Antikes unbekanntes Klavier. Wer weiß Rat?

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Lilith99

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Hallo, ich habe ein altes Klavier, etwa 100 Jahre alt, groß und schwer, allerdings ohne einen Herstellernamen. Innen steht: H. F. Flemming Mechanik Fabrik Leipzig- Leutzsch, an der rechten Innenseite des Korpus die Seriennummer 168. Es ist auf jeden Fall ein Oberdämpfer. Es ist gut erhalten und hat sich, obwohl das Stimmen schon 10 Jahre her ist, nicht so gravierend verstimmt. Wie finde ich jetzt raus, was das für ein Klavier ist, wann es gebaut wurde und ob es etwas wert ist, denn ich möchte es verkaufen, da bei uns niemand Klavier spielt. Wäre über jede Hilfe dankbar.
Grüße
Lilith
 

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Oberdämpfer und DDR-Nachkrieg passt m.M. nach nicht zusammen. Ich vermute eher dass es nach dem Krieg mal äußerlich modernisiert wurde, sozusagen auf 60er getrimmt wurde und damit alle Herstellerangaben verschwanden. Denn die Größe spricht schon deutlich für das angegebene Alter. Kannst Du Fotos vom Innenleben machen? Vielleicht erkennt ja der ein oder andere einen Hinweis auf den Hersteller.

Gruß
Thilo
 
ZUm Namen Flemming finde ich im Atlas der Pianonummern drei Einträge
- Flemming & Barker London
- Flemming & Melzner, Zittau, später Max Donath
- Flemming F. Reinh., Zittau

Zu Max Donath findet sich
*1882 +1925
1882 deren Gründungsjahr
1899 Melzner & Donath
1902 Max Donath

Seriennummern sind für die Jahre 1902 bis 1931 mit Nr. 1890 bis 6930 angegeben, aber ob das wirklich mit deinem Klavier was zu tun hat?


Rein persönlich glaube ich nicht an ein wertvolles Instrument, es scheint aus der Hochzeit des Klavierbaus 1900-1920 zu kommen. Allerdings stört mich diese einfache Bauweise, keine Schnörkel, etc. Daher könnte es auch später 1950-1970 gebaut worden sein, ich weiß nicht, bis wann die 85er Klaviaturen gebaut wurden.

Jedenfalls sieht es nicht wirklich elegant aus und du wirst jemanden finden müssen, der dieses Design mag und dafür Geld ausgeben will. :?

Wenn du keinen Bezug zu diesem Instrument hast und es einfach loswerden willst, setze es am besten in eine Auktion und beginne bei 1€, sei froh wenns dann weg geht. So würde ich es jedenfalls machen.
 
Dieses Klavier scheint mir einmal modernisiert worden zu sein. Was heute die China-Klaviere sind, waren teilweise in den Nachkriegsjahren bis in die 60er hinein überholte, modernisierte und mit Pattex überfurnierte Klaviere, die damals in ihrer Substanz wohl robust und hochwertig genug waren erhalten zu werden. Solche Instrumente trifft man immer wieder an. Selbige sind manchmal sehr freundlich, d.h. das Furnier winkt einem schon von Ferne entgegen...
Leider ging und geht auf diese Weise manches hochwertige Instrument verloren.
Eine weitere notwendige Überholung übersteigt den Anschaffungspreis bei weitem.
Gruß
Toni
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Lillith99,

Dieses Klavier wurde einmal Opfer eines Umbaues in den 1960er Jahren. Es hatte wahrscheinlich schöne Kassetten im Oberrahmen (und vielleicht kann man das sogar noch an der Rückseite des Oberrrahmens erkennen), zwei hübsche Kerzenleuchter, gedrechselte Konsolen und vielleicht noch einen Oberaufbau wie dieses Klavier hier.

Leider wurden derartige Klaviere um 1960 vollkommen unmodern und fast unverkäuflich, weshalb man sie dann außen "verschönert" hat. :confused:

LG
Michael
 
Michael,

bis wann wurden die 85er denn gebaut?

