Achsendraht schmieren?

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Verehrte,

Wenn ihr neue Achsstifte einbaut, schmiert ihr sie (z.B. durch Benetzen mit Protek CLP) vor dem Einbau? Ich meine, in Michaels Videos gesehen zu haben, dass er sie trocken einbaut (es sei denn, die Schmierung wurde nicht im Video festgehalten). Besteht Gefahr, dass trocken eingebaute Achsen irgendwann anfangen zu quietschen, oder locker werden?

Es geht mir also vor allem darum, dass die Achse über lange Zeit möglichst konstante Reibung behält und still läuft.

Anmerkung: wenn überhaupt, dann würde ich nur Protek verwenden - kein Öl, Ballistol oder sonstwas. Meine Frage ist, ob ich überhaupt schmieren soll.

Ich habe mal die Reibung verglichen, vor und nach der Schmierung des Stifts. Ein kleiner Unterschied war festzustellen. An der senkrechten Kapsel aufgehängt, pendelte der bis auf 4 Uhr ausgehebelte Hammer 5 mal hin und her anstatt 4 mal. (5 halbe Pendelbewegungen bzw. 2½ ganze Pendelbewegungen).

Liebe Grüße,
Mark
 
An der selben Achse? Bereits das Ein- und Ausbauen der Achse verfälscht das Ergebnis!

Ja, an der selben Achse. Just um solche Verfälschung zu vermeiden, hatte ich den Stift ungeschmiert mehrere Male ein- und ausgebaut. Jedesmal schwang der Hammer 4 mal halb bzw. 2 mal voll. Dann leicht in Protek getunkt, und der Hammer schwang 5 mal halb bzw. 2½ mal voll.

Der klassische Tipp: zieh die Achsen durch deine Haare vor dem Einbau. Nein, das ist kein Witz, sondern ein uralter Trick.

Der ist mir bekannt, jedoch bin ich ein Gegner des Kopfspecks ;) und wasche deswegen täglich die Haare.

Ciao,
Mark
 
Hallo Mark,

Auch wenn Du es auf dem Video nicht gesehen hast, ich verwende immer CLP-Flüssig zumindest in homöopathischen Dosen. Manchmal befeuchte ich meine Handfläche nur ganz zart und schütte einen Schwung Achsstifte darauf, reibe ein wenig mit der anderen Hand hin und her und lege sie wieder in die Schatulle. ;-)
Übertreiben soll man es nicht...

Die Fütterungen sind von Mechanik zu Mechanik sehr unterschiedlich - manchmal hart, manchmal weich oder schon mal mit Öl behandelt oder übermäßig trocken bzw. zu geringer Fettanteil der Filzhaare. Einen Tipp, wie viel bei den Fütterungen vor zu reiben und Gleitmittel notwendig und auf alle vorkommenden Fütterungen gleichermaßen anwendbar ist, habe ich nicht - gibt es auch nicht.

Die größte Gefahr besteht darin, dass eine zu straffe Fütterung, die zu wenig vor gerieben wurde, durch das Gleitmittel kaschiert wird. Du kannst mal probieren, Deinen Test nach ein paar Tagen zu wiederholen. Wenn sich nichts geändert hat, ist es ok!

LG
Michael
 
Hallo Michael,

Herzlichen Dank für die Antwort - auch den Tipp mit homöopathischen Mengen. So reicht die Menge Protek, die du mir geschickt hast, auch weiter. :)

Gerade dein letzter Absatz ist mir sehr wertvoll, und genau dieser Test läuft momentan. :)

Ich habe einen Reibahlensatz von Hale. Der enthält ein paar Werkzeuge, deren deutsche Namen ich leider nicht kenne, sondern nur erraten kann... Neben Bohrer und Auspressdorn gibt es da einmal einen spitz zulaufenden "Aufweiter" ("reamer"), im Querschnitt quadratisch, mit sehr scharfen Kanten. Dieser ist mir viel zu aggressiv. Dann gibt's eine feine Miniatur-Rundfeile (ist das eine Reibahle?), ebenfalls spitz zulaufend, und dann noch eine "Polierahle"/"Glättahle" (Englisch: "burnisher" = Poliereisen), auch spitz zulaufend, und in der Abfertigung eher gebürstet, mit einem mikroskopisch feinen Linksgewinde - die trägt kein Material ab, sondern plättet es.

