Bin ich auf den richtigen Weg?

  • Ersteller des Themas pingufreak83
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pingufreak83

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3. Sep. 2019
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Guten Abend zusammen,

ich bin schon seit einer ganzen Weile stiller Mitleser hier im Forum und hätte nun ein paar Fragen an Euch. Ich spiele seit ca. 4-5 Monaten Klavier mit Unterricht und würde gerne wissen, ob mein Weg sich für euch richtig anfühlt oder eher nicht. Oder ob ich etwas ändern sollte.

Eckdaten:
- 36 Jahre (nie zu alt?)
- keine Erfahrung im Notenlesen, klappt aber mittlerweile langsam (kann man immer lernen?)
- Etüden lerne ich bevorzugt direkt auswendig (fehler?)
- kein Vom-Blatt-Lesen bis jetzt (auswendig lernen kontraproduktiv? ist VBL extrem wichtig?)
- 14 Jahre Erfahrung mit E-Gitarre, E-Bass im Bereich Jazz, Rock, Funk und Metal, ein bisschen virtuos (Lead-Gitarre), Musikpädagogisch schon etwas Erfahrung, richtige Herangehensweise

Ich gehe fast ca. jede Woche zum Klavierunterricht. Mit meinem Klavierlehrer verstehe ich mich sehr gut, er ist Organist, auf dem Boden geblieben, kann sehr gut spielen. Hat aber auch seine Ecken und Kanten, ich mag an ihn, dass er nicht abgehoben ist. Der Unterricht findet auf einem günstigen E-Piano statt, das stört mich aber nicht, ich habe aber oft gelesen, dass das ein NoGo ist. BTW, kann man mit dem NoGo leben, bis man ein gewisses Repertoire auf dem Kasten hat, oder muss es unbedingt von Anfang an ein akustisches Instrument sein? In der Stadt ist das nämlich nicht ohne Weiteres möglich. Der Lehrer bremst mich immer, da ich immer zu schnell weiter möchte. Genau das brauche ich, weil mir ist das auch bei der Gitarre aufgefallen, dass ich immer zu schnell einen Schritt weiter gegangen bin. Es läuft oft so ab, dass er mir ein Stück zeigt, wir die Vorgehensweise zum Lernen besprechen und ich das dann in den nächsten beiden Stunden vorspiele. Von der Unterrichtszeit her spiele ich vielleicht selbst nur 1/4 der Zeit. Das hat sich für mich am Anfang nicht normal angefühlt, mittlerweile klappt das aber in der Form richtig gut. Den Rest der Zeit analysieren wir Stücke, er zeigt mir wie ich an die Sachen ran gehen muss etc. Wenn es zu viel ist, beenden wir den Unterricht früher. Ich habe das Gefühl, dass er genau weiß, wo meine Grenzen sind. Das finde ich gut, denn so lerne ich genauer und das Verhältnis scheint zu stimmen. Ich schaue deswegen auch nicht auf die Uhr. Wir arbeiten von Anfang an mit dem Buch "Die schönsten Etüden von Czerny bis Chopin" vom Heumann Verlag. Ich habe mir relativ schnell zwei E-Pianos zugelegt, da ich zwischen zwei Orten pendele, aber immer die Möglichkeit zum Üben haben möchte. 1x ein FP30 (Zweitpiano) und 1x ein CA58 (Hauptpiano). Ich übe jeden Tag um die 2-3 Stunden, mehr geht leider nicht. Die Fingersätze der Dur- und Moll-Tonleiter kann ich fast alle flüssig inkl. Dreiklänge / Akkorde. Von dem Buch kann ich ca. 15 Etüden (quer Beet) schon auswendig spielen. Darunter z.B. Tarantella, Das Gewitter oder La Campanella. Die Dynamik und das Gefühl stimmen noch nicht, aber es wird von Tag zu Tag besser. Die Stücke laufen im Großen und Ganzen ohne fehlerhafte Noten durch. Zumindest auf meinen beiden Pianos. Bei dem Piano von meinem Lehrer habe ich immer starke Schwierigkeiten, da die Tasten wesentlich leichtgängiger sind und es keinen Druckpunkt gibt (YDP 116). Oder weil mir jemand beim Spielen zusieht und ich nicht ganz bei der Sache bin. Letztendlich sehe ich das aber positiv, denn ich will mit sehr vielen verschiedenen Instrumenten Erfahrungen sammeln und auch, dass ich durch Zuschauer nicht abgelenkt werde. Das kann nur besser werden. Ich denke das ist, wie bei der Gitarre, nicht verkehrt, um herauszufinden, was gut und was schlecht ist. Zudem ist das Meiste ja so oder so Kopfsache. Das Instrument, wenn noch keine Virtuosität gefordert wird, eher zweitrangig. Oder sehe ich das falsch?

