Berufschancen

Hier liegt ein grundsätzlicher Irrtum vor. Es ist selten der Beste, der am berühmtesten oder am bestverdienensten ist. Die sogenannten Experten sind meistens nicht die schlauesten. Aber diese Leute haben sich besser positioniert.

Es sind auch nicht die Leute die reichsten, die am härtesten arbeiten. Dann wären wahrscheinlich die Kohlearbeiter unsere Millionäre... Die Besserverdiener sind die, die die höchste Wertschöpfung erzielen, zumindest nach kapitalistischen Maßstäben.
 
Hallo allerseits,

Stilblüte hat schon recht, das Gespräch ist so gesehen noch nicht zu Ende.

In Anbetracht der Interessenlage plädiere ich hier mal für A und B. Ich erkläre mich auch bereit am morgigen Tag, einen der beiden Gesprächsfäden wieder
aufzunehmen. (Da würfele ich dann, welcher es wird...)
Fabians Analyse folgend leiste ich mir diesen Luxus mal, weil ich morgen meine Wertschöpfung schon recht schnell zu einem zufriedenstellenden Punkt gebracht haben werde.

Beste Grüße
Claudius
 
Hier liegt ein grundsätzlicher Irrtum vor. Es ist selten der Beste, der am berühmtesten oder am bestverdienensten ist. Die sogenannten Experten sind meistens nicht die schlauesten.

interessanter Gedanke - das legt ja nahe, das Streben zu den besten zu gehören, ad acta zu legen, was in Konsequenz das Schlagwort der "Leistungsgesellschaft" aushebelt (sollte man im Fall eines komplizierten Trümmerbruchs zum besten Chirurgen oder zum bestverdienenden Chirurgen gehen? konsequent wäre, zum Arzt mit größter Yacht zu gehen) :D - - - stattdessen verbirgt sich ein rein wirtschftlicher (pekuniärer) Erfolg als einziger Wert der Bemessung hinter solchen Gedanken. Da in einem Rechtsstaat "ohne Kläger kein Beklagter" gilt, kann man zaglos als Mafioso pekuniäre Karriere machen (so lange man nicht erwischt wird) :D, und eine Karriere als Mafioso ist locker in der Lage, den Bemessungswert (Einnahme) der Karrieren in klassischer Musik zu überbieten (und zwar turmhoch)

Gruß, Rolf

als kleiner amüsanter Anhang:
man kann es auch wie Heinrich Heine (nach wie vor aktuell) sehen:
Es saß ein brauner Wanzerich

Auf einem Pfennig und spreizte sich

Wie ein Rentier, und sprach: »Wer Geld hat,

Auch Ehr und Ansehn in der Welt hat.

Wer Geld hat, ist auch lieblich und schön —

Es kann kein Weib ihm widerstehn,-

Die Weiber erbleichen schon und zittern,

Sobald sie meinen Odem wittern.

Ich habe manche Sommernacht

Im Bett der Königin zugebracht,-

Sie wälzte sich auf ihren Matratzen,

Und mußte sich beständig kratzen.«

Ein lustiger Zeisig, welcher gehört
Die prahlenden Worte, war drob empört:
Im heiteren Unmut sein Schnäbelein schliff er,
Und auf das Insekt ein Spottlied pfiff er.

Gemein und schmutzig, der Wanzerich,
Wie Wanzen pflegen, rächte er sich:
Er sagte, daß ihm der Zeisig grollte,
Weil er kein Geld ihm borgen wollte.



Und die Moral? Der Fabulist
Verschweigt sie heute mit klugem Zagen,
Denn mächtig verbündet in unseren Tagen
Das reiche Ungeziefer ist.
Es sitzt mit dem Geldsack unter dem Arsch
Und trommelt siegreich den Dessauer Marsch.
 
i stattdessen verbirgt sich ein rein wirtschftlicher (pekuniärer) Erfolg als einziger Wert der Bemessung hinter solchen Gedanken.


