Aufhören- Wie/Was sagen?

S

Sabri

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7. Feb. 2007
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Hallo!
Nach längerer Überlegung bin ich nun doch zu dem Schluss gekommen, dass ich mit dem Unterricht (zumindest bei meiner Lehrerin) aufhören sollte.
Ich habe absolut keine Lust dafür zu üben, nurnoch Bauchschmerzen und komme kein Stück weiter :(
Ich hatte ja schonmal ein Thema angefangen, weil ich vor meiner Klavierlehrerin nicht richtig spielen kann/total gehemmt bin und sie es auchnicht versteht, wenn ich sie darauf anspreche.
Nur wie und vorallem was soll ich ihr sagen? :confused:
Sie meinte mal zu meiner Mutter, dass es ihr sehr wichtig ist, dass über Probleme gesprochen wird und es nicht hinterher heißt, sie würde schlechten Unterricht machen...
Nur das Problem kann sie ja scheinbar nicht verstehen ("Das ist ganz normal, das ist nichts besonderes") :-?

Jetzt weiß ich absolut nicht, was ich machen soll....
Soll ich am besten lügen!? Eine Diskussion über den eigentl. Grund würde wahrscheinlich nichts bringen und evtl. sogar in einem Streit enden...

Liebe Grüße,
Sabrina (bin gerade ziemlich verzweifelt)
 
Ich kann mir vorstellen, dass das gefühlsmäßig ziemlicher Mist ist, weil man einfach ungern seinem Lehrer ins Gesicht sagen würde, dass es keinen Spaß mehr macht.

Eventuell können deine Eltern dich da unterstützen - andernfalls solltest du einfach deinen Mut zusammennehmen und mit deiner Lehrerin sprechen. Sie wird berücksichtigen müssen, wenn jemand absolut keinen Spaß mehr hat und aufhören möchte (einen Streit kann ich mir deswegen nicht vorstellen).

Vielleicht (das würde ich dir natürlich wünschen) könnte deine Lehrerin dich ja auch nochmal richtig motivieren, wenn du ihr sagst, weshalb du gerne aufhören möchtest, und du entscheidest dich doch, dran zu bleiben. ;)

In einem solchen Fall ist es meiner Meinung nach schon besser, offen zu reden. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück und Mut, was auch passiert!
 
Hallo!
Es ist ja nicht so, dass ich prinzipiell aufhören möchte...
Ohne mein Klavier wäre ich aufgeschmissen :rolleyes:

Es ist nur diese Lehrerin und ihr Unterricht. Also dass wir die ganze Zeit an Problemen arbeiten, die ich normalerweise (Zuhause, Schule, etc.) nicht habe und ich bei meiner früheren Lehrerin insgesamt weiter war, als jetzt bei meiner "neuen" Lehrerin (nach 2 Jahren bei ihr bin ich nicht weiter nach vorne gekommen sondern eher etwas "zurück"). Ich versuche mal es mit einem (übertriebenen) Beispiel zu erklären:
Es ist quasi so, wie wenn du mit der Pathetique zu jemandem hinkommst, es dort aber aus irgendwelchen Gründen nicht spielen kannst und so irgendwann wieder den Flohwalzer üben musst. Aber natürlich möchtest du auf die "anfangs vorhandenen" Fähigkeiten aufbauen. Die Lehrerin glaubt dir natürlich nicht was du eigentlich kannst, weil sie sieht, dass du schon Probleme mit dem Flohwalzer hast. Dabei weißt du ganz genau, dass dies nur in ausgerechnet ihrer Gegenwart der Fall ist.
Irgendwann bist du (logischerweise) total deprimiert und hast auch keine Lust mehr zu üben, obwohl deine Lehrerin dich dafür lobt, dass du ja schon fast "Für Elise" spielen kannst... :rolleyes: (ich hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich)

Jetzt möchte ich mir auf jeden Fall einen neuen Lehrer/eine neue Lehrerin suchen um nochmal "von vorn" anzufangen.
Wenn ich jetzt das oben beschriebene Problem schildern würde, würde es auf Unverständnis stoßen und evtl. auf Streit hinauslaufen. Außerdem würde es mir extrem schwerfallen, es so zu sagen.

Sage ich jetzt, dass ich keine Zeit mehr für Klavier habe, weil ich soviele andere Dinge mache (das weiß meine Lehrerin sogar), wäre dies zwar eine Lüge, würde aber viel problemloser ablaufen.
Ich hätte nur Angst, dass sie dann evtl. herausfinden könnte, dass ich dann bei jemand anderem Unterricht nehme und sie quasi "hintergangen" habe...

