Analyse klassischer Stücke

...ansonsten gehen wir mal zu was schwererem über...

Wie wärs mit richtiger Musik?

Hier die erste Seite eines klassischen Rondos. Komponist darf geraten werden.

Die ersten 16 Takte sind eigentlich nicht "schwerer", das oben besprochene kommt zur Anwendung. Wer will, kann ja weiter analysieren.

Wer ein bischen "Gehirn-Jogging" machen will, kann versuchen, die ersten 8 oder 16 Takte à la Leimer/Gieseking rein lesend auswendig zu lernen und dann zu spielen. Vor allem für unsere angehenden Musikstudenten eine interessante und lehrreiche Aufgabe.
 
"Wie wir es an der Hochschule gelernt haben gibt es keine Dominantparallele."
Das, würde ich behaupten, war die Privatmeinung des Dozenten. Bei Wilhelm Maler, auf den viele Notierungsweisen der Funktionsbezeichnungen (z.B. Kleinbuchstabe für Moll) zurückgehen, gibt es sie zahlreich; bei de la Motte liest man, daß es sehr vom Zusammenhang abhänge, ob man etwas Dp oder Tg nennen sollte. Und darüber, ob der Begriff "Gegenklang" überhaupt nötig ist, kann man durchaus streiten. Richtig ist sicher, daß die Dp nicht als Dominant-Vertreter gehört wird, aber als Tonika-Vertreter wird sie eigentlich auch nicht gehört, auch wenn das in Moll Sinn macht, wo der tG als Trugschluß auf die Dominante folgt. Interessanterweise streitet de la Motte gegen Riemann gerade in einem Fall, wo Riemann den tG eindeutig findet, aber de la Motte die Dp.

"Warum muss man denn von einem fehlenden Grundton ausgehen, wenn der Akkord vermindert ist?"
Barockes Harmonieverständnis hat den Dreiklang auf der VII. Stufe (in Moll auch der II. Stufe) durchaus als selbständigen Akkord, aber fast ausschließlich als Sextakkord benutzt, in Grundstellung findet man ihn also auch im Barock kaum. In der Denkweise der Funktionsharmonik ist dieser Sextakkord aber nur sinnvoll als s6 oder als Umkehrung der Dominante, und der Tritonus in h-d-f in C-dur oder gis-h-d in a-moll ist eindeutig dominantisch, muß aufgelöst werden und wird auch schon im Barock immer so behandelt. Außerdem ist ein Dreiklang mit Tritonus statt Quinte dissonant und wäre bereits als alterierter Akkord anzusehen, wenn h der Grundton wäre. Deswegen, und weil h-d-f in C immer dominantisch ist und als Sextakkord in a immer subdominantisch, ist es durchaus sinnvoll, ihn seiner Verwendung gemäß zu benennen.

"Vom Akkord Nr. 4 zu 5 und Nr. 8 zu 9 ist die Stimmführung nicht so ganz glücklich."
"Nicht so ganz richtig", hätte man auch sagen können, wobei "richtig" nicht im Sinne irgendeiner akademischen Willkürlichkeit gemeint ist, sondern die meisten Regeln eben nur beschreiben, wie Bach, Mozart, Beethoven & Co. komponiert haben und so erklären, warum etwas gut oder schlecht klingt. Schlecht klingen übrigens auch die Verbindung von Akkord 10 zu 11, und 11 zu 12.
(Sorry, Keyla, Haydnspaß und ich bitten um Entschuldigung für so viel Beckmesserei, es "ist schon sehr spitzfindig", aber "es stellt sich die Frage, inwieweit es dem ausübenden Musiker hilft", fehlerhafte Akkordfolgen zu analysieren.)

"Ja, da hast du recht, es ist total spitzfindig. Aber deshalb ist es ja so interessant"
Finde ich auch, interessant wird Theorie, wenn sie einem den Blick für Feinheiten eröffnet und einem z.B. die Bewunderung darüber abringt, daß bereits dem komponierenden Kinde Mozart solche Satzfehler nicht unterlaufen.