Hallo,

da gibt es doch noch den schönen Spruch: "die meisten werden so lange befördert, bis sie den Gipfel ihrer Unfähigkeit erreicht haben." ( oder so ähnlich)

Aber Fabian hat so unrecht nicht - wenn ich sehe, was sich so alles in den Medien, besonders im Fernsehen tummelt und z.T. ein "Schweinegeld" damit verdient ...:?.

Im klassischen Sektor muss man es sicher differenziert betrachten, aber mich stört schon auch, dass besonders weibliche Pianisten oft aussehen wie Models ( wo sind denn die anderen??) und ob bei Wettbewerben immer der Beste gewinnt, ist ja schon immer ein heiß umkämpftes Thema gewesen.

Ansonsten habe ich heute in der Zeitung gelesen, dass man mit dem Angebot "Meditation im Kuhstall" für gestresste Manager viel Geld verdienen kann... Also könnten wir uns doch alle zusammentun und für die gleiche Zielgruppe z.B. Klangmassagen im mozart,schen Ambiente anbieten: der arme Manager legt sich auf den Klavierdeckel und geniesst die Vibrationen von Mozart's Klaviermusik .....:D. Wenn Kühe dabei mehr Milch geben, kann sich das auf Manager doch auch nur positiv auswirken::rolleyes:.

Viele Grüße

chiarina

P.S.: Ich meinte jetzt aber nicht, dass die Kuh aufs Klavier soll!:D
 
Ich finde durchaus, dass Humor eine Sache würzen kann. aber hier iost ja insbesondere Stilblüte betroffen, die diese Beiträge sicher nicht mit der gleichen humorigen Leichtigkeit lesen wird.

Deshalb wäre es doch hilfreich, wenn die Fachleute mal den von ihre angesprochenen Punkt a) näher ins auge fassen würden.

dies betrifft z.b. die Frage, wer ein guter Pianist ist und wodurch man sich von Anderen abheben kann.

Dass Stilblüte das Potential bereits jetzt hat, ein Publikum mit ihrem Spiel zu erreichen und auch zu berühren scheint doch ausser Frage. Weitere Fortschritte im Profilager sind auf Grund des Hochschulstudiums sicher zu erwarten. Es geht auch nie darum, den Weg zum Gipfel, wo der auch immer sein mag, genau zu vermessen sondern festzustellen, dass es aufwärts geht. Und dies ist ja bisher gewährleistet,, wie alle mitbekommen.
 
warum werde ich das gefühl nicht los, hier möchte sich wer auch irgendwie publizieren ?:rolleyes:
 
Hallo Yannick,

ich habe Deinen Beitrag nicht so richtig verstanden:

warum werde ich das gefühl nicht los, hier möchte sich wer auch irgendwie publizieren

Was genau meinst Du damit?

Beste Grüße
Claudius
 
Hallo Stilblüte,
ich nehme den Faden wieder auf:

A) Wie entwickele ich ein musikalisches Profil und bilde, höre und spiele mich über den Durchschnitt?

Natürlich muss man in der ganzen Diskussion unterstellen, dass der Personenkreis, für den solche Fragen relevant ist, schon ein bestimmtes pianistisches Niveau habe muss. Ganz im luftleeren Raum lebt niemand und ein
bestimmtes Können am Instrument braucht man eben, um dann auch musikalisch wahrnehmbar zu werden.

Ich glaube, alle Möglichkeiten in diesem Szenario laufen auf Spezialisierung hinaus. Weil man mit einer Spezialisierung eben noch einen bestimmten Kreis an Menschen gezielt erreichen kann. Die große Zeit der vielen Universalpianisten ist, glaube ich, schon 50 Jahre vorbei.

Musikalische Nischen besetzen. Die Einspielung von Wagner Klavier-Musik
geht schon in die Richtung. Auch die Neue Musik kennt zahlreiche profilierte Pianisten und da es immer Neue Musik geben wird, die den Kontakt zu lebenden Interpreten sucht, wird die Möglichkeit, sich in diesem Feld zu engagieren auch nie enden. Aber Neue Musik ist nur ein Beispiel. Gerade Cross-Over und auch Pop (!ja!) hat Künstlern Bühnen und ein Profil gegeben.

