Brahms Intermezzo 117/2 (mal wieder)

Dabei seit
29. Mai 2011
Beiträge
1.256
Reaktionen
800
Hallo liebe Clavios,

mich quält mal wieder eine Frage, und zwar betreffend der Begleitfiguren in der linken Hand. Ich bin mir nicht sicher, ob die eher wie so ein "Schatten" der Melodie in der rechten Hand, also leiser, zu spielen sind, oder ob die als eigenständige bzw. gegenläufige Bewegung zu sehen ist, die man dann auch nicht leiser spielt. Ich hoffe mal, man versteht was ich meine. Ich hab mir schon ein paar YT-Videos von Könnern angesehen/angehört:



Sokolov spielt die linke Hand ja eher halblaut, also nicht ganz so präsent wie die rechte Hand, aber schon hörbar, wie ich finde.



Bei Rubinstein ist es auch nicht viel anders find ich.

Die Hauptmelodie in der rechten Hand ist natürlich bei beiden klar und deutlich zu hören.
Aber ich hab keinen Schimmer, wie laut die Begleittöne sowohl in der rechten als auch linken Hand zu spielen sind. Auf jeden Fall leiser als die Hauptmelodie, und beide gleichlaut, oder?

Ich seh schon den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
:dizzy:

LG Annie
 
Hey, Ich antworte jetzt einfach hierdrüber :-D

Ich versteh garnicht sooo ganz warum du dir da so viele Gedanken machst. Es ist nichts festgeschrieben und jeder Pianist spielt es anders. Ich spiele auch nicht ein Stück immer gleich, ich lasse mir manchmal viel Freiheit. Ich würde es ziemlich gesund finden wenn das mehrere tun würden, und mit dem Stück beim Spielen etwas experimentieren. Heute betone ich die Unterstimme besonders klar, und morgen, wo es mir ja auch ganz anders geht als heute, betone ich einfach mal sehr extrem die Oberstimme. Was ich damit sagen will, ist, dass man von Tag zu Tag ja ein ganz anderes Empfinden hat und das kann doch durchaus mit der Musik zum Ausdruck gebracht werden. Es heißt ja, man drückt mit Musik seine Gefühle aus, mehr oder weniger, warum sollte man sich dann auf eine Spielweise einschränken/festlegen. Man hat ja auch nicht jeden Tag nur ein und das selbe Gefühl.

Viel gerede von mir, kurzer Sinn ;-)
 
Was heißt "Gedanken machen". Wenn ich mir "Gedanken mache" wie ich ein Stück interpretiere, dann nehme ich die Noten, spiele es paar mal durch, mache mir wenn nötig Notizen über Fingersätze oder Ähnliches, denn jeder Fingersatz klingt ja auch anders, und dann, dann teste ich ein bis zwei Stunden, wenn nötig, und versuche verschiedene Arten, es zu spielen, wie ich es oben schon erwähnt habe. Man muss testen. Ich finde, es nützt offengesagt nicht viel, sich unendlich viele Youtube Videos anzuschauen und im schlimmsten Falle noch zu versuchen, einen Interpreten zu kopieren, was jetzt nicht heißt, dass man sich garkeine Interpretationen anhören sollte. Lieber selbst herumspielen, entdecken und seinen eigenen Klang finden. Damit kann man dann sicherlich auch zufrieden sein.
 
Das schon, jedoch sollte man nicht aufhören selbst rumzuprobieren. Was sie ja nicht tut, das will ich ihr ja nicht unterstellen ;-)
 
Ich kann mir schon denken, wie du das meinst. ^^ Es redet ja auch keiner vom Kopieren, das hast du jetzt gesagt. ;-) Kopieren kann man eh niemanden, da ja jeder ein Originalexemplar von Mensch ist. Dich gibts ja auch kein zweites Mal so.
 
Wohl wahr. Dennoch, damit das hier kein extra Thread wird, was es schon fast sein könnte :-D, sehr interessant übrigens, die Frage an dich: Wie stellst du dir denn das Intermezzo vor? Also Ob die linke Hand nun stärker oder schwächer gespielt ist, wie würde es dir denn gut gefallen? Man ist da denk ich immer gewissermaßen im Zwiespalt.
 