Ich gehe immer so vor, dass ich die Stücke ganz langsam Takt für Takt von hinten nach vorne lerne und dann direkt auch auswendig. Dabei unterteilen wir die Stücke in logische Häppchen. Das auswendig Lernen dauert pro Etüde ca. 2 Tage (Abende). Danach spiele ich die immer wieder durch, ohne Noten. Wenn irgendwo Fehler sind, spiele ich nicht von Anfang, sondern nur ab der Stelle wo ich den Fehler gemacht habe. Mehrmals hintereinander, bis es sitzt. Oft spiele ich danach, nach ein paar Tagen, immer noch falsch und muss die Vorgehensweise wiederholen. Das dann über mehrere Tage. Irgendwann läuft es dann flüssig.

Ich habe am ganz am Anfang, vor dem Klavierunterricht, über Youtube mit dem türkischen Marsch angefangen und habe mir recht mühsam alle Teile von Thomas Forschbach durchgearbeitet. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass das totale Zeitverschwendung war und extrem ineffektiv. Mittlerweile kann ich es spielen, jedoch selten fehlerfrei, dazu wenig Ausdruck. Ich denke ich muss das mit Noten und mit richtigen Fingersätzen nochmal neu lernen. Das Stück hat mein Lehrer erstmal, zu Recht, zur Seite gelegt. Das ist viel zu früh.

Jetzt habe ich einiges geschrieben und hoffe, dass ich in etwa ein Bild von meiner jetzigen Situation wiedergeben konnte.

Fühlt sich für Euch der Weg richtig an?
Wie lange darf man an so einem Buch arbeiten, also ich meine wie lange darf das dauern, bis man alle Stücke spielen kann?
Kann ich meinen Workflow irgendwie verbessern?
Spiele ich zu viel oder zu wenig? Gibt es Grenzen und muss das im Kopf erstmal reifen, oder ist das egal?
Gibt es sinnvolle Videos oder Texte, die eine gute Herangehensweise erklären?
Gibt es außerhalb vom Klavierunterricht Dinge die Sinn machen? (Workshops oder weitere Literatur?)

Mein Ziel ist auf jeden Fall effizienter zu üben, sodass ich schneller die Ziele erreiche. Falls Ihr mir dafür ein paar Tipps auf dem Weg geben könntet, wäre das richtig toll :)!

Danke!

Lg

Pingu
 
Zuletzt bearbeitet:
Heiliger Bim Bam, nach 4-5 Monaten 15 Etüden...... und dann noch alles auswendig.

Wenn ich solches lese muss ich wieder mal sehr an mir zweifeln, sowas könnt ich nie im Leben, ich kann auch nach 3 Jahren Unterricht praktisch nix auswendig :020: was mach ich bloss falsch?
 
Ehrlich gesagt bin ich ein wenig skeptisch, was deine Schilderung angeht... Aber warte mal ab was die Foren-Schwergewichte dazu sagen :-)
 
Hallo, also ich glaube es gibt wohl viele Wege es zu lernen, jeder KL hat da wohl seine eigene Strategie um sich auf die Fähigkeiten seiner Schüler einzustellen.

Ich habe im August angefangen und kenne auch die Sachen, die Thomas Forschbach macht.
Ich finde solche Tutorial-Videos vermitteln einem den Eindruck "Wie kann ich ganz leicht und ganz schnell ohne "Noten-Lern-Aufwand" Klavierspielen lernen. Das passt irgendwie auch in unsere Zeit …. alles schnell schnell mit dem geringstmöglichen Einsatz...
Das ist für mich nicht "Klavierspielen-Lernen". Ich sehe mir auch gerne mal Youtube-Videos an, die sich aber auschließlich um Techniken und Theorie drehen (da gibt es ganz tolle!) und das natürlich zusätzlich zu dem was ich mit meinem KL mache.