Ich glaube, man kann sich selbst aber nicht ohne innere Hinwendung zur Sache spezialisieren. Sonst ist man nicht nur unglaubwürdig sondern wahrscheinlich auch unzufrieden, was das Publikum merkwürdigerweise eben merkt.
Aber man kann sich zu einer Sache instinktiv hinwenden, weil dort die eigenen Stärken liegen oder man kann sich zu einer Sache hinwenden, weil man das Potential und die Aufgabe erkennt. (Der Apetit kommt beim Essen, heißt es.)
Ich glaube, beide Wege sind gangbar.
Beide setzen aber eine intensive Auseinandersetzung mit der Materie selbst voraus. Um z.B. die Nische "deutsche Romantik und historische Aufführungspraxis" zu besetzen, muss man nicht nur über beide Felder sehr viel wissen sondern auch noch die Denk- und Spieltraditionen kennen und wissen, wer derzeit auf diesem Feld in welcher Weise profiliert ist.
Im Beziehen bestimmter Standpunkte und in der Abgrenzung zu anderen wird man zu einem eigenen, wahrnehmbaren Profil gelangen.
Das ist relativ intellektuell und theoretisch. Ich fürchte aber, das man als
Instinktkünstler in diesen Zeiten nur noch Möglichkeiten hat, wenn man sich der Marketing-Industrie zur Ausschlachtung anbietet. (Siehe Lang Lang)
Es gibt in meiner Erfahrung viele interessante Instinkt-Pianisten, die in der Regel aber sehr große Schwierigkeiten haben, sich im oben genannten Sinne zu profilieren.

Für das Studium heißt das wohl, sich rechtzeitig zu entscheiden und dann alle Resourcen in eine Richtung zu ballen. Hören und Lesen wie wild muss man natürlich vor dieser Entscheidung. Eine universelle pianistische Basis ist gut, aber man kommt glaube ich nicht umhin, sich für den oben beschriebenen Weg auch Lehrer zu suchen, die mehr als nur "universelles Klavierspiel" unterrichten. Für die normale Außenwelt ist man als Klavierprofessor schon ein großer Spezialist. Innerhalb der Fachwelt sind die wenigsten aber Spezialisten.
Das muss man bedenken.


Beste Grüße
Claudius
 
Meine Antwort zur Ausführung "a)" - kritisch wie schon die ganze Zeit in diesem Faden ;)

Wenn ich das richtig verstehe, kann man deine Antwort grob in einem Satz zusammenfassen:

Um ein musikalisches Profil zu bilden, sich über den Durchschnitt zu spielen und zu hören, sollte man sich möglichst früh von der Standardliteratur abwenden und sich auf Komponisten, Werke oder Stile spezialisieren, die bisher wenig (ein)gespielt und in Konzerten zu hören sind, weil es für die Standardliteratur schon zu viele gute Interpreten gibt.

Das kann ich nachvollziehen - wir haben hier den Messiaen-Spezialisten an der Hochschule, der das Gesamtwerk von Messiaen einspielt; mit Chopin wäre er bestimmt nicht so erfolgreich, auch wenn er den ähnlich gut spielen würde. Ich weiß auch, dass der Pianist Boris Behrmann z.B. das Prokofiev-Gesamtwerk einspielen will, auch das gibts sicher noch nicht so oft wie die Beethovensonaten. Wenn man also etwas halbwegs Bekanntes, aber oft nur partiell Wahrgenommenes im gesamten sehr gut präsentiert, ist das sicher ein Pluspunkt.

Ich seh da allerdings auch gewisse Probleme:

1. Du schreibst, man sollte sich möglichst früh spezialisieren, um es durch Vorbereitung, Wissen usw. wirklich leisten zu können, Experte auf einem Randgebiet zu sein. Die Schlussfolgerung ist logisch.
Allerdings kann man sich schlecht auf die Erforschung von australischen Giftschlangen spezialisieren, wenn man nicht mal eine Blindschleiche von einem Regenwurm unterscheiden kann... Will sagen - bevor man sich spezialisieren kann, muss man das sogenannte Standardwerk gesehen haben. Das erfordert allerdings viel Zeit, da es bekanntlich nicht gerade klein ist... Und wir sprechen hier ja nicht über Klavier-Genies, sondern von begabten, normalen Klavierstudenten.

