalter umlegen und sofort wieder an Wettkämpfen teilnehmen will.

Übefiles à la capella (heißen die so?) wurden schon immer genutzt, zumindest von denjenigen, die das Tönelernen ernst nehmen und kein Instrument zum selber Einstudieren haben.
Das kennt man unter dem hochdeutschen Begriff "Sing-Along-Files" oder für Instrumentalisten unter "Play-Along-Files". Vor dem Jahr 2000 kursierend als Tonbandkassetten (kennen U-30er vermutlich gar nicht mehr) mit Aufnahmen der Chorleiter-Stimme oder mit selbigem am Klavier. Nach dem Jahr 2000 konnte man sich das Singen mitunter sparen und der PC lieferte die Einzelstimmen mit mehr oder weniger synthetisch klingenden Sounds. Ich habe dann die jeweilige Einzelstimme nur auf den linken Stereokanal gelegt und die übrigen auf den rechten, so dass man je nach Fortschritt am Panoramaregler selbst das gewünschte Mischungsverhältnis einstellen konnte.

LG von Rheinkultur
 
Eine Kantorei müsste mit der Neueinstudierung der Matthäuspassion mit Aufführungsziel Ostern 2021 eigentlich schon begonnen haben oder wird Anfang 2021 mit heftigstem Zeitdruck zu kämpfen haben. So hart es klingt: das Chorjahr 2020 ist für die meisten Laienchöre praktisch gelaufen.

Ist die Vorlaufzeit inzwischen so lange?:angst:
Zu meiner Zeit;-) vor gut 50 Jahren in einer mittleren Kleinstadt haben wir mit einem ganz normalen übergemeindlichen Chor jedes Jahr neben einer Passion und dem WO I oder II zwei weitere Schlachtrösser (h-Moll-Messe, Missa Solemnis, Schöpfung oder Jahreszeiten im Frühsommer, im Herbst dann z. B. Deutsches Requiem, Mozart-Requiem, eine Messe von Schubert, Bruckner oder Mozart) gesungen. A cappella neben dem Weihnachtssingen (maximal 4 oder 5 Proben für Eccard, Hammerschmidt, Ahle, Praetorius, Quempas usw. im Wechsel mit dem Kinderchor) zwei weitere Konzerte im Frühjahr und Herbst mit Bach-Motetten, Schütz-Psalmen, Palestrina-Messe, auch Pepping, Distler, Hessenberg usw.). In meinen 5 Jahren im (Erwachsenen);-)-Chor in der Heimatstadt kann ich mich zusätzlich an Nelson-Messe, Cäcilien-Ode, Dettinger Tedeum und einige Bach-Kantaten erinnern.
So schlecht kann das Niveau der Aufführungen nicht gewesen sein, denn Solisten wie Stolte/Schriever/Rotzsch/Schreier/Polster/Adam haben sich bereitgefunden, mit uns aufzutreten.:-D:super:

War das früher:schweigen::-D wirklich so viel besser?
 
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Was machen im Moment eure Chorleiter? Funkstille, Briefe schreiben, Videos schicken, WhatsApp-Gruppe gründen, Noten verschicken?

Ich singe in drei Chören. Bei einem gelegentlich fremd.
In diesem gibt es regelmäßig ein sing-along mit dem Thema: Schlager der Woche. Das sind Klassiker aus dem ars musica. Eingespielt in allen vier Stimmen und mitgesungen vom sehr engagierten Chorleiter. In der Hoffnung das der Chor diese Lieder als Repertoir aufnimmt und dann mal bei geselligen Zusammensein ein oder zwei Liedchen anstimmen kann. Ohne das typische: Ah, ohne Noten können wir das nicht.

Mein Kirchenchorleiter ist in eine Art Depression gefallen. Man hört fast nichts von ihm. Die JoPa zu Ostern von Bach ist ausgefallen, auf´s Jahr 2021 verlegt. Das Brahmsrequiem für den Herbst wird wahrscheinlich ebenso gecancelt.

Der KonzertChor trift sich munter wöchentlich bei Jitsi. Der Chorleiter verschickt zusätzlich kleine Videoschnipsel über Instagram und veröffentlicht die ganzen bei Youtube. Da kommt mir der Zusammenhalt sehr nah und aktiv vor.

Und unserer morgige Aufführung vom Messiah ist eh auch schon gecancelt worden. Das wäre unser letztes Konzert mit dem sehr talentierten und engagierten jungen Organisten und Kirchenchorleiter geworden, der uns danach traurigerweise verlassen wird. :020:

Eine von meinen Chorwochen, die in Hinterschmiding, ist bereits abgesagt worden. Ob die ICAK (heuer in St. Pölten) in Österreich stattfinden wird, ist noch nicht ganz klar. Wird wohl erst Ende Mai entschieden.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Rheinkultur
Da hast du mich falsch verstanden. Was wir derzeit machen ist keine Auswahlbesetzung, das ist die Zahl derer, die sich zur virtuellen Probe einfinden. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es deutlich weniger sind als an regulären Proben. Da sind zwar auch nicht immer alle 80 Leute da, aber es ist nicht nur die Hälfte der eigentlichen Besetzung.

