Auswendig oder vom Blatt

  • Ersteller des Themas sadagio
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Ich finde Beides Mist: Noten- und Fingergedächtnis....weil ich Beides schnell verliere. :-D
Die Stücke, die ich immer spielen können werde, sind Stücke, die ich verstehe. Struktur, Harmonie....
Wenn man das intus hat, kommt man aus jedem Hänger raus (man umspielt sie einfach) oder gar nicht erst rein.
Mein Problem: Nicht alles ist in C-Dur geschrieben. :lol:
 
Das Notenbild nicht, aber das Stück... Aber egal.
@Barratt: Nee, nicht egal. Nicht für mich, da selbst betroffen.

Ich habe selbstverständlich "mein " Stück total sicher im Kopf (Klangbild, Melodie, etc). Aber wenn ich iwo rausfliege, dann kann ich nur an einer vorher geübten Einstiegsstelle (worst case: Anfang) zurück und von dort aus neu starten. Ein Weiterspiel an der Fehlerstelle ist bei mir ausgeschlossen. (Wäre ja nicht so tragisch, wenn man taktweise Einstiege geübt hätte (Disziplin ;-)).

Ich denke, eben deshalb, weil ich keinen "Anker" im Kopf habe, sondern nur dem Fluss der Finger folgen kann.

Hast DU eine andere Lösung außer Blattspiel und natürlich "Theorie"?
 
Dank an alle, die sich an dem kurzen Thread beteiligt haben. Ich habe schon jetzt sehr viel dabei gelernt und werde das zu beherzigen wissen ;-)
 
Stücke auswendig zu beherrschen (!) ist eine feine Sache. Aber wann ist ein Stück beherrscht? Wenn man die richtigen Noten spielt? Ich mache immer wieder die Erfahrung, daß Schüler, die ihre Stücke schon nach kurzer Zeit auswendig "können", zwar die richtigen Noten spielen, aber letztlich wenig über die Details des Notentextes wissen: Artikulation, Dynamik, Phrasierung stimmen eher ungefähr; vor allem, wenn die musikalischen Strukturen komplexer werden (z.B. Polyphonie in einer Hand), gilt der Grundsatz: pi mal Daumen. Und dann zurück an den Notentext zu gehen, ist für manchen nur unter großer Anstrengung möglich: Wer auswendig spielt, kann nämlich seine Augen durchaus auf den Notentext gerichtet halten, ohne etwas wahrzunehmen.

Auch wenn das Auswendigspielen im heutigen Konzertbetrieb üblich ist, sollte man es nicht überbewerten. Clara Schumann war eine der ersten, die es wagten, Beethoven-Sonaten öffentlich auswendig zu spielen. Und sie wurde deswegen von den Wiener Musikkritikern hart angegangen: Es sei eine Unverschämtheit, wenn eine 19Jährige sich anmaße, sie habe die großen Beethoven-Sonaten alle im Kopf ...

Es ist auch eine Frage der Prioritäten: Wieviel Zeit und Energie benötige ich, ein Stück auswendig zu lernen? Oder ist es mir vielleicht wichtiger, die Zeit zu nutzen, um Neues kennenzulernen?
 
Sonst speicherst du alles nur im Fingergedächtnis und "im Ohr" - und weißt nicht mehr weiter, wenn ein "Hänger" kommt oder das ganze Stück eine Zeitlang nicht gepflegt wurde

Heißt das, ein Stück sollte man auswendig lernen, indem man sich das Notenbild einprägt und dann die Noten sozusagen vor dem inneren Auge abspielt? Sorry, da muss ich passen. Ich kann mir überhaupt keine Notenbilder merken, ich habe nur eine ziemlich verschwommene visuelle Vorstellung im Kopf.

In meinem ersten Klavierleben (10-18) habe ich praktisch nie auswendig gespielt und wenn, dann ausschließlich über das Fingergedächtnis (damals wusste ich natürlich nicht, dass das so heißt). Das bedeutete, bei jedem Hänger wieder von vorn anfangen. Und rasch vergessen war das ganze auch noch.