Bei uns laufen die Stunden ungefähr so ab: Wir nehmen uns ein Stück nach Absprache vor, dann analysieren wir erstmal Takt etc. Dann Abschnitt für Abschnitt zuerst die Noten... was ist zu beachten, "was fällt dir dabei auf"... etc. Dann die Hände einzeln, dann zusammengesetzt. Das wird als Hausaufgabe anschließend geübt und beim nächsten Mal vorgespielt. Er achtet auch sehr darauf, dass auch die kleinen Abschnitte "schön" und ausdrucksvoll gespielt werden. Für ihn ist es wichtiger die Teile "schön" zu spielen als fehlerfrei. Er meint, die Fehler geben sich dann von selbst, wenn man die Musik erstmal richtig verstanden hat. Und bei mir ist das irgendwie auch so.

Für mich ist das natürlich schön, weil es einem so auch die Vorspielangst nimmt.
Außerdem läuft er auch öfters mal um mich herum wenn ich spiele und prüft ob meine Sitzposition richtig ist, ob der Winkel meiner Hände stimmt etc...
Das fand ich erst komisch aber er meinte, "wenn die Basis nicht stimmt schadest Du Deinen Händen".
Nicht zuletzt haben wir ganz viel Spaß und lachen viel. Es geht nichts über einen Klavierlehrer! Kein Video kann einem die kleinen Tricks und Tipps verraten, die es einem an manchen Stellen, an denen man am Liebsten verzweifeln möchte, plötzlich viel einfacher machen.
Ich kann so viel auch nicht auswendig und bin auch noch nicht so richtig Noten-sicher. Aber ich fühle mich sicherer, wenn ich die vor meinen Augen habe.

Ich glaube Du solltest vielleicht von dem Vorhaben abgehen "schneller Deine Zeile erreichen zu wollen".

Wenn es Dein Ziel ist "richtig" Klavierspielen zu lernen, dann solltest Du Dir vielleicht mehr Zeit für den Ausdruck nehmen. Das erfüllt einen auch selbst beim Spielen viel mehr.
Aber das sage ich als Anfänger, vielleicht meldet sich ja einer von den Profi hier nochmal dazu.

Viele Grüße
Anke
 
Zuletzt bearbeitet:
Du übst reichlich, 2-3h am Tag ist ja mal richtig viel. Du hast einen Lehrer, mit dem Du gut klar kommst, das beides zusammen ist schon mal ein Großteil dessen, was es braucht.

Deine Instrumente und die des Lehrers kenne ich nicht, da kann ich nichts zu sagen. Es muss meines Erachtens kein eigenes akustisches Instrument sein, wenn das finanziell nicht drin ist, allerdings würde ich zumindest von einem Lehrer schon erwarten, dass er eines hat. Digis und akustische spielen sich unterschiedlich... Aber für den Anfang reicht das sicher.

Das mit dem Notenlesen ist eine Frage der Zeit. Ich hab anfangs die leichten Stücke einmal gespielt, konnte sie auswendig und hab nie wieder in die Noten geguckt. Das ändert sich, wenn die Stücke nach und nach schwerer und länger werden. Und vor allem, wenn man auf den Tasten etwas sicherer wird und den Blick in den Noten lassen kann. Anfangs trainiert man sich quasi zum auswendig spielen, wenn man die Noten liest, sich die merkt und dann mit den Augen die Tasten dazu sucht.
 
Also ich bin kein Experte und ich weiß nicht welchen Umfang die Etüden haben (ich gehe jetzt Mal davon aus dass du nicht wirklich la Campanella spielst ) aber meine Lehrerin hat mir Mal erklärt dass es anfangs wichtig ist viele aber dafür sehr kleine Stücke zu spielen sodass man immer dazu gezwungen ist neue Noten zu lesen, Betonungen und Rhythmen zu lernen.
Dann kommt das fließende lesen vom Blatt irgendwann von ganz alleine.
 