Also wie ich es auch mache, es ist falsch ;)

MfG, Sabrina
 
Wie wäre es, wenn du ihr sagst, du möchtest den Lehrer wechseln, um dein Klavierspiel aus einem anderen Blickwinkel (oder Ohrwinkel...?) betrachtet zu sehen und Meinungen darüber von anderen Personen zu hören?
Ein anderer Lehrer entdeckt vielleicht neue Fehler bzw. hat andere Verbesserungsvorschläge, andere Philosophien und Techniken.
Das ist 1. nicht gelogen, 2. gar nicht so unnormal und 3. kann sie dagegen wohl nichts sagen.
Du hast ja schließlich auch mal aus irgendeinem Grund von deiner vorherigen Lehrerin zu ihr gewechselt, stimmts?

Stilblüte
 
Das war die Idee, die ich gesucht habe :cool:
So werde ich es machen, danke dir!

lg, Sabrina
 
Hi Sabri,

klar, so etwas zu sagen ist immer unangenehm. 'Lügen' würde ich in dem Moment auch nicht, weil es für mich persönlich wirklich unangenehmer wäre, wenn sie wirklich 'herausfinden' würde, dass ich zu einem anderen Lehrer gehe.
Ich würde es wahrscheinlich so machen, wie Stilblüte es schon vorgeschlagen hat. Oder einfach sagen, dass du glaubst, dass ihr zwei einfach nicht sooo gut zusammen zurecht kommt.
Natürlich möchte man den Lehrer auch nicht irgendwie vor den Kopf stoßen oder so. Auch wenn es jetzt sehr kalt klingt: Im Prinzip ist es ja so, du zahlst für etwas Geld, bist damit nicht zufrieden. Um die Ecke herum bist du sozusagen der 'Arbeitgeber' des Lehrers. Wenn irgendwo anders ein Arbeitgeber unzufrieden ist, so wird der Arbeitnehmer gefeuert. Anders ist es hier im Prinzip nicht. Das muss ja nicht unbedingt heißen, dass du sie als Lehrer schlecht findest. Das heißt nur, dass gerade ihr zwei nicht so zueinander passt. Ich denke, dass dies auch jeder Lehrer verstehen wird. Du wirst bestimmt nicht die erste sein, die zu ihr sagt, dass sie keinen weiteren Unterricht bei ihr möchte.
Ich kann dein Problem aber gut verstehen. Sowas ist immer unangenehm, und natürlich sollte man so etwas schon vorsichtig sagen. Aber ich denke, da muss man dann einfach durch.

Ich wünsche dir viel Erfolg!

LG

Siri
 
Das "Problem" kommt mir ein wenig bekannt vor und deshalb möchte ich es nicht versäumen, meine Erfahrung zu diesem Thema beizusteuern.

Damals bei meinem Lehrerwechsel war ich auch deprimiert. Ich kam mit einer Polonaise von Chopin an, die ich schon fleißig geübt hatte, und sie hat sie nicht weiter unterrichtet, weil sie meinte, sie wäre noch zu schwer.

Im Nachhinein gebe ich ihr recht, damals bin ich wie aus allen Wolken gefallen, weil ich mich für gut hielt. Es kommt auch nicht darauf an, ob man dieses oder jenes Stück spielen kann, es kommt daraus an, wie man es spielt. Und lieber einen "Flohwalzer" musikalisch und technisch sauber, als eine "dahingestümperte" Pathetique.

Ich hatte elementare Probleme, die mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst waren: habe mir beim Spielen nicht zugehört, meine Finger waren instabil, meine Hörerfahrungen zu gering, und meine Technik war miserabel. Und diese Probleme lassen sich nicht bewältigen, wenn man einfach schwierige Stücke spielt. Deine Lehrerin sucht dir die Stücke nach deinem technischen Stand aus und danach, was du musikalisch gesehen noch lernen kannst.

Ich war auch anfangs im Unterricht gehemmt und habe dicht gemacht, wenn sie mir etwas Neues gezeigt hatte und ich es nachmachen sollte. Auch fiel es mir schwer, ihre Hinweise anzunehmen. Hier braucht es vor allem eins: Vertrauen und Zuversicht (und vor allem Einfühlunsvermögen seitens der Lehrerin).