2. Spezialisieren sollte man sich, wie du schreibst, auf das, was man am besten kann. Logisch. Was macht man aber nun, wenn einem nunmal Chopin, Rachmaninov oder Mozart am besten liegen? Wenn man mit Wagner oder Reger oder sonstwas gar nichts anfangen kann?
Man könnte sich natürlich "ähnliche" Musik suchen, vielleicht Nocturnes von John Field einspielen oder sich Moszkowski, Medtner, Dohnány zuwenden.
Statt Mozart Haydn oder Clementi, statt Bach Händel, statt Beethoven - ? statt Ravel - ? Schubert - ? ...
Wenn man das Chopingesamtwerk en Gros gespielt hat, ist es sicher spannend, sich mal mit John Field oder wer da sonst noch so in Frage kommt, zu beschäftigen. Das allerdings alternativ zu tun, ist vermutlich wenig befriedigend.
Und natürlich muss man sich da auch bestens in der (Klavier-)Literatur auskennen, um überhaupt solche interessanten Nischen aufzudecken.

3. Ich würde vermutlich in keinen Klavierabend gehen, bei dem außschließlich Wagner gespielt wird :D

Ich will mal nicht so schwarzmalerisch sein. Man könnte natürlich Aufmerksamkeit erzeugen, wenn man ein Moszkowski-Gesamtwerk in brillianter Qualität auf den Markt bringt, dann noch ein Medtner-Gesamtwerk hinterher, und sich dann vorsichtig den Rachmaninov-Préludes zuwendet oder sonstwie ähnlich vorgeht. Wer mit den Chopinwalzern anfängt, hat wohl eher geringe Chancen.

Ich hatte aber eigentlich angenommen, deine Antwort auf a) hat eher mit der Herangehensweise, Betrachtungsweise usw. vom Üben und Leben von Klaviermusik und im Studium zu tun.
Auf die beschriebene Art und Weise spielt man ja nicht "über" dem Durchschnitt, sondern eher "außerhalb" vom Durchschnitt.

Ich bin gespannt, wie diese Diskussion hier weitergeht :)

besten Gruß
Stilblüte
 

Meine Antwort zur Ausführung "a)" - kritisch wie schon die ganze Zeit in diesem Faden ;)

Wenn ich das richtig verstehe, kann man deine Antwort grob in einem Satz zusammenfassen:

1. )Um ein musikalisches Profil zu bilden, sich über den Durchschnitt zu spielen und zu hören, sollte man sich möglichst früh von der Standardliteratur abwenden und sich auf Komponisten, Werke oder Stile spezialisieren, die bisher wenig (ein)gespielt und in Konzerten zu hören sind, weil es für die Standardliteratur schon zu viele gute Interpreten gibt.

Ich seh da allerdings auch gewisse Probleme:

2.) Du schreibst, man sollte sich möglichst früh spezialisieren, um es durch Vorbereitung, Wissen usw. wirklich leisten zu können, Experte auf einem Randgebiet zu sein. Die Schlussfolgerung ist logisch.
Allerdings kann man sich schlecht auf die Erforschung von australischen Giftschlangen spezialisieren, wenn man nicht mal eine Blindschleiche von einem Regenwurm unterscheiden kann... Will sagen - bevor man sich spezialisieren kann, muss man das sogenannte Standardwerk gesehen haben. Das erfordert allerdings viel Zeit, da es bekanntlich nicht gerade klein ist... Und wir sprechen hier ja nicht über Klavier-Genies, sondern von begabten, normalen Klavierstudenten.

