
Centurio
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- 25.05.2025
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Liebe Community,
ich bin ganz neu hier im Forum und hoffe, dass ich mit meinem ersten Beitrag nicht gleich ein Thema eröffne, das schon unzählige Male behandelt wurde. Die Suchfunktion hat mir nur 2 Ergebnisse gebracht, die das Thema zwar auch mitbehandeln, aber entweder das Gespräch dann in eine andere Richtungen verlaufen ließen, oder keine ausführlichen Auskünfte zutage gebracht haben.
Na jedenfalls, lasst mich wissen - gerne auch mit Verweis darauf - wenn es irgendwo ausführliche Informationen dazu gibt: es geht um Blüthners Patentmechanik.
Ich bin im Begriff, einen schönen alten Blüthner 6 (190cm) aus dem Jahre 1913 mit Patentmechanik und ohne Aliquot System (dafür mit hübscher Jubiläumsgusseisenplatte) zu erwerben. Technisch sollte die Mechanik bestens überholt und reguliert sein - so das sehr vertrauenswürdige Pianofachgeschäft bzw. dessen Klavierbaumeister. Zudem wurden zahlreiche technischen Funktionen überprüft und einige Dinge erneuert, so der Resonanzboden, die Stimmwirbel, die Saiten sowie die Hammerköpfe. Optisch ist das Instrument dem Alter entsprechend abgenutzt, aber das finde ich eigentlich recht charmant: Originallack, damals wohl schwarzer Schellack, mit einigermaßen Abnutzungsspuren und einem schönen, leicht schnörkeligem Notenpult. Ich hatte schon die Freude das Instrument für 1 - 2 h anzuspielen und war davon eigentlich schon sehr positiv gestimmt (meine Frau im Übrigen auch). Der Klang ist romantisch warm, wie man es so oft in Beschreibungen liest, aber nicht zu weich (vermutlich durch das fehlende Aliquot) was dem Klang etwas Klarheit und Modernität verleiht.
Ich habe im Rahmen meiner Suche nach einem Flügel schon das ein oder andere Instrument von namhaften Herstellern angespielt und erkenne auch als nicht-Profi Unterschiede im Anschlag und Klang, habe aber mit Sicherheit (eventuell noch) keinen ausgeprägten Sinn zum Erkennen allerfeinster Charakteristika. Vielleicht lag es auch einfach an der Kürze der Zeit, die ich stets zum Anspielen hatte.
Aber nun zum eigentlich Thema, oder vielleicht auch ein Bisschen zu mir: Ich bin ambitionierter Laie, kein Profi, habe weder besonderes Wissen in der Handwerkskunst der Klavierbaumeister, noch in der Musik generell - dafür aber Ambitionen, durchaus irgendwann einmal auf annähernd professionellem Niveau zu spielen. D.h. ich spiele derzeit seit ca. 2,5 Jahren täglich 1 - 3 Stunden akustisch auf einem Zimmermann 114, und gut und gerne auch noch weitere 1 - 3 nächtens, dann aber digital und mit Kopfhörern auf einem Roland FP30X. Beide Instrumente sind musikalisch und haptisch fernab von optimal, aber derzeit habe ich eben nichts anderes. Angefangen habe ich zwar bereits in der Kindheit, jedoch hat mich die Leidenschaft damals nie wirklich gepackt, und ich habe aufgehört. Über 15 Jahre später ist das Feuer dann entflammt.
Hauptsächlich spiele ich Musik aus der Klassik und Romantik, mein Liebling ist Chopin, aber auch Schumann, Beethoven, Mozart und natürlich der große Bach, dürfen nicht in meinem Übungsprogramm fehlen. Gelegentlich, seit Kurzem, versuche ich mich auch an der Improvisation. Ab und an etwas Liszt und irgendwann wage ich mich eventuell auch an Musik jenseits des 19. Jahrhunderts - noch jedenfalls nicht.
Und da kommen wir auch schon voll ins Thema rein. Die wenigen Quellen, die ich zu diesem Thema konsultieren konnte haben mir Folgendes nähergebracht:
Blüthners Patentmechanik ist - sofern sie gut reguliert ist - extrem fein nuancierbar zu spielen, vor allem in leisen Passagen. Sie fühlt sich weich an, lässt die Finger 'singen' ist aber durch das weiche, federnde Anschlagsgefühl auch in der Repetition etwas eingeschränkt - zumindest im Vergleich mit modernen doppelten Repetitionsmechaniken wie der von Renner und angeblich selbst im Vergleich zu einigen anderen deutschen Mechaniken der damaligen Zeit.