Im Online-Chang las ich, dass man das Hirn einschalten sollte. Das habe ich gemacht, und plötzlich funktioniert es, ich kann auswendig spielen. Es dauert zwar, und ich muss mir alles bewusst einprägen, meist beide Hände getrennt, aber es geht. Wenn ich ein Stück einübe, spiele ich es sowieso x-Mal, da ist das Auswendiglernen kein zusätzlicher Aufwand. Mein visuelles Gedächtnis ist dabei jedoch nicht oder kaum beteiligt.

Irgendwann nach langem Üben und oftmaligem Spielen wird das Stück dann plötzlich "durchsichtig" für mich, d.h. die Strukturen werden klar und alles erscheint ganz logisch.
 
Nee, nicht egal. Nicht für mich, da selbst betroffen. [...]
Hast DU eine andere Lösung außer Blattspiel und natürlich "Theorie"?

Vorweg: Als kleine, schäbige Anfängerin bin ich nicht kompetent, Tipps oder gar Lösungen zu geben. Ich kann nur darlegen, wie ich selbst es täte.

Ich habe selbstverständlich "mein " Stück total sicher im Kopf (Klangbild, Melodie, etc). Aber wenn ich iwo rausfliege, dann kann ich nur an einer vorher geübten Einstiegsstelle (worst case: Anfang) zurück und von dort aus neu starten. Ein Weiterspiel an der Fehlerstelle ist bei mir ausgeschlossen.

Vielleicht hast Du es doch noch nicht so sicher im Kopf? Wenn ich irgendwo rausfliege, versuche ich mich zu erinnern, wie das Klangbild an dieser Stelle ist bzw. in welchem musikalischen Kontext die Stelle steht. Weiter oben schrieb ich, dass man das Stück m. E. sicher beherrscht, wenn man "es nachkomponiert". Das ist natürlich überspitzt formuliert und kam vielleicht falsch rüber. Was ich meinte: Man hat schon mal Takt für Takt, Phrase für Phrase überlegt, was dort musikalisch "passiert", also - laienhaft ausgedrückt - die innere Logik oder auch die logischen Brüche ;-) nachvollzogen. Ich persönlich (immer vorausgesetzt, man hat das Stück eigentlich "total sicher im Kopf") halte es durchaus für zielführend, erst mal nachzudenken und somit möglichst selbst draufzukommen, statt sofort die Noten zu Rate zu ziehen .

Ich denke, eben deshalb, weil ich keinen "Anker" im Kopf habe, sondern nur dem Fluss der Finger folgen kann.

(Immer vorausgesetzt, man hat das Stück eigentlich "total sicher im Kopf":) Das wäre dann der nächste Versuch, falls das Nachdenken nicht zum Ziel führt - die Automatismen abrufen und schauen, was passiert an dieser Stelle. Sich das merken und noch mal langsamer spielen. Dann die zuvor "vergessene" Stelle sich aktiv mitdenkend einprägen und die ganze Phrase erneut im Tempo spielen, so oft, bis kein aktives Denken mehr nötig ist.
 
Ich habe selbstverständlich "mein " Stück total sicher im Kopf (Klangbild, Melodie, etc). Aber wenn ich iwo rausfliege, dann kann ich nur an einer vorher geübten Einstiegsstelle (worst case: Anfang) zurück und von dort aus neu starten. Ein Weiterspiel an der Fehlerstelle ist bei mir ausgeschlossen. (Wäre ja nicht so tragisch, wenn man taktweise Einstiege geübt hätte (Disziplin ;-)).

Ich denke, eben deshalb, weil ich keinen "Anker" im Kopf habe, sondern nur dem Fluss der Finger folgen kann.
Für mich hat Musik sehr viel mit Sprache zu tun. Wenn ich einen strukturierten Text schreibe, folge ich einem bestimmten Muster. Ich leite thematisch ein, variiere, um Dinge deutlicher zu machen oder hervorzuheben, wiederhole wichtige Inhalte, baue Höhepunkte und spannende Exkurse ein, um den geneigten Leser sanft zu nötigen, mir aufmerksam zu folgen, löse diese dann wieder auf, um die verdiente Entspannung zu gewährleisten und komme irgendwann zum Abschluss, indem ich das Anfangsthema leicht verändert wieder aufgreife.