"Was ist die Dominantparellele in c-moll? Siehst du, das ist das Problem"
Wo ist das Problem? Die dP in c-moll ist B-dur, steht in jeder Harmonielehre. Die Dp ist e-moll, das nennt man dann eine Mediante, weitere Medianten sind dp (=b-moll), DP (=E-dur). Zwar befindet man sich dann nicht mehr in c-moll, aber der gute Herr Schubert z.B. hat liebend gerne von solchen und ähnlichen Umdeutungen Gebrauch gemacht, um sich im Tonartengestrüpp zu verlustieren.
 
Okay, ich fange mal an:

Analyse ist viel mehr als nur die Analyse harmonischer Abläufe!

Komponist: Weiß ich nicht. Klassik, vielleicht Haydn, Mozart?

Taktart: 2/4, das bedeutet: jeder Takt enhält zwei Viertel, und die Viertel bilden sozusagen den Pulsschlag der Musik. Wenn man also mitzählt oder mit dem Fuß mitklopft oder das Metronom zu Hilfe nimmt, sollte man pro Schlag ein Viertel spielen: 1 - 2 - 1 - 2 usw. wobei der erste Schlag etwas stärker betont wird als der zweite. Man könnte auch vier Achtel pro Takt zählen, würde aber dann nicht das richtige Gefühl für das Stück kriegen.
Man kann aber leicht erkennen, dass der erste Takt nicht zwei Viertel, sondern nur ein Achtel (bzw. zwei 16tel) enthält, also nicht “vollständig” ist. Es handelt es sich um einen sog. Auftakt. Am Ende der ersten Zeile steht ein Takt, der ein Viertel und ein Achtel enthält, also auch nicht vollständig ist. Aber zusammengenommen mit dem Auftakt am Anfang ergibt er einen ganzen 2/4-Takt, so dass die ganze erste Zeile insgesamt aus acht Takten besteht. Ebenso ist es auch bei den folgenden Teilen, die durch einen Doppelstrich voneinander getrennt sind. Wenn man die Takte durchnummerieren will, ist es übrigens sinnvoll, die Numerierung mit dem ersten vollständigen Takt, also nicht dem Auftakt, zu beginnen.

Tonart: C-Dur. Warum? Es ist kein Vorzeichen da, also ist es entweder C-Dur oder a-moll. Am einfachsten ist die Tonart am Schluss des gesamten Stücks zu erkennen; den hat uns Franz leider vorenthalten. Wir könnten den Schluss des ersten Teils (also der ersten Zeile) nehmen; das würde hier zwar zum richtigen Ergebnis führen, könnte aber u.U. bei anderen Stücken irreführend sein, da einzelne Teile innerhalb eines Stücks häufig nicht in der eigentlichen Tonart enden, sondern einer anderen (z.B. der Dominanttonart).
Also nehmen wir den Anfang. Dieses Stück beginnt mit einem Auftakt. In diesem Falle sollte man den Anfang des ersten vollständigen Takts zu Tonartbestimmung hernehmen und hier den Grundton im Bass (linke Hand). Es ist ein C, also C-Dur. Dieses C ergänzt sich übrigens mit den beiden Tönen in der rechten Hand zu einem C-Dur-Dreiklang.

Aufbau: Das Stück beginnt mit vier achttaktigen Teilen, die jeweils wiederholt werden und durch einen Doppelstrich mit Wiederholungszeichen voneinander getrennt sind und . Diese Untergliederung in achttaktige Teilstücke ist ein grundlegendes Prinzip der gesamten westlichen Musik (einshcließlich Jazz, Pop, Volksmusik etc.), das merkwürdigerweise von jedem Angehörigen des westlichen Kulturkreises als absolut normal und quasi naturgegeben angesehen wird. Der fünfte Teil besteht aus 2 mal acht Takten, davon sind die ersten acht wieder mit dem ersten Teil identisch.

So, jetzt kann jemand weitermachen und harmonische Abläufe, Themen usw. analysieren.
 
Hallo Zeisig,

Deine Aussage " Richtig ist sicher, daß die Dp nicht als Dominant-Vertreter gehört wird," ist nur bedingt richtig.

Entscheidend dabei ist das harmonische Umfeld.