Nun sollen ja gerade diese Charakteristika besonders prädestiniert für Musik von Klassik bis Romantik sein, doch wie sieht es aus, wenn ich mich in ein paar Jahren plötzlich mit modernen Stücken und schnelleren Tremoli/Triller, höheren Repetition und extremeren Staccati eingehend befassen möchte? Werde ich da spürbar eine Einschränkung durch die trägere Mechanik merken?
Ganz abgesehen von dem antiken Charakter und dem Charme den diese alten Flügel haben, muss ich auch aus rein finanziellen Gründen zu einem Instrument unterhalb der 10.000 Euro greifen, was hier zutreffend wäre. D.h. ein neuerer Salonflügel in gutem Zustand und Renner-Mechanik wird es wohl nicht werden.
Daher würde ich eher Vergleiche mit anderen Instrumenten dieser Zeit heranziehen: Schneiden bspw. die Mechaniken aus Ibach-, Bechstein- oder Steingräber-Flügeln (oder auch von anderen Herstellern) aus dieser Zeit deutlich besser im Repetierverhalten ab? Einen alten Ibach-Flügel konnte ich eine Zeit lang anspielen und war recht zufrieden damit, allerdings auch nicht begeistert vom Klang. Ich habe das Gefühl, dass der Blüthner mir rein emotional besser gefallen hat. Nun jedoch kommen mir die Überlegungen bzgl. der Mechanik und deren 'Grenzen' - sofern ich diese überhaupt zu Lebzeiten erreichen sollte.
Es kann natürlich aber auch sein, dass ich dieses Thema einfach etwas übertheoretisiere und eine gut eingestellte Mechanik jedwelchen Herstellers dieser Zeit funktioniert auch für virtuose Passagen mit schnellen Anschlägen gut - die richtige Technik des Spielers selbstverständlich vorausgesetzt.
Ich würde mich wirklich sehr über Erfahrungen von Spielern der Patentmechanik von Blüthner, die auch Vergleiche zu anderen Mechaniken haben, freuen.
Weiterhin hoffe ich, dass ich den Beitrag nicht zu sehr unnötig aufgebläht habe - ich erachtete ein wenig Hintergrundinformationen zu meiner Situation und meinem Kenntnisstand für hilfreich, um hier gezielter Auskünfte geben zu können.
Viele herzliche Grüße und besten Dank im Voraus!
André
ich bin ganz neu hier im Forum und hoffe, dass ich mit meinem ersten Beitrag nicht gleich ein Thema eröffne, das schon unzählige Male behandelt wurde. Die Suchfunktion hat mir nur 2 Ergebnisse gebracht, die das Thema zwar auch mitbehandeln, aber entweder das Gespräch dann in eine andere Richtungen verlaufen ließen, oder keine ausführlichen Auskünfte zutage gebracht haben.
Na jedenfalls, lasst mich wissen - gerne auch mit Verweis darauf - wenn es irgendwo ausführliche Informationen dazu gibt: es geht um Blüthners Patentmechanik.
Ich bin im Begriff, einen schönen alten Blüthner 6 (190cm) aus dem Jahre 1913 mit Patentmechanik und ohne Aliquot System (dafür mit hübscher Jubiläumsgusseisenplatte) zu erwerben. Technisch sollte die Mechanik bestens überholt und reguliert sein - so das sehr vertrauenswürdige Pianofachgeschäft bzw. dessen Klavierbaumeister. Zudem wurden zahlreiche technischen Funktionen überprüft und einige Dinge erneuert, so der Resonanzboden, die Stimmwirbel, die Saiten sowie die Hammerköpfe. Optisch ist das Instrument dem Alter entsprechend abgenutzt, aber das finde ich eigentlich recht charmant: Originallack, damals wohl schwarzer Schellack, mit einigermaßen Abnutzungsspuren und einem schönen, leicht schnörkeligem Notenpult. Ich hatte schon die Freude das Instrument für 1 - 2 h anzuspielen und war davon eigentlich schon sehr positiv gestimmt (meine Frau im Übrigen auch). Der Klang ist romantisch warm, wie man es so oft in Beschreibungen liest, aber nicht zu weich (vermutlich durch das fehlende Aliquot) was dem Klang etwas Klarheit und Modernität verleiht.
Ich habe im Rahmen meiner Suche nach einem Flügel schon das ein oder andere Instrument von namhaften Herstellern angespielt und erkenne auch als nicht-Profi Unterschiede im Anschlag und Klang, habe aber mit Sicherheit (eventuell noch) keinen ausgeprägten Sinn zum Erkennen allerfeinster Charakteristika. Vielleicht lag es auch einfach an der Kürze der Zeit, die ich stets zum Anspielen hatte.
