Wie du selber leicht feststellen kannst, ist das halt eine sehr trockene Angelegenheit. Wie man das in den 10 Minuten täglich hinkriegen soll (besonders die Übungen im Oktavabstand), von denen Cook spricht, ist mir schleierhaft.
Skalen im Oktavabstand, egal ob aufwärts oder abwärts, sind alles andere als langweilig oder trocken -
man bedenke, dass man sie allesamt blitzschnell und sauber drauf haben muss, wenn man z.B. das G-Dur Konzert von Tschaikowski spielen will (ein Blick in die Kadenzen zeigt das ganz schnell)
Und wer der Ansicht ist, dass man ja so aberwitziges Zeugs wie Tschaikowski-Konzerte nicht spielen muss, der kann sich Skalen und unisono-Gänge im Oktavabstand in Beethovens drittem Konzert anschauen

oh wie gemein, selbst dieses sinfonische Meisterwerk, dessen pianistischer Part gerade mal im mittleren Bereich angesiedelt ist, verlangt sauberes schnelles Skalenspiel
(muss ich noch mehr Literaturbeispiele nennen? Chopin op.53?)
so, ich habe das 2. Konzert von Tschaikowski, das viel viel leichtere 3. von Beethoven und die beliebte "heroische" Polonaise von Chopin erwähnt - soll ich jetzt noch verraten, dass die raschen Skalen in diesen Werken das geringste manuelle Problem sind?
ganz dezidiert: man muss das, was ich da geäussert habe, nicht für richtig halten; man kann die erwähnten Sachen zu spielen probieren; man kann, weil es sich angeblich um "trockenes Zeugs" handelt, auch gänzlich darauf verzichten, sich mit parallelen Skalen zu befassen; man kann problemlos darauf beharren, dass Busoni-, Cortot- und Brahmsübungen (danke
@mick , die vergaß ich zu erwähnen - sie sind klasse!) trocken, akademisch und unnütz sind...
wie gesagt: in Chopins "heroischer" Polonaise sind die parallelen b-Moll Skalen (in glissando Tempo!!) das geringste der manuellen Probleme - wenn Tonleitern also trockenes Zeugs sind, das man umgehen oder auslassen kann, dann wird diese Polonaise, sofern man überhaupt mal bis dahin gelangt, ohne die Fertigkeit des Skalenspiels sicher eine große Freude beim üben sein


Es ist ganz anders: beidhändig Skalen zu spielen, sei es im Terz-, Sext-, Oktav- oder Dezimabstand, ist alles andere als trocken oder gar langweilig! Und sich mit fantastischen Skalenfingersätzen (Liszt, Busoni) zu befassen, ist alles andere als vertane Zeit. Man stelle sich vor, wie jemand Chopins Sturmetüde (op.25 Nr.11 a-Moll) übt, die so richtig schön schwierig ist (!) und dann
dabei an den blöden Skalen am Ende scheitert...
und falls irgendein Schlaumeier einwendet, dass ich ja nur "gehobene" Konzertliteratur erwähnt habe: ohne die Fähigkeit anständigen schnellen Skalenspiels wird man sich in der technisch leichten (musikalisch anspruchsvollen) d-Moll Fantasie von Mozart lächerlich machen!!! ...man schaue da ruhig mal in die Noten...