Kann es sein, dass du generell ein Mensch bist, der wenn er auf Probleme stößt, schnell verzweifelt. Du schreibst nämlich, dass sonst bei dir alles glatt läuft. Es ist nunmal so, dass du früher oder später hier oder da an deine Grenzen stößst - und dann gilt es nicht die Flucht zu ergreifen, sondern das Problem anzupacken. Auch klingt es so, dass du sehr selbstkritisch bist und viel zu viel von dir erwartest - selbst ein Lob deiner Lehrerin scheint dich nicht zu überzeugen.

Was macht denn die Lehrerin für dich so schlimm? Ist es ihre Art? Ihr Unterrichtsstil? Was sind denn das für Probleme, die nur in Gegenwart deiner Lehrerin auftauchen? Inwiefern verunsichert sie dich?
 
snowdrop, hast du den alten Thread von ihr gelesen?
Sie hat erzählt, dass das Problem mit ihrer Lehrerin dass ist, dass sie zu nervös ist, wenn sie ihr vorspielt, und ihr Spiel damit so viel schlechter wird, dass die Lehrerin sie unterschätzt.
Ich weiß nicht, ob das unbedingt damit zu tun hat, dass sie sich zuviel abverlangt und sich überschätzt bzw. überfordert-
hat wohl eher damit zu tun, wie man mit Vorspielsituationen zurecht kommt, aber noch wichtiger, dass man ein Vetrauen zum Lehrer hat.
Es sollte ja auch nicht so sein, dass man sich über Kritik ärgert und gegeneinander arbeitet, sondern dass man geradezu um Verbesserungsvorschläge bittet- aber nicht immer ist das der Fall.
Dann ist ein Wechsel wohl angebracht.
Ist nichts schlimmes, ist sogar gut.
Wenn ich noch bei meiner zweiten Lehrerin wäre, wäre ich mit Sicherheit um einiges schlechter als ich es jetzt bin.

Liebe Grüße

Stilblüte
 
@Stilblüte
Ich muss zu meiner Schuldigkeit gestehen, dass ich den thread erst danach gelesen habe.

Dennoch: Sabri mag ihre Lehrerin als Person und ihr Können imponiert ihr. Bloß dann kommt der Trugschluss und sie meint, sie wird eh niemals so gut sein. Sabrina hat auch selbst gesagt, dass sie zu perfektionistisch ist. Ich weiß selbst, was es bedeutet ein Perfektionist zu sein, war zu Schulzeiten ein ziemlich extremes Exemplar, mittlerweile konnte ich es zum Glück herunterschrauben.

Deshalb sind mir Sabri´s Aussagen nicht fremd, wenn sie sagt, sie kann vor Fremden besser spielen als vor der Familie. Liegt vielleicht doch am Erwartungsdruck. Sie möchte ihre Lehrerin nicht enttäuschen und ihr unbedingt beweisen, wie gut sie ist und geht somit zu verkrampft an die Sache heran. Das Phänomen, dass man nervös ist, wenn man der Lehrerin vorspielt, ist wirklich nichts Ungewöhnliches, kennen sogar die Studenten. Das Phänomen "Zu Hause konnt ich's noch" ist meiner Meinung nach oftmals hausgemacht - entweder die Übetechniken ändern/verbessern, aber vor allem den eigenen Druck herunterschrauben. Letzten Endes wäre generell die Einstellung zu Fehlern sehr interessant. Denn gerade dann, wenn man keine Fehler machen möchte, macht man welche. Und meist werden Fehler als Versagen interpretiert, dabei sind sie doch vielmehr eine Informationsquelle. Aus Fehlern kann man ohnehin viel mehr lernen als wenn man alles richtig machen würde.

@Sabri
Liebe Sabri, es muss auch nicht sein, dass die Lehrerin dich unterschätzt. Ein Lehrer kann sehr wohl sehen, ob der Schüler so spielt, weil er nervös ist oder weil er nicht geübt hat. Meist sieht man sich ohnehin selbst schwärzer als sein gegenüber. Das Fremdbild (wie andere dich sehen) stimmt in den allerseltesten Fällen mit dem Selbstbild überein. Wie siehst du dich?

Liebe Sabri, wer hat dir eingeimpft, dass deine Lehrerin dich für eine Versagerin halten könnte, wenn du dich verspielst?? Hat sie das selbst dir gegenüber gesagt oder meinst du, dass sie das über dich denkt???