3.) Spezialisieren sollte man sich, wie du schreibst, auf das, was man am besten kann. Logisch. Was macht man aber nun, wenn einem nunmal Chopin, Rachmaninov oder Mozart am besten liegen? Wenn man mit Wagner oder Reger oder sonstwas gar nichts anfangen kann?
Man könnte sich natürlich "ähnliche" Musik suchen, vielleicht Nocturnes von John Field einspielen oder sich Moszkowski, Medtner, Dohnány zuwenden.
Statt Mozart Haydn oder Clementi, statt Bach Händel, statt Beethoven - ? statt Ravel - ? Schubert - ? ...


4.). Ich würde vermutlich in keinen Klavierabend gehen, bei dem außschließlich Wagner gespielt wird :D

5.) Ich will mal nicht so schwarzmalerisch sein. Man könnte natürlich Aufmerksamkeit erzeugen, wenn man ein Moszkowski-Gesamtwerk in brillianter Qualität auf den Markt bringt, dann noch ein Medtner-Gesamtwerk hinterher, und sich dann vorsichtig den Rachmaninov-Préludes zuwendet oder sonstwie ähnlich vorgeht. Wer mit den Chopinwalzern anfängt, hat wohl eher geringe Chancen.

Ich hatte aber eigentlich angenommen, deine Antwort auf a) hat eher mit der Herangehensweise, Betrachtungsweise usw. vom Üben und Leben von Klaviermusik und im Studium zu tun.
Auf die beschriebene Art und Weise spielt man ja nicht "über" dem Durchschnitt, sondern eher "außerhalb" vom Durchschnitt.

Ich bin gespannt, wie diese Diskussion hier weitergeht :)

besten Gruß
Stilblüte

Ich sehe die Spezialisierung auch unter anderen Gesichtspunkten und vielleicht wird pianoaktiv noch seine Betrachtungen noch ergänzen.

zu 1,)

Als klassischer Pianist kann man sich nie von der Standartliteratur abwenden, denn die wollte man ja spielen, studieren, verstehen und dem Publikum näher bringen.
Der Unterschied sollte so sein, dass nie die gesamte Literatur gespielt werden kann, sondern dass die entsprechende Auswahl getroffen wird, die ja dann auch ein Profil zeigt.
Dazu Beispiel:

Ich kann durchaus ein Spezialist für Waldsteinsonate, Mondscheinsonate und Pathetique sein. Und zwar bin ich das, wenn ich und ein Teil meines Publikums der Meinung ist, dass eben ich diese Stücke besonders ausdrucksstark spiele.
Ich muss also nicht alle 32 Beethoven Sonaten spielen und drauf haben- Die wenigsten sind dazu in der Lage und die es können, sind bereits bestens im Markt plaziert.

Desgleichen habe ich Stücke von Chopin- Schubert, Schumann, Brahms, Bach und vielen anderen, die ich ebenso einmalig spiele und damit mein Publikum fessele.

Dass Stilblüte bei einigen Stücken dies kann hat sie bereits gezeigt und sie weiss es auch und hat das erforderliche Niveau.

zu2.)

Die Spezialisierung sollte das Profil betreffen, welches zu erarbeiten ist.
Das KLavierstudium wird ja weitergeführt und dort werden weitere Stücke dran kommen, die dann später in der aufführungspraxis nicht mehr vorkommen , die aber die pianistische Ausbildung verbreitern.
Auch im Studium wird ja eine Auswahl an Repertoire getroffen. Nur wenige haben nach ihrem Examen bereits einen Grossteil der Standardliteratur studiert.

zu3.)
die passt hervorragend zu Punkt 1, denn es ist ja weniger die Frage, was man spielt und dann auch vorträgt, sondern wie man das macht.
Ohne Selbstbewusstsein geht ja nur wenig und wenn - entsprechende Arbeit immer als voraussetzung - ein Pianist der Meinung ist, er spiele dieses oder jenes Werk besonders toll. so soll er das auch vertreten. Sein Publikum wird ihm folgen.
Ich denke auch, dass man nur Stücke spielen kann, zu denen es einen zieht. eine Auswahl nur deswegen zu treffen, weil sie besonders selten oder abseits eingefahrener Pfade liegt, wird nicht funktionieren, weil das Publikum immer spürt, wie ehrlich ein Interpret hinter den Werken steht, die er/sie vorträgt.

zu4. )

Das ist ein wichtiger Punkt- da geht wirklich keiner- oder kaum einer hin.
Das Publikum braucht fast immer den Wiedererkennungseffekt.

zu 5.)