Was mir noch auffällt, du schreibst dass Dynamik und Spielgefühl noch nicht stimmen. Ich (kein Experte) denke dass das ein Zeichen dafür ist, dass die Stücke noch etwas zu anspruchsvoll sind. Spiele einfache Dinge, aber dafür richtig, daraus kannst du mehr mitnehmen und Taste dich dann langsam heran. :023:
 
Scherz beiseite. Der nächste Step sollte sein, Literatur im Original zu spielen.
Meines Wissen sind im Buch die Originalnoten.
Auf dem Einband ist auch kein Hinweis darauf zu finden, dass es sich um Bearbeitungen handelt.
In dem Fall wäre der genannte Stand (über ein Dutzend Etüden auswendig, darunter auch solch „etwas anspruchsvollere“ Sachen wieLa Campanella...) nach 4-5 Monaten schon sehr bemerkenswert und außergewöhnlich.

Aber vielleicht werden hier, ich will nichts unterstellen, auch einfach nur ein paar Stöckchen geworfen...?:denken:
 

Auch in der Sekunde gesehen! Hätte mich doch sehr gewundert... Auf Heumann ist halt verlass :003:
 
Nicht alle, hätte mich bei diesem Herausgeber auch gewundert.
Im Online verfügbaren Inhaltsverzeichnis steht "F. Liszt/Arr.: La Campanella, Paganini-Etüde Nr. 3"
(Hervorhebung von mir)
Danke

Nichtsdestotrotz vermute ich, dass dieses Stück zu den anspruchsvolleren im Buch gehören dürfte und es auch in der bearbeiteten Fassung (Heumann wird es ja kaum auf „Hänschenklein-Niveau“heruntergebrochen haben) bemerkenswert ist, wenn ein blutiger Anfänger von sich behaupten kann, es zu beherrschen.

Das kommt mir schon etwas spanisch vor...
 
Fühlt sich für Euch der Weg richtig an?

Nö.

Falls Ihr mir dafür ein paar Tipps auf dem Weg geben könntet, wäre das richtig toll :)!

Such dir nen anständigen KLAVIERlehrer, spiel keine arrangierten Etüden. Was ist das für ein Quatsch?
Wenn du NEBEN Originalliteratur mal eine Etüde (keine Konzertetüde...) spielst ist es durchaus nicht unüblich, die auswendig zu spielen. Die Brahms-Übungen sind zB gar nicht gänzlich niedergeschrieben, da ergibt sich die Fortführung von selbst.
 
Entschuldigung, ich kann bei der Schilderung nur facepalmen.

Da ist so viel Unsinn drin - nicht nur dass der Unterricht auf E-Piano stattfindet oder Heumann oder Forschbach verwendet werden - dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.

Aber ich fürchte, hier sind Ratschläge eh' vergebene Liebesmüh', da ich vermute, dass dann sowieso nichts als Rechtfertigungen kommen, warum das angeblich halt in dem Fall so laufen muss und warum das schon alles voll OK so ist.
 
Kleiner Verlgleich mit mir der jetzt auch 5 Monate Klavier spielt:

- Ich bin 38 Jahre alt und habe mal 1 Jahr Gitarre ohne Lehrer versucht und mich sonst in der Schule nichtmal für den Musikunterricht interessiert, dh keinerlei Erfahrung

- Ich nehme jede Woche 50 min Unterricht

- Ich habe einen neuen Yamaha C6X SH2 Flügel gekauft auf dem ich übe, in der Schule steht ein kleiner Yamaha Mini Flügel zum üben.

- Ich übe jeden Tag ausser auf Geschäftsreise (ca 3 Tage monatlich). Morgens mindestens 30 min und Abends im Schnitt 40 Minuten. Am Sonntag ein bsichen mehr.

- Vor 2 Wochen haben wir zum ersten mal das Pedalspiel begonnen

- Ich kann Stille Nacht jetzt langsam mit Pedal und Phrasierung spielen. Hundertprozent und vor allem vor dem Klavierlehrer sitzend passt es aber immer noch nicht 100%.

- Notenlesen klappt aber manchmal stockend. Von Blattspiel kann keine Rede sein.

- Ich spiele täglich Skalen: C Dur, A Moll (harmonsich und Melodisch), G Dur und E Moll bin ich jetzt. Das ganze rechte Hand, Linke hand, auseinander, parralel und Apreggio (links, rechts zusammen)

- Meine Finger und Bewegungen fangen langsam an frei von Verspannung und rund zu laufen, dabei klingt es auch langsam angenehm. Ich bekomme ein Gefühl für die Tasten und die Bewegung.

- Von La Campanella bin cih soweit weg wie ein 5 klässler von Quantentheorie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klingt aber doch schon Recht ordentlich:super:
 

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