Was ich eigentlich sagen möchte. Es kann sein, dass es an der Lehrerin liegt, es muss aber auch nicht sein. Die Schüler-Lehrer-Beziehung ist in jedem Fall angeknackst und es kann so nicht weiter gehen. Dringendst würde ich mit deinen Eltern darüber reden und dass ihr gemeinsam mit der Lehrerin in "lockerer" Atmosphäre darüber ein Gespräch führt.
 
Deshalb sind mir Sabri´s Aussagen nicht fremd, wenn sie sagt, sie kann vor Fremden besser spielen als vor der Familie.
...
Das Phänomen, dass man nervös ist, wenn man der Lehrerin vorspielt, ist wirklich nichts Ungewöhnliches, kennen sogar die Studenten.

Ich finde das interessant - auch bei mir ist es so, dass ich vor fremderen Leuten lieber vorspiele, als vor der Familie [könnte auch mit daran liegen, dass die was vom Fach verstehen im gegensatz zu vielen "Fremden"].
Vor meinen Lehrern habe ich allerdings überhauptkeine Scheu- nicht bei meinem Klavierlehrer, und auch nicht vor meiner Gesangslehrerin, vor der ich erstaunlicherweise freier singen kann als vor meiner Familie...

Der Mensch ist ein seltsames Wesen^^

Stilblüte
 
Hallo Sabrina!

Vielleicht ein kleiner Denkanstoß aus der Sicht einer Lehrerin:
Wenn mir ein Schüler sagen würde, er hätte keine Lust mehr Klavier zu spielen, dann würd ich das auch ein wenig persönlich nehmen, weil ich das Gefühl hätte, in meiner Aufgabe als Lehrer versagt zu haben. Aufgabe für mich ist es in erster Linie, den Schüler für das Klavier und für die Musik zu begeistern und dafür zu sorgen, dass diese Begeisterung auch noch nach Jahren anhält und im besten Fall vielleicht sogar noch wächst.
Wenn ich aber jetzt irgendwie durch Dritte erfahren würde, dass dieser Schüler gar nicht mit dem Klavier spielen aufgehört hat, sondern in Wahrheit eigentlich woanders weiterlernt, dann würde mich das zutiefst verletzen.
Denn dann hab ich nicht nur meine "Lehrerpflichten" verfehlt, sondern bin auch noch ein Mensch mit dem man anscheinend nicht reden kann. Den man hintergehn muss.

Ich würde auf keinen Fall irgendwelche Geschichten erfinden, sondern ihr klipp und klar deinen Standpunkt versuchen klar zu machen. Und zwar genauso, wie du es hier im Forum geschildert hast.
Denn ganz bestimmt wird auch deine Lehrerin etwas daraus lernen und vielleicht in Zukunft versuchen, etwas mehr auf die Schüler einzugehen.
Und jeder hat ein Recht darauf, dass einem die Wahrheit gesagt wird. Auch wenn sie mitunter recht unangenehm sein kann.
 

Ich kann mich Toccata da auch nur anschließen.
Du bringst deinen Lehrer ja auch weiter, wenn du ihm sagst, weswegen er -klingt jetzt hart- versagt hat. Du gibst ihm ja dann ja die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln.
ehrlihckeit hat in solchen Situationen noch nie geschadet. Nimm einfach Hand aufs Herz, manchmal sind 2 Menschen halt einfach nicht in solchen Situationen füreinandener geschaffen. Musst aer sicher gehen, dass das mit dem Vorspielen so ist, weil du weisst, dass das so ist. Dann wäre es nämlich schade d'rum.
Gruß
 
Niemand ist perfekt. Und das trifft selbstverständlich auch auf den Lehrer zu. Ich finde es schade, dass Fehler mit Versagen gleichgesetzt werden. Ich empfinde es als grundlegend falsche Einstellung. Deiner Lehrerin kann man gewisse Bemühungen nicht absprechen. Wenn sie dich "aufgegeben" hätte, hätte sie dich schon längst abgegeben oder dir o815-Unterricht erteilt frei nach dem Motto: "Mir ist es egal, was du machst!" Vielleicht solltet ihr euch wirklich noch einmal richtig aussprechen - deine Lehrerin sollte unbedingt von deinen Gedanken und Ängsten erfahren, ansonsten wird sich an dem Unterricht nichts ändern. Wenn du dich nicht traust, es ihr persönlich zu sagen, dann schreib ihr doch einen Brief! Eine Krise ist dafür da, dass man sie anspricht, dass man gemeinsam nach Lösungen sucht. Vielleicht ist auch ein Wechsel der Unterrichtsmethode wirksam: Zum Beispiel mal eine zeitlang mehr experimentell herangehen (Klangspiele, Improvisationen). Oder dass deine Lehrerin eine Zeit lang vollkommen den Druck herausnimmt - ihr beide euch vielleicht an 4händige Stücke "wagt", an Kammermusikprojekte oder an Stücke, die einfach nur Spaß machen sollen. Oder begleite deine Lehrerin zu einem ihrer Konzerte. Wetten dass sie nicht minder aufgeregt ist wie du? Frage sie doch einmal, wie sie sich in Vorspielsituationen fühlt. Frage sie nach ihren Pannen oder "peinlichsten" Momenten, die ihr bisher auf dem Podium widerfahren sind. Ich glaube, dann wird sie dir nicht mehr als eine Art "Übermensch" erscheinen. Kann es vielleicht auch sein, dass du den Glauben an dein Können verloren hast - inwiefern motiviert oder lobt deine Lehrerin dich??