Es ist nirgendwo nötig, ein Gesamtwerk zu präsentieren. Im studioum wird auch fast nie ein Gesamtwerk eines Komponisten studiert. Dazu ist auch garnicht die Zeit. Die Kunst liegt in einer klugen Auswahl.

Man muss also erkennen, welche Werke es sind, die einem besonders liegen und die man so gut versteht, dass man deren Botschaft auf ein Publikum übertragen kann.

Stilblüte hat bereits jetzt die Fähigkeit als ernstzunehmende Interpretin bestimmte Werke so zu präsentieren, dass sie einen Fanclub rekrutieren kann.

Die Vergleiche mit anderen bekannten Pianisten werden überall angestellt und dem kann man sich nicht entziehen. Deshalb muss man sich diesem Vergelich stellen und in den ausgewählten Stücken sich dann tatsächlich abheben.

Dass die gelingen kann- vor allem wenn das Studium an der hochschule weiter verfolgt wird - daran hege ich keinen zweifel.

Allerdings bräuchte Stilblüte - so meine Erfahrung und Meinung - einen klugen Berater, der ihr hilft, jene Stücken, die ihr besonders liegen herauszufinden und dann noch hilft, die Interpretation zu vertiefen.
 
conditio sine qua non

Ich denke auch, dass man nur Stücke spielen kann, zu denen es einen zieht. eine Auswahl nur deswegen zu treffen, weil sie besonders selten oder abseits eingefahrener Pfade liegt, wird nicht funktionieren, weil das Publikum immer spürt, wie ehrlich ein Interpret hinter den Werken steht, die er/sie vorträgt.

hallo,

das sollte man sich übers Klavier hängen!!!

und bis es so weit ist, wird man viel - auch über sich selbst - zu lernen haben!

Gruß, Rolf
 
Noch ein Gedanke bzgl. Marketing: viele Pianisten sehen ja nicht mal eine Website als noetig an (oder finden das schon zu marketingmaessig fuer ihren Geschmack?) - Kissin, Zimerman, Sokolov, Hamelin, Pollini, die Liste laesst sich beliebig fortsetzen. Bei manchen mag die Zurueckgezogenheit den Kultstatus sogar foerdern, aber fuer noch unbekannte Pianisten wird dieser voellige Verzicht, mit moeglichen Fans in Kontakt zu treten (wenn auch meist nur einseitig) doch ein grosser Nachteil sein.

Wer es aus meiner Sicht sehr gut macht, ist Valentina Lisitsa, die durch Ihre Youtube-Aktivitaet sicher viel bekannter geworden ist...
http://www.youtube.com/user/valentinalisitsa?blend=1&ob=4&rclk=cti

Hilary Hahn waere sicher auch ohne all das beruehmt, aber macht trotzdem recht viel, z.B. mit Videoblogs auf Youtube
http://www.youtube.com/user/hilaryhahnvideos
und regelmaessigen Updates auf Ihrer Website
http://hilaryhahn.com/journal.shtml
 
Praktische Erfahrung in erfolgreichem Selbstmanagement?

Gibt es hier im Forum jemand mit praktischer Erfahrung in erfolgreichem Selbstmanagement?

Gibt es jemand, der auf diese Weise tatsächlich eine Karriere als Konzertpianist aufgebaut hat?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Abseitsfalle?

Guten Abend!

Ich denke auch, dass man nur Stücke spielen kann, zu denen es einen zieht.
Eine Auswahl nur deswegen zu treffen, weil sie besonders selten oder abseits
eingefahrener Pfade liegt, wird nicht funktionieren, weil das Publikum immer spürt,
wie ehrlich ein Interpret hinter den Werken steht, die er/sie vorträgt.