Eine solche Struktur kann man meiner Meinung nach auch sehr gut in einem Notentext wiederentdecken, wenn man sich ihm kennenlernend nähert, und hier wie dort habe ich, wenn ich den Text gut kenne, die Möglichkeit, mit einem Satz (Phrase) oder einem wichtigen Gedanken (Thema, Exkurs) wieder einzusteigen, weil ich weiß, an welcher Stelle er steht. Damit hört der Notentext auf, eine unübersichtliche, mit Gänseblümchen bedeckte Wiese zu sein und du kannst deinen „Anker“ an vielen verschiedenen Stellen werfen, weil du eine einmal erkannte Struktur auch während der dann folgenden Lernprozesse nicht mehr aus den Augen verlierst. :-)
 
Ich finde Beides Mist: Noten- und Fingergedächtnis....weil ich Beides schnell verliere. :-D
Die Stücke, die ich immer spielen können werde, sind Stücke, die ich verstehe. Struktur, Harmonie....
Wenn man das intus hat, kommt man aus jedem Hänger raus (man umspielt sie einfach) oder gar nicht erst rein.
Mein Problem: Nicht alles ist in C-Dur geschrieben. :lol:

Kannst du bitte erklären, was das Verstehen von Struktur und Harmonie (exklusiv) mit C-Dur zu tun hat? Ich dachte, das wären Verständnisse, die für alle Tonarten anwendbar sind. :konfus:
 
Also den Satz
verstehe ich auch nicht. Dynamik erfasst man doch nicht visuell? Falls Du damit die Hinweise im Notentext meinst (die ja zum Notentext gehören): Wenn man die nicht weiß, kann man es auch nicht auswendig. Aber das lernst man doch eigentlich als allererstes "auswendig", noch weit vor dem eigentlichen Notentext.

Das war wirklich blöd formuliert.
Ich meine, dass man ein Klavierstück erst auswendig kann, wenn man auch die notierte Dynamik auswendig und glaubwürdig umsetzt. Für mich ist es logisch, dass man ein Werk erst "erklärt", den Charakter, die Dynamik, Zusammenhänge. Manche Lehrer sehen das eben nicht als Priorität...
Ich habe einen Bekannten, der sich - leider - zur Aufgabe gemacht hat, möglichst viele Stücke auswendig zu lernen. Er rattert Chopin genauso wie Bach runter, sozusagen ohne Punkt und Komma. Quantität vor Qualität... Und er erwartet, dass man ihm applaudiert.

Das Auswendiglernen kann man doch auch auf andere Bereiche erweitern:
In der Schule mussten wir in Deutsch Balladen und Gedichte auswendig lernen. Klar hat man die auswendig runtergeleiert, aber oft wussten wir gar nicht, was wir da sagen, bzw. wollten es manchmal auch gar nicht wissen (Ignoranz der Jugend), und es wurde sehr oft nicht erläutert. Man bekam eben Gedichte zum reinen Auswendiglernen auf.
Mir wurde zum Beispiel erst sehr viel später die genaue Bedeutung des Anfangs von "Die Brück am Tay" erklärt, und ab da war das Gedicht einfach nur noch irre unheimlich. Das wurde uns im Unterricht nicht erklärt, sonst hätte ich schon von Anfang an einen ganz anderen Zugang dazu gehabt.
 
Mhhh, ist vielleicht so ähnlich wie bei einer Rezitation, unter Nutzung anderer Techniken. Der Gedanke war mir schon bei Pi Anos Beitrag gekommen.

Ich spiele noch keine langen Stücke und da hilft mir das Singen oder Summen.