Und selbst wenn ihr euch dann doch dazu entscheidet, getrennte Wege zu gehen, so fühlt sich zumindest keiner hintergangen.

Ich war auch für meine Lehrerin eine schwere Nuss. Aber sie hat an mich geglaubt, auch wenn ich zwischenzeitlich den Glauben an mich verloren hatte. Sie war unglaublich hartnäckig, musste unglaublich viel Mühe und Geduld aufwenden. Ich weiß auch nicht, wie viele Schüler deine Lehrerin hat und wie viele Jahre an Unterrichtserfahrung sie mitbringt. Es kann gut möglich sein, dass ihr dein "Fall" wirklich unbekannt ist. Auch ich habe versucht, meiner Lehrerin mein Problem zu erklären und sie hat es nicht verstanden. Eine bestimmte Zeit lang habe ich sie und ihren Unterricht auch nicht gemocht - es ging sogar soweit, dass sie mich aus dem Unterricht geschmissen hat (aber pssst...nicht weitersagen).
Vielleicht stimmt auch einfach die Chemie zwischen euch beiden nicht. Manch einer kommt auch besser mit der Rationalität und Ruhe eines Mannes zurecht, Lehrerinnen sind mitunter recht emotional und "zickig" - was ihre Unterrichtsart anbelangt. Was es auch ist, viele Wege führen nach Rom - nur du musst wissen, was für dich Rom ist. Möchtest du das Problem lösen, dann solltest du auf keinen Fall davonlaufen, sondern dich ihm stellen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,
Ich habe nun eine Weile nur gelesen und muß doch auch einiges dazu sagen, auch wenn das Meiste schon erwähnt wurde.

Ich glaube, der Kleine Prinz sagte:
Tue niemandem wissentlich weh, denn unwissentlich tust Du es schon oft genug.

Ein ehrliches Miteinander ohne Verletzungen jeglicher Art ist manchmal eine Kunst, aber dennoch ein hohes Ziel.

Lehrer und Schüler verstehen sich doch immer unterschiedlich gut. Aus Mißverständnissen können irreparable Situationen entstehen. Daher ist doch ein offenes Gespräch ohne Lügen aber mit Wahrung der Anstandsregeln manchmal vonnöten.
Toccata gebe ich recht, keine Geschichten zu erfinden, und auch in dem, was sie noch erwähnte, stimme ich zu.
Auch Snowdrop 83 trifft in vielen Dingen den Nagel auf den Kopf.
4-händig zu spielen ohne Druck aufzubauen ist sicher ein guter Weg, der helfen könnte. Wichtiger scheint mir jedoch das offene und faire Gespräch mit Eltern und dann auch mit Lehrerin. Man muß dabei ja nicht nur Kritik äußern, sondern kann offen und ehrlich über verschiedene Erwartungshaltungen und den Vorspieldruck reden. Auch Lob und Anerkennung der Spielkunst der Lehrerin gehören zum Thema des Nacheiferns oder sogar Druckaufbaus.

Ein guter Lehrer/eine gute Lehrerin wird das nicht falsch verstehen und zum Wohle des Schülers/der Schülerin sich Gedanken machen. Ein Lehrer soll ja nicht nur etwas fachlich gut beibringen, sondern muß immer auch Psychologe sein und auf viele Gemütsschwankungen und Charaktereigenschaften seiner Eleven eingehen. Wenn da Lücken beim Lehrer sind, so kann daraus gelernt werden. Das sollte aber, wie schon oben erwähnt sachlich und fair ablaufen.