Hauptproblem der III Stufe ist sicherlich, dass der Leitton die Funktion einer stabilen Quinte einnimmt. Dadurch nimmt das Ohr den Leitton nicht mehr als solchen wahr.
Anders jedoch verhält es sich, wenn auf die Dp die Tp folgt. Voila, nun hat die Bezeichnung Dp wirklich einen Sinn bekommen.
 
Also ich erinnere mich daran, daß ich als Kind im Klavierunterricht die "Wiener Sonatinen" - nicht gerade mit Begeisterung - selber gespielt habe. Mir kam diese Musik schon damals total kindisch vor. Zum Glück gibts in dem Rondo auch einen Mollteil. Heute erinnert mich dieses Rondo an Richard Strauss' Till Eulenspiegel. Nur ist Till Eulenspiegel besser komponiert :cool:
 
Hallo Fred.
"Anders jedoch verhält es sich, wenn auf die Dp die Tp folgt. Voila, nun hat die Bezeichnung Dp wirklich einen Sinn bekommen."
Das genau ist der strittige Fall, den de la Motte meinte, als er Riemanns Bezeichnung Tg für falsch hielt. Ich bin mit dir durchaus konform. Hinzufügen muß man: Hört man den Akkord sofort so oder erst, nachdem er aufgelöst wurde? Oder hört man ihn so, weil er als Sextakkord erscheint und man ihn nicht als e-moll, sondern als G6 wahrnimmt? Denn außer als Sextakkord kann man ihn eigentlich nicht dominantisch wahrnehmen.
Das wäre aber ein Streit um des Kaisers Bart, man darf getrost mal Dp, mal Tg sagen, immer abhängig davon, wie man ihn hört. Da es darüber unter Theoretikern immer wieder Meinungsverschiedenheiten gibt, beschränkt man die Bezeichnung "Gegenklang" am besten auf den tG in Molltonart beim Trugschluß, da macht er eindeutig Sinn. Ansonsten weiß ja jeder, was mit Dp gemeint ist, und um Namen streiten lohnt sich nicht. Ich wollte auch gar nicht um Namen streiten, sondern nur die völlig falsche Behauptung korrigieren, es gäbe keine Dp. Mich wundert, daß man eine solch falsche Behauptung an einer Hochschule an Studenten weitergibt, die das nun für den Rest ihres Musikerlebens für Wahrheit halten.

Aber ich halte mich jetzt hier erst einmal ein wenig zurück, wir eröffnen hier gerade einen Parallel-Thread für Fortgeschrittene, und die Stück-Analyse, die andere interessiert, kommt damit zu kurz.

"Mir kam diese Musik schon damals total kindisch vor."
Die "Wiener Sonatinen" sind keine, es sind Bläsertrios, die jemand mal in Klavierbearbeitung herausgeben und dadurch banalisiert hat. Zufällig riet mir erst kürzlich ein Kollege, mir das Original mal anzuschauen, das er für eines der genialsten Mozartwerke hält. Ich hab's noch nicht getan, habe die "Sonatinen" auch nie am Klavier benutzt, kann also nichts dazu sagen. "Kindisch" werden sie nicht sein, handwerklich sind sie ohne Fehl und Tadel, was bereits Franz Titschers eine PDF-Seite erkennen läßt.
 
Hallo Zeisig,

bin gerade auf die Mondeklipse fixiert. Antwort kommt demnächst.
 
so wichtig wars mir irgendwie gar nicht, dass der satz stimmt... ich hab mir um ehrlich zu sein ncith mal die mühe gemacht ihn nochmal zu kontrollieren geschweige denn auf dem klavier vorzuspielen.
ich wollte lediglich mal nen kleinen einblick geben was analysieren ist/ sein kann (akkorde bestimmen ist ja nur ein teil davon) dabei gings mir eher darum, dass alle, die davon noch keine ahnung haben wissen, dass/ wie man überhaupt igendwie die dreiklänge benennen kann. dass das ding dann satztechnisch noch ...ausbaufähig... ;) ist, ist eher nebensache.