Ja zurück zum Thema.
Für mich ist die linke schon mehr ein Echo der rechten Hand. Also doch leiser.
Wobei man könnts ja auch als eine Bewegung sehen, von der linken Hand hoch in die rechte.
Zwiespalt, du sagst es. :dizzy:
 
Hi Annie,
Und weil ich mir über die Art und Weise, wie ich was spiel und wie es dann klingt, Gedanken mach, um rauszufinden, wie es am besten klingt. :super:
super, seh' ich genauso. Darum gehts.
Wobei, ich würde nicht sagen, wie es am besten klingt, sondern wie ich es klingen lassen will und wie es dem Stück angemessen ist.

Aber das ist dann die Interpretations-Phase. Bei mehrstimmigen Stücken muß man erstmal lernen alle Stimmen überhaupt zu kontrollieren. Und der Standard Übungsweg ist, die Lautstärke der zu betonende Stimme deutlich zu erhöhen.

MMn trotzdem ganz wichtig: Es geht eigentlich gar nicht unbedingt um Lautstärke, sondern daß der mentale Fokus auf einer Stimme liegt und diese dadurch automatisch im Vordergrund liegt.

Oft geht es auch darum, nicht unbedingt polyphon, also im Sinne von völlig unabhängigen Stimmen zu denken/spielen, sondern unterschiedliche Klangschichten aufzubauen, die sich durch ihren Klang (nicht Lautstärke) unterscheiden. Ich denke das ist bei diesem Stück hier der Fall.

Gruß
 

Kein Plan wie man hier Zitiert :-(, aber du sagtest folgendes : wenn ichs jetzt wegleg, ist es vielleicht irgendwann ganz weg und ich muss alles nochmal neu lernen.

Darauf kann ich nur antworten, dass wird bestimmt nicht der Fall sein. Im Fingergedächtnis oder so ist es sicherlich mindestens noch. Es schadet nicht, diese Romantik zurseite zu legen und mal was anderes wie Bach oder Schubert zu spielen.
 
Hi Annie,

super, seh' ich genauso. Darum gehts.
Wobei, ich würde nicht sagen, wie es am besten klingt, sondern wie ich es klingen lassen will und wie es dem Stück angemessen ist.

Aber das ist dann die Interpretations-Phase. Bei mehrstimmigen Stücken muß man erstmal lernen alle Stimmen überhaupt zu kontrollieren. Und der Standard Übungsweg ist, die Lautstärke der zu betonende Stimme deutlich zu erhöhen.

MMn trotzdem ganz wichtig: Es geht eigentlich gar nicht unbedingt um Lautstärke, sondern daß der mentale Fokus auf einer Stimme liegt und diese dadurch automatisch im Vordergrund liegt.

Oft geht es auch darum, nicht unbedingt polyphon, also im Sinne von völlig unabhängigen Stimmen zu denken/spielen, sondern unterschiedliche Klangschichten aufzubauen, die sich durch ihren Klang (nicht Lautstärke) unterscheiden. Ich denke das ist bei diesem Stück hier der Fall.

Gruß

Hallo Bachopin,

ja, dabei bin ich auch schon, bzw. überhaupt erstmal das hinzukriegen. Nur ich merk halt immer wieder, wie ich die linke Hand noch zu laut spiel, also kaum leiser als die rechte, und wenn ich die linke schon so laut spiel, müsste ich ja die rechte noch lauter spielen. Was aber auch in Stress ausartet. Mit dem Fokus auf einer Stimme ist schon mal ne gute Idee.