Ein Aspekt, der hier beim Thema Vorspielen selten oder fast nie anklang:
Was ist mit Einspielen beim Unterricht/Vorspielen?
Aus eigener schlechter Erfahrung weiß ich, daß unterschiedliche Instrumente zu teils großen Umstellungsschwierigkeiten führen können. Man muß sich, gerade wenn man viel auf nur einem Instrument spielt, auf das seltener gespielte Instrument beim Lehrer auch einstellen können. Da sind doch aus dieser Sicht schon Möglichkeiten zum anderen Spielen gegeben.
Wie ich an anderer Stelle schon berichtete, hatte dieses bei mir dazu geführt, daß ich ein anderes Klavier bekam. Ich möchte hier keinesfalls dafür plädieren, aber doch die Sichtweise der unterschiedlichen Instrumente als Ursache mit anführen, wenn Vortragsprobleme untersucht werden.

Ich wünsche allen Beteiligten viel Fingerspitzengefühl, daß die negativen Begleitumstände ausgeräumt werden und alle sich weiterhin in die Augen sehen können. Und schließlich hoffe ich besonders, daß der Erfolg und Spaß beim Klavierspielen nicht auf der Strecke bleiben.

Gruß Hartwig
 
Danke für eure vielen Antworten! Das hat mir einige Denkanstöße gegeben!

@snowdrop: Ja, es stimmt: Ich verzweifle, wenn ich irgendwo Grenzen entdecke :rolleyes: . Teilweise habe ich auch Techniken gelernt, die ich vorher nicht kannte und mir deshalb vieles schwerer viel.
Allerdings glaube ich nicht, dass sie einschätzen kann, wenn ich zu nervös bin ("leider" kann ich solche Dinge sehr gut überspielen). Das weiß ich, da sie mal zu mir sagte, dass ich gut aus mir herausgekommen wäre (es war ein bei einem Nocturne von Chopin: also ziemlich "gefühlvoll"), dabei war ich sowasvon verkrampft, dass ich meine FInger nichtmal richtig hochbekommen habe
Mit dem Versagen: Zum Einen halte ich mich grundsätzlich für eine Versagerin, wenn etwas nicht sofort und super klappt, zum Anderen hat sie aber auch schon zu mir gesagt, ich solle doch bitte vorbereitet in den Unterricht kommen (Zuhause kann ich das besagte Stück auswendig)...

4-händig haben wir (auf ihren Wunsch) auchschon ausprobiert, aber das ist nichts für mich (außerdem wollte sie unbedingt die Ungarischen Tänze machen und Brahms passt nicht zu mir).
Sie hat sich (auch, wenn sie mir etwas vormachen wollte) schon mehrmals verspielt (dreht dann aber mehr o. weniger durch und muss die Stelle solange spielen, bis sie es (wieder) kann), aber das sind dann Dinge, vor denen ein "normaler" Mensch trotzdem irrsinnigen Respekt vor hat (da regt sie sich auf, weil sie nicht mal eben alle Chopin-Etüden oder Beethovensonaten komplett fehlerfrei, 100% vom Blatt spielen kann- ohne irgendeine Vorbereitung :confused: und meint dann zu mir, dass die "richtigen" Pianisten über sie lachen würden, da sie soetwas schon mit 12 locker vom Blatt können).
Also ist sie selbst sehr, sehr perfektionistisch...
Sie versucht schon mich zu motivieren und sagt auch, sie hätte mehr mit meiner Einstellung ("Das kann ich sowieso nicht!") zu kämpfen, als mit meinen Fingern. Loben macht sie auch oder versucht mich mit Sachen zu trösten wie:" Das spielen sonst nur Profis!" (was 12 jährige Kinder vom Blatt können und was bei jeder Aufnahmeprüfung verlang wird.... klar, nur Profis ^^ )

@Hartwig:
Früher hatte sie ein Klavier, dessen Klaviatur für mich zu niedrig war. Da war es klar, dass das nicht funktionieren konnte.
Jetzt hat sie einen Flügel, der sowohl vom Anschlag als auch vom Klang sehr viel Ähnlichkeit mit meinem Klavier hat.
In der Schule haben wir auch zwei Flügel (einen Bechstein und den anderen weiß ich gerade nicht), auf denen ich sogar besser spielen kann, als auf meinem Klavier.