Ich hatte neulich ca. 10 Hämmer probeweise neu geachst, und zwar mit relativ wenig ausreiben, und ziemlich deftigem "burnishing" (plätten? anpressen? glätten?) und die Stifte erstmal trocken eingebaut. Nach der Probezeit, in der ich die Hammerköpfe abgezogen habe, sitzt von den Hämmern ca. die Hälfte nun zu stramm. Es ist also selbst beim "Trockentest" dasselbe passiert wie bei deinem Gleitmitteltest. Ich werde jetzt etwas mehr ausreiben, und die glatte Ahle nicht zum pressen, sondern nur zum glattlegen der Filzhaare verwenden - will aber tunlichst vermeiden, zuviel auszureiben.

Dank und Gruß,
Mark
 
Und, wie sah es nach ein paar Tagen mit dem Schaukeltest aus? Immer noch 5 mal?
 
Nach meiner (beschränkten) Erfahrung macht die Schmierung an der Langzeitstabilität einer Garnierung nicht viel aus. Vielmehr kommt es darauf an, dass sie korrekt ausgerieben und "geplättet" ist. Wenn sie das nicht ist, hilft die Schmierung auch nicht just weiter.

Und was Michael schrieb:

Die Fütterungen sind von Mechanik zu Mechanik sehr unterschiedlich - manchmal hart, manchmal weich oder schon mal mit Öl behandelt oder übermäßig trocken bzw. zu geringer Fettanteil der Filzhaare. Einen Tipp, wie viel bei den Fütterungen vor zu reiben und Gleitmittel notwendig und auf alle vorkommenden Fütterungen gleichermaßen anwendbar ist, habe ich nicht - gibt es auch nicht.

... das habe ich sogar innerhalb ein- und derselben Mechanik beobachtet. Hart, weich, trocken, etwas klebrig... Einige Garnierungen waren nach leichtem "Polieren" bzw. "Plätten" schon brauchbar, andere musste ich erstmal ausreiben. Einige waren gleich nach dem ersten Durchgang langzeitstabil, andere musste ich nochmal nachbehandeln (teilweise mit Alkohol/Wassergemisch).

Eins ist mir klargeworden: nach 88 Kapseln habe ich das noch lange nicht in einem Durchgang im Gefühl. (Wobei es im Diskant dann schon leichter wurde, und ich immer weniger "Ausreißer" hatte.) Deswegen war es von Vorteil, dass es mit dem Einbau der Mechanik keine Eile hatte, so dass ich immer nochmal nachbessern konnte.
 
Nach meiner (beschränkten) Erfahrung macht die Schmierung an der Langzeitstabilität einer Garnierung nicht viel aus. Vielmehr kommt es darauf an, dass sie korrekt ausgerieben und "geplättet" ist. Wenn sie das nicht ist, hilft die Schmierung auch nicht just weiter.

Und was Michael schrieb:



... das habe ich sogar innerhalb ein- und derselben Mechanik beobachtet. Hart, weich, trocken, etwas klebrig... Einige Garnierungen waren nach leichtem "Polieren" bzw. "Plätten" schon brauchbar, andere musste ich erstmal ausreiben. Einige waren gleich nach dem ersten Durchgang langzeitstabil, andere musste ich nochmal nachbehandeln (teilweise mit Alkohol/Wassergemisch).

Eins ist mir klargeworden: nach 88 Kapseln habe ich das noch lange nicht in einem Durchgang im Gefühl. (Wobei es im Diskant dann schon leichter wurde, und ich immer weniger "Ausreißer" hatte.) Deswegen war es von Vorteil, dass es mit dem Einbau der Mechanik keine Eile hatte, so dass ich immer nochmal nachbessern konnte.

Hallo Mark,

Deine Achsenfütterungen waren deshalb so unterschiedlich, insbesondere im Mittelbereich, weil davor schon alle möglichen Reparaturversuche unternommen wurden und das Schlimmste aller Mittelchen war bestimmt Ballistol. Irgendwann bekommst Du auch mal eine Mechanik, bei der alles viel leichter geht. ;-)

LG
Michael
 
Hallo Mark,

Deine Achsenfütterungen waren deshalb so unterschiedlich, insbesondere im Mittelbereich, weil davor schon alle möglichen Reparaturversuche unternommen wurden und das Schlimmste aller Mittelchen war bestimmt Ballistol. Irgendwann bekommst Du auch mal eine Mechanik, bei der alles viel leichter geht. ;-)

LG
Michael


Ich habe einen Flügel an der gerade an der Achse eine Art Öl klebt. (Motorradkettenöl?) Wie bekomme ich das weg? Seife?
 