LG
 
Ich würde nicht in "linke Hand" vs. "rechte Hand" denken, sondern mehr in Phrasen oder Stimmen. Die linke Hand hat gleich zu Beginn 2 Stimmen, einmal die Bässe in auf 1 und 3 als Quintfallsequenz, und dazwischen die gebrochenen Akkorde, die vollkommen anders klingen sollen. Die Bässe empfinde ich als eine Art Fundament, während die gebrochenen Akkorde spielerisch, leicht klingen. Ebenso verhält es sich mit der rechten Hand. Du hast einmal eine Hauptmelodie, bestehend aus immer 2 32-tel Noten hintereinander, die im Notentext auch extra mit einem Bindebogen verbunden sind, und dazwischen wieder Töne als "schmückendes Beiwerk". Letztlich ist es egal, was welche Hand spielt, es kommt darauf an, wie die einzelnen Stimmen zusammen klingen sollen, sodass jede einzelne gesondert wahrnehmbar ist und der Gesamtklang passt.
Ab Takt 28 sind dann sogar in jeder Hand 2 Stimmen gleichzeitig. Die sollten auch so wahrnehmbar sein.

Es hilft mir, bewusst nur auf einzelne Stimmen zu hören bei Aufnahmen, um zu verstehen, was da genau passiert. Ebenso ist es hilfreich, nur einzelne Stimmen zu spielen und sich darauf zu konzentrieren, diese schön zu interpretieren. Also z.B. mal nur die Bässe auf 1 und 3 in der linken, und nur die Hauptmelodie in der rechten Hand.
 
Kein Plan wie man hier Zitiert :-(, aber du sagtest folgendes : wenn ichs jetzt wegleg, ist es vielleicht irgendwann ganz weg und ich muss alles nochmal neu lernen.

Darauf kann ich nur antworten, dass wird bestimmt nicht der Fall sein. Im Fingergedächtnis oder so ist es sicherlich mindestens noch. Es schadet nicht, diese Romantik zurseite zu legen und mal was anderes wie Bach oder Schubert zu spielen.

Unten rechts im Beitragsfenster steht "zitieren". ;-)

Ich bin ja nun schon auf der letzten Seite und die paar Takte krieg ich auch noch in die Finger. Aber nerven tuts trotzdem, vielleicht fang ich wirklich dann erstmal mit Mozart an.
 
So, ich wollte nochmal ne Rückmeldung geben. Danke auf jeden Fall für die ganzen Antworten, die haben mich grad schon weitergebracht und ich bekomm langsam ein Gefühl für die Gestaltung; zumindest hab ich ne Klangvorstellung im Kopf, die jetzt nur noch umgesetzt werden muss, wobei die motorischen Abläufe da auch mitspielen müssen.

Zitat von LeckerKlavierSpielen:
...einmal die Bässe in auf 1 und 3 als Quintfallsequenz, und dazwischen die gebrochenen Akkorde, die vollkommen anders klingen sollen.

Dazu muss ich mal noch was fragen. Ist jetzt zwar vielleicht unbedeutend, aber in der letzten Unterrichtsstunde war das Thema. Die gebrochenen Akkorde bestehen ja aus 4 Tönen. Die Frage war, ob man nach dem ersten Ton, also der 32stel-Note, Pedalwechsel machen kann/soll oder nicht. Pedalwechsel ist ja nach nem Harmoniewechsel immer angebracht, aber in dem Falle find ich das jetzt nicht so schlimm, wenn man da nicht wechselt. Was meinst du dazu?
 
Dazu muss ich mal noch was fragen. Ist jetzt zwar vielleicht unbedeutend, aber in der letzten Unterrichtsstunde war das Thema. Die gebrochenen Akkorde bestehen ja aus 4 Tönen. Die Frage war, ob man nach dem ersten Ton, also der 32stel-Note, Pedalwechsel machen kann/soll oder nicht. Pedalwechsel ist ja nach nem Harmoniewechsel immer angebracht, aber in dem Falle find ich das jetzt nicht so schlimm, wenn man da nicht wechselt. Was meinst du dazu?

Wenn man einen Pedalwechsel macht, brummt der Bass nicht in die folgende Figur mit rein, das würde ich glaube ich deshalb so machen. Aber probiere doch mal beides aus und schaue, was dir besser gefällt, und warum. Nur weil es "nicht so schlimm" ist, nicht zu wechseln.. das wäre jetzt kein hinreichender Grund für mich. Wichtig scheint mir, unabhängig von der Pedalisierung, zu sein, dass die Bässe leise und sanft kommen, aber dennoch bestimmt und "on point". Denn sie sind der rhythmische und harmonische Unterbau.
 

Zurück
Top Bottom