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das mag so sein - aber meine Überlegung war: je mehr Regeln/Absprachen vorhanden (benötigt) sind, umso geringer wird der Grad der Freiheit.
Rolf, sorry, aber das zeugt lediglich von Unverständnis und mangelnder Erfahrung in Improvisation, was Du hier von Dir gibst.
Will ich eine Geschichte oder einen Roman schreiben, so habe ich auch jede Menge Vorgaben zu beachten: Ich benutze die Wörter der deutschen Sprache, ich benutze deren Grammatik, ich versuche nachvollziehbar zu formulieren etc. Das heißt, ich bin äußerst eingeschränkt in dem, was ich als nächstes Wort oder als nächsten Satz nehmen kann. (Außer ich mache so Dada-Dichtung, jaja, ich weiß...)
Trotzdem handelt es sich, sofern es eine gute Geschichte ist, um einen sehr kreativen Akt, und ich fühle mich hundertprozentig frei beim Schreiben!
Genauso ist Improvisation: wie Geschichten erzählen. Festgelegte Wendungen ermöglichen es dem Hörer, meine Geschichte besser nachzuvollziehen.
Und ein guter Improvisator hängt nicht Versatzstücke aneinander, sondern eine Phrase erwächst aus der nächsten. Ich höre, was ich spiele, und daraus folgen Möglichkeiten, was ich als nächstes innerlich höre und spiele. Dabei kann eine Phrase herauskommen, die ich schon mal gespielt habe (ist sie aber innerlich wirklich gehört / gefühlt, so wird sie eine spontane, authentische Qualität haben), oder aber eine, die neu ist bzw. von mir noch nicht gespielt wurde. Dies ist aber eher sekundär.
Außerdem ist es absoluter Quatsch, vom Jazz einen Grad von "Jedesmal-neu"-heit zu fordern, die bei keiner Improvisationsform (außer bestimmten 20.-Jahrhundert-Extremformen) vorlag! Auch Bach hat für seine Improvisationen sehr viele Rahmenbedingungen gehabt! Und die besten Improvisatoren im Jazz gehen mit den Rahmenbedingungen sehr frei um! Hör dir z.B. mal Herbie Hancock hier an: YouTube - Herbie Hancock - Jazz Fusion Cantelope Island Das Stück ist sehr einfach, 16 Takte mit 4 Akkorden - aber er macht sooo viel mehr draus, auf eine ganz freie Art, die sich trotzdem an grundlegende Rahmenbedingungen hält!
Ich möchte daher darum bitten, daß Du, Rolf, als professioneller und gebildeter Mensch, Dich zunächst mal ernsthaft mit Jazz auseinandersetzt, bevor Du Meinungen dazu kundtust; das verlangst Du ja auch zu Recht, wenn jemand etwas zu Liszt-Klavierwerken sagt.
LG,
Hasenbein