Akkorde und Umkehrungen

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pianodreamer

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29. Feb. 2012
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Hallo zusammen,
ich hab da mal eine kleine Theoriefrage.
Ich lerne grad die Akkorde und ihre Umkehrungen in den drei Lagen (mit einem Buch zum Selbststudium der Musiktheorie)
Allerdings wird eine wichtige Frage nicht beantwortet:
Ist es eigentlich egal in welcher Oktave im Bass ich die Terz bzw die Quint spiele. Für die restlichen Töne ist es egal, heisst es in meinem Buch, solange der Melodieton der höchst ist und ich die Terz nicht unbedingt verdopple, ausser in der Terzlage, versteht sich.
Oder hab ich da was völlig missverstanden?
 
Weiß noch nicht, ob ich das richtig verstehe:

Du spielst z.B. c-e-g und möchtest wissen, ob Du c-e auch eine oder mehrere Oktaven tiefer als g spielen darfst?
 
Moin bushinski,
nicht ganz....

https://db.tt/ISYu2F7p

hier solltest du ein Bild finden, auf dem du siehst, was ich meine. Es geht um den vierstimmigen Sextakkord, bei dem ja die Terz im Bass gespielt wird und dder Grundton und der Melodieton (je nach Lage mit verdoppeltem Grundton, Terz oder Quint) im Violinschlüssel.
Natürlich kann ich das ganze nach oben oder unten verschieben, aber kann ich auch NUR den Terzton im Bass oktavieren?
Das selbe auch für die 2. Umkehrung, den Quartsextakkord, bei dem die Quinte im Bass liegt.
Ich hoffe, das war jetzt verständlicher... :-/
 
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Ja, kannst Du oktavieren wie Du willst, es ist und bleibt ein C-Dur-Sextakkord. Wenn Du klassischen Tonsatz, also z.B. Choräle aussetzen betreibst, sollte sich das am Umfang der Singstimme orientieren. Klanglich nicht so dolle ist auch, wenn der Abstand zwischen Bass und Tenor riesig wird, aber das sind jetzt schon Stilfragen.

Gruß
Axel
 
Wenn es sich darum handelt, einen Kantionalsatz (der sich nach den menschlichen Stimmen richtet) zu schreiben, würde ich, was den Baß betrifft, Maß nehmen am Stimmumfang. Daher wäre dann etwa F (große Oktave) nicht, oder nur ausnahmsweise einmal zu unterschreiten. Das wäre dann eine vertretbare Grenze, von der Axel schrieb.
 
Ich glaube, so weit wollte pianodreamer gar nicht gehen. Wenn ich das richtig verstehe, ging es einfach um die Grundsatzfrage, ob das in oktavierter Version immer noch als C-Dur-Sextakkord durchgeht. Was man dann in welcher Stilistik tonsatztechnich daraus macht, ist ja eine andere Frage.

Grüße
Axel
 
Ist mir völlig neu. Könntest Du die Tabelle mal hier anhängen?

Danke und Grüße
Axel


Nachtrag: Soll das die oben verlinkte Tabelle sein? Also das halte ich für eine höchst subjektive Einschätzung. Da kann man kaum von einer allgemein gültigen Regel sprechen, eher Tips für die Jazz-Praxis. Übrigens trifft das ja auch den Kern der Sache nicht. Hier geht es um verschiedene Intervalle, die in tiefer Lage mulmig klingen. In dem angeführten Bsp. kann das e im Bass des C-Dur-Sextakkords locker eine oder zwei Oktaven tiefer wandern, ohne dass ein solcher Fall eintritt. Um das zu erreichen, müsste man den Tenor mit verschieben.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zum Thema menschlicher Stimmambitus:

Wir singen im Domchor (Knabenchor) zur Zeit unter anderem die Markus-Passion von Reinhard Keiser (1674-1739) in der Fassung einer Aufführung unter Leitung von J. S. Bach am Hofe zu Weimar im Jahre 1713 und da kommt es durchaus mal vor, dass der Bass ein großes C singen muss. Und da wir das Werk natürlich gemäß den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis mit einem Barockorchester Aufführen, wird daraus dann auch noch ein klingendes Kontra-H.

Wer das singen kann, darf sich gerne mal bei mir melden...:D

Und da das Thema oben auch angesprochen worden ist: Die bekannten Verdopplungsregeln zum Sextakkord sind absoluter Schw*chsinn: Analysen zeigen:

1. In der Frühbarocken Musik war der Sextakkord sowieso keine Umkehrung, sondern Akkord mit Terz (z. B.: g) und Sexte (z. B.: c) über einem Grundton (z. B.: e).

2. Bei Bach - dem Ideal eines jeden klassischen Tonsatzunterrichtes - und auch den übrigen Komponisten seiner Zeit wurden alle Töne des Sextakkordes gleichhäufig verdoppelt, obwohl zu dieser Zeit der Sextakkord schon eindeutig als Umkehrung wahrgenommen wurde!

3. Erst für weltliche Musik der Klassik gelten die heute bekannten Regeln: Grunton verdoppeln, Quinte im Ausnahmefall, Terz auf keinen Fall!

4. Da sich die Kirchenmusik immer besonders am gravitätischen und ehrwürdigen Stil der Vergangenheit orientierte, finde man z. B. in Haydns Streichquartetten die modernen Verdopplungsregeln, in seiner Harmoniemesse hingegen die barocken.

5. Bei Sextakkorden auf der Dominante wurde die Terz auch bei Bach und der klassischen Kirchenmusik nie verdoppelt: Leittonverdopplung!

Herzliche Grüße

Euer Lisztomanie
 
Guten Abend,
vielen Dank für die ausführlichen Informationen.
Wie Axel schon bemerkt hat, ging es mir wirklich um die prinzipielle Möglichkeit. Dass es irgendwann nicht mehr "klingt", wenn man mit dem Ton im Bass zu tief geht, oder den anderen zu hoch, also den Akkord extrem auseinanderzieht, ist mir klar.
Allerdings wird es bei mir wohl nie soweit sein, dass ich mal irgendwas selber setze, geschweige denn komponiere (schon gar nichts 4-stimmiges). Ich will die Theorie nur lernen, weil ich denke, dass es einfach dazu gehört, wenn man Klavierspielen lernt (seit 2 Jahren nun bald als Späteinsteiger Ü40). Ich hoffe, es hilft mir besser zu verstehen, warum ich bestimmte Dinge übe und WIE am besten. Man versteht den Aufbau eines Stückes eher und kann andes üben.

Schönen Abend noch...
 

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