Danke und Gruß
Wolbert
 
Ah - jetzt habe ich lange überlegen müssen. Du meinst Klaviere mit 85 Tasten :-) Ja das ging teilweise bis in die 1980er Jahre mit einigen Modellen - vor allem europäischer älterer Manufakturen.

LG
Michael
 
Aha, das ist ja jetzt mal interessant. Wenn es umgebaut wurde, würde das eben auch dieses schnörkellose Design erklären. Hier kommen noch ein paar Bilder vom Innenleben.
 

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Klaviere mit 85 Tasten wurden mindestens bis in die Neunziger Jahre gebaut, z.B. von Samick
 
Ei, das fällt ja schon eher unter die Rubrik "Kurios" als unter "Wertlos"...

Gruß
Patrick
 
Ui, das ist ja etwas ganz interessantes. Das Teil hat keinen Stimmstock, sondern eine Patentschraubenmechanik für die Wirbel. Auf den Fotos sind die Details nicht sonderlich gut zu erkennen. Das ist eher was für Klavierbauer zum fachsimpeln oder für ein Museum. Verkaufen wirst du es schwerlich können. Aber du solltest zumindest die Technik für die digitale Nachwelt erhalten, indem du mal einige wirklich gute Fotos machst von oben. Es geht um die Stelle, wie die Saiten an den Wirbeln aufgehängt sind und wie der ganze Mechanismus beim Stimmen funktioniert.

Es gab hier schon mal einen Thread zu dem Thema. Mit Suchfunktion zu finden unter Patentschraubenmechanik, Alibert-Wirbel oder Schneckengetriebe....
 

Das ist ja eine heiße Konstruktion für den 'Stimmstock'.
Könnte das von Förster-Löbau sein?
Auf keinen Fall entsorgen, so etwas muß ins Museum oder in die Fachschule nach Ludwigsburg, wenn die das nicht schon haben...
Toni
 
Ach hübsch! Mason & Hamlin und ihre Screw-Stringer-Mechanik lassen grüßen.
 
Mich würde interessieren, wie Oberdämpfer und diese Art von "Stimmstock" zusammengehen. Wenn ich mich an Michaels Faden zu Försters Superflügel (dem von den Pressemenschen zum angeblichen "Hitlerflügel" hochstilisierten) erinnere, dann war dieser Stimmstock-Ersatz doch eine Entwicklung von Förster, die frühestens an das Ende der der 30er Jahre gehört und nach dem Krieg nicht mehr weiterverfolgt wurde. Gehört der Umbau, samt äußerlicher "Verschönerung" vielleicht in diese Zeit?
 
@ sla

Mason & Hamlin hat diese Art Stimmstock mit Stimmschrauben schon um 1900 häufiger gebaut. Ein nur auf diese Schrauben passender Stimmschlüssel lag im Instrument in einer Nische oder Kästchen bereit und wartete auf den Klavierstimmer. Funktionierte prima, habe ich mir sagen lassen. Aber wehe, es ging etwas kaputt, dann musste ein Werkzeugmacher passende Ersatzteile maßschneidern.
 
Dank Dir schön für den Hinweis! Aber waren die auch auf dem deutschen Markt tätig?

Es gibt Hinweise darauf, dass Schaaf in Frankfurt vor laaaanger Zeit Mason & Hamlin verkauft hat. Aber von einer regelrechten Geschäftstätigkeit von M&H in Deutschland konnte keine Rede sein. Andererseits wussten die Produzenten auf beiden Seiten des Atlantiks recht gut, was die Kollegen/Konkurrenten so trieben ...
 
Wenn ich mich an Michaels Faden zu Försters Superflügel (dem von den Pressemenschen zum angeblichen "Hitlerflügel" hochstilisierten) erinnere, dann war dieser Stimmstock-Ersatz doch eine Entwicklung von Förster

Das haben einige Hersteller gemacht: Crasselt & Raese, Lämmerhirt, Mason & Hamlin, Gebr. Meusel, Brinsmead.....
 
Tatsächlich liegt in dem Klavier ein Stimmschlüssel vierkant mit 5,5mm. Habe hier noch Bilder von oben. Ihr müsst mir sagen, wenn ihr noch andere Bilder braucht, ich als Laie weiß nicht so genau, was wichtig ist.
Grüße
 

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