Die Notation lerne ich beim Üben auswendig, aber das Notenblatt muss immer wieder aufs Pult, um notierte Dynamik , etc. um den exakten Notentext mit allem drum und dran auswendigzulernen. Wenn das zeitlich hinhaut spiele ich das Stück beim nächsten Unterricht auswendig vor, ansonsten vom Blatt.

Das sind keine Tipps !!! Nur meine Herangehensweise.

Bitte korrigiert mich , wenn ich falsch liege ! :super:
 

Kannst du bitte erklären, was das Verstehen von Struktur und Harmonie (exklusiv) mit C-Dur zu tun hat? Ich dachte, das wären Verständnisse, die für alle Tonarten anwendbar sind.
Ist mehr ein (Insider-)Scherz gewesen bezüglich meines ganz persönlichen Problems (viele kennen mich schon als "weiße-Tasten-Klimperer").
Natürlich gilt das für alle Tonarten. Aber ich selbst fühle mich in C-Dur/A-Moll (mit allem Drum und dran) sehr wohl, brauche nicht lange überlegen... Wenn ich ein Lied höre und drüber nachdenke, wie die Harmonien sind, denke ich grundsätzlich in C-Dur / A-moll, egal in welcher Tonart es steht. Auch Improvisieren geht bei mir nur so. Ich transponiere sogar öfters Sachen in C-Dur und wieder zurück zur Originaltonart, nur um das Stück zu verstehen.
Kurz: Meine eh schon geringe Musikalität ist ein Kartenhaus. "Spiel das man nen Ton höher" und alles bricht zusammen.
 
@Peter Wäre H-Dur nicht einfacher?
 
Für normale sicherlich, für mich nicht. :-D
 
So hat jeder seine Vorlieben. Der berühmte Komponist Irving Berlin konnte nur in Fis-Dur Klavier spielen, Du bist also in bester Gesellschaft;-).
 
Ich transponiere sogar öfters Sachen in C-Dur und wieder zurück zur Originaltonart, nur um das Stück zu verstehen.

????? was hat die Tonart damit zu tun. Überhaupt, ich habe mit dem Begriff "Stück zu verstehen" so meine Mühe. Entweder man kann es spielen wie es in der Notation steht, oder eben nicht. Manche Stücke wurden für gewisse Instrumente in einer bevorzugten Tonart komponiert. So z.B. Gitarre bevorzugt Kreuze, Blasinstrumente eher B-Tonarte etc. etc. Basic für Klaviers ist eigentlich C-Dur Tonart.
 
Ja meine Feile im Kopf ist schwer zu erklären. :-D
Einfaches Beispiel für Stück verstehen:
A-Moll-Walzer (der ganz einfache) von Chopin; hier merke ich mir keine Noten oder Tasten und die spiele ich auch nicht. Ich merke mir und spiele die Melodie, die Harmonien und die Rhythmen. Diese Sachen kann ich nicht vergessen und nicht verlernen, Notentext schon. Ich schaue mir natürlich anfangs den Notentext an. Aber den kapiere ich recht schnell und ich brauche ihn nie wieder. Ich spiele dann quasi nur noch nach Gehör und in A-Moll kann ich das Umsetzen, ohne darüber nachdenken zu müssen. Dadurch gibt es auch keine Hänger. Das einzige was passieren kann, ist, dass ich einen Akkord mal in einer falschen Umkehrung spiele.
Wäre das Stück in ...keine Ahnung... z.B. D-Moll oder Cis-Moll, wäre es kein bisschen schwerer. Aber ich bräuchte erstens viel länger zum Einüben/auswendig lernen und würde es auch mit der Zeit wieder verlernen (im Sinne von Vergessen), weil ich in anderen Tonarten nicht so einfach nach Gehör spielen kann und ich auf das Noten- / Tasten- /Finger-Gedächtnis angewiesen bin.
Den Walzer verlerne ich zwar auch so, wenn ich ihn lange Zeit nicht spiele. Das ist aber rein technisch und zum neuen Einüben brauche ich nie wieder Noten hervorholen.
 
Aber Peter, die Stücke modulieren doch alle Nase lang, wat machst'n denne?
 

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