es ist natürlich wirklich nicht die perfekte lösung, wenn ich, als jemand der es selbst nicht richtig kann, versuche anderen zu erklären wie es geht. aber bis heute hat sich in diesem thread (gibts dafür auch n deutsches wort) noch keiner gemeldet, der gesagt hat er kann es- darum hab ich mir gedacht schlecht ist besser als gar nicht.
aber es scheint ja doch ne menge leute zu geben, die ahnung davon haben :)

Warum muss man denn von einem fehlenden Grundton ausgehen, wenn der Akkord vermindert ist? Hat die Quinte in der klassischen Harmonielehre ein größeres Gewicht?
ich denke man muss nicht von vom fehlenden grundton ausgehen. es ging in dem fall ja nur darum sich das analysieren zu erleichter und da es fürs analysieren wenig bringt wenn man da V hinschreibt, hat mein theorielehrer gesagt wir sollen da nen verkürzten D-sept hinschreiben. man kann die benennung der 7. stufe letztendlich auch weglassen
 
Ich wollte auch gar nicht um Namen streiten, sondern nur die völlig falsche Behauptung korrigieren, es gäbe keine Dp. Mich wundert, daß man eine solch falsche Behauptung an einer Hochschule an Studenten weitergibt, die das nun für den Rest ihres Musikerlebens für Wahrheit halten.

...für die Wahrheit halten

Es soll ja sogar Musikwissenschaftler geben, die meinen, Komponisten deren Werke erklären zu müssen. Und Musikschullehrer, die meinen, sie seien besser als Rubinstein, Glenn Gould und Horowitz zusammen. :p

Nein, im Zusammenhang mit harmonischen Funktionsbezeichnungen von "Wahrheit" zu reden, ist schon ziemlich absurd. Hugo Riemann hatte halt eine lustige Idee, nämlich, daß man sämtliche Akkorde der europäischen Musikgeschichte letztendlich auf 3 (DREI - Vater, Sohn und Heiliger Geist) Grundakkorde zurückführen könne. Und heute werden darüber an manchen Hochschulen tatsächlich Glaubenskriege geführt. Auf der Welt gehts schon lustig zu :p
 

so wichtig wars mir irgendwie gar nicht, dass der satz stimmt... ich hab mir um ehrlich zu sein ncith mal die mühe gemacht ihn nochmal zu kontrollieren geschweige denn auf dem klavier vorzuspielen.
ich wollte lediglich mal nen kleinen einblick geben was analysieren ist/ sein kann (akkorde bestimmen ist ja nur ein teil davon) dabei gings mir eher darum, dass alle, die davon noch keine ahnung haben wissen, dass/ wie man überhaupt igendwie die dreiklänge benennen kann. dass das ding dann satztechnisch noch ...ausbaufähig... ;) ist, ist eher nebensache.

Hallo Keyla,

meine Bemerkung zur Stimmführung in deinem Beispielsatz war ja auch nicht so ernst gemeint, oder gar als Kritik. Entschuldige bitte, wenn es sich so angehört hat. Der Satz war ja sehr gut konstruiert und bis auf zwei, drei Kleinigkeiten tiptop. Ich dachte einfach, hmm, wenn man das c' nach unten verlegt und den oberen Ton der rechten Hand wegläßt, dann wärs einwandfrei. Ähnlich auch mit dem Schluß, wo du nur den obersten Ton der rechten Hand weglassen müßtest, und schon wär die Stimmführung in Ordnung.

Nette Grüße
Haydnspaß :)
 
is völlig ok!
ich bin die letzte die nicht gern tipps erhält wies besser geht ;)
immerhin will ichs in so ca. 2 monaten können, möglichst so, dass ich keine fehler reinbaue auch wenn ich es nicth nochmal kontrolliere- dafür is nämlich keine zeit... (ich hab für die grad mal 3 takte immerhin so schon fast 10 minuten gebraucht)

PS: der letzte akkord musste aufgrund meier faulheit falsch bleiben- ich hatte keinen bleistift
 
Man verzeihe mir den Einwand, aber wenn ein Schüler mit diesem Stück zu mir käme, würde ich es in weit anderer Hinsicht mit ihm analysieren.
Wer dieses Stück bei einem Lehrer erarbeiten möchte, hat andere Schwierigkeiten und Fragestellungen als die von Zeisig und Fred hervorragend disputierten.

