Beschäftigung mit (viel) zu schweren Stücken

Ein (zu) schweres Stück angehen:

  • Habe ich auch schon mal gemacht - war ernüchternd

    Stimmen: 10 23,8%
  • Habe ich auch schon mal gemacht - war schön

    Stimmen: 26 61,9%
  • Will ich jetzt auch mal machen

    Stimmen: 0 0,0%
  • Mach ich nicht, weil ich eine andere Strategie verfolge

    Stimmen: 5 11,9%
  • Sonstiges

    Stimmen: 1 2,4%

  • Umfrageteilnehmer
    42
@Sesam, @Chrissi

ich kann euch nicht wirklich erklären, warum mir die Arbeit an der Campanella einen so großen Spaß macht, trotz der Tatsache, daß nicht zu erwarten ist, daß ich sie je beherrschen könnte. Fakt ist, daß es wunderschöne Lautmalerei und Harmonien für mich sind. Klavierspiel über einen weiten Oktavenumfang, wenn auch mit Schwerpunkt in den oberen Lagen. Der dritte Satz ist einfach herrlich, selbst langsam gespielt, finde ich (man kann manche Pianisten beim Schluß einknicken hören).
Aber irgendwann hört es für mich auch auf, mir selbst Fragen zu stellen :D
Ich bin sehr froh, daß ich das Klavierspiel mit der Freude und persönlichen Motivation habe, wie sie halt bei diesem Stück da ist, und ja schon über einen längeren Zeitraum...

Es geht und ging wirklich langsam vorwärts, aber was soll's... mehr weiß ich kaum zu sagen darüber.

klimpertante, das wie Du es beschreibst, so war es bis vor nicht allzu langer Zeit, als erste Teile dann mal auswendig gingen (ich meine, herumklimpern und sich auch mit dem unvollkommenen freuen). Als ich gemerkt habe, daß ich so aber nicht weiter vorankomme, habe ich das Metronom jetzt wieder im Einsatz...

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Für "unspielbar" halte ich das Stück an und für sich nicht. In jeder Dimension sehr schwierig, auch z.B. bei der musikalischen Gestaltung, das ja.

Ich weiß nicht, ob das eine von Pianisten geteilte Ansicht ist, aber: mir scheint, daß jedes Klavierstück ganz einfach eine völlig individuelle Bewegungsaufgabe für die Finger resp. Hände ist. Und zwar dermaßen individuell und einzigartig, daß ich mich beginne zu fragen, wo überhaupt zwischen Stücken und beispielsweise Etüden wirklich Synergien liegen können...

Aber wenn jedes Stück eine völlig individuelle und in jeder Sekunde einzigartige Bewegungsaufgabe ist, warum sich dann nicht an eine Bewegungsaufgabe wie die Campanella wagen...? Wobei, die "Aufgabe" in der reinen Bewegung natürlich nicht erschöpft ist - die Dimension der musikalischen, auch der rhythmischen, Gestaltung sollte man auch noch adequat auszufüllen versuchen (jetzt rede ich schon bald wie ein Lehrer... :oops:).

Man muß allerdings auch ein Konzept haben, wie man an eine solche Aufgabe rangeht. Ohne das bei meinem Digital-Piano eingebaute Metronom dabei vorzugehen, wäre für mich vollkommen undenkbar... das Auswendig-Lernen kann getrennt davon erfolgen, aber beim auf-Geschwindigkeit-bringen laufen so mannigfaltige geistige Prozesse ab, daß ich die Stütze einer präzise vorgegebenen und reproduzierbaren Geschwindigkeit unbedingt brauche. Hat man diese Geschwindigkeit im Griff, kann man sie etwas steigern, wieder den neuen Lernprozeß bewältigen, und so weiter.
Für eine schwierige Stelle ist dabei mein Ziel, einen sogenannten "inneren Blick" zu entwickeln. Hat man diesen, kann man die Stelle. Spielt man sie ohne diesen "inneren Blick", kann man sie nicht und sie gelingt nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit.

Das schöne ist, für jede Stelle oder Passage läßt sich dieser "innere Blick" letzten Endes entwickeln... man muß nur die (langsame) Geschwindigkeit finden, bei der die Stelle komplett sauber läuft, und diese z.B. mittels Metronom langsam steigern. Das mag Zeit kosten, und Arbeit sein, aber jedes Ziel sollte so irgendwann erreichbar sein, wenn man sich einen gewissen Grundstock an Technik schon erworben hat.
Vielleicht dauert das bei einem solchen Stück einfach zu lange. Noch bin ich jedenfalls gerne dabei.

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Aber auch wenn man eine gute Methode hat, ranzugehen, warten nach meiner Erfahrung bei diesem Stück viele viele Hürden, und zwar ganz unterschiedlicher Art...
Solange es einem gelingt, diese jeweils zu erkennen und zu lösen, geht es noch (schlimm ist nur, wenn man gar nicht klar beziffern kann, woran es liegt, daß man auf der Stelle tritt - dann kann man wohl auch keine Lösung finden. Bei genau solchen Problemen könnten dann wohl kompetente Lehrer mit ihrer Erfahrung einem hilfreich beistehen).

Soviel meine Gedanken dazu,

Schönen Gruß,
Dreiklang
 
@Dreiklang
Den Reiz der Campanella kann ich sehr gut verstehen, halte es aber lieber wie violapiano und spiele nur Stücke, die ich mit Strecken und vielleicht noch Hochspringen erreichen kann. Für die Campanella bräuchte ich eine große Leiter...
Aber so wie ich Dich verstehe, ist es für Dich ein Art "Lebensaufgabe" dieses Stück immer besser spielen zu können... Warum nicht?...
 