Ich werde ihr dann wohl auf jeden Fall die Wahrheit sagen.
Dann hat sie nochmal die Chance es zu verstehen (sie ist übrigends noch ziemlich jung und hat nochnicht so viel Erfahrung).
Weiterhin Unterricht bei ihr zu nehmen geht aber auf keinen Fall... dafür ist das Ganze schon zu "verfahren".
Das Argument von Stilblüte (anderer Blickwinkel) werde ich aber noch dazusagen, da es etwas Wahres hat und die Situation etwas "abschwächen" könnte.
Meine Eltern haben übrigends absolut keine Ahnung von Musik (sie können nichtmal Noten lesen und meine Mutter verwechselt Beethoven mit Dieter Bohlen :shock: ). So gesehen ist es ihnen total egal, was ich da mit dem Unterricht mache und als ich meine Mutter auf das Problem ansprach, minte sie:" Du siehst immer alles zu defizitär!" (dann ein Vortrag über meine "Komplexte") und dann " Dann hör doch auf und mach etwas anderes! Willst du nicht Gitarre lernen, das ist doch viel schöner!?"

Lg, Sabrina
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Sabrina!

Es freut mich, dass du so ehrlich zu deinen Schwächen stehst. Mir war es immer furchtbar unangenehm, wenn mir jemand einen Spiegel vor´s Gesicht gehalten hat. Deshalb meinen allergrößten Respekt vor dir.

Ich hatte ähnliche Probleme. Ehrgeiziger Lehrer, der aber sein Nicht-Können damit auswälzte, jeden ach nur so kleinen Fehler beim Schüler zu kritisieren. Er gab mir immer das Gefühl, minderwertig zu sein. Eigentlich verstand ich mich von Anfang an nicht mit ihm. Aber als kleines Kind hat man kaum eine Wahl und vor allem kein Vergleich - und meine Eltern verstehen auch nicht viel von Musik - so blieb ich 7 Jahre bei ihm. Von der Warte aus würde ich einen Wechsel durchaus begrüßen.

Auch ein Lehrer fällt nicht so vom Himmel. Die Lehrerpersönlichkeit entwickelt sich über mehrere Jahre. Ich hoffe, dass deine jetzige Lehrerin irgendwann begreift, dass übermäßiger Perfektionismus nicht zum Ziel führt.
Ich wünsche mir, dass du auf einen verständigen Lehrer triffst, der gut mit deinen Gefühlen umgehen kann und vor allem es schafft, dein zerstörtes Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es ein weiter Weg sein wird - weg von dem Versager-Denken hin zum "ich bin auch mit Fehlern wertvoll".

Musik ist kein Wettkampf - es geht doch wohl kaum wirklich darum, wer besser spielt und im welchen Alter er welches Stück bewältigen kann. Wenn es danach geht, bräuchte keiner mit dem Klavierspielen mehr anfangen. Außerdem ist es schon ein Unterschied, ob eine 12jährige mit ihrem noch etwas "kindlichen" Verstand ein Stück spielt oder ein Erwachsener mit viel Lebenserfahrung und analytischem Wissen- viele Werke brauchen auch Reife. Und es heißt nicht, dass dieselbe 12jährige das Stück nicht mehr spielen wird, wenn sie erwachsen ist. Mit jedem Mal "hervorholen" entdeckt man neue Dinge, erscheint einem das Werk in einem neuen Licht. Musik ist Veränderung - nicht Stillstand.

Entscheidend ist dein Weg, deine musikalische Entwicklung. Und letzten Endes zählt nur die Liebe zur Musik - und nur aus diesem Grund sollte man sich mit Musik beschäftigen. Sieh deshalb bitte nicht immer nur die Dinge, die du nicht kannst. Du hast bis dato schon unheimlich viel gelernt und erreicht. Freu dich doch darüber :) !

Fehler sind nichts Schlimmes. Ich habe auch lange gebraucht, um das zu verstehn. Und du bist noch lange keine Versagerin, wenn du dich verspielst. Wichtig ist, ruhig und gelassen an die Sache zu gehen und genau darüber nachzudenken, warum dir der Fehler passiert ist. Vielleicht solltest du deine Übetechnik verändern - aber vor allem: Es ist nicht schlimm! Jeder Mensch macht Fehler! Und gerade das macht uns doch so liebenswert...

Du kannst mir gern eine persönliche Nachricht schicken, wenn du magst. Und auch wenn das jetzt komisch klingt: In gewisser Weise fühle ich mich dir sehr verbunden. Und manchmal hilft es auch, wenn man einfach jemanden hat, mit dem man drüber reden kann :)
 
Musik ist Veränderung - nicht Stillstand.