Insgesamt wird dieser fiktive Schüler daran interessiert sein, Handreichungen dafür zu bekommen, die ihm helfen, das Stück spielen zu können. Praktische Tipps, denen ein niveaugerechtes Theorieverständnis zugrunde liegt.

Ich würde gerne zunächst das erste System des Mozarts zum Beispiel nehmen. Zur Frage der Tonart (a oder C) würde ich noch den hinweisgebenden Aspekt ansprechen, dass uns kein E-Dur Akkord und folglich auch kein Gis in den Noten begegnet, womit wir uns mit C-Dur schon einigermaßen sicher sein können. In dieser Epoche jedenfalls.

Dann würde ich mit dem Schüler besprechen, dass der Cantus firmus durchgehend (vom Schlussakkord angesehen) in Terzen geführt wird. Auf der anzunehmenden Lernstufe allemal noch ein interessanter Hinweis :-) )
In Takt 1-3 und Auftakt würde ich mit ihm die obere Stimme üben und ihn dann dazu anleiten, tonartentsprechend darunter unter Berücksichtigung des Fingersatzes eine Terz zu addieren.
In Takt 3-5 haben wir es mit Dreiklängen zu tun, die aus der besagten Terz und in dieser Sequenz mit ein- und demselben Basston G in der rechten Hand bestehen. Ich würde den Schüler darauf hinweisen, dass er an dieser Stelle wissen soll, er hat es mit sechsmal G zu tun. Dann soll er sich auf jeweils oberste Note konzentrieren, die darunterliegende Terz dazu zu addieren üben und immer das G unten dazu nehmen.

Im vorletzten Takt würden die veränderten Grundtöne der Dreiklänge in der Rechten anschauen (und klären, dass aufgrund des Staccato immer der gleiche Fingersatz genommen werden kann) den neu hinzugekommenen Akkord in seinem Aufbau und seiner Funktion besprechen und ausprobieren.

Dann würden wir das spielen und auf Phrasierung, Dynamik- und Vortragszeichen achten. Und darauf, dass es schön klingt :-)

Zu Übungszwecken und im Hinblick auf folgende Einstudierungen würde ich dann noch die einzelnen Akkorde mit ihm identifizieren und die Drei- und Vierklänge (hier: C-Dur und G7 in Grundstellung und allen Umkehrungen) mit ihm durchgehen und deren Funktion benennen. (Dies mit allen im System vorkommenden Akkorden.)

Ich finde man braucht eine Mischung aus Theorieaufbau und praktischem Erfolg. Auf diesem Level reicht es, so wenig zu machen, wie ich vorschlage.

Interessanter wird es im weiteren Verlauf des Stückes, aber ich fände es gut, wenn wir Stück für Stück vorgingen. Alles andere wäre für mein Empfinden zu unübersichtlich.

Nun dürft Ihr mir meine banale Sandkastenanalyse zerpflücken und wenn alles fertig ist, könnte man doch zum nächsten Abschnitt des Stückes übergehen.
Wir sollten aber nicht jemandem, der wissen möchte, wie man eine Glühbirne wechselt, erstmal die Brown'sche Molekularbewegung erklären. :-) Nicht böse gemeint...
 
Also ich kann Rosenspieß nur beipflichten. Die genannten, von Euch hier betriebenen Analysen sind zwar gut + wichtig aber für die tägliche Praxis des Klavierunterrichts vermutlich zu weitgehend. Ich habe ja auch geschrieben (in einem anderen Thread) das ich mit meiner Klavierlehrerin die Stück analysiere. Aber nicht auf dieser Art+Weise sondern so das mir die Grundstruktur des Stücks klar wird. Beispiel: Brahms Rhapsody Op.79, Nr.2 die ich grad spiele. Beim letzten Mal haben wir gefunden dass es da den ersten Teil mit der quasi Einleitung gibt, dann eine kurze Art Intermezzo, dann einen zweiten Teil der komplett andersartig gelagert ist (sotto voce) und im Laufe der Zeit nähern sich die Teile 1 und 2 aneinander an bis schließlich ein Teil kommt wo sie sich vermischen und dann zum Schluss wieder auflösen in ihre Einzelheiten. Ich meine also die Grobstruktur des Stückes und auch die Stimmungen zu analysieren, zu erfassen was der Komponist bezweckt hat indem er es so gemacht hat -- das sehe ich in meinem Unterricht für wichtig.