Aber nun zum eigentlich Thema, oder vielleicht auch ein Bisschen zu mir: Ich bin ambitionierter Laie, kein Profi, habe weder besonderes Wissen in der Handwerkskunst der Klavierbaumeister, noch in der Musik generell - dafür aber Ambitionen, durchaus irgendwann einmal auf annähernd professionellem Niveau zu spielen. D.h. ich spiele derzeit seit ca. 2,5 Jahren täglich 1 - 3 Stunden akustisch auf einem Zimmermann 114, und gut und gerne auch noch weitere 1 - 3 nächtens, dann aber digital und mit Kopfhörern auf einem Roland FP30X. Beide Instrumente sind musikalisch und haptisch fernab von optimal, aber derzeit habe ich eben nichts anderes. Angefangen habe ich zwar bereits in der Kindheit, jedoch hat mich die Leidenschaft damals nie wirklich gepackt, und ich habe aufgehört. Über 15 Jahre später ist das Feuer dann entflammt.
Hauptsächlich spiele ich Musik aus der Klassik und Romantik, mein Liebling ist Chopin, aber auch Schumann, Beethoven, Mozart und natürlich der große Bach, dürfen nicht in meinem Übungsprogramm fehlen. Gelegentlich, seit Kurzem, versuche ich mich auch an der Improvisation. Ab und an etwas Liszt und irgendwann wage ich mich eventuell auch an Musik jenseits des 19. Jahrhunderts - noch jedenfalls nicht.
Und da kommen wir auch schon voll ins Thema rein. Die wenigen Quellen, die ich zu diesem Thema konsultieren konnte haben mir Folgendes nähergebracht:
Blüthners Patentmechanik ist - sofern sie gut reguliert ist - extrem fein nuancierbar zu spielen, vor allem in leisen Passagen. Sie fühlt sich weich an, lässt die Finger 'singen' ist aber durch das weiche, federnde Anschlagsgefühl auch in der Repetition etwas eingeschränkt - zumindest im Vergleich mit modernen doppelten Repetitionsmechaniken wie der von Renner und angeblich selbst im Vergleich zu einigen anderen deutschen Mechaniken der damaligen Zeit.
Nun sollen ja gerade diese Charakteristika besonders prädestiniert für Musik von Klassik bis Romantik sein, doch wie sieht es aus, wenn ich mich in ein paar Jahren plötzlich mit modernen Stücken und schnelleren Tremoli/Triller, höheren Repetition und extremeren Staccati eingehend befassen möchte? Werde ich da spürbar eine Einschränkung durch die trägere Mechanik merken?
Ganz abgesehen von dem antiken Charakter und dem Charme den diese alten Flügel haben, muss ich auch aus rein finanziellen Gründen zu einem Instrument unterhalb der 10.000 Euro greifen, was hier zutreffend wäre. D.h. ein neuerer Salonflügel in gutem Zustand und Renner-Mechanik wird es wohl nicht werden.
Daher würde ich eher Vergleiche mit anderen Instrumenten dieser Zeit heranziehen: Schneiden bspw. die Mechaniken aus Ibach-, Bechstein- oder Steingräber-Flügeln (oder auch von anderen Herstellern) aus dieser Zeit deutlich besser im Repetierverhalten ab? Einen alten Ibach-Flügel konnte ich eine Zeit lang anspielen und war recht zufrieden damit, allerdings auch nicht begeistert vom Klang. Ich habe das Gefühl, dass der Blüthner mir rein emotional besser gefallen hat. Nun jedoch kommen mir die Überlegungen bzgl. der Mechanik und deren 'Grenzen' - sofern ich diese überhaupt zu Lebzeiten erreichen sollte.
Es kann natürlich aber auch sein, dass ich dieses Thema einfach etwas übertheoretisiere und eine gut eingestellte Mechanik jedwelchen Herstellers dieser Zeit funktioniert auch für virtuose Passagen mit schnellen Anschlägen gut - die richtige Technik des Spielers selbstverständlich vorausgesetzt.
Ich würde mich wirklich sehr über Erfahrungen von Spielern der Patentmechanik von Blüthner, die auch Vergleiche zu anderen Mechaniken haben, freuen.
Weiterhin hoffe ich, dass ich den Beitrag nicht zu sehr unnötig aufgebläht habe - ich erachtete ein wenig Hintergrundinformationen zu meiner Situation und meinem Kenntnisstand für hilfreich, um hier gezielter Auskünfte geben zu können.
Viele herzliche Grüße und besten Dank im Voraus!
André