Was Du beschreibst kenne ich auch und ja, das hat immer irgendwie Ärger gegeben. Bei denen, die sich zwar berufen gefühlt, aber nicht auserwählt wurden. Bei den Auserwählten, weil ihnen der damit verbundene Anspruch zwei Proben zu besuchen nicht erfüllen wollten / konnten, weil ... Erlebt habe ich das somit auch nur bei Kantoren mit unbefristeten 100%-Stellen, deren Weiterbeschäftigung nicht vom Goodwill eines Chorvorstandes abhing.

Das mit den momentanen Online-Proben ist einfach ein Experiment - keine Ahnung, wie das Niveau bei der ersten Vor-Ort-Probe sein wird. Gemacht wird in erster Linie Töne lernen und ganz ehrlich, ich gehe da nicht hin, weil ich eine schon x-mal gesungene Matthäuspassion jetzt lernen müsste, sondern in erster Linie des Kontaktes wegen.

@trm
Ich fürchte, da liegen einfach 50 Jahre zwischen deinen Erinnerungen und heute. Und auch vor 40 Jahren (so weit geht meine persönliche Erinnerung zurück) war das _eine_ Kantorei in einem ziemlich großen Einzugsgebiet, die auf diese Art arbeiten konnte. Es ist auch etwas anderes, wenn ich die Standards der Oratorienliteratour alle paar Jahre aufführen kann. Dann ist immer noch ein ausreichend großer Stamm an Sängern dabei, für die es nicht die erste Einstudierung ist und die die Neulinge mitziehen können. Mein aktueller Chor kann sich (auch finanziell!) gerade mal ein Konzert pro Jahr mit Orchester und Solisten leisten - da sprechen wir von Streichern mit kleiner Bläserbesetzung, nix Beethoven Missa oder in Richtung Romantik gehend. Das zweite Konzert muss mit a-Capella Literatur bestritten werden. Zudem haben wir eine sehr fähige Leitung (der eigentliche Grund, warum ich dort singe) mit Anspruch an die musikalische Detailarbeit. Gerade a-Cappella-Literatur muss gepflegt und geübt werden. Wer noch nie eine Bachmotette gesungen hat, für den ist das verdammt schwere Literatur.

Fähige Solisten singen schon bei uns, aber wir müssen sie auch bezahlen können. Das Renomme kommt aber oft erst später. Bei den genannten Namen aus den 1970er/80er Jahren kommt noch hinzu, dass für manche das eine willkommene Gelegenheit war, in den Westen reisen zu dürfen.

So hart es klingt: das Chorjahr 2020 ist für die meisten Laienchöre praktisch gelaufen.
Absolute Zustimmung, und zwar nicht nur für Chor, sondern sämtliche Laien- und Schülerensembles. Es steht völlig in den Sternen, wann wieder regulär geprobt werden darf und wenn es nicht direkt nach den Sommerferien weitergehen kann, wird ein Konzert im Winter nicht zu realisieren sein.
 
Bei den genannten Namen aus den 1970er/80er Jahren kommt noch hinzu, dass für manche das eine willkommene Gelegenheit war, in den Westen reisen zu dürfen.
Ich lebte nicht im Westen, sondern in einer thüringischen 40 000 - Einwohner-Stadt mit einer gewissen Musik-Tradition (immer A-Stelle), aber schon damals ohne eigenes Orchester.
Der Organist dieser Kirche am Anfang des 18. Jahrhunderts ist auch heute noch recht bekannt.;-)

Mit Beginn des Studiums 1970 in Leipzig im dortigen Universitäts-Chor (unter dem nachmaligen Thomas-Kantor Hans-Joachim Rotzsch) wurde es noch intensiver. Da viele Erst-Semester aus Schulchören kamen, hatten die beiden Präfekten gut zu tun.
Einer der Präfekten schleppte mich mit zur Meißner Kantorei unter dem Domkantor Erich Schmidt, damals ein reiner Laienchor. Das war nochmals eine andere Liga - ein Chor-Wochenende pro Monat, eine Probenwoche im Sommer mit anschließender Tournee-Woche sowie jährlich jeweils ein Konzert in Dresden, Leipzig und Berlin.
Da gab es dann Penderecki, Honegger, Nono, Kodaly, Hambraeus, Bräutigam neben Bach, Schütz, Monteverdi usw.
Natürlich muss ich zugeben, das die meisten Choristen ehemalige Thomaner und Kruzianer und KiMu-Studenten waren sowie sächsische Pfarrers- und Kantoren-Töchter:-).
Beim traditionellen WO ließ es sich Ludwig Güttler nicht nehmen, neben seinen Trompeten-Partien den Tenor in Grund und Boden zu singen.
 
@trm
Dann liegen da aber nicht nur 50 Jahre sondern auch zwei grundverschiedenen Systeme dahinter. Das was du schilderst war seinerzeit im Westen - zumindest in meiner Wahrnehmung - nicht üblich und ist es heute noch viel weniger.

