Stummfilm Horowitz Chopin op. 10,8, op. 25,10

Bereits damals hat er den kleinen Finger immer so angewinkelt.
 
@Alter Tastendrücker wenn du einen "comment" scheust, muss mich das ja nicht hindern ;-)
(denken wir uns die Unschärfen der alten Filmtechnik weg)
Etüde F-Dur
Prima! Sichtbar ist deutliches non legato im vorgeschriebenen forte: die Töne werden weder gehämmert noch gedrückt, sondern bestens non legato/staccato "geschnellt", für forte mit viel Schwung von oben - das ist absolut richtig!
Etüde h-moll
deutlich sichtbare martellato Oktaven aus Arm und vermittelndem Handgelenk - interessant ist, dass einerseits viele 15 Folgen mit viel Schwung (forte) gespielt werden und dass er sich da offensichtlich auf Hall und Pedal verlassen hat, denn keinesfalls können da die inliegenden Cantus firmus Töne gehalten werden. Offensichtlich auf Rasanz (Tempo) und fortissimo angelegt (!!) Und das scheint mir der Makel an dieser Auswahl zu sein: da hätte man besser die Oktavenkadenz im Finale von Tschaikowskis b-moll Konzert oder das prestissimo der Lisztsonate wählen sollen.

Wie auch immer: die beiden Zeitlupen zeigen nichts "unnormales", aber ihr Demonstrationsmaterial ist nicht ideal. Jedenfalls zeigen sie nichts exotisches, was dazu anregen könnte, Horowitz irgendwelche Spezialtechniken anzudichten - der hat manuell prima gespielt!

...wenn eine Zeitlupe von den Sexten in der Soiree de Vienne vorhanden wäre... alle Pianisten rätseln, warum und wie die bei Horowitz so niederschmetternd kristallklar kommen... (und die Soiree ist kein ultraschwerer Fingerbrecher!!)...

...das einrollen des 5.Fingers ist was unwillkürliches, hat nichts zu sagen: bei manchen rollt der sich ein, bei anderen steht er ab, bei wieder anderen macht er nüscht - das besagt nichts.

Eines noch ist erwähnenswert: wo möglich, verzichtet Horowitz bei rasanten Passagen/Skalen auf den 5.Finger - offensichtlich kommt er ohne Busoni Fingersätze zurecht.

...wie er klanglich differenziert, zeigen die Zeitlupen nicht - dass er das besser als die meisten konnte, demonstrieren seine Aufnahmen. Ob Soiree de Vienne, Lisztsonate, dis-Moll Etüde, Vers la Flamme, b-moll Konzert (es gibt noch mehr) da hat er Maßstäbe gesetzt, an die derzeit keiner herankommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Beispiel chopin black keys (im meinem vorherigen Kommentar bei 2:00 ca. beginnend) Das vielen Leuten auffallende ist das extreme flache Handspiel. Mit lässig gestreckten Fingern spielen und damit mit der Fingerbeere die Tasten treffend tun andere auch in diesem sich dafür anbietenden Stück:

View: https://youtu.be/4pyqLbi2wLU
 
Wahrscheinlich würde man bei einer schwergängigeren Klaviatur schnell vom Fingerbeerenspiel abkommen.
 
Das vielen Leuten auffallende ist das extreme flache Handspiel. Mit lässig gestreckten Fingern spielen und damit mit der Fingerbeere die Tasten treffend tun andere auch in diesem sich dafür anbietenden Stück:

Wieder Mal eine der weniger erfreulichen Aufnahmen dieser fleißigen Dame.
Für Pianisten mit kleineren Händen gibt's zu einer flacheren Hand bei weiträumigen Passagen wenig Alternativen!
 

Horowitz' Mechanik war genauso leicht/schwergängig wie bei jedem anderen NY Steinway auch.

Sicher, aber man sollte einen wichtigen Faktor nicht unterschätzen. Für das Spielgefühl ist das Spielgewicht ein Teil die inneren Wiederstände in der Mechanik ein anderes. Und wie ein Flügel sich anfasst, bei dem in der Mechanik jedes Teilchen optimal und reibungsfrei funktioniert das ist schon sensationell!
Aber nicht so häufig!
 

Diesen Film über sein Spiel im letzten Lebensabschnitt hatte ich gewählt, um zu vergleichen.
Das "Fingerbeerenspiel" ist in der Stummfilmaufnahme teilweise zu sehen, aber nicht die dicht über den Tasten positionierten Hände.
Die enorm flache Hand dichtmöglichst über den Tasten ist womöglich eine Eigenart Horrowitzes, die sich erst mit der Zeit entwickelt hatte und vielleicht ein Geheimnis seiner offensichtlichen Virtuosität auch im Alter ist. Er hat so entspannt und ökonomisch mit der Bewegung umgehend sich die Beweglichkeit des "Spielapparates" erhalten .
Also so als Erklärungsversuch....:-)
 
Anno 1983 in Tokio:



So mancher vermutet hier fokale Dystonie.
 
Dass er nach diesem Desaster noch einmal so zurückkommen würde wie dann ab 1985, damit hat keiner gerechnet.
 
Eugen Tetzel benennt in seinem Buch "Das Problem der modernen Klaviertechnik" im dritten Abschnitt folgende physiologischen Anschlagmöglichkeiten:
  • Den (modifizierten) freien Fall
  • Der Wurf
  • Der Schlag
  • Der Schwung
  • Der Druck
  • Die Fingertechnik
  • Die Rollung
  • Die Gewichtstechnik

Und Horrowitz ist schön erklärt. Keine ungewöhnlichen Vorkommnisse.

Die Fingertechnik gemischt mit ein wenig Gewichtstechnik auch schön zu sehen im Video ...
 

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