Dann ist es zweifellos hilfreich, sich selbst um Verständnis für diese Musik
zu bemühen, die "abseits eingefahrener Pfade liegt", und sie lieben zu lernen.
Es ist doch nicht auszuschließen, daß sich die Liebe des Interpreten
zu dieser Musik auf das Publikum übertragen könnte.

Warum zum x-ten Mal die üblichen Verdächtigen spielen, wenn es
soviel gute Musik von Komponisten gibt, um die sich kaum jemand kümmert:
die englischen Virginalisten, Frescobaldi, Soler, Louis Couperin, Purcell,
die ziemlich sonderbaren Klavierstücke aus Rossinis "Péchés de viellesse",
Komponisten zwischen Spätromantik und früher Moderne wie Fauré, Janácek, Miaskowsky -
oder abseitigere Vertreter der Moderne wie Hauer, Ives, Antheil, Mompou, Durey -
von den Zeitgenossen ganz zu schweigen...

Es gibt zumindest ein paar Pianisten, die das Repertoiregesumms
völlig ignorieren und sich auf das "Abseitige" geradezu spezialisiert haben,
wie Herbert Henck, Werner Bärtschi, Jean-Jacques Dünki
oder der Pianist/Komponist Steffen Schleiermacher.

MfG, Christoph
 
Allerdings bräuchte Stilblüte - so meine Erfahrung und Meinung - einen klugen Berater, der ihr hilft, jene Stücken, die ihr besonders liegen herauszufinden und dann noch hilft, die Interpretation zu vertiefen.
Nennt man so jemanden nicht im allgemeinen Klavierlehrer?

EDIT:
@Gomez:
Es geht ja nicht darum, dass man sich nicht mit unbekannterer Musik beschäftigen sollte. Aber selbst wenn man das tut, gibt es solche, die einem liegt und solche, die einem weniger nah ist. "Lieben lernen" ist da ein unpassender Begriff, finde ich. Was ich nicht mag, mag ich eben nicht! Wenn das auf einer Basis der ausführlichen Beschäftigung mit den ungeliebten Stücken steht, kann man daran doch auch nichts ändern. Warum sollte man auch?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Warum zum x-ten Mal die üblichen Verdächtigen spielen

hallo,

es gibt aber auch gute Gründe, "die üblichen Verdächtigen" zu spielen: mir ist nicht bekannt, dass es in späten Beethoven- oder Skrjabinsonaten, in einer Lisztsonate oder in vier Chopinballaden nichts Neues mehr zu entdecken gäbe!

Gerade das ist ja das Große an den "üblichen Verdächtigen" - und ich bezweifle, dass alle Unverdächtigten das auch bieten (ein paar davon sicher ausgenommen).

Gruß, Rolf
 
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.

...ich dachte immer, dass Wittgensteins Bruder mehr vom Klavierspiel verstanden hatte... auch war mir noch nicht bekannt, dass der Tractatus dem Klavierspiel direkt hilfreich ist :D

wie dem auch sei: unter den wenig gespielten, wenig bekannten großformatigen Klavierstücken der 50er Jahre des 19. Jhs. kenne ich keines, dessen künstlerische (kompositorische) Qualität sich ernsthaft mit der Sonate von Liszt messen könnte.

die Entdeckungsreise in 1000 vergessene Werke wird sicher das eine oder andere wiederbelebenswerte erbringen - ich befürchte aber, dass letztere eher in der Minderzahl sind.

die Messlatte Schumann-Chopin-Liszt-Brahms ist arg hoch, daran wird eine Wiederbelebung von Moscheles, Alkan, Burgmüller et. al. kaum was ändern; nicht anders ist es mit der Messlatte Debussy-Ravel-Skrjabin-Rachmaninov.

wo die Befähigung vorhanden ist, mit diesen umzugehen, ist das schön - wo diese Befähigung nicht vorhanden ist, scheint mir ein "sich einnisten wollen" in der Nische des "selten Gespielten" ein recht kritisches Unterfangen.

im schlimmsten Falle: schlecht gespielt ist schlecht gespielt - egal ob in bekannten Strawinskis-Sachen oder unbekannten Korngoldsonaten.

Gruß, Rolf
 

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