@Dreiklang
Den Reiz der Campanella kann ich sehr gut verstehen, halte es aber lieber wie violapiano und spiele nur Stücke, die ich mit Strecken und vielleicht noch Hochspringen erreichen kann. Für die Campanella bräuchte ich eine große Leiter...
Aber so wie ich Dich verstehe, ist es für Dich ein Art "Lebensaufgabe" dieses Stück immer besser spielen zu können... Warum nicht?...

Das trifft es tatsächlich irgendwo ;)
Campanella und Fantasie - diese beiden Stücke im Leben einmal schön spielen können, wäre eine wundervolle Ergänzung an "schönen Dingen, die man sich im Leben angesammelt hat".

Schönen Gruß! ;)
Dreiklang
 
Das trifft es tatsächlich irgendwo ;)
Campanella und Fantasie - diese beiden Stücke im Leben einmal schön spielen können,

Wer hat das mal gesagt? War das ich...??

Vergiß' es, Dreiklang!

Bei viel zu schweren Stücken kommt folgendes zum Tragen:

Man hat weder genug Zeit, noch Begabung, noch Ausdauer, ein solches Stück in den Griff zu bekommen. Die Campanella (ich habe die ersten drei und die letzten drei Seiten geübt), obwohl sie so schön ist, wurde mir nach 3 Monaten schließlich doch zu langweilig zu üben. Lange bevor das Stück vortragsreif gewesen wäre.

Außerdem gilt: wenn man mehr Erfahrung hat mit schweren Stücken, kann man ein neues schweres Stück auch schneller lernen.

Nicht nur eine technische Basis ist dann da, sondern auch mehr Erfahrung im Lernen selbst, in der Konzentration die man hat, und so fort...
 
noch vergessen:

ABER....:


es hat auch riesigen SPASS gemacht! :D:D:D Sonst wäre ich ja nicht ganze drei Monate dabei geblieben! Und ich bereue keinen einzigen Tag davon! Und ein bisschen gelaufen ist das Ding ja schließlich auch.

Also wer Lust hat, und sich mit dem in meinem vorigen Post gesagten arrangieren kann: nur 'ran an die Bouletten (sprich: Konzertpianisten-Stücke)

;)
 
an dem Stück laboriere ich seit 17 Jahren

Das ist ja schön! Ich wünsche Dir immer viel Freude damit! ;)

bei meiner Lieblingsaufnahme verschludert Yundi Li glaube ich einen über zwei Oktaven gehenden Tonsprung am Anfang, der schwierigste überhaupt auf der ersten Seite :cool: den wollte ich natürlich auch hinbekommen... ;)

Vieleicht sollte man gerade solche Stücke mit Hilfestellungen eines/r guten Klavierpädagogen/in angehen, denn gerade bei sehr schweren Stücken hat man schnell mal eine Stelle schon beim Üben für immer verbockt.

Möglich, aber bei mir lag es nicht daran. Ich bin auf jeden Fall niemand, der wirklich viel, hart, diszipliniert und konsequent übt (konzentriert allerdings schon), das ist das eine. Trotzdem war ich mit meinen selbst erreichten Fortschritten immer zufrieden. Vielleicht hätte jemand mit Erfahrung mir wertvolle Tipps geben können - vielleicht wäre ich auf die für mich wichtigen Dinge letztlich trotzdem nur von allein gekommen... man weiß das nie...

Tatsache ist, daß der Reiz des Stückes irgendwann einmal weg war, natürlich ohne daß es vortragsreif war. Ich suche mir dann immer ein neues Betätigungsfeld...
Im Moment ist das z.B. Komponieren, und ich bin Feuer und Flamme... :) Aber was ich da komponiere, wird auch nicht so schwer.

Mit der Motivation, dem Reiz, wächst auch die Energie, die ich für etwas aufwenden möchte. Manche Dinge zu tun, würde mich einfach nicht reizen, also laß ichs...

Übrigens, bei der C. habe ich den größten Teil der technischen Fortschritte natürlich auch wieder durch das Metronom erzielt. Ich bin wohl ein Metronommensch - bei mir funktioniert das wunderbar. Manchmal braucht man aber auch eine zündende Idee, wenn man mal nicht mehr weiterkommt. Z.B. muß man manchmal die Augen bewußt vorher auf eine Zielstelle richten, während die Hände das andere noch von selbst weiterspielen, damit ein Sprung-Übergang gelingt.
Ich hatte nicht den Eindruck, daß ich mal eine Stelle "verbockt" hätte. Ich kam halt immer nur zu einem bestimmten Punkt, sie gut hinzukriegen.

Viele Grüße an alle C.-Fans!
Dreiklang
 

Habe ich jetzt so nicht gehört, - mein Tipp für diesen Sprung: den unteren Ton in die linke Hand!!!

Ich erinnere mich: ich habe ab und zu mal Töne rH/lH gegenüber der Partitur anders aufgeteilt, weil es für mich so besser ging.

Ich hab' jetzt nochmal nachgesehen: Yundi läßt ganz elegant ;) den obersten Ton bei dem 2-Oktav-Tremolo unter den Tisch fallen (bzw. vielleicht trifft er ihn nur stumm, bzw. nicht hörbar), und zwar in Takt 10 und Takt 18.
 

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