Snowdrop, ich habe jetzt leider keinen Qualifizierten Senf mehr dazuzugeben, habe aber euren Wortwechsel interessiert verfolgt.
Gerade hab ich deinen letzten Beitrag gelesen, und musste dir einfach mal darauf antworten- so einen schönen Beitrag im Forum habe ich schon lange nicht mehr gelesen!
Da steckt so viel Wahrheit und Klugheit drin.
Am schönsten finde ich den Satz, den ich als Zitat von dir Eingefügt habe.
Der klingt wie von einem großen Musiker oder Komponisten.

Meine Hochachtung

Stilblüte
 
Hallo!
Wollte nur sagen, dass es jetzt gleich (18:00 Uhr) soweit ist und ich es ihr sagen werde (ich weiß nur nochnicht, wie ich es richtig anstellen soll).
Ich bin irrsinnig aufgeregt...
Wünscht mir Glück!

Sabrina
 
Hallo Sabrina,
ich glaube, daß viele in der vergangenen Stunde wohl an Dich gedacht hatten.

Egal, wie es abgelaufen ist, hier sind etliche, die gespannt darauf warten, von Dir eine Nachricht zu bekommen.
Egal wie sie ausfällt, wir sind immer bereit zu helfen oder eben auch zu loben, wenn Du alles gut hinbekommen hast.

Gruß Hartwig
 
Hallo!
Dann werde ich mal berichten:
Als ich die Noten gerade herausgeholt hatte, fragte meine Lehrerin schon, ob es mir irgendwie nicht gutginge, oder ob etwas los sei ;)
Dann sagte ich, dass ich darüber mit ihr sprechen wollte und so entwickelte sich das Gespräch.
Ich sagte, dass ich aufhören wollte und dann meinte sie: "Das habe ich mir schon gedacht... Aber warum?" (sie dachte, ich hätte keine Lust mehr)
Erklärt habe ich ihr die Situation dann so ähnlich, wie hier im Forum. Sie hat sich wirklich bemüht mich zu verstehen, kann es sich aber (glaube ich) immer noch nicht richtig vorstellen, dass ich nur bei ihr so furchtbar gehemmt bin. Wir haben aber zusammen überlegt, woran es legen könnte. Unter Anderem auch die Sache, dass ich zu viel Respekt vor ihr habe. Sie hat mir dann noch etwas von ihrer Professorin erzählt und meinte auch, dass man als Schüler manche Stücke besser spielen kann als die Lehrer (wenn sie sie nicht gerade vorbereitet haben oder schon "50.000 mal" durchgegangen sind).
Gefragt hat sie mich auch noch, ob ich mich mit den Stücken überfordert fühlen würde ("Nein!" hat sie es denn immer noch nicht verstanden!? ;) ), oder ob es auch an meiner Geduld liegen könnte (ab einem gewissen Level kann man keine großen Sprünge mehr nach oben machen, sondern muss "in die Breite" gehen *g*). Meine Geduld hält sich wirklich in grenzen, das stimmt schon...
Aber sie meinte auch, dass, wenn das Vertrauen zum Lehrer nicht da ist, es keinen Sinn machen würde.

Dann haben wir auchnoch über die Unterrichtsmethoden geredet:
Sie dachte bis jetzt, ich bräuchte eine "führende, konsequente Hand", die vorgibt, wolang es nun geht. :rolleyes:
Vorgeschlagen hat sie auch die Methode, dass ich selbst bestimme was ich wann, wie machen möchte und damit einfach zu ihr komme. (Diese Methode hört sich jedenfalls schonmal viel besser an.)
Und sonst müsste ich einfach sagen, wie ich unterrichtet werden will und sie wird ihr Möglichstes versuchen.

Insgesamt ist sie wirklich sehr bemüht, es ihren Schülern recht zu machen.

Jetzt soll ich nochmal überlegen, ob ich es nochmal mit ihr versuchen möchte (sie fände es schön), oder ob es ein Problem ist, das sich nicht ändern lässt und ich doch lieber zu einem anderen Lehrer gehen sollte und sie dann anrufen ("Kündigungsfrist" gibt es nicht. Also könnte ich sofort bei jemand anderem anfangen).

Da alles so positiv verlaufen ist, glaube ich, dass es einen "Neuanfangs-Versuch" wert ist. Und sollte dieser Versuch scheitern, kann ich immer noch wechseln.

Viele Grüße (und danke für eure Unterstützung),
Sabrina :)
 

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