Das Buch selber kenne ich nicht, die Thesen sind allerdings nicht neu. Daß man Betonungen und Akzente nicht nur durch Lautstärke, sondern auch durch (minimale) Dehnungen erzeugen kann, darauf wird in den zeitgenössischen Quellen des 18. und 19. Jahrhunderts durchaus hingewiesen. Daß „cresc.“ und „decresc.“ (samt ihren Zeichen) nicht bloß ein Anwachsen bzw. Abnehmen der Lautstärke bedeuten (können), sondern auch Spannungsverläufe verdeutlichen, ist ebenfalls nichts Neues. Daß punktierte Rhythmen im Zusammenspiel mit Triolen (Beispiel „Mondscheinsonate“) häufig zu scharf gestaltet werden, darauf hat schon Joachim Kaiser Anfang der 70er Jahre (20. Jh.) hingewiesen. Also: Alter Wein in neuen Schläuchen! Nett, daß mal wieder daran erinnert wird, aber eine Kulturrevolution der Interpretation ist (noch) nicht zu erwarten.