Mal ganz blöde frage
Gibts immer keine bessere lösung für achsen als filzmantel zu verwenden.
Als Maschinebau ing. Könnte ich Teflon buchsen einpressen und dann auf H7 toleranzan nachreiben. Finearbeit gebe ich zu
Traut sich keinen hersteller dazu.
 
In der Theorie eine schöne Idee, in der Praxis hat Steinway New York in den 70er Jahren damit bittere Erfahrungen gemacht. Holz expandiert/schrumpft je nach Luftfeuchte, Teflon nicht. Ergebnis: Es klappert in der Mechanik.
 
Das könnte man ja wieder mit Filz oder so was ausgleichen (also zwischen Teflon und Holz als unbewegliche aber arbeitende Verbindung). Die Frage ist halt, ob die Kombination Achse/Teflon länger hält als Achse/Filz. Aus dem Bauch heraus würde ich vermuten, dass Achse/Teflon schneller ausklappert.
 
In der Theorie eine schöne Idee, in der Praxis hat Steinway New York in den 70er Jahren damit bittere Erfahrungen gemacht. Holz expandiert/schrumpft je nach Luftfeuchte, Teflon nicht. Ergebnis: Es klappert in der Mechanik.
Ach So...
ich glaube die Maschinenbauer sollen die Finger vom Klavier weg lassen,
Eine Klaviermechanik aus CNC gefertigtem Stahl / Alu gibts zum Glück noch nicht.
Chinesische Gong (Spaß bei Seite)

Ich sehe dass,
Die Verbindung " Lagerung" dürfte eigentlich nicht das Problem sein,
sonder zwischen Holz und Teflon (Buchse), Holz arbeitet Teflon nicht,
Eine einfache Bohrung im Holz unter feuchte Bedienung wird leider zu Oval sein, Das ist wirklich war, kommt drauf an , wie die Fasern Im Holz verlaufen sind. und auch das Holz selbst.

Erstaunlich ist das man für die Konstruktion keinen roten Kirschen Holz ( Hartholz) verwendet hat,
wie beim Klavier Steg. nochmal ich bin keinen Klavierbauer aber ich tippe das muss auch so sein.

Gedanklich könnte ich mich so vorstellen.

Große Bohrung ins Holz, Bohrung mit Öl schmieren, eine sehr heiße Kolbenstange ins Loch einstecken und drehen ( wichtig) dann einschließlich die Teflon Buchse ins Holz einpressen bzw. kleben. Die Teflon Buchse muss vorher Vorgebohrt sein.

ich glaube dass, die Araber und Ägypten für deren Räderkonstruktion vor 100 Jahren so gemacht haben.
Die Holz Fasern werden im Umfang einfach zugeschweißt, das Öl sorgt für die Schmierung
und vielleicht auf die Teflon Buchse kann man auch verzichten.

Die Verbrennung der Fasern verhindert die Dehnung im Kreis und verleiht auch Stabilität.

man muss nur das Licht im Labor wieder an machen und ein paar überstünden investieren und wenn das klappen würde, kann mich Steinway einen kleinen Geschenk machen.:001:
 
Ich schmiere Achsendraht mit Flugentenfett. Die Alten haben das Fett auch für erotische Zwecke verwendet.
Oder so.

Gauf! :017:
 
Mal ganz blöde frage
Gibts immer keine bessere lösung für achsen als filzmantel zu verwenden.
Als Maschinebau ing. Könnte ich Teflon buchsen einpressen und dann auf H7 toleranzan nachreiben. Finearbeit gebe ich zu
Traut sich keinen hersteller dazu.

Einfach mal nach Steinway und Teflon googlen. Damit ist die Frage beantwortet.
 
Ich glaube, @OE1FEU hat mich auf "ignore" gesetzt, sonst schriebe er nicht so redundant ;-)
 
Wo liegt denn das Problem? Gut gemachte Mechaniken können weit über 100 Jahre durchhalten. Wenn es Probleme mit der Reibung gibt, liegt das fast immer daran, das ein "Schmiermittel" eingesetzt wurde. Für den Restaurator ist das ein echtes Übel. Ausreiben hilft da wenig, wenn die komplette Garnierung verharzt ist.
 

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