Wobei ich "den Tenor in Grund und Boden singen" auch für erstrebenswert halte. Gegen jemanden, der die Partie sicher beherrscht ist nichts einzuwenden, in die Stimmgruppe einpassen muss er schon. Chorsingen geht nicht gegen- sondern nur miteinander.
 
Wobei ich "den Tenor in Grund und Boden singen" auch für (nicht?) erstrebenswert halte. Gegen jemanden, der die Partie sicher beherrscht ist nichts einzuwenden, in die Stimmgruppe einpassen muss er schon. Chorsingen geht nicht gegen- sondern nur miteinander.

Das war von mir durchaus ironisch gemeint. Güttler fühlte sich eben nicht ausgelastet als Trompeter. In keinem anderen Konzert hatte/habe ich das jemals erlebt.
Die anderen Tenöre (meist Ex-Thomaner und -Kruzianer!) waren ja auch keine Warmluft-Bläser!:-D
Weihnachts-Oratorium nach nur einem Proben-Wochenende, Sonntagnachmittag das Konzert),
war schon ein spezielles Erlebnis.:super:
 
@Rheinkultur
Da hast du mich falsch verstanden. Was wir derzeit machen ist keine Auswahlbesetzung, das ist die Zahl derer, die sich zur virtuellen Probe einfinden. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es deutlich weniger sind als an regulären Proben. Da sind zwar auch nicht immer alle 80 Leute da, aber es ist nicht nur die Hälfte der eigentlichen Besetzung.
Nein, ich hatte Dich schon richtig verstanden. Die "Auswahlbesetzung" bei der virtuellen Probe wird ja nicht durch den Chorleiter oder sonst jemanden vorgenommen, der darüber entscheidet, wer teilnimmt und wer nicht. Vielmehr findet eine Selektion nach Medienausstattung und Medienkompetenz statt: Wer einen entsprechend ausgestatteten Rechner zu nutzen imstande ist, nimmt teil; wer keinen Computer hat und/oder mit entsprechender Software nicht zurechtkommt oder sich damit nicht beschäftigen will, bleibt außen vor. Bereits die Ahnung, von bestimmten Sachen ausgeschlossen zu sein, genügt empfindlichen Gemütern als Ausstiegsgrund. Sollten die "Abgehängten" dem Verein nicht den Rücken kehren und zu den ersten Proben nach der Zwangspause wieder auftauchen, kannst Du als musikalischer Leiter praktisch wieder von vorne anfangen. Schlimmstenfalls sind zwischendurch angesetzte virtuelle Proben "nur" Gemeinschaftspflege und Beschäftigungstherapie, die aber immer noch besser wäre als gar nichts mehr zu tun. Wenn die Probenarbeit bis zum Herbst oder gar bis zum Jahresende eingestellt bleibt, wird es unweigerlich zu großen Mitgliederverlusten kommen. Beispiel? In Kürze startet der Spielbetrieb im Profifußball wieder mit Geisterspielen ohne Publikum - und schon die Übertragung eines Spiels der eigenen Lieblingsmannschaft genügt manchem Sänger als Anlass, eine zeitgleich stattfindende Chorprobe nicht zu besuchen und lieber zu Hause vor der Glotze sitzen zu bleiben. Je mehr Freizeitaktivitäten durch Lockerungen der Kontaktsperre wieder möglich sind, desto wahrscheinlicher ist bei manchem die Zuwendung zu Alternativangeboten. Durch Nachwuchsprobleme in der Singfähigkeit bereits bedrohten Vereinen droht bei diesen Aussichten vermutlich schon jetzt das Aus.

Ich lebte nicht im Westen, sondern in einer thüringischen 40 000 - Einwohner-Stadt mit einer gewissen Musik-Tradition (immer A-Stelle), aber schon damals ohne eigenes Orchester.
Der Organist dieser Kirche am Anfang des 18. Jahrhunderts ist auch heute noch recht bekannt.;-)
Die Solistennamen aus dem Umfeld der Gebrüder Mauersberger gehörten zur ostdeutschen Elite der späten 1960er. Nun müsste man aber fragen: wie ist die kirchenmusikalische Situation nun am Ort ein gutes halbes Jahrhundert später? Es geht vermutlich um die Bachstadt Mühlhausen?

Man darf nicht vergessen, dass die Chormusik in den ostdeutschen Bundesländern einen hohen Stellenwert hatte und gerade im Laienchorwesen war die Leistungsfähigkeit der Klangkörper vielerorts beeindruckend hoch. Aber ist das nach drei Jahrzehnten Deutscher Einheit nach wie vor so oder sorgen nicht die allgegenwärtigen Sachzwänge, die @Edeltraud beschrieben hat, für weniger günstige Rahmenbedingungen zum Musizieren? Auch wenn die Verbindung zur Bach-Stadt Leipzig nie abgerissen ist?

LG von Rheinkultur
 

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