Die sehr tiefgreifende musiktheoretische Analyse ist im Klavierunterricht vermutlich zu viel des guten -- ganz abgesehen davon dass mir da die Grundlagen der Funktionstheorie etc. fehlen.

Nabend // Tom
 
Ich hatte mir schon so etwas in (funktions)harmonischer Hinsicht vorgestellt, wie es Keyla in dankenswerter Weise begonnen hatte. Für mich ist es nach wie vor nicht klar, wie in einer normalen Komposition innerhalb des horizontalen Ablaufs die vertikalen Strukuren abgegrenzt werden. In Keylas Beispiel war's ja kein Akt, da einfach Akkorde übergangslos aneinandergereiht waren, was ja sonst eher selten anzutreffen ist.

Aber solch allgemeine und komplexe Geschichten lassen sich in einem Forum wahrscheinlich sehr schwer abhandeln, da ständig neue Anregungen einfließen und kein strikter Diskurs durchgehalten wird. Werde mich mal lieber in die Literatur vertiefen und besser mit konkreten Einzelfragen kommen.

@Zeisig und Keyla
Danke für die Beantwortung meiner Frage. ;)
 
Hallo Wu Wei,

also ging es Dir schlussendlich doch um die harmonische Analyse eines Stückes.
Stelle doch einfach mal ein Stück rein, das für Dich interessant ist und wo Du Fragen zu hast.
 
Na ok, wie wäre es denn z.B. mit der zweistimmigen Invention No.1 C-Dur? Müssten doch die meisten kennen.
 
Na ok, wie wäre es denn z.B. mit der zweistimmigen Invention No.1 C-Dur? Müssten doch die meisten kennen.

Besser wäre vielleicht ein Choral gewesen, da Harmonik in zweistimmiger Musik nicht immer eindeutig ist.


In zweistimmiger Musik ist eine genaue Baßtonbezeichnung nicht unbedingt notwendig. Das bleibt der 3- und Vierstimmigkeit vorbehalten, da dort die Stimmen ihre Qualitäten als Unter- und Oberstimme besser entfalten können.

Die betonten Zählzeiten, die sogenannten Taktschwerpunkte, sind meist auch kadenziell wichtige Stellen, an denen oft Harmoniewechsel erfolgt. Allerdings ist das bei Bach nicht immer so. Oft tritt eine Verdichtung der Harmoniewechsel gegen Ende eines Abschnittes auf, z.B. auch in Form einer sogenannten Hemiole.
Nachdem das geklärt ist, sucht man die harmonischen Zellen und Felder auf. Das Ohr kann z.B. ein Intervall als Vertreter eines ganzen Akkordes auffassen. Das ist laut Hindemith eine sogenannte harmonische Zelle.
Bei harmonischen Feldern handelt es sich meist um Arppegios die eine eindeutige Funktionsbestimmung zulassen. Diese können durchaus auch Durchgangs- und Wechselnoten beinnhalten.

Inventio1

P.S.: Falls Fehler in der Analyse sind, bitte korrigieren! Ich kommen eigentlich eher aus dem Jazz/Latin Bereich.
 
Hallo Fred,

danke dir. Ich war mir ja auch nicht sicher, ob mein Vorschlag sinnvoll sei. Deshalb nur als Frage. Aber nun hast du schon so schnell reagiert. Muss ich mir abends in Ruhe ansehen. Bin nur jetzt schon erstaunt, wieso der zweite ein Dominantseptakkord ist. Nun gut, das F ist die 7 von G7, aber dass das dafür hinreicht, verstehe ich noch nicht. Habe anscheinen noch völlig falsche Vorstellungen von funktionsharmonischen Zusammenhängen.
 